S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.04.2023 um 10.30 UTC

Wechselhaft mit zeit- und gebietsweisem Regen, zeitweise windig bis stürmisch,
meist kühl aber nachts weitgehend frostfrei.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.04.2023

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Dienstag wird der Höhenkeil weiter nach
Ost/Südost abgedrängt und abgeflacht, so dass der erste kurzwellige Anteil des
umfangreichen atlantischen Troges auf Deutschland übergreifen kann. Am Boden
korrespondiert eine Tiefdruckzone die sich über weitere Teile des Nordatlantiks
und Island bis in die Nordsee erstreckt. Ein Drehzentrum der Tiefdruckzone liegt
über der südlichen Nordsee und verlagert sich über Dänemark/Südschweden
ost-/nordostwärts und schwächt sich dabei ab. Das okkludierte Frontensystem
überquert Deutschland mit Niederschlägen recht rasch. Nachfolgend kommt es zu
einer Labilisierung der Luftmasse durch einfließende Höhenkaltluft (im Norden
unter -30 Grad), die Folge sind gebietsweise Schauer, in Kamm- und Gipfellagen
oberhalb 1000 bis 1300 m auch Schneeschauer, und örtlich Gewitter. Vor allem vom
Norden bis in die Mitte frischt der Wind vorübergehend stark bis stürmisch auf,
teils auch mit Sturmböen im höheren Bergland und an den Küsten sowie in Schauer-
und Gewitternähe. Das Temperaturniveau in 850 hPa steigt im Süden vorübergehend
auf Werte um 5 Grad, sonst liegt es eher bei -1 bis +3 Grad. Postfrontal stellt
sich im Laufe des Abends Zwischenhocheinfluss ein (Druckanstieg am Boden,
leichtes Aufwölben eines Höhenkeils), der aber nur von kurzer Dauer ist.

Bereits im Laufe der Nacht zum Mittwoch greift der umfangreichere Troganteil
(mit Höhentief über Schottland) auf Westeuropa über, Deutschland gelangt auf
dessen Vorderseite in eine südwestliche Höhenströmung. Dabei strömt etwas
milderer Luft mit 5 Grad in 850 hPa im Süden/Südosten ein. Auch das
Frontensystem des korrespondierenden Bodentiefs bei den Britischen Inseln greift
im Tagesverlauf von Westen über und überquert Deutschland im Laufe der Nacht zum
Donnerstag. Durch eine potenzielle Rand-/Wellentiefentwicklung über der Mitte
Deutschlands hängt das frontale Niederschlagsband an den Alpen eventuell leicht
zurück. Rückseitig der Front strömt wieder deutlich kühlere Luft mit -1 bis -3
Grad in 850 hPa ein. Höhentrog und Bodentief verlagern sich zwar allmählich
ostwärts, Deutschland verbleibt aber noch auf Vorderseite und mit Einströmen der
höhenkalten Luftmasse (-32 bis -35 Grad in 500 hPa) muss postfrontal mit
Schauern und eventuell einzelne Gewitter gerechnet werden, abends/nachts in
Hochlagen auch als Schnee. Zudem muss mit einer markanten Windentwicklung auf
Südflanke des Tiefs und mit Durchgang des Bodentroges im Westen und
Nordwesten/Norden gerechnet werden, je nach Rand-/Wellentiefentwicklung auch im
Süden (inkl. Leitplankeneffekt an den Alpen). Insgesamt deuten sich dabei starke
bis stürmische Böen an, im Vorfeld der wellenden Front und eventuell an den
Küsten teils auch Sturmböen.

Am Donnerstag überquert die Trogachse Deutschland, die Strömung dreht zunehmend
auf Nordwest, ganz Deutschland wird von kühlerer Luft mit Temperaturen unter 0
Grad in 850 hPa geflutet. Im Osten und Südosten können anfangs noch Reste des
frontalen Niederschlagsbandes liegen, im höheren Bergland etwa oberhalb 1000 m
fällt Schnee, inneralpin können auch einige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.
In der durch Höhenkaltluft labilisierten Luftmasse und immer noch
trogvorderseitig treten deutschlandweit Schauer auf. Der Gradient bleibt im
Norden recht kräftig, so dass dort weiterhin mit starken bis stürmischen Böen,
an der Küste eventuell auch noch mit Sturmböen gerechnet werden muss. Erst im
Tagesverlauf überquert die Trogachse Deutschland, der Bodendruck steigt an und
die Schauertätigkeit lässt nach. Es kommt zumindest zu einer vorübergehenden
Wetterberuhigung.

Am Freitag greift bereits der nächste Kurzwellentrog samt korrespondierendem
Bodentief auf Westeuropa und im späteren Tagesverlauf auch auf Deutschland über.
Das Bodentief zieht von den Britischen Inseln über die südliche Nordsee ostwärts
in Richtung Norddeutschland, vorderseitig fließt mit einer
südwestlichen/südlichen Strömung leicht mildere Luft ein, die 0 Grad-Isotherme
in 850 hPa verlagert sich nordwärts, so dass meist zwischen 0 und 2 oder 3 Grad
in850 hPa zu erwarten sind. Das dazugehörende, okkludierende Frontensystem
greift ab den Abendstunden von Westen auf Deutschland über. Dabei frisch auch
der Wind im Westen wieder auf.

Am Samstag verlagern sich Trog und Bodentief unter Abschwächung ostwärts,
rückseitig dominiert wieder zunehmend eine kühlere Luftmasse mit 0 bis -2 Grad
in 850 hPa. Das okkludierte Frontensystem sorgt gebietsweise für Niederschläge,
verliert aber allmählich an Wetterwirksamkeit, so dass im Tagesverlauf nach
Osten hin kaum noch Regen fällt. Im Westen erfolgt ein Übergang in schauerartige
Niederschläge, deren Verbreitung im Tagesverlauf nachlassen dürfte.

Der Einstieg in die erweiterte Mittelfrist am Sonntag gestaltet sich weiter
wechselhaft. Ab Wochenbeginn ist die Entwicklung aber noch unsicher – während
der gestrige IFS-Modelllauf abgesehen von kurzem Zwischenhocheinfluss meist die
Fortsetzung der zyklonal geprägten Westlage zeigte, lässt der aktuelle
Modelllauf am Montag über Westeuropa einen Keil bis in die Nordsee und
Südskandinavien aufwölben. Damit verbunden wäre ein weitgehende
Wetterberuhigung. Lediglich der Osten verbliebe in der Nähe des Troges über
Osteuropa. Das Temperaturniveau würde sich im Osten kühl (um oder leicht unter 0
Grad in 850 hPa) gestalten, im Westen etwas milder (3 bis 5 Grad in 850 hPa).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe kann bereits zu Beginn der Mittelfrist
am Dienstag nicht als sehr gut bezeichnet werden, die Grundstrukturen werden
zwar relativ ähnlich simuliert, es ergeben sich aber recht zügig nennenswerte
Amplituden- und Timingunterschiede zwischen den vorliegenden Modellläufen des
IFS. Dabei ist der aktuellste Lauf meist etwas progressiver, also schneller im
zeitlichen Ablauf, aufgestellt.

Trotz dieser Unterschiede lässt sich aber festhalten, dass ein überwiegend
wechselhafter, zeitweise windiger und meist eher kühler Witterungsabschnitt
ansteht. Der Ablauf und die Schwerpunkte der zeit- und gebietsweise auftretenden
Niederschlagsgebiete unterliegt insgesamt einigen Unsicherheiten. Bereits am
Mittwoch gibt es größere Unterschiede: Der aktuellste IFS-Modellauf simuliert
hier eine Randtiefentwicklung über Deutschland mit potenziellen Auswirkungen auf
die Niederschlags- und vor allem aber auch Windentwicklung in unserem
Vorhersagegebiet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bei der Betrachtung anderer Globalmodelle wie ICON und GFS zeigen sich ähnliche
Strömungsmuster und Grundstrukturen wie in den Prognosen des IFS, aber eben auch
Unterschiede in Timing und Amplitude. Dabei simuliert GFS zunächst ähnlich
progressiv wie IFS, ICON hängt im zeitlichen Verlauf etwas zurück. Die Details
insbesondere auch für den Mittwoch, vor allem hinsichtlich des zeitlichen
Verlaufs der Niederschlags- und Windentwicklung, sind unsicher. Auch hier wird
die Ausprägung und das Timing dieser potenziellen Rand- bzw.
Wellentiefentwicklung unterschiedlich simuliert – es haben aber tatsächlich alle
im Programm, so dass auch insbesondere das nach Süden verzögerte Durchschwenken
des frontalen Niederschlagsbandes, das sich bis in den Donnerstag an Alpen
hinziehen kann, als nicht ganz unwahrscheinlich zu betrachten ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Di Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Dienstag 00 UTC bis
Mittwoch 00 UTC (+72 bis + 96 h) vier Cluster mit 19, 14, 11 und 7 Membern,
wobei der Haupt- und Kontrolllauf jeweils in Cluster 2 eingruppiert werden. Der
Kurzwellentrog wird dabei am Dienstag leicht unterschiedlich behandelt, wobei
dieser von Cluster 3 und 4 etwas markanter über den Norden Deutschlands geführt
wird. Insgesamt ist es aber schwierig abzuschätzen, in wie weit das
prognoserelevante wäre. Im Folgezeitraum von Donnerstag 00 UTC bis Samstag 00
UTC (+120 bis +168 h) werden drei Cluster angeboten. Haupt- und Kontrolllauf
werden erneut in Cluster 2 mit insgesamt 17 Membern einsortiert. Cluster 1 mit
20 Member simuliert einen langsameren Trogdurchgang, ebenso wie Cluster drei mit
14 Membern. Cluster drei simuliert dafür aber einen weiter nach Süden
ausgreifende Trog mit Abtropftendenz, so dass dadurch das Überqueren unsere
Vorhersagegebietes verzögert würde. In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag
zeigen vier Cluster mögliche Entwicklungen. Die Spannbreite ist groß und reicht
von einer recht nördlichen, aber zyklonalen Westlage (Cluster 4 mit 8 Membern)
bis hin zu drei verschiedenen Blockingversionen: Cluster 1 mit Haupt- und
Kontrolllauf und insgesamt 20 Membern zeigt eine Entwicklung zu einem Blocking
über West- und Mitteleuropa, Cluster 2 mit 15 Membern zeigt dieses Blocking
ähnlich, aber einen noch etwas weiter nach Norden aufgewölbten Keil, Cluster 3
mit 8 Membern hat nur einen recht flachen Keil über Westeuropa und damit für
unser Wettergeschehen zu weit westlich im Programm. Über Mitteleuropa wäre ein
Trog wetterbestimmend. Mit insgesamt 35 Member ist ein Keil über West- und
Mitteleuropa aus jetziger Sicht am wahrscheinlichsten.
Die Rauchfahnen am Beispiel einiger Städte in Deutschland stützen die Aussage,
dass ein eher wechselhafter Witterungscharakter vorherrscht. Die
Niederschlagskurven sind recht unruhig und den gesamten Mittelfristzeitraum klar
vorhanden. Das Temperaturniveau bleibt insgesamt zwischen -3 und +3 Grad (im
Süden teils bis etwa +5 Grad in 850 hPa) relativ gedämpft. Der Spread sowohl
hinsichtlich der Temperatur in 850 hPa als auch des Geopotenzials in 500 hPa ist
bereits zu Beginn der Mittelfrist klar vorhanden, bleibt dann in einem ähnlichen
Niveau (die Temperaturprognose ist also relativ belastbar) und weitet sich erst
zum kommenden Wochenende, also zum Ende der Mittelfrist bzw. zum Übergang in die
erweiterte Mittelfrist deutlich auf. Dann ist kein „bevorzugter“
Entwicklungsbereich (etwa durch eine stärkere Bündelung von Membern) mehr
auszumachen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Eine warntechnische Rolle spielt im Mittelfristzeitraum vor allem der Wind: Am
Dienstag weht der Westwind vor allem im Norden und der Mitte stark bis
stürmisch, im höheren Bergland und an den Küsten sowie in Schauer- und
Gewitternähe auch mit Sturmböen (Bft 8 bis 9). Am Mittwoch gibt e noch einige
Unsicherheiten in punkto Windentwicklung, voraussichtlich kommt es verbreitet
starker bis stürmischer Wind (Bft 7 bis 8) aus Südwest bis West, ein Risiko für
Sturmböen (Bft 9) gibt es vor allem im Küstenumfeld und Alpenvorland sowie in
Schauer und Gewitternähe. Am Donnerstag im Norden weht ein weiterhin starker bis
stürmischer Wind aus westlichen Richtungen, an der Küste sind zeitweise
Sturmböen (Bft 8 bis 9) nicht ausgeschlossen.
Am Freitag frischt der Wind im Westen wieder stark bis stürmisch Böen (Bft 7 bis
8) auf, mit geringer Wahrscheinlichkeit exponiert Sturmböen (Bft 8 bis 9) um
Süd.

Hinzu kommen vor allem am Dienstag und Mittwoch Signale für Gewitter
(deterministisch und EFI), die am Dienstag vor allem im Norden und Nordosten
auch mit lokalem Starkregen um 15 l/qm in kurzer Zeit verbunden sein können.
Eine wesentliche Begleiterscheinung dürften wohl auch Sturmböen sein. Es wird
zumindest teilweise eine recht markante Windscherung simuliert und auch der EFI
hat Signale hinsichtlich CAPE und CAPEshear zu bieten.

Aufgrund des relativ niedrigen Temperaturniveaus kann es in Kamm- und
Gipfellagen zeitweise schneien, einige Zentimeter Neuschnee könne dabei
insbesondere in der Nacht zum Donnerstag/am Donnerstag im Alpenraum fallen,
Oberhalb etwa 1000 m sind durchaus 10 bis 15 cm denkbar, Hinweise hierfür
liefert auch der EFI.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MosMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger