#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 09.06.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.06.2023 um 10.30 UTC
Sommerlich warm, aber leicht wechselhaft.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.06.2023
Am nächsten Montag ist die Strömung über Europa durch eine Omegalage über
Westeuropa blockiert. Daraus resultiert eine Bodenhochdruckzone über Nordeuropa,
die bei uns über Mitteleuropa eine warme östliche Strömung verursacht. Ein über
Osteuropa abgetropfter Trog hat einen Kaltlufttropfen zur Folge, der Ostpolen
erreicht. Das hat noch keine Auswirkungen auf unser Wetter. Es bleibt unter
leichtem Absinken und in trockener Luft sonnig und trocken. Eine leichte
Gewitterneigung beschränkt sich auf inneralpine Bereiche. Die Temperatur steigt
auf 25 bis 31°C mit den höchsten Werten im Westen und den Niedrigeren nach
Südosten zu.
Am Dienstag verschwindet das schöne Omega, die blockierende Hochdruckzone über
Nordeuropa aber nicht. Der Kaltlufttropfen zieht nach Westen und erreicht etwa
den Bereich Südwestpolen, Riesengebirge. Die positive Vorticityadvektion auf
seiner Vorderseite wird durch Kaltluftadvektion weitgehend kompensiert, sodass
außer einigen Wolken im Osten und Südosten kaum etwas passiert. Eine leichte
Schauerneigung gibt es nahe Oder und Neiße sowie im östlichen Mittelgebirgsraum.
Die Ostströmung ist nicht mehr ganz so warm. In der Westhälfte stehen 24 bis
29°C zur Debatte, sonst 21 bis 26°C.
Am Mittwoch hat das Hochdruckgebiet über Südnorwegen und Südschweden seinen
Schwerpunkt und hinterlässt über Deutschland die schon bekannte
Ostnordostströmung mit mäßig warmer bis sehr warmer Luft. Der Kaltlufttropfen
greift nun stärker ins Geschehen ein. Sein Zentrum liegt über Tschechien und
Bayern. Troganteile, die ihn umlaufen, und später von Osten leichte WLA bringen
Hebung ins Spiel, die im Osten und Südosten Regenfälle auslöst. Nahe dem
Höhentief, eventuell auch über Sachsen von Osten her, sind einzelne Gewitter
möglich.
Am Donnerstag weitet sich das Höhentief noch nach Nordwesten aus. Bei geringen
Druckunterschieden bodennah und mäßig warmer bis warmer Luft, wird Diese aber
feuchter und es treten gebietsweise schauerartige Regenfälle und einzelne teils
kräftige Gewitter auf. Nur der Nordwesten und Westen liegt zu nahe an der
Hochdruckzone und bleiben unter leichtem Absinken meist trocken. Hier scheint
längere Zeit die Sonne, sonst nehmen die Wolkenanteile zu. Im Norden und Westen
bleibt es sommerlich warm, nach Südosten hin werden die 25°C eher selten
überschritten.
Am Freitag bildet sich eine mehrkernige Potentialrinne, die vom Mittelmeer über
die Alpen und Deutschland nach Norden reicht. In feuchter und instabiler Luft
bilden sich erneut, teils kräftige Schauer und Gewitter. Nach aktueller Lesart
am wenigsten im Nordwesten, was aber sehr unsicher sein dürfte.
In der erweiterten Mittelfrist hält sich die Hochdruckzone über Nordwest- und
Nordeuropa. Für uns in Mitteleuropa sollen aber teilweise weiter zyklonale
Strukturen in der Höhe bestimmend bleiben mit unbeständigem Wetter.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der letzten Läufe des europäischen Modells ist zufriedenstellend.
Schwächen liegen in der Simulation des Kaltlufttropfens. Dieser wird in der
aktuellen Lösung mehr und schneller nach Mitteleuropa herein gesteuert. Die
Vorläufe hatten ihn teilweise deutlich weiter nach Südosten entfernt im
Programm, allerdings auch immer mit Auswirkungen auf das Wetter zumindest in
Teilen von Deutschland.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen globalen Modelle zeigen ebenfalls die anhaltende Blockinglage mit
dem von Osten heranziehenden Kaltlufttropfen. ICON hat die forscheste Variante
zu bieten und lässt den entstehenden Trog am Ende nach Westen durchschwenken.
UKMO rechnet eher zögerlich und will das Höhentief nicht so recht zu uns
hereinziehen lassen. GFS und IFS liegen irgendwo dazwischen. Alle Modelle eint
das mehr oder weniger wechselhafte, wenigstens mit leichter Gewitterneigung
versehene Sommerwetter.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des deterministischen Laufs. Bei geringem Spread verläuft dessen Kurve
nahe dem Median der Ensemblerechnungen. Nach einem Temperatur- und
Geopotentialminimum (T850, Geopot 500 hPa) am Dienstag und Mittwoch geht es
langsam aufwärts, dann rutscht der Hauptlauf aber in die unteren Regionen der
Ensembleschar. Ab Wochenmitte kommen von Osten her vermehrt Niederschlagssignale
auf, die im Westen am schwächsten ausgeprägt sind.
Die Clusterung hat nach einem Cluster bis +96h, im Zeitraum bis +168h Zwei zu
bieten. Diese unterscheiden sich gar nicht mal so sehr. Dem hohen Geopotential
über Nordwesteuropa stehen in der Höhe zyklonale Strukturen über Mitteleuropa
gegenüber, die zur erweiterten Mittelfrist (wieder nur ein Cluster) sicher auch
wegen des Prognosehorizonts verschwimmen.
Die ENS des amerikanischen Modells zeigen ein ähnliches Verhalten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im Verlauf der nächsten Woche, etwa ab Mittwoch, nimmt die Gewitterneigung
wieder zu. Dann sind einzelne starke Gewitter möglich, die vor allem mit
Starkregen und Hagel verbunden sein können. Signale dafür sind in den
probabilistischen Verfahren nur spärlich gesät.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, Mos Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner