SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.05.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Kaltlufttropfen über Deutschland, heute Abend im Süden noch schwere Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … befindet sich das Azorenhoch relativ weit Nördlich über dem Atlantik
und weitet seinen Einfluss ostwärts bis nach Großbritannien aus. Ein weiteres
kräftiges Hoch liegt über Nordrussland. Dazwischen befindet sich ein Trog über
Osteuropa, der bis ins östliche Mittelmeer reicht. Die westliche
Mittelmeerregion und die Iberische Halbinsel werden von einem Kaltlufttrofen mit
Zentrum über der Straße von Gibraltar beeinflusst.
Deutschland liegt an der Ostflanke des Atlantikhochs in einer nordwestlichen
Strömung. Dabei zieht ein Kaltlufttropfen von Dänemark südwärts Richtung
Deutschland. So setzt von Nordwesten her Kaltluftadvektion ein.
Im Süden hält sich noch die feuchte labile Subtropikluftmasse. Bei eng an den
Temps anliegenden, aber hochreichenden CAPE-Werten um 300 J/kg haben sich
vermehrt kräftige Gewitter gebildet. Bei mangelnder Scherung und teilweise
rückwärtigen Anbauen geht die Hauptgefahr von Starkregen aus. Jedoch haben sich
die Zellen weitestgehend abgeschwächt. Auch im äußersten Osten ist es noch etwas
labil. Auch hier gibt es kräftigere Schauer, hier aber mit höherer
Zuggeschwindigkeit, sodass das Starkregenpotenzial sehr gering ist. Letzte
Schauer ziehen auch hier ab.
Ansonsten setzt sich von Nordwesten her immer mehr die kältere Polarluft durch,
sodass die 850-hPa-Temperatur im Westen auf unter 1 °C sinkt. Bodennah wird
dabei die Strömung durch das Azorenhoch antizyklonal geprägt, wodurch sich eine
kräftige Absinkinversion auf etwa 850 hPa gebildet hat. An ihr haben sich
Stratocumulusfelder über der Mitte entwickelt, die im Nordwesten in
Cumulusbewölkung zerfallen. An der Ostflanke des Hochs hat sich der Gradient
über dem Nordwesten verstärkt, sodass dort anfangs noch einzelne starke Böen
auftreten, die aber weiter nachlassen.

In der Nacht lassen letzte Schauer und Gewitter im Süden nach. Im Nordwesten
lockert es teilweise auf, ansonsten bleibt es überwiegend stark bewölkt bei
Tiefstwerten zu meist im einstelligen Bereich.

Mittwoch … zieht der Kaltlufttropfen mit höhenkalter Luft bis -26 °C auf 500
hPa über die Mitte Deutschlands südwestwärts. Die 850-hPa-Temperatur liegt in
seinem Zentrum bei -1 °C. Bei schwacher Labilität bilden sich in seinem Bereich
im Tagesverlauf einige nicht sehr hochreichende Schauer über der Mitte und im
Westen Deutschlands. Vorderseitig ist es am Vormittag bis in die Mitte noch
sonnig. Am Alpenrand wird an der Südwestflanke des Kaltlufttropfens noch etwas
Hebung generiert. Dort halten sich noch die Reste der etwas feuchteren Luft.
Somit kommt es dort zu länger anhaltenden Regen. Die Modelle simulieren 15 bis
20 mm, im Berchtesgadener Land bis 30 mm in 24 Stunden. Ansonsten bleibt die
kräftige Absinkinversion in der Osthälfte auf 800 hPa erhalten. Im Tagesverlauf
ist wieder davon auszugehen, dass Cumuluswolken an ihr breit laufen.
In der Nacht zum Donnerstag zieht die Kaltlufttropfen südostwärts ab.
Deutschland gelangt unter dem Keil des Azorenhochs. Die Niederschläge am
Alpenland lassen nach und es lockert vielerorts auf. In den Morgenstunden bildet
sich in der feuchten Nordseeluft im Nordwesten flache hochneblartige Bewölkung.
In einigen Mittelgebirgstälern kann es wieder Bodenfrost geben.

Donnerstag … befindet sich Deutschland im Einflussbereich des Azorenhochkeils.
In den Norden zieht die inaktive Kaltfront eines Nordmeertiefs. Sie lässt sich
allenfalls im Theta-E-Gradienten aber kaum im thermischen Feld erkennen und hat
mehr den Charakter einer „Dryline“ mit einer extrem trockenen Schicht auf 850
hPa, die mit einer schwachen Inversion einher geht. Unterhalb breiten sich
dichtere Quellwolken in einem breiten band über dem Norden aus. Rückseitig
frischt der Gradientwind etwas mehr auf, wodurch es auf den Nordfriesischen
Inseln zu starken bis stürmischen Böen kommen kann. Ansonsten ist es unter
Hochdruckeinfluss heiter und mäßig warm.
In der Nacht zum Freitag kommt die trockene Luft weiter südwärts voran wobei die
Wolkenfelder auf den nördlichen Mittelgebirgsrand treffen. Ansonsten ist es
vielerorts klar. Im Norden kann es in der trocknen Luft in ungünstigen lagen
wieder lokal Bodenfrost geben.

Freitag … befindet sich Deutschland weiterhin im Einflussbereich des Hochs,
das sein Zentrum mittlerweile nach Großbritannien verlagert hat. An dessen
Nordostflanke läuft über dem Baltikum ein Kurzwellentrog ab. Auf seiner
Rückseite gelangt etwas kühlere Luft in den Nordosten Deutschlands. Inwiefern
die Kaltluft den Nordosten erreicht, ist noch unsicher. Die Spanne in den
Ensemblevorhersagen reicht ab Freitagnachmittag von 0 bis 6 °C auf 850 hPa. Das
Ganze geschieht aber unter Hochdruckeinfluss, sodass es auch dort den Tag über
meist heiter bleibt. Etwas wolkiger wird es im voraussichtlich Nordwesten, wo
bodennah feuchtere Nordseeluft einfließt.
Ein geringe Schauerneigung besteht noch am Nachmittag an den Alpen.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis auf die Unterschiede am Freitag in den 850hPa-Temperaturen im Nordosten, ist
die Vorhersage recht sicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold