SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.06.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
In der Osthälfte steigende Gewitterneigung. Am Freitag und Samstag auch markante
Entwicklung (bzgl. Starkregen sogar Unwetter nicht ausgeschlossen). Sonst
Andauer der Trockenheit und sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … hält die großräumige Blockierung über weite Teile Europas weiter an.
Ein breiter Rücken über Westeuropa zusammen mit einem Höhenhoch zwischen dem
Nordmeer und Skandinavien umschließt ein Höhentief bzw. Kaltlufttropfen (KLT)
mit Drehzentrum über Südpolen. Das Höhentief beeinflusst das Wetter in der
Osthälfte Deutschlands, dabei wird zunehmend von Polen her feuchtere Luft vor
allem in den Osten advehiert. Der Rest des Landes verbleibt in der
eingeflossenen trockenen Festlandluft.
Die Hebungsvorgänge um das Höhentief halten sich allgemein in Grenze: Lediglich
leichte WLA an der Nord- und Ostflanke des Höhentiefs sorgt für kompaktere
Bewölkung, die von Polen nach Deutschland ziehen. Mit der feuchteren Luft
steigen die PPW-Werte im Osten auf 20 mm an und eine gewisse Labilität
(CAPE-werte um 100 J/kg) kann sich dort aufbauen. Jedoch ist die
Wahrscheinlichkeit für Gewitter am Abend gering.

In der Nacht zum Donnerstag fallen eventuelle Gewitter sowie die flache
Quellbewölkung im Rest des Landes in sich zusammen und die Nacht verläuft

dann ruhig: im Westen klar, im Osten wolkig durch den Einfluss des Höhentief,
das sein Drehzentrum langsam nach Nordpolen verlagert. Die Luft kann sich durch
die trockene Luft stark abkühlen, bis auf Werte zwischen 13 und 7 Grad.

Donnerstag … ändert sich an der fest gefahrenen großräumigen Wetterlage nur
wenig. Das Höhentief verlagert sein Drehzentrum zur polnischen Ostseeküste in
der Nähe der Odermündung. Dabei dauert die Feuchteanreicherung weiter an, aber
auch in die Westhälfte können nun vermehrt, allerdings noch immer sehr lockere
hohe und mittelhohe Wolkenfelder vordringen, so dass dort zwar noch immer der
sonnige Eindruck überwiegt, aber nicht mehr komplett wolkenlos bleibt.
Mit einer leichten Abkühlung der mittleren Troposphäre (in 500 hPa auf etwa -17
Grad im Südwesten und -21 Grad im Nordosten) bei nahezu gleichbleibenden 850
hPa-Temperaturen setzt sich die Labilisierung der Luftmasse weiter fort, wobei
im Westen nach wie vor eine recht ausgeprägte Sperrschicht in 650 bis 600 hPa
höher reichende Konvektion verhindert, sodass es dort die Gewitterneigung sehr
gering bleibt.
Anders sieht es dagegen in der Osthälfte aus. Dort ist die Luftmasse teilweise
hochreichend labil geschichtet (CAPE-Werte zwischen 100 und 500 J/kg). Zudem
steigen die PPW-Werte im Osten weiter auf Werte um 25 mm an. Allerdings bleibt
es dort längere Zeit noch stark bewölkt, sodass fraglich ist, ob und wo genau
durch Einstrahlung genügend CAPE für nennenswerte Konvektion generiert werden
kann. Für vereinzelte Entwicklung sollte es dann reichen. Die
Begleiterscheinungen sind der Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit, der
kleinkörnige Hagel und steife bis stürmische Böen 7 bis 8 Bft. Mangels
hochreichender Scherung ist allgemein von pulsierenden Einzelzellen auszugehen,
die sich mit Hilfe der Orographie zu kleinen Multizellensystemen organisieren
können. Bevorzugte Regionen sind die östlichen Mittelgebirge und die Gebiete
nahe der polnischen Grenze sowie die östlichen Alpen. Ein geringes
Gewitterrisiko besteht auch in den zentralen Mittelgebirgen und durch eine
Feuchteflusskonvergenz in Schleswig-Holstein bis in das östliche Niedersachsen.

Im Westen bleibt es bei sommerlichen Temperaturen zwischen 25 und 29 Grad. Im
Osten durch die dichtere Bewölkung wird es mit 21 bis 24 Grad nicht so warm.

In der Nacht zum Freitag kommt das Höhentief weiter Richtung Odermündung voran.
Dabei verstärkt sich im Nordosten die WLA und die Zufuhr feuchter Luftmassen,
vor allem von Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg fällt gebietsweise teils
schauerartig verstärkter Regen, wobei kurze Gewitter nicht ausgeschlossen sind.
Flächendeckend nennenswerte Mengen dürften aber kaum zusammenkommen.
Ansonsten fällt eventuell vorhandene Konvektion aber rasch in sich zusammen und
es bleibt weitgehend trocken. Insgesamt verläuft die Nacht überall etwas
bewölkter als die Vornächte, so dass es nicht mehr ganz so stark auskühlt. Meist
liegen die Tiefstwerte zwischen 15 und 8 Grad.

Freitag … bleibt das Höhentief aufgrund des nach wie vor blockierenden
Höhenrückens über Westeuropa dann quasistationär. Unter dem Höhentief fällt der
Bodendruck leicht und mit dem Bodenhoch mit Schwerpunkt über dem Nordmeer dreht
die Strömung von Ost bis Nordost auf mehr Nord bis Nordwest. Um das Höhentief
sind die Hebungsvorgängen allgemein nicht besonders stark ausgeprägt. Jedoch
leichte WLA und PVA an der Nordflanke sorgen dafür, dass die Wolkendecke im
Nordosten am dichtesten bleiben. Dort befindet sich auch die feuchteste Luft
(PPW-Werte um 25 mm) und zumindest vormittags fällt weiterhin gebietsweise
schauerartiger Regen. Dies hat aber Folgen für das Aufbauen der Labilität im
weiteren Tagesverlauf.
Die Modelle suggerieren, dass es mit den Auflockerungen dann klappen würde.
Somit werden dort CAPE-Werte zwischen 200 und 500 J/kg simuliert. Ein anderer
Schwerpunkt mit höheren CAPE-Werten ist die Alpenregion und teilweise die
östlichen Mittelgebirge. Ansonsten ist die Luftmasse zu trocken, um CAPE zu
generieren trotz der hohen Lapsrate. Dann reicht es nur für ein paar
hochreichende Quellwolken. Im Nordosten, an den Alpen und an den östlichen
Mittelgebirgen können je nach Einstrahlung dann einzelne starke Gewitter bilden.
Bei weiterhin kaum vorhandener Scherung dürften eventuelle Gewitter einen
ähnlichen Modus wie am Vortag aufweisen (pulsierende Einzelzellen, die sich zu
kleinen Multizellensystemen organisieren können). Dabei besteht vor allem im
Nordosten und Osten aufgrund der hohen PPW-Werte ein leicht erhöhtes Risiko für
größere Hagelansammlungen und auch für unwetterartigen Starkregen, am ehesten
wohl im östlichen Mittelgebirgsraum bzw. im Bereich lokaler
Feuchteflusskonvergenzen.
Insgesamt zeigt sich die Sonne nun auch in den mittleren Landesteilen wohl etwas
seltener als in den Vortagen, sodass es dort wohl nicht mehr ganz so warm wird,
während sich im Westen wohl kaum etwas ändert.

In der Nacht zum Samstag bleibt das Höhentief nahezu quasistationär im Bereich
der Oder liegen. Dabei bleibt an dessen Westflanke permanent ein schwacher
Hebungsantrieb aufrecht, sodass die konvektive Aktivität von Ostholstein bis
nach Sachsen bzw. Thüringen und östlich davon nur langsam zum Erliegen kommt.
Gebietsweise kann es dort auch noch bis weit in die zweite Nachthälfte hinein
Schauer, vereinzelt Gewitter geben.
Ansonsten fallen eventuelle Schauer und Gewitter aber alsbald in sich zusammen,
vor allem im Westen und Südwesten verläuft die Nacht gering bewölkt. Sollten die
Wolken innerhalb der feuchten Luft im Nordosten stärker auflockern, kann sich
Nebel bilden. Die Tiefstwerte ändern sich gegenüber der Vornacht kaum.

Samstag … Am Samstag füllt sich das Höhentief etwas auf und bleibt weiterhin
quasistationär. Gleichzeitig verstärkt sich der Einfluss des Rückens über
Westeuropa in der Südwesthälfte Deutschlands und sorgt dort für eine
Stabilisierung der Luftmasse. Ansonsten bleibt vor allem die Nordosthälfte in
der feuchten und labil geschichteten Luftmasse, in der erneut einzelne Gewitter
mit ähnlichen Begleiterscheinungen wie am Vortag entwickeln können. Die PPW- und
die CAPE-Werte sind durch die stärkere Einstrahlung sogar etwas höher als am
Freitag, sodass die Unwettergefahr durch heftigen Starkregen etwas höher als am
Vortag ist.
In der Südwesthälfte wird durch mehr Sonne wieder die 30-Grad-Marke geknackt und
auch im Osten wird es eins bis zwei Grad wärmer.

Der Wind spielt über den gesamten Zeitraum kaum eine Rolle, außer in den
Gewittern.

Modellvergleich und -einschätzung

Modellunterschiede lassen sich im Kurzfristzeitraum großräumig keine ausmachen,
selbst Position und Zugbahn des Höhentiefs werden sehr ähnlich simuliert.
Am Freitag und am Samstag besteht bzgl. Starkregen lokal eng begrenzt durchaus
eine gewisse Unwettergefahr, vor allem im Nordosten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marco Manitta