#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag den 02.04.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.04.2023 um 10.30 UTC
Zunächst Andauer des kalten Witterungsabschnitts mit spätwinterlich kalten
Nächten. Im weiteren Verlauf langsamer Temperaturanstieg und leicht unbeständig.
Keine markanten Wettergefahren.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.04.2023
Am Mittwoch erstreckt sich ein umfangreiches Höhentief vom Balkan bis nach
Deutschland. Die Trogachse an seiner Nordwestflanke wandert dabei im
Tagesverlauf von Nordost nach Südwest über Deutschland hinweg. Das Höhentief
bildet sich dabei kaum im Bodendruckfeld ab und kann daher weitgehend als
Kaltlufttropfen interpretiert werden. Nördlich davon liegt über Südskandinavien
ein Höhenhoch, welches den hohen Luftdruck über Nordeuropa am Boden stützt. Mit
einer östlichen bis nordöstlichen Strömung werden weiter kalte Luftmassen mit
850 hPa Temperaturen zwischen -5 und -10 Grad nach Deutschland geführt. Der
Wettercharakter gestaltet sich eher grau mit geringen Niederschlägen. Am
freundlichsten ist es im Norden und im Westen.
Am Donnerstag zieht das Höhentief südwärts aus Deutschland ab. Das Höhenhoch,
dessen Zentrum nun über dem Bottnischen Meerbusen zu finden ist, verstärkt sich
und streckt seine Fühler bis nach Deutschland aus. Auch am Boden verstärkt sich
der antiyzklonale Einfluss und das Temperaturniveau steigt in 850 hPa auf -5 bis
0 Grad. An der Nordwestflanke des abziehenden Höhentiefs wird WLA herumgeführt
und führt vornehmlich in der Südosthälfte zu dichteren Wolken und in Bayern auch
etwas Niederschlag
Am Freitag hat sich mittlerweile eine blockierende Hochdruckbrücke ausgebildet,
die sich von den Britischen Inseln über Skandinavien bis nach Russland
erstreckt. Deutschland liegt an der Südflanke in einer östlichen Strömung.
Weiterhin ist WLA wirksam und die Prognosesoundings zeigen von der Mitte bis in
den Süden hochreichend gesättigte Profile. Entsprechend dominieren in diesen
Regionen die Wolken und bevorzugt nach Osten und Südosten fällt auch etwas
Niederschlag. Tendenziell freundlicher und trocken ist es im Norden des Landes
(mit der Nähe zum Hoch).
Am Wochenende ändert sich nichts Wesentliches. Das blockierende Hoch bleibt
weiter über Nordeuropa liegen und blockiert jeglichen atlantischen Einfluss.
Gleichzeitig dominiert in Deutschland eine östliche Grundströmung, die sich bei
abnehmendem Gradienten aber abschwächt. In der Höhe lassen sich mehrere
„Ostereier“ finden. Diese bringen neben dichteren Wolkenfeldern auch hier und da
etwas Niederschlag. Das Temperaturniveau steigt insgesamt etwas an.
In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich das blockierende Hochdruckgebiet
allmählich von Skandinavien in Richtung NW Russland. Damit können sich
atlantische Tiefausläufer wieder annähern. Deutschland verbleibt aber zunächst
noch zwischen den Stühlen mit einem grundlegend freundlichen Charakter, aber der
Möglichkeit für kleinere Störungen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Schon zu Beginn der Mittelfrist lassen sich Unterschiede erkennen. So wird die
Entwicklung am Mittwoch deutlich zyklonaler gezeigt, als noch im gestrigen 00
UTC Lauf des ECWMF. Der gestrige 12 UTC Lauf ging schon stärker in die Richtung
des heutigen 00 UTC Laufes, hatte aber noch keine so markante Trogachse.
Im weiteren Verlauf zeigen alle Modellläufe die Ausbildung einer blockierenden
Hochdruckbrücke über Nordeuropa und tiefen Luftdruck in Richtung Mittelmeer.
Dazwischen eingelagerte kleiner Höhentiefs bzw. Kaltlufttropfen sorgen aber für
gewisse Unsicherheiten. Der gestrige 00 UTC Lauf zeigt zum Beispiel kaum
Einfluss von Feuchtfeldern, die aus Osten auf Deutschland übergreifen sollen. Im
12 UTC Lauf, sah dies schon ganz anders aus. Dort waren Feuchtefelder bis nach
Norddeutschland zu sehen. Im aktuellen Lauf wären vornehmlich die Mitte und der
Süden betroffen.
Gerade auch für das Osterwochenende und den Ostersonntag lässt das noch einige
Optionen offen. Immerhin ist man sich einig, dass das Temperaturniveau wieder
steigt.
Die Verschiebung des Höhentiefs nach NW-Russland zum Ende des
Mittelfristzeitraums wird von allen Läufen angedeutet.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Beim Vergleich verschiedener Globalmodelle lassen sich zu Beginn größere
Unterschiede feststellen. Schaut man einfach mal auf den Mittwoch. ICON
positioniert das Höhentief über der Adria und hat an seiner Nordflanke keine
scharfe Trogachse. Diese gibt es beim ECMWF wobei das Höhentiefzentrum irgendwo
bei Österreich zu finden ist. GFS hat ein Höhentiefzentrum an der polnischen
Ostseeküste. Das UK10 ist diesem sehr ähnlich.
Im Verlauf bis zum Wochenende zeigen alle Modelle das Zurückziehen des tiefen
Geopotentials bzw. Luftdrucks in den Mittelmeerraum und der Übergang in eine
östliche Grundströmung. Darin eingelagerte Höhentiefs, Randtröge, etc. werden
aber ziemlich unterschiedlich vorhergesagt. Man erkennt aber, dass das ICON
Modell dem ECMWF Modell insgesamt recht ähnlich ist, während UK10 mit GFS eine
gewisse Ähnlichkeit aufweist.
Zum Ende der Mittelfrist hält GFS die Blockierungslage stabiler, als das ECMWF.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen insgesamt einen recht gebündelten Verlauf mit
einem Anstieg der 850 hPa Temperatur auf etwa 0 Grad und steigendem Geopotential
nach einem Minimum am Mittwoch.
Man erkennt aber auch die noch bestehenden Unsicherheiten. Das sieht man zum
einen an einigen abweichenden Membern nach unten (bei T850), aber auch an
ordentlichen Niederschlagssignalen von Einzelmembern ab der Nacht auf
Donnerstag. Das gilt auch für den Norden des Landes (z.B. Hamburg), wo Haupt-
und Kontrolllauf so gut wie gar keinen Niederschlag simulieren. Insgesamt sind
die Niederschlagssignale nach Osten und Süden stärker und häufiger, als in
Richtung Norden und Nordwesten.
Das Clustering bietet für den Zeitraum +120 h (Fr00) bis +168 h (So00) fünf
verschiedene Lösungen. Alle Cluster zeigen eine deutliche positive
Geopotentialanomalie über Nordeuropa, die sich bis nach Deutschland erstreckt.
Unterschiedlich wird vorhergesagt, wie stark der Einfluss auf Deutschland und
die genaue Orientierung der Achse ist. Unterschiede gibt es auch beim Einfluss
der südeuropäischen Höhentiefs auf Deutschland. Erneut sind dies aber nur
Detailunterschiede, während die grundlegende Großwetterlage in allen Clustern
sehr ähnlich ist.
Im Zeitraum +192 h (Mo00) bis +240 h (Mi00) werden noch drei Cluster angeboten.
Weiterhin findet sich eine deutliche positive Geopotentialanomalie über
Nordeuropa. Unterschiedlich wird hingegen die Situation über dem Atlantik
bewertet und wie stark atlantische Tiefausläufer in Richtung Mitteleuropa
vorstoßen können und das Höhenhoch etwas ostwärts abdrängen. Das zweitstärkste
Cluster 2 lässt beispielsweise ähnlich wie das GFS das Bollwerk bestehen.
Das Ensemble des GFS zeigt mit einer gewissen Schwankungsbreite einen Anstieg
der Temperatur und des Geopotentials, wie auch das ECMWF. Vor allem das
Geopotential weist eine erhöhte Unsicherheit auf, was darauf hindeutet, dass es
bezüglich der Lage kleiner Höhentiefs noch größere Differenzen gibt. Die
Niederschlagssignale sind eher gering und nehmen erst in Richtung Wochenende
eine wenig zu. Insgesamt ist damit das GFS antizyklonaler aufgestellt, als das
ECWMF.
FAZIT: Die grundlegende Großwetterlage mit dem Aufbau eines blockierenden Hochs
über Nordeuropa und tiefem Luftdruck über dem Mittelmeerraum wird recht ähnlich
gezeigt. Damit herrsche eine östliche Grundströmung mit zunächst spätwinterlich
kalten Nächten vor. Im Verlauf steigt das Temperaturniveau an. Verschiedene
kleine Höhentiefs über Europa, die von den verschiedenen Modellen und
Modellläufen unterschiedlich vorhergesagt werden, machen eine Detailprognose
schwer. Nach Norden ist es tendenziell freundlicher, als im Rest des Landes.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Im Mittelfristzeitraum werden voraussichtlich keine markanten Wettergefahren
erwartet. Zunächst gibt es noch spätwinterliche leichte bis mäßige Nachtfröste.
Zum Osterwochenende hin dann langsam steigendes T
Temperaturniveau.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer