SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.06.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Von Südosten zunehmend feuchter mit schauerartigen Regenfällen und einzelnen
Gewittern. Dennoch keine flächendeckende Linderung der Trockenheit! Im Norden
ohnehin weiter trocken. Sommerlich warm.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … hat sich am Südostrand des blockierenden Hochs bei Schottland ein
Höhentief nach Deutschland voran gearbeitet. Dieses liegt aktuell im Raum
Leipzig und verlagert sich in den kommenden Stunden kaum. Südlich der
Hochdruckbrücke am Boden, die über die Britischen Inseln und Jütland hinweg bis
nach Belarus verläuft, ist die östliche Strömung zwar leicht zyklonal gekrümmt,
ein eigenes Rotationszentrum lässt sich aber nicht wirklich ausmachen. Daher
fungiert das Höhentief als Kaltlufttropfen.

Auf dessen Vorderseite gelangt feuchtere Luft über Ostbayern und Sachsen bis
nach Südbrandenburg und dreht später nach Nordwesten ein. Das Regengebiet, in
das vereinzelt auch Gewitter eingelagert sein können (Spuren von MU CAPE)
breitet sich analog über Sachsen ins südliche Brandenburg und zum südlichen
Sachsen-Anhalt und zum Altenburger Land aus.
Dabei ist Starkregen an der Grenze zu Tschechien nicht ganz ausgeschlossen, aber
unwahrscheinlich. Immerhin fallen im Erzgebirge 10 bis 15 l/qm. Bis in die
Waldbrandgebiete nach Jüterbog und Umgebung greifen so aber wahrscheinlich nicht
aus. Dort fallen allenfalls in den Frühstunden und am Vormittag wenige Tropfen.

Ansonsten lassen die Schauer und Gewitter über Bayern nach, bei Auflockerungen
kann sich in der feuchten Luft Nebel bilden.

Sonst ergeben sich kaum Änderungen; im weitaus größten Teil Deutschlands ist die
Nacht klar. Aufgrund der fortschreitenden Erwärmung der Luft kühlt es nicht mehr
so ab wie in den Nächten zuvor. Meist liegen die Tiefstwerte zwischen 13 und
7°C. Auch Bodenfrost tritt nicht mehr auf.

Dienstag … ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung wenig. Das
blockierende Hoch hält weiter die Stellung und der davon ausgehende Keil nach
Osten hin auch. Der Kaltlufttropfen verlagert sich von Thüringen langsam
westwärts und erreicht zum Abend das Rheinland. Auffällig ist, dass das Tief in
tieferen Schichten zwar nach Osten zurückhängt, die Advektionsprozesse dennoch
nur sehr schwach sind. „Kaltlufttropfen“ ist in diesem Zusammenhang auch fast
etwas irreführend, schließlich reden wir bei diesem Exemplar von „nur“ -18°C in
500 hPa. Zum Vergleich: Im Hoch bei Schottland sind es -15°C.

Die Schliere mit der feuchten Luft weitet sich von Sachsen und Südbrandenburg
bis nach NRW aus, wobei sich gerade nach Westen hin die Feuchte auf mittlere
Troposphärenniveaus beschränkt. Außer Fallstreifen wird deshalb dort nicht allzu
viel passieren. Vor allem vom Erzgebirge bis zum Harz kommt es gelegentlich noch
zu leichten Regenfällen. Die kompakte Bewölkung dämpft die Labilisierung
tagsüber signifikant, so dass Gewitter in diesem Streifen nur ganz vereinzelt
auftreten (elevated/embedded im Osten, hochbasig oder orographisch getriggert im
Westen).

Das größte Gewitterpotential besteht in der Osthälfte Bayerns, wo die Luftmasse
ausreichend feucht ist und durch die Einstrahlung auch ML CAPE bis 500 J/kg
generiert wird. Bei PPW’s bis 30 mm und nur langsamer Zuggeschwindigkeit bliebt
Starkregen die gängigste Begleiterscheinung. Örtlich kann es aber auch Hagel bis
2 cm bzw. Ansammlungen geben.

Ganz im Norden und im Südwesten bleibt die Luftmasse ziemlich trocken, so dass
weiterhin der Sonnenschein dominiert bei Höchstwerten bis 28°C. An der Nordsee
bei auflandigem Wind sowie unter den dichten Wolken in den östlichen
Mittelgebirgen werden kaum 20°C erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch wird der KLT im Bereich der Eifel quasistationär.
Zwischen 500 und 700 hPa bildet sich über dem Böhmischen Becken ein zweites und
damit in der Summe nun dipolartiges Gebilde aus. An dessen Nordflanke wird die
Feuchtezufuhrt gestützt und auch schwaches Aufgleiten findet statt. So regnet es
vor allem im Bereich der zentralen Mittelgebirge hin und wieder noch ein wenig,
anfangs auch noch schauerartig verstärkt. Ein eingelagertes Gewitter ist nicht
gänzlich auszuschließen, aber unwahrscheinlich.

Sonst verläuft die Nacht teils klar und vor allem zwischen Main und Donau bildet
sich teils dichter Nebel. Von der Nordsee drückt mit nördlichen Winden wieder
etwas kompaktere SC-Bewölkung landeinwärts. Die Tiefstwerte liegen zwischen 14
und 10°C unter den Wolken. Bei längerem Aufklaren kühlt es bis 6°C ab.

Mittwoch … bleibt sowohl das Höhentief im Bereich der Eifel als auch der
schwächere und nur in mittleren Troposphärenschichten ausgeprägte Dipol über dem
Böhmischen Becken nahezu ortsfest. An deren Nordflanke sorgt schwache
Warmluftadvektion nach wie vor für geringe Hebungsantriebe. Die Druckverteilung
am Boden bleibt ziemlich flau, wobei sich im Tagesverlauf auch ein schwaches
Bodentief über der Lausitz abzeichnet.

Dadurch sind kleinräumig konvergente Strömungen am Boden wahrscheinlicher als an
den Vortagen. Zudem bekommt die kompakte Bewölkung über der Mitte immer mehr
Lücken und es wird in einem breiten Streifen von NRW bis nach Sachsen vermehrt
ML CAPE von mehreren 100 J/kg, stellenweise bis an die 1000 J/kg generiert.
Ausgehend von der Orographie sind im Tagesverlauf vor allem über der Mitte doch
etwas zahlreicher Schauer und Gewitter zu erwarten. Auch wenn die
(hochreichende) Scherung weiterhin nahezu komplett fehlt, so sind doch einzelne
Unwetter nicht auszuschließen, insbesondere bezüglich Starkregens über 25 l/qm
binnen einer Stunde.

Die zunehmende Labilisierung hat neben der Einstrahlung auch mit einer
fortschreitenden niedertroposphärischen Erwärmung von Osten her zu tun. So
steigen die 850er Temperaturen flächendeckend auf 10 bis 14°C. Damit sollte es
doch recht verbreitet von Vorpommern bis zum Oberrhein für einen Sommertag
reichen.

Im Norden und auch im Süden und Südwesten sind Grenzschicht und auch die
mittlere Troposphäre ziemlich trocken, so dass es dort weitgehend trocken und
auch sonnig bleibt.

In der Nacht zum Donnerstag fallen Schauer und Gewitter mit Ende des Tagesgangs
allmählich in sich zusammen. Ausnahme könnte die Region von Sachsen bis zum Harz
sein, wo ein nordwärts schwenkender Randtrog für etwas dynamische Hebung und
schauerartige Regenfälle (vereinzelt mit eingelagerten Gewittern) sorgt. Diese
Entwicklung ist allerdings noch unsicher und hängt maßgeblich mit der genauen
Positionierung und Konturierung der Höhenströmung zusammen. Im aktuellen 12z
ICON Lauf hat dieser die einst simulierten Niederschläge fast vollständig wieder
verworfen.

Im Rest des Landes verläuft die Nacht teils locker bewölkt, teils klar bei 14
bis 8°C.

Donnerstag … ist das einstige, stolze Blockadehoch über Schottland einer nur
noch rudimentär vorhandenen Brücke von den Britischen Inseln über die Deutschen
Küstengebiete hinweg bis nach Belarus reichend gewichen. Bodennah verlagert sich
der Hochschwerpunkt zunehmend zum Nordmeer, weshalb sich die Großwetterlage bei
HNz eingliedert lässt. „Z“ wie zyklonal deshalb, da das umfangreiche Höhentief,
das noch immer als Kaltlufttropfen fungiert, weiter über Süddeutschland seine
Kreise zieht. Bezüglich des Schwerpunktes und der genauen Ausprägung gibt es
noch kleinere Modellunterschiede.

Kleinere Randtröge, die das doch recht umfangreiche Höhentief umlaufen, sorgen
dabei immer wieder für leichte Hebungsimpulse. Feuchte und Labilität überlagern
sich nun immer gewinnbringender, so dass – grob gesprochen südlich einer Linie
Münsterland – Lausitz mit Schauern und teils kräftigen Gewittern gerechnet
werden muss. Die Randbedingungen verändern sich zwar kaum (PPW bis 30 mm), aus
der Luftmasse wird aber nun mit dynamischer und thermischer Unterstützung „mehr“
herausgeholt. So muss man bei ML CAPE teils bis 1500 J/kg in Teilen
Süddeutschlands etwas häufiger auch mit lokalen Unwettern durch heftigen
Starkregen und größeren Hagelansammlungen rechnen. Eine verbreitete Unwetterlage
nebst notwendiger Vorabinformation zeichnet sich – Stand heute – aber nicht ab.
Dazu fehlt es dann doch an hochreichender Scherung.

Im Norden führt der Wind aus Nord bis Nordost weiterhin recht trockene und von
der See auch mit einem „kühlen Fuß“ versehene Luft landeinwärts. So bleibt es
dort sonnig und trocken. An den Temperaturen ändert sich wenig. Mit Ausnahme des
Nordens werden sich die 24 bis 28°C aber zunehmend schwül anfühlen. Auf den
Nordseeinseln bleibt es bei 15°C kühler.

Modellvergleich und -einschätzung

Unterschiede gibt es vor allem zum Donnerstag mit der Behandlung des KLT. Dies
führt entsprechend auch zu unterschiedlichen Schwerpunkten der Niederschläge.
Angesichts der Trockenheit in vielen Regionen besteht die dringende Hoffnung auf
Niederschläge, die bei vergleichbaren Lagen in der Vergangenheit allerdings
schon allzu oft enttäuscht wurden. Auch wenn es in der Summe in weiten
Landesteilen schwüler und gewitterlastiger wird, so werden viele am Ende doch
viele wieder leer ausgehen. Bei den ausgetrockneten Böden ist auch der
oberflächliche Abfluss bei Starkregenfällen nicht zu unterschätzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen