S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.05.2023 um 10.30 UTC

Mäßig warm bis warm, nur an und in den Alpen leichte Gewitterneigung. Sonst
weitgehend trocken.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 01.06.2023

Während der Pfingstfeiertage liegt Deutschland am Rande eines blockierenden
Hochs mit Schwerpunkt nordwestlich der Britischen Inseln. Von dem
korrespondierenden Bodenhoch westlich von Schottland ist eine Hochbrücke über
die südliche Nordsee hinweg bis nach Westrussland gerichtet. An deren Südflanke
gelangt mit einer nordöstlichen bodennahen Strömung trockene und mäßig warme, im
Süden größtenteils warme Luft nach Deutschland. Leichte Gewitterneigung
beschränkt sich auf die Alpen, ansonsten bleibt es trocken. Die Frontalzone
liegt relativ weit nördlich über Südgrönland und Island hinweg nach
Mittelskandinavien und von dort aus nach Norden zur Kara-See. An dieser
Konstellation ändert sich vorerst wenig, wodurch sich die Luftmasse über
Mitteleuropa noch ein wenig erwärmen kann, ohne dass eine Hitzewelle bevorsteht.

Bis Donnerstag wölbt sich, ausgehend vom o.g. Hoch, ein Keil in Richtung
Westgrönland auf. Hierdurch setzt das Bodenhoch weiter nördlich an. Stromabwärts
kräftigt sich ein über Skandinavien liegender Trog. Zwischen diesem Trog und dem
nach Grönland gerichteten breiten Keil setzt sich bis in die südliche Nordsee
hinein eine nördliche Strömung durch, mit welcher dann wieder kühlere Luft auf
den Weg gebracht wird. Die Folge wäre am ersten Juniwochenende zumindest im
Norden und Nordwesten Deutschlands ein leichter Temperaturrückgang.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Pfingstmontag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Modellrechnungen noch weitgehend konsistent. Dienstag zeigt der
gestrige Modelllauf den Austopfprozess analog zum aktuellen UK10-Lauf, der
nachfolgende Modelllauf (von gestern 12 UTC) hatte dieses Szenario nicht mehr im
Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird der über Skandinavien
liegende und sich südwärts ausweitende Trog nur vom aktuellsten Modellauf
simuliert. Gestrige Modellläufe waren hier noch wesentlich antizyklonaler
geprägt. Ein weiterer Temperaturanstieg wäre demnach unwahrscheinlich; vielmehr
dürfte sich am ersten Juniwochenende im Norden ein leichter Temperaturrückgang
bemerkbar machen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Pfingstsonntag sind zwischen den verfügbaren Modellen keine
prognoserelevanten Unterschiede erkennbar. Pfingstmontag zeigen ICON und UK10
einen markanten Trog, der sich über die Ostsee hinweg nach Süden ausweitet. GFS
und EZMW wie auch das Modell des kanadischen Wetterdienstes simulieren diesen
Trog schwächer und weiter östlich. ICON und auch UK10 lassen diesen Trog über
Deutschland hinweg südwestwärts austropfen. Also wieder ein Kaltlufttropfen. Bei
ICON wäre das am Dienstag der Fall, bei UK10, das den Austropfprozess etwas
weiter östlich erwartet, erst am Mittwoch und Donnerstag. An den jeweiligen
Tagen wären dann in weiten Teilen Deutschlands nur Temperaturmaxima um 15 Grad
zu erwarten. Nach ICON würde sich ab Mittwoch, nach UK10 erst ab Freitag wieder
eine Erwärmung durchsetzen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt sich die oben
beschriebene Entwicklung (mit der von Norden vorstoßenden Kaltluft) auch bei den
anderen Modellen finden. Nach GFS geht dieser Prozess gegenüber EZMW verzögert
vonstatten, nach dem kanadischen Modell werden von der einfließenden relativ
trockenen Polarluft bereits die mittleren Landesteile erfasst.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Beim EPS des GFS lässt sich die Verschiebung hohen Geopotentials (und auch des
Schwerpunktes des Bodenhochs) nach Nordwesten ableiten, was im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum von Nordwesten her einen Temperaturrückgang
zur Folge hätte. Dies wird bei Betrachtung der Einzellösungen noch nicht so
deutlich; vielmehr zeichnet sich ab Dienstag ein relativ hoher Spead ab, wobei
wie beim deterministischen Modell auch hier ein Temperaturrückgang
hinausgezögert wird. Nur ein paar schwache Niederschlagssignale sind erst ab dem
ersten Juniwochenende zu finden, was aus der Hochdruckrandlage resultiert.
Das EPS des EZMW stützt weitgehend die Version des hauseigenen deterministischen
Modells. Allerdings signalisiert am Dienstag über Mittel- und am Mittwoch über
Westeuropa der signifikant höhere Spread, dass auf den von ICON simulierte
Austropfprozess hindeutet. Der sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum abzeichnende Kaltluftvorstoß wird vom EPS hinausgezögert,
wenngleich sich auf hier ein stark ausgeprägter Spread ergibt.
Immerhin hat es der ab Dienstag erfolgende Austropfprozess bis in den
Clustering-Algorithmus geschafft, wenngleich diese Version nur durch drei Member
gestützt wird, also nicht allzu wahrscheinlich ist.
Der Spread des EPS ist über den gesamten vorhersagezeitraum relativ gering,
wobei Einzellösungen eher auf der kalten Seite der Verteilung zu finden sind als
in deren warmen Bereich. Die beiden ungestörten Member liegen in der Nähe des
Medians. Wie beim EPS des GFS beschränken sich Niederschlagssignale im
Wesentlichen auf den Alpenrand.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt zum ersten Juniwochenende hin einen
Übergang zu zyklonalen Nord- bis Nordostlagen, woraus sich ein beginnender
leichter Temperaturrückgang ableiten lässt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

An der Südflanke der wetterbestimmenden Hochbrücke frischt der Wind tagsüber
böig auf. Ab Dienstag wird es für markant zu bewarnende Böen selbst in
exponierten Kamm- und Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge sowie auf
Alpengipfeln kaum reichen.
Darüber hinaus besteht unmittelbar am Alpenrand, eher jedoch inneralpin und ab
Mittwoch dann auch über den südwestdeutschen Mittelgebirgen eine leichte
Gewitterneigung. Dies wird von den Modellen jedoch gerne überschätzt.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann