SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.03.2023 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SWz zu TM

Heute windig und einzelne Gewitter mit stürmischen Böen oder Sturmböen. Ab
Freitag in einigen Staulagen der Mittelgebirge Dauerregen möglich (48stg.) Dazu
im Südwesten stürmische Böen, im Bergland Sturmböen, exponiert Orkanböen. Im
Süden einzelne Gewitter mit Sturmböen und Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC

Donnerstag… Ein von WLA überlaufender Höhenkeil hat mit seiner Achse die Oder
erreicht und zieht ostwärts ab. Von Frankreich folgt ein Höhentrog nach und
greift von Westen auf uns über. Bis zum Abend erreicht seine Achse den Osten
Deutschlands. Vorlaufend befindet sich die Kaltfront eines hochreichenden Tiefs
knapp südlich von Island, die vom westlichen Deutschland nach Südostbayern
vorankommt. Im Warmsektor und im Kaltfrontbereich gibt es schauerartige
Regenfälle und isolierte Gewitter, wobei Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit
nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Postfrontal entwickelt sich im
Tagesverlauf im Trogbereich etwas Cape-ML (zwischen 50 und 250 J/Kg) und so
bilden sich lokale Schauer und einzelne Gewitter, die bei Mittelwinden von 30
bis 40 kt in 850 hPa Böen Bft 8 bis 9 mit sich bringen können. In
Nordwestdeutschland stabilisiert sich die Schichtung durch KLA recht bald und es
entwickelt sich eine Absinkinversion bei etwa -8 Grad. Hier sind am Nachmittag
meist nur noch schwache Schauer unterwegs. In der Fläche fallen meist aber nur 1
bis 9 l/qm, in der Südhälfte und vereinzelt auch im Osten 10 bis 15 l/qm, sehr
lokal auch knapp über 20 l/qm (möglicher Starkregen, s. oben). Der Gradient
südlich eines frontalen Randtiefs, das zum Skagerrak zieht, ist auch postfrontal
recht gut ausgeprägt. So treten recht verbreitet steife Windböen auf, exponiert
und bei kräftigen Schauern auch stürmische Böen. Nur ganz im Osten und Südosten
ist die Chance für 7er Böen gering.
Die 5 bis 10 Grad milde Luft in 850 hPa wird zwar ostwärts abgedrängt und durch
gut durchmischte Atlantikluft mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 1 und 4 Grad
ersetzt. Bei voller Durchmischung reicht das aber für Höchstwerte zwischen 14
Grad im Norden und 18 Grad im Südwesten. An der Küste gibt es bei auflandigem
Wind nur 10 bis 13 Grad.

In der Nacht zum Freitag beruhigt sich das Wetter nur vorübergehend. Der Trog
zieht zusammen mit der Kaltfront ab. Der Tagesgang und ein schwacher
Zwischenhochkeil, der uns mit leichtem Absinken ostwärts überquert, stützen die
kurze ruhige Phase. Die Konvektion kommt zum Erliegen und die Bewölkung lockert
stärker auf. Der Wind lässt auch im Bergland und an der See vorübergehend unter
die Warnschwellen nach. In der milden Luft bleibt es frostfrei bei allerdings
nicht mehr zweistelligen Tiefstwerten.

In der zweiten Nachthälfte greift auf den Südwesten und Westen neu Hebung über,
die sich auf der Vorderseite des nächsten Troges und der Okklusion eins nach
Südengland ziehenden Randtiefs entwickelt.
Dort setzt Regen ein, während sich teils kompakte Bewölkung über die Mitte
deutlich weiter nach Osten vorschiebt.
Der südliche Wind frischt im Westen wieder auf mit Sturmböen im Bergland und
steifen Böen exponiert in tiefen Lagen. Gleichzeitig wird ein Schwall feuchter
und instabiler Luft in den Südwesten geführt, wodurch vor allem im Raum
Schwarzwald ein Gewitter möglich ist.

Freitag… zieht der dem Haupttrog im Westen vorgelagerte Höhentrog bis zum
Nachmittag zum östlichen Deutschland. Gleichzeitig greift die Vorderseite des
Haupttroges, in dessen Zentrum sich das hochreichende Tief ŽMarkusŽ befindet,
auf den Westen Deutschlands über und sorgt erneut für Regen. Das Bodentief
erreicht unter Abschwächung abends mit einem Kerndruck von 988 hPa die
holländische Küste. Dabei lässt GFS als einziges Modell das Tief langsamer
ziehen (Tiefzentrum um 18 UTC über Ostengland).
Das okkludierte Frontensystem zieht mit schauerartigen Regenfällen über uns nach
Nordosten und kommt bis zum Nachmittag in den äußersten Norden voran und bleibt
im Nordwesten quasistationär liegen, so dass es dort weiter regnet. Gebietsweise
fallen 5 bis 10 l/qm, in Staulagen des Westens und Südwestens sind 10 bis 20
l/qm in 12h möglich, exponiert auch um 25 l/qm (Icon-D2 im Rothaargebirge).
Nach Süden und Südosten hin wird die erwärmte Subpolarluft labilisiert (um +2
Grad in 850 hPa), sodass sich Schauer und kurze Gewitter entwickeln. Bei 50 bis
200 J/kg ML-CAPE und einiges an Scherung können sich die Zellen organisieren und
es sind stürmische Böen und Sturmböen sowie kleinkörniger Hagel möglich, da auch
der Mittelwind in 850 hPa mit 35 bis 45 kt nicht zu verachten ist.

Die Sonne zeigt sich zwischen den Schauern am ehesten im Süden und Osten ab und
zu. In der gut durchmischten Luft bleibt es mild bei Werten um 15°C. Etwas
frischer ist es nur an der Küste bei auflandigem Wind (dort dreht der Wind
nördlich der stationär werdenden Front auf Ost und frischt gegen Abend etwas
auf).

Ansonsten verschärft sich der Gradient vor allem an der Südostflanke des Tiefs
von Südwesten her und mit Frontpassage legt dann bei turbulenter Durchmischung
der Wind im Tagesverlauf deutlich zu. Vor allem im Westen und Süden, eventuell
bis in die mittleren Landesteile, sind verbreitet steife bis stürmische Böen aus
Südwest zu erwarten. Im Bergland, eventuell in Teilen Oberschwabends muss mit
Sturmböen gerechnet werden, in den Kamm- und Gipfellagen vor allem der
Mittelgebirge im Südwesten, mit schweren Sturmböen, auf exponierten Alpen- und
Schwarzwaldgipfeln eventuell mit Orkanböen. Im Norden und Osten spielt der Wind
hingegen warntechnisch wohl keine Rolle.

In der Nacht zum Samstag erreicht das kleine hochreichende Tief das südliche
Niedersachsen (ICON) und schwächt sich etwas ab. Von da ausgehend erstreckt sich
eine Rinne zonal über den Nordosten nach Nordwestpolen. Vor allem an der
Südflanke des Tiefs entlang der herumgewickelten Okklusion regnet es im Westen,
Südwesten bis in die Mitte längere Zeit und es kommen erneut in den Staulagen im
Westen und Südwesten 10 bis 20 mm zusammen, sodass zumindest in den dortigen
Mittelgebirgen Warnschwellen über einen längeren Zeitraum gerissen werden
können.
Ansonsten hat der Regen konvektiven Charakter, vor allem anfangs sind kurze
Gewitter möglich. Nur im Norden gibt es an der stationären Front flächigen
Regen. Die Luft kühl etwas ab (T850 auf Werte um 0°C), sodass in den höchsten
Kammlagen des Schwarzwaldes und des Bayerischen Waldes nasser Schnee fallen
kann.

Im Süden und Südwesten bleibt es windig bis stürmisch, auf exponierten Gipfeln
gibt es orkanartige Böen und Orkanböen. Auch von der Küste her nimmt im Norden
der Gradient zu, da der Luftdruck über Skandinavien steigt. An der See sind
steife bis stürmische Böen aus Ost bis Nordost möglich.

Mit 3 bis 8 Grad wird es gebietsweise etwas kälter als die Nacht zuvor. Frost
ist nur auf exponierten Gipfeln des Schwarzwaldes und des Bayerischen Waldes
möglich.

Samstag… formiert sich über Mitteleuropa ein Langwellentrog mit weit im Süden,
über dem Mittelmeer verlaufender Frontalzone. Der Trog wird über der nördlichen
Nordsee und dem Nordmeer von einem Höhenrücken flankiert, der zusammen mit
Kaltluftadvektion hohen Druck über Skandinavien stützt.

Die Bodenrinne über Norddeutschland wird durch fortgesetzten Druckanstieg über
Skandinavien etwas nach Süden gedrückt, wobei deren Lage noch etwas unsicher
ist. Nördlich davon verstärkt sich der Gradient und damit der Nordostwind noch
etwas. Das hat steife Böen bis weit ins Binnenland zur Folge und stürmische Böen
an den Küsten, exponiert kann es Sturmböen geben. Darüber hinaus verstärkt sich
die Zufuhr kälterer Luft und die Temperatur erreicht im äußersten Norden nur
noch +5 bis +8°C. Bei dem kräftigem Wind fühlt sich das winterlich an mit
negativen Windchill-Temperaturen.

Im Bereich der Rinne und weiter südlich ist die Luftmasse milder und nach Süden
weiter leicht labil geschichtet. Hier sind in den schauerartigen Regen auch
einzelne Gewitter eingelagert. Bei flotter Verlagerung und vor allem LLS um 10
m/s sind organisierte Zellen mit Sturmböen und Hagel nicht ausgeschlossen,
allerdings hapert es etwas an der Labilität und bei starker Bewölkung wird auch
kaum CAPE generiert.
Starke Bewölkung dominiert auch sonst und es regnet verbreitet, vor allem über
der Mitte sowie dem Westen und Südwesten kräftiger mit 10 bis 20 l/qm in 12h.
Eventuelle Dauerregenwarnungen können/müssen weiterlaufen.

Vor allem im Süden bleibt es sehr windig mit steifen bis stürmischen Böen, im
Bergland und mit Leitplankeneffekt mit Sturmböen aus westlicher Richtung.
Exponiert im Bergland und in den Alpen sind schwere Sturmböen bis Orkanböen
möglich. Abgesehen vom kühleren Norden werden im Vergleich zum Vortag etwas
kühlere 10 bis 14°C als Maximum erwartet.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Bodentrog nebst Okklusion, die
Kaltfrontcharakter annimmt, von der Mitte zu den Alpen, wobei die Kaltluft von
Norden und Nordosten her die Donau erreicht (-5 grad in 850 hPa) und
abgeschwächt die Alpen (dort nur knapp unter 0 Grad in 850 hPa). So gehen die
weiter auftretenden Niederschläge in den Alpen ab 900 m, ansonsten vor allem
nach Osten hin bis in tiefere Lagen in Schnee oder Schneeregen über, wobei sich
nicht mehr so große Niederschlagssummen ergeben (nur noch 1 bis 9 mm, im
Schwarzwald 10 bis gut 15 mm). Damit können die Dauerregenwarnungen morgens wohl
auslaufen. Die Temperaturen gehen im Norden auf Werte um 0 Grad zurück
(Kaltluftzufuhr). Sonst ist es bis auf exponierte Berge mit 2 bis 5 Grad
frostfrei. Ob wie bei ICON sogar im Nordosten Schnee- oder Schneeregen fällt
(ausgelöst durch WLA in der Höhe), ist noch unsicher.

Modellvergleich und -einschätzung

Am Samstag wird das hochreichende Tief unterschiedlich simuliert: Bei GFS liegt
es um 12 UTC über dem Süden Hollands. Bei ICON liegt ein Bodentrog, der von
Polen ausgeht, über der Mitte. Bei den Niederschlägen wirkt sich das aber nicht
gravierend aus.
Was den Dauerregen angeht, so gibt es die stärksten Signale bei den
Wahrscheinlichkeitsaussagen im 48stg. Zeitraum bis Sonntag 00 UTC bzw. bis 06
UTC. Vor allem der Schwarzwald und das Allgäu sind betroffen, und bedingt auch
das Rothaargebirge/Bergisches Land, die Hocheifel, Vogelsberg, Rhön und des
südliche Odenwald sowie der südliche Bayerische Wald. Dabei sind 40 bis 60 l
Regen auf den Quadratmeter möglich. Unwettermengen sind im Schwarzwald nicht
ausgeschlossen!

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden