#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag den 03.04.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.04.2023 um 10.30 UTC
Unterschiedlich bewölkt und leicht unbeständig, aber insgesamt ruhig und ohne
signifikante Wettergefahren. An den Feiertagen wieder etwas milder.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.04.2023
Der Mittelfristzeitraum ist von relativ hohem Geopotential über Skandinavien
geprägt, dementsprechend lässt sich auch über den gesamten Zeitraum hinweg ein
Bodenhoch im Raum Fennoskandien-Nordrussland finden, das unser
mitteleuropäisches Wetter entscheidend mitprägt. Der Hauptast der Frontalzone
greift über dem Mittelmeerraum weit nach Süden aus, so dass sich tiefes
Geopotential zum einen über dem Nordatlantik findet, zum anderen aber auch bei
uns am Südrand der hochreichenden Antizyklone. Dementsprechend wird der
Mittelfristzeitraum von den zu dieser Jahreszeit nicht selten auftauchenden
„Ostereiern“ (also Höhentiefs, respektive Kaltlufttropfen) geprägt sein. Da
diese oft nicht gerade leicht zu finden (bzw. zu prognostizieren) sind, gibt es
auch noch einige Unsicherheiten bei der Osterwetterprognose. Und damit zu den
einzelnen Tagen:
Am Gründonnerstag soll nach IFS eines dieser Ostereier, nämlich ein klassischer
Kaltlufttropfen vom Nordosten Deutschlands Richtung Nordsee ziehen. Er ist mit
Höhenkaltluft von knapp unter -30°C in 500 ausgestattet, über dem Süden
Deutschlands ist es aber deutlich milder. Da in 850 hPa zwischen -7°C im
Nordosten und 0°C im Südwesten Deutschlands erwartet werden, ist es nicht allzu
labil. Dennoch kann es in der Nordhälfte einige Schauer geben und zumindest
tagsüber wird reichlich Quellbewölkung simuliert. Ein Kurzwellentrog zieht
gleichzeitig von Westen über die Britischen Inseln. Dieser beginnt abzutropfen,
das Trogresiduum vereinigt sich dagegen in der Nacht mit dem Kaltlufttropfen.
Dieser Trog induziert auch ein flaches Tief, welches vom Ärmelkanal nach Benelux
zieht. Dies lässt dann den östlichen Wind vor allem im Nordwesten etwas stärker
auffrischen. Zudem gelangt von Westen auch etwas mehr Bewölkung ins Land und in
der Nacht regnet es im Westen schauerartig. Dort bleibt es in der Nacht
frostfrei, im Osten muss man sich dagegen am Karfreitagmorgen auf leichten Frost
einstellen.
Am Karfreitag zieht das abgetropfte Höhentief westlich unseres Landes südwärts
und erreicht in der Nacht Korsika. Deutschland ist damit nicht mehr von
Höhenkaltluft betroffen. Das Bodentief zieht ebenso unter Abschwächung nach
Süden, so dass am Rande des Hochs im Norden der Wind meist nur noch schwach um
Ost weht. Ganz im Westen und Südwesten kann es noch etwas regnen. Gleichzeitig
greift von Osten her Warmluftadvektion mit vielen Wolken über, so dass es in der
Nacht im Nordosten Deutschlands etwas regnet. In 850 hPa steigt das
Temperaturniveau auf etwa 0°C an, so dass es tagsüber trotz der vielen Wolken
tendenziell etwas milder wird und die Nacht zum Karsamstag verbreitet frostfrei
verläuft.
Am Karsamstag ändert sich die Situation nur wenig. In der Höhe verbleiben wir am
Nordrand des über dem Tyrrhenischen Meer liegenden Höhentiefs in einer sehr
schwachen östlichen Strömung, auch bodennah kommt am Rande des Hochs der Wind
schwach aus Ost bis Nordost. Das Temperaturniveau ändert sich kaum. Da kaum noch
größerskalige Hebungsantriebe vorhanden sind, regnet es höchstens noch regional
und insgesamt gibt es wieder etwas mehr Sonne als am Vortag. In der Nacht, die
meist wieder frostfrei verläuft, soll sich nach IFS recht viel Hochnebel bilden.
Am Ostersonntag schiebt sich von Frankreich her ein schwacher Rücken nach
Deutschland. Bodennah verbindet sich das Skandinavienhoch über eine Brücke über
die Nordsee mit einem atlantischen Hoch. Der Wind weht damit bei uns immer noch
bodennah aus Ost, wird aber sehr schwach. Über der Nordsee liegen noch schwache
Höhentiefs, an deren Südrand wohl etwas schwache Warmluftadvektion herrscht und
ggf. auch etwas PVA auf den Norden übergreift. Dort soll auf jeden Fall
mehrschichtige Bewölkung aufziehen und vor allem nordöstlich der Elbe wird etwas
Regen simuliert. Die Luftmasse wird vor allem im Süden etwas milder, was wohl
durch etwas Einstrahlung und Absinken zustande kommt, weil kaum Advektion
stattfindet. Insgesamt bleibt es aber auch dort sehr bewölkt.
Am Ostermontag soll sich der Rücken von Westen stärker zu uns hereinschieben,
seine Achse wird zonal auf der Höhe Süddeutschlands erwartet. Damit steigen
Geopotential und Temperatur und bodennah gelangen wir in den Bereich der
Hochdruckbrücke, deren Achse dann über Deutschland liegt. Da zunehmend das
westliche Hoch stärker wird, dreht der Wind meist auf westliche Richtungen.
Weiterhin dürfte viel Quellbewölkung am Himmel sein, aus der es im Osten im
Tagesverlauf auch schauert, die weiter westlich simulierten schwachen
Niederschläge (convective drizzle) dürfen wohl ignoriert werden. Damit steht
einem Osterspaziergang nichts im Wege und die vom Eise befreiten Ströme und
Bäche können bestaunt werden. Allerdings sorgt ein auf die Britischen Inseln
übergreifender Trog für Warmluftadvektion auf seiner Vorderseite, so dass im
Tagesverlauf Schleierwolken von Westen her aufziehen. In der Nacht zum Dienstag
erreicht dann ein okkludiertes Frontensystem den Nordwesten und bringt dort
Regen und etwas auffrischenden Südwestwind.
In den Folgetagen kräftigt sich Rücken über Frankreich und es stellt such
zunehmend eine in der Höhe antizyklonale Strömung ein. Ein immer stärkeres
Bodenhoch erreicht den Nordwesten Deutschlands. Dabei wird es im Südwesten
milder, während in den Nordosten wieder kältere Luft einfließt. Die von
Nordwesten hereinziehenden Fronten bringen vor allem der Nordosthälfte Regen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS-Lauf weist erhebliche Inkonsistenzen zu seinen beiden
Vorgängerläufen auf. Der karfreitägliche Abtropfprozess sollte nach dem
gestrigen 00-UTC-Lauf noch etwas weiter westlich stattfinden, stattdessen die
WLA von Osten her etwas stärker übergreifen. Im weiteren Verlauf waren die
Vorläufe von mehr Kaltlufttropfen geprägt, die auf unterschiedlichen Zugbahnen
simuliert wurden. Diese verhinderten in den Vorläufen auch das allzu schnelle
Übergreifen des Rückens von Westen. Die für die Nacht zum Dienstag angesagte
Front sollte nach den gestrigen Läufen gar nicht auf Deutschland übergreifen,
stattdessen bliebe nach diesen die Brücke zum Hoch im Nordosten stärker.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Insgesamt zeigen die vorliegenden Globalmodelle zumindest über dem Raum
Deutschland bis zum Karsamstag sehr ähnliche Entwicklungen. Das bedeutet
insbesondere, dass am Freitag und Samstag keine Höhentiefs über uns hinwegziehen
sollen. Im näheren Umfeld des Landes sind aber durchaus noch Höhentiefs
vorhanden, die unterschiedlich simuliert werden.
Im weiteren Verlauf am Sonntag und Montag soll sich nach IFS und ICON von Westen
etwas Geopotentialanstieg durchsetzen, gefolgt von einem schwachen
Temperaturanstieg und in der Nacht zum Dienstag von einem Frontdurchgang von der
Nordsee her. Bei GFS und UK10 (soweit vorhanden) bleibt dagegen das Hoch im
Norden noch etwas stärker und das niedrige Potential bei uns etwas zäher.
Demnach würde das Osterwochenende wieder von Höhentiefs geprägt und würde etwas
kälter ausfallen.
Zum Dienstag soll sich nach GFS von Norden her Hochdruckeinfluss durchsetzen,
mit weiterhin kalter Luft (-4 bis -6°C in 850 hPa, Nachtfröste!). Die Front, die
die anderen Modelle zeigen, bliebe dagegen außen vor.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles des IFS verteilen sich im Zeitraum vom Samstag bis zum Montag auf
zwei Cluster. Diese spiegeln sehr schön die Varianten wider, die auch die
verschiedenen Globalmodelle simulieren. Nach beiden Versionen nimmt über
Mitteleuropa das Geopotential etwas zu, allerdings dominiert mal das atlantische
Hoch, mal das skandinavische. C1 (28 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) zeigt
die Variante mit recht starkem atlantischem Hoch. Damit würde der Wind auf West
drehen, die Luftmasse milder und früher oder später würden von Nordwesten her
Fronten übergreifen. C2 (23 Mitglieder) zeigt dagegen das stärkere
Skandinavienhoch, das sich nordwestlich unseres Landes mittels einer Brücke dem
Azorenhoch anschließt. Damit käme der Wind weiterhin aus Osten und es bliebe
kälter mit Nachtfrostgefahr. Ggf. würde uns bei dieser Variante auch noch das
eine oder andere Ei ins Nest gelegt. Beide Varianten fallen in das Regime
„Blocking“.
In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag verteilt sich das Ensemble auf drei
Cluster: C1 (24 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) geht zu einer
Hochdruckbrückenlage bei uns über, dabei wird es deutlich antizyklonale bei
hohem Geopotential. C2 (15 Mitglieder) simuliert dagegen eine Westlage und
bricht das Blocking. C3 (12 Mitglieder) behält den starken Block über
Skandinavien, so dass wir weiterhin eine Ostlage hätten, ggf. mit zyklonalem
Einfluss von Süden her.
Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen bei recht guter
Bündelung der Kurvenschar einen markanten Temperaturanstieg in 850 hPa von
Donnerstag bis Samstag. Danach bleibt die große Mehrheit der Ensemblemitglieder
zwischen -4 und 0°C im Norden und -2 und +2°C im Süden. Auffallend ist ein
Ausreißer, der zur Mitte der nächsten Woche die Temperatur in Teilen
Deutschlands wieder auf -10°C absinken lässt. Beim Geopotential wird das Minimum
am Mittwoch/Donnerstag erreicht, danach geht es in allen Regionen hoch bei nur
geringer Streuung. Damit sind nach IFS auch bis zum Sonntag weitere
Höhentiefs/Kaltlufttropfen vom Tisch. In der neuen Woche gibt es wieder einzelne
Ausreißer nach unten. An allen Tagen gibt es in allen Regionen leichte
Niederschlagssignale. Ganz trocken bleibt es wohl nirgends, aber viel Regen
kommt nicht zusammen.
Etwas anders sehen die Rauchfahnen des GFS aus. Das Ensemble zeigt eine ähnliche
Temperaturentwicklung wie beim IFS. Während bei letzterem Anfang nächster Woche
der Hauptlauf eher im oberen Bereich der Verteilung liegt, liegt er bei GFS
deutlich unterhalb des Ensembleschwerpunkts. Beim Geopotential fällt auf, dass
die Streuung nächste Woche generell etwas größer ist mit mehr Potential für
Kaltlufttropfen. Bezüglich der Niederschläge sieht es aus wie beim IFS.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt keine Signale.
Als signifikanteste Wettererscheinung tritt in den nächsten Tagen der Nachtfrost
auf. Im Zeitraum der Mittelfrist nimmt aber die Nachtfrostgefahr ab. Es ist
allerdings nicht auszuschließen, dass in der nächsten Woche wieder etwas
vermehrt Nachtfrost auftritt.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann