S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 24.04.2023 um 10.30 UTC

Am Freitag Durchzug eines Tiefs mit Regen und Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.05.2023

Am Donnerstag liegt Deutschland unter Hochdruckeinfluss, im Bereich einer
Hochdruckzone, die von Grönland bis Mitteleuropa reicht. Sie wird gestützt von
einem Höhenrücken über Westeuropa. Die Nordosthälfte liegt dabei noch Rand von
Tiefdruckgebieten über Nordeuropa im Zustrom kalter Luftmassen, während sich
sonst auf der Vorderseite von Tiefdruckgebieten über dem Atlantik von Südwesten
mildere Luftmassen durchsetzen.
Am Freitag dehnt sich der Hochdruckrücken nach Norden aus und die Hochdruckzone
verschiebt ihren Schwerpunkt ebenfalls Richtung Osteuropa und Skandinavien.
Gleichzeitig überläuft ein Kurzwellentrog den Rücken. Dabei löst sich ein
Teiltief ab und zieht über West- und Mitteleuropa nach Osten. Die Details sind
noch unsicher: Aus jetziger Sicht kommen damit über Deutschland verbreitete,
eventuell warnrelevante Regenfälle auf und vor allem über der Mitte und dem
Süden sind in der vorübergehend einfließenden feuchten Warmluft teils kräftige
Gewitter nicht ausgeschlossen. Insgesamt nehmen die Temperaturgegensätze über
Mitteleuropa zu, denn ganz im Norden fließt über Skandinavien kältere Luft ein.
Die skalige Windentwicklung spielt nach jetzigem Stand eine untergeordnete
Rolle; die Böen in der Konvektion dürften freilich schon interessant werden.
Am Samstag verstärkt sich auf der Vorderseite, der sich bei den Britischen
Inseln regenerierenden Rückenachse der Hochdruckeinfluss bei uns erneut und eine
Hochzelle weitet sich von der Nordsee nach Norddeutschland aus. Davor breitet
sich aber die kältere Luftmasse zunächst noch etwas nach Süden aus, während es
im Süden mild bis warm bleibt; allerdings auch leicht unbeständig, da die Luft
feucht ist und das Absinken dort nicht so recht zum Zuge kommt.
Am Sonntag nähert sich von Westen die Rückenachse, allerdings verliert sie schon
an Substanz und über die Britischen Inseln weitet sich ein Trog über die Nordsee
und Frankreich nach Süden bis Südosten aus, sodass von dort her Druckfall
einsetzt und sich der Hochdruckschwerpunkt am Boden zur Ostsee und ins östliche
Mitteleuropa verschiebt. Für große Landesteile bedeutet das freundliches und
frühlingshaft mildes Wetter. Im Süden und Westen ergibt sich in feuchteren und
leicht instabilen Luftmassen eine leichte Schauer- und Gewitterneigung.
Am Montag wölbt sich über Westeuropa ein nächster Höhenrücken auf mit dem
entsprechenden Bodenhochdruckgebiet südwestlich Englands. Zwischen diesem und
dem nach Osteuropa abziehenden Hoch, schiebt sich eine Tiefdruckrinne mit dem
Ausläufer eines Tiefs über der Nordsee zu uns herein. Es wird wieder
unbeständiger, zumindest aus Sicht des europäischen Modells ist es aber mild.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich bei leicht unbeständigem Wetter
wieder eine Abkühlung an, zumindest für die Nordosthälfte. Das Ganze ist aber
nicht wirklich spruchreif, da weder konsistent noch modellübergreifend
simuliert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst gut, lässt im Verlauf der
Mittelfrist aber deutlich nach. Während das Tief am Freitag recht einheitlich in
den Lösungen auftaucht, aktuell aber weiter südlich, als in den Vorläufen,
ergeben sich am Wochenende und zum Monatswechsel größere Unterschiede. Die
Vorläufe hatten für das Wochenende eine stärkere Antizyklone im Programm, die
zur nächsten Woche einmal von Süden (gestern 00z) und dann von Nordosten
(gestern 12z) zyklonalem Einfluss Platz machen sollte. Jetzt soll das also von
Westen passieren, na mal sehen …

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen einschlägigen Globalmodelle, GFS, ICON und UKMO fahren bis zum
Wochenende nach demselben Fahrplan. Unschärfen ergeben sich am Freitag mit
Passage des Tiefs und danach ebenfalls, wie bei der Konsistenzbetrachtung, beim
nachfolgenden Hochdruckeinfluss. ICON simuliert dann ebenfalls ein kräftiges
Hochdruckgebiet über Norddeutschland, aber progressiver nach Osten wandernd als
IFS. Im GFS ist die Hochdruckzone schwächer und vor allem Norddeutschland wird
von der Frontalzone mit Tiefausläufern und kälteren Luftmassen erfasst. UKMO hat
den Hochschwerpunkt am weitesten nach Westen verschoben und lässt über der
Osthälfte Deutschlands kalte Luft am Rand eines Troges über Osteuropa weit nach
Süden vorstoßen.

Irgendwo wird man das Hoch dann am nächsten Wochenende sicher finden, wo aber,
bleibt fraglich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufs. Geopotential und Temperaturen steigen zunächst an, und
vollziehen dann eine Seitwärtsbewegung. Auffällig ist, dass der Hauptlauf die
Temperaturen über Norddeutschland von Freitag bis Sonntag am unteren Rand der
Ensembles simuliert. Hier wäre entsprechend eine nördlichere Zugbahn des Tiefs
und nachfolgend eine nach Norden verschobene Position des Hochs denkbar. Außer
im Nordosten ist ein deutlicher Niederschlagspeak am Freitag vorhanden, aber
auch nachfolgend deuten leichte Niederschlagssignale eine gewisse Zyklonalität
am Wochenende und darüber hinaus an.
Die Clusterung liefert bis +96h einen Cluster, dann bis +168h drei. Diese
unterscheiden sich in der Ausprägung des flachen Rückens über Westeuropa und der
darum laufenden Tröge. Vor allem Cluster 3 ähnelt mit seinem kräftiger
ausgeprägten Trog über dem Ostseeraum der Simulation des GFS. Der Hauptlauf
liegt in Cluster 1, das dem Wetterlagentyp NAO + zugeordnet wird.
In der erweiterten Mittelfrist sind 2 Cluster vorhanden. Der erste liefert ein
Blockingmuster (31 member) mit der Option auf einen neuerlichen Kälterückfall,
der Zweite (20 Member) eine mehr oder weniger zyklonale Westlage.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Freitag sind über der Mitte und dem Süden einzelne kräftige Gewitter und in
Staulagen der Mittelgebirge und Alpen Stark- oder Dauerregen nicht
ausgeschlossen. Dies folgt zunächst aus synoptischen Überlegungen. Die Ensembles
liefern schwache Signale für etwas Cape Shear über Süddeutschland. Hinsichtlich
erhöhter Regenmengen sind die Simulationen für Hinweise in der Probabilistik
noch zu uneinheitlich. Darüber hinaus sind kaum signifikante Entwicklung auf der
Karte.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner