SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 02.06.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges und warmes Sommerwetter. Im äußersten Süden einzelne Schauer und
Gewitter, lokal mit Starkregen, kleinem Hagel und stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … sehen wir uns einer eingefahrenen Wetterlage gegenüber, die aufgrund
ihrer Konstellation als Blockierung wohl auch noch länger Bestand haben wird.
Im Mittelpunkt steht dabei eine umfangreiche Höhenantizyklone, die im Prinzip
den gesamten Nordatlantik von Grönland bis zur Biskaya und bis nach Skandinavien
abdeckt und ein Zentrum bei Irland hat. Deutschland befindet sich in
Südost-Randlage davon, genauso wie vom korrespondierendem Bodenhoch WIOLA,
dessen Kern südwestlich von Island liegt.
Über Skandinavien und dem Baltikum hat sich derweil ein Trog eingefunden, der
aktuell noch den Nordosten von Deutschland touchiert. In den Nachtstunden
schwenkt der Trog bereits nach Osten ab, führt allerdings einen Randtrog von der
Nordsee nach Deutschland. Große Wetterwirksamkeit kann dieser nicht entfalten,
da weder PVA noch WLA zu sehen sind und das Absinken von Hoch WIOLA dominiert.
Vielmehr wird durch das steigende Geopotenzial hinter dem abziehenden Trog eine
neue Bodenhochzelle über Polen und dem Osten Deutschlands induziert. Sie wird
den Namen XAMARA tragen und mit WIOLA eine Hochdruckbrücke bilden. Die
Großwetterlagenanalyse nach James spuckt jedoch weiterhin „HNa“ aus, weil XAMARA
als Keil von WIOLA gedeutet wird.
Beim Wetter verspricht das wenig Action. So verläuft die Nacht in den meisten
Gebieten locker bewölkt oder klar und trocken.
Im Bereich einer sich auflösenden Kaltfront kann es über der Mitte des Landes
zeitweilig noch stärker bewölkt sein.
Postfrontal setzt sich von Norden her kühlere Luft mit T850 hPa von 1 bis 7 Grad
durch, ganz im Süden liegt die T850 hPa weiterhin bei 8 bis 12 Grad. In 2 m sind
Tiefstwerte von 12 Grad im Süden bis 2 Grad im Nordosten zu erwarten. Dort ist
die kühlere Luft auch deutlich trockener und daher ist bei niedrigen Taupunkten
sowie einschlafendem Nordostwind lokal mit leichtem Frost in Bodennähe zu
rechnen.
In den anderen Gebieten weht der Wind schwach bis mäßig.

Samstag … bewegt sich der schwache Randtrog über Deutschland hinweg nach
Südosten und erreicht in den Abendstunden Sachsen. Viel zum Wetter hat er
allerdings bei weiterhin fehlender Hebung im absinkdominanten Umfeld der
Hochdruckbrücke nicht beizutragen, allenfalls ein paar harmlose Wölkchen hat er
durch leichte Anfeuchtung der Luftmasse im Schlepptau. Meist scheint jedoch bei
nur flachen Quellwolken die Sonne länger vom Himmel.
Darüber hinaus kann der Kurzwellentrog auch nicht mögliche Schauer und Gewitter
an den Alpen und im Südschwarzwald substanziell befeuern. Da sich die feuchte
Luft bei nachlassender Nordströmung wieder ein wenig über den Alpenhauptkamm
nach Norden ausbreitet, sind in den genannten Bereichen vor allem mithilfe der
Orografie lokal Schauer und Gewitter denkbar.
ML-CAPE steht dabei bis rund 1000 J/kg zur Verfügung, Scherung und SRH dagegen
kaum. Die Strömung trägt wiederum nicht dazu bei, dass die Zellen schnell ziehen
und sich zum Teil kaum schneller als mit 10-20 km/ weiterbewegen. Bei PPW’s um
20 mm ist lokaler Starkregen also nicht ausgeschlossen.
Bei den CAPE-Werten sind auch kleiner Hagel bzw. Hagelansammlungen, in einer
trockenen Grundschicht („Inverted-V“) zudem starke bis stürmische Böen (Bft 7
bis 8) möglich. Auf der anderen Seite ist die mittlere Troposphäre ab rund 600
hPa sehr trocken, was mögliche Überentwicklungen durch Entrainment trockener
Luft schnell hemmen könnte.
Die eingeflossene kühlere Luft erwärmt sich langsam auf T850 hPa von 3 bis 10
Grad, im Süden auf 10 bis 12 Grad. Das treibt die Temperaturen in 2 m auf 20
Grad im Norden bis 27 Grad im Süden, in den Bergen und direkt an der See bleibt
es etwas kühler.
Der Wind weht häufig mäßig und leicht böig aus Nordost.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der Trog nach Tschechien weiter und
zeigt dabei Abtropftendenzen Richtung Südwestdeutschland. Diese liefern den
Schauern und Gewittern im äußersten Süden Null Support, sodass diese bei
fehlendem Tagesgang rasch wieder in sich zusammenfallen.
Ansonsten zieht Hoch WIOLA im Zusammenspiel mit Hoch XAMARA, nun mit Zentrum
etwa über Weißrussland, die Fäden bei uns. Das beschert uns eine gering bewölkte
oder klare Nacht.
Die Temperaturen sinken bei Tiefstwerten von 14 Grad im Südwesten bis 3 Grad im
Nordosten in ähnliche Bereiche wie in der Vornacht, womit im Nordosten und Osten
bei schwacher Windbewegung erneut die Gefahr von leichtem Frost in Bodennähe
besteht.
In den anderen Landesteilen weht schwacher, teils mäßiger Nordostwind.

Sonntag … gibt es kaum Änderungen. Der abtropfende Teil des Trogs dehnt sich
zwar bis Südwestdeutschland aus, bleibt aber schwach auf der Brust und ohne
größeren Einfluss.
Die Hochdruckbrücke reicht dann von Hoch WIOLA (oder deren Ableger) über
Deutschland und Polen hinweg bis ins südwestliche Russland.
Durch das starke Absinken und daraus folgender geringer Bewölkung wird der
Sonnenschein in den meisten Landesteilen zu 80 bis 100 % ausgeschöpft, was 13
bis 16 Stunden bedeutet. Etwas mehr Wolken können zeitweise an der Nordsee
durchziehen. Diese driften mir Nordwestwinden knapp nördlich der Keilachse
hinein, schaffen es jedoch kaum landeinwärts, weil sie über der warmen
Landfläche keine großen Chancen zum Überleben haben.
Am Alpenrand kann die feuchte Luftmasse neuerlich vor allem durch die Orografie
aktiviert werden, sodass dort wie am Vortag Schauer und Gewitter möglich sind.
Die Luftmasse trocknet im Vergleich zum Vortag aber etwas ab bzw. zieht sich ein
wenig zurück, lokaler Starkregen, kleiner Hagel und stürmische Böen (immer noch
trockene Grundschicht) sind allerdings weiterhin nicht ausgeschlossen.
Die Erwärmung schreitet weiter voran, sodass die T850 hPa auf 4 bis 12 Grad
steigen, was am Boden Höchstwerte von 20 Grad im Norden bis 28 Grad im Süden
bedeutet. An der See bleibt es bei auflandigem Wind erneut kühler.
Der Nordostwind weht im Nordosten meist nur schwach, sonst vielfach mäßig und
leicht böig.

In der Nacht zum Montag ergeben sich keine signifikanten Änderungen in den
großskaligen Mustern. Das ruft eine weitere gering bewölkte oder klare Nacht auf
den Plan, Schauer und Gewitter im Süden sind rasch Geschichte.
Im Norden wird ein Schwung leicht feuchterer Luft eingesteuert, was etwas mehr
Bewölkung bedeuten könnte. Lokal wird sogar Nebel simuliert, was bei vor allem
im Norden häufig einstelligen Tiefstwerten nicht unmöglich erscheint. Zumindest
die Gefahr von Frost in Bodennähe geht bei Tiefsttemperaturen von lokal bis 4
Grad dann aber doch zurück. Im Süden sinken die Temperaturen gebietsweise nicht
unter 10 Grad.
Der Nordostwind weht schwach, nur noch ab und zu mäßig.

Montag … wird die Hochdruckbrücke in ihrem östlichen Teil von Süden her
geschwächt bzw. leicht nach Norden gedrückt. Damit ist die Achse im Vergleich zu
den Vortagen leicht nach Norden verschoben.
Über dem Osten Bayerns lässt sich zeitweise ein mickriges Höhentief erblicken,
das sich aus den Resten des abtropfenden Trogs speist. Es sorgt zwar kaum für
Hebung, im Südosten Bayern können aber feuchtere Luftmassen etwas mehr Fuß
fassen und mehr Quellwolken produzieren. Schauer und Gewitter sind dann nicht
nur auf den Alpenrand beschränkt, sondern breiten sich auf die Gebiete südlich
der Donau aus. ML-CAPE bis 750 J/kg, geringe Scherung und geringe
Zuggeschwindigkeit mit trockener Grundschicht – hatten wir alles schon einmal.
Also ist erneut der Starkregen im Fokus, der Hagel bleibt eher klein und beim
Wind sollte bei stürmischen Böen Finito sein.
Ansonsten ist wieder viel Sonnenschein angesagt, wobei 70 bis 90 % der möglichen
Zeit und damit 11 bis 15 Stunden ausgeschöpft werden. An der Nordsee können
neue, vom Meer hereinziehende Sc-Felder die Sonnenscheindauer erneut reduzieren.

Im äußersten Norden werden Höchsttemperaturen von 17 bis 24, sonst 20 bis 28
Grad erreicht.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordost.

Modellvergleich und -einschätzung

Große Modellunterschiede gibt es nicht. Auch die mögliche Ausbreitung und Stärke
der Gewitter im äußersten Süden wird recht einheitlich gerechnet.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler