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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.05.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
VERA, VERA und wieder VERA – Pfingstwochenende unter Hochdruckeinfluss mit nur
kleinen Schönheitsfehlern.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … scheint abgesehen von einigen Quellwolken bzw. ein paar SC-Feldern
im Nordwesten verbreitet die Sonne in diesem unseren Land. Dabei war es mit
Ausnahme Süddeutschlands, wo punktuell die 25°C-Marke gerissen und somit ein
Sommertag erreicht wurde, gar nicht mal so warm. Insbesondere im äußersten
Norden und Nordwesten hatten die Thermofühler große Probleme, 15°C zu erreichen,
geschweige denn zu überschreiten. Neben zeit- und gebietsweise reduzierter
Einstrahlung war und ist der mäßige bis frische Nordwestwind, der direkt von der
noch kalten Nord- und Ostsee her weht, für die unterkühlten Temperaturen
verantwortlich.

Verantwortlich für das Gesamtwetter ist das umfangreiche Hoch VERA, das
wahrscheinlich noch bis zum Sankt-Nimmerleinstag die Wetterkarten ziert. Genau
genommen handelt es sich um eine langgestreckte Hochdruckzone, die vom mittleren
Nordatlantik über Nord- und Ostsee bis in den fennoskandischen Raum reicht. Das
„Ursprungshoch“ VERA I befindet sich mit seinem Zentrum weiterhin knapp westlich
von Irland. Über und an der Nord- und Ostsee etablieren sich nun aber zunehmend
lokale Druckmaxima, so dass am Samstag VERA II und III auf der Anzeigetafel
erscheinen. Der korrespondiere Höhenkeil hat sich inzwischen von der
Bodenhochdruckzone entfernt, indem er süd-südwestwärts über den Vorhersageraum
hinweggeschwenkt ist. Dahinter hat sich bei uns eine leicht flatternde
nordwestliche Höhenströmung etabliert, die aber keinerlei Einfluss aufs
Wettergeschehen ausübt.

Das, also das Wetter ist für die Nacht zum Samstag rasch erzählt: weitgehende
Wolkenauflösung, nur über und an der Nordsee teils wolkig oder stark bewölkt,
Abkühlung auf rund 12°C im Oberrheingraben bis zu 3°C im Norden und Osten, dort
lokal leichter Frost in Bodennähe.

Samstag … ist die Wettergeschichte mindestens genau so schnell erzählt, weil
sich nämlich an der Großwetterlage nur wenig ändert. Südlich der über Nord- und
Ostsee verlaufenden Divergenzachse stellt sich landesweit eine ost-nordöstliche
Strömung ein, mit der trockene und mäßig warme bis warme Kontinentalluft
herangeführt wird (T850 am Nachmittag zwischen 5°C im Nordosten bis 11°C im
äußersten Südwesten). Die Höhenströmung dreht noch etwas weiter nach rechts auf
nördliche Richtungen, wobei sie weiterhin recht zittrig und flatterig
daherkommt. Vielleicht ist sie einfach nur uffgeregt ob der vielen sportlichen
Entscheidungen, die morgen Nachmittag und Abend anstehen. Aufstieg 3. in 2.
Liga, Abstieg/Meisterschaft Bundesliga, Halbfinale Eishockey-WM mit Dütschland
(sorry liebe Schweizer, aber das war ja gestern mal wieder nix), um nur ein paar
Beispiele zu nennen.

Doch zurück zum Wetter, das einen herrlich entspannten Kontrapunkt zum
spannenden Sportgeschehen liefert. So scheint erneut im ganzen Land die Sonne,
häufig am astronomisch möglichen Limit, das von etwa 15,5 h im äußersten Süden
bis rund 16,5 Stunden im äußersten Norden reicht. Zwar bilden sich vornehmlich
im Nordwesten und im Osten sowie an den Alpen inkl. dem Alpenvorland einige
Quellungen unter der zwischen 800 und 900 hPa liegenden Absinkinversion. Die
Sonnenscheintagesbilanz wird dadurch aber nicht nachhaltig nach unten gedrückt
werden. Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 18 und 24°C, am Rhein und
seinen Nebenflüssen bis zu 25 oder vereinzelt 26°C. Nur ganz im Norden sowie im
höheren Bergland bleibt es kühler.

Die Nacht zum Sonntag bringt insofern etwas Abwechslung, als dass sich von
Norden her eine Kaltfront nähert. Absender ist das Tief FELIX über der
Norwegischen See, das es wagt, die Regentschaft der VERA-Dynastie in Frage zu
stellen und selbst Ansprüche zu erheben. Vergebens, wie die nächsten Tage zeigen
werden, so schnell lässt sich VERA („die Wahre“) nicht vom Thron stoßen.
Immerhin ist sie so großzügig, ein Band aus hohen und mittelhohen Wolken im
Norden und Nordwesten zuzulassen, aus denen aber keinerlei Regen fällt.
Ansonsten business as usual, heißt überwiegend klare Nacht mit ähnlichen
Tiefstwerten wie nachts zuvor.

Sonntag … ist Pfingsten und was soll man sagen. Während das Mutterhoch VERA I
mit etwas über 1030 hPa wie festgetackert im Seegebiet knapp westlich von
Schottland verweilt, schafft es die Kaltfront weiter östlich zumindest partiell
die Hochdruckzone zu traktieren. Sie dringt mit Hilfe eines von Norden
anschiebenden Höhentrogs tatsächlich ins nord- nordwestdeutsche Binnenland ein
und sorgt dort zumindest zeitweise für einen wolkigen Wettercharakter. Regen
fällt keiner und eine nennenswerte Abkühlung ist auch nicht festzustellen (Tmax
18 bis 21°C, direkt an der See kühler). Dafür frischt der nördliche Wind an der
Nordsee stark böig auf mit vereinzelten steifen Böen 7 Bft.

Mit jedem Kilometer nach Süden nimmt die Sonnenscheindauer zu und der
Bewölkungsanteil ab. Lediglich Richtung Alpen respektive deutsch-schweizer
Grenze, wo die Luft feuchter und potenziell instabil ist, sind neben dickeren
Quellungen sogar einzelne Schauer, vielleicht sogar ein Gewitter möglich.
Thermisch gehtŽs hoch auf 22 bis 27°C.

In der Nacht zum Montag geht der Überlebenskampf der Kaltfront – spätestens – in
seine Endphase. Sicher ist, die Front wird verlieren, weil sie auf dem
beschwerlichen Weg nach Süden frontolytisch stark attackiert wird. Der ohnehin
nicht überbordend ausfallende Support des o.e. Höhentrogs versiegt gänzlich,
weil es ihn nach Osten und nicht nach Süden zieht. Entsprechend wird die Front
von Potenzial- und Druckanstieg überlagert, von fehlender Baroklinität gar nicht
zu sprechen.

Also steht die nächste gering bewölkte oder klare, vor allem aber trockene Nacht
ins Haus, in der die Temperatur auf 13 bis 6°C, ganz im Norden bis zu 4°c
zurückgeht. Ob von der Nordsee her postfrontal ein paar dichtere tiefe Wolken
hereindriften, kann jetzt noch nicht abschließend beantwortet werden.

Montag … verlängert sich das Wochenende um einen Tag und das Wetter spielt
mit. Nach wie vor ist es VERA, die bei uns den Ton angibt. Ihr Schwerpunkt
bleibt weitgehend an Ort und Stelle, gleichzeitig kräftigt sie ihren weit nach
Osten reichenden Keil. Aus der labilen Grundschicht unterhalb der zwischen 900
und 800 hPa positionierten Sperrschicht bilden sich einige Quellungen, so dass
man in weiten Teilen des Landes von „heiter bis wolkig“ sprechen kann. Am
Alpenrand lässt sich weiterhin eine leichte Schauer- und Gewitterneigung
konstatieren. Der nördliche bis nordöstliche Wind lebt mitunter böig auf und
könnte an der nordfriesischen Küste einmal mehr ein paar Böen 7 Bft produzieren.
Die Temperatur steigt auf 22 bis 26°C, im Norden und Nordwesten auf 17 bis 21°C.
Direkt an der See bei nördlichem Wind, naja, ihr wisst schon…

Modellvergleich und -einschätzung

Nix Substanzielles.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann