SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.03.2023 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
Von HM zu SW z

Am Donnerstag sehr windig mit stürmischen Böen und kräftige Gewitter mit
Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC

Dienstag… hat sich zwischen einem nach Osten abziehenden Langwellentrog und
dem über Westeuropa folgenden Höhenrücken eine nordwestliche Höhenströmung bei
uns durchgesetzt. Damit gelangte polare Kaltluft nach Deutschland, die nachts
von Westen schon teilweise unter Hochdruckeinfluss gelangt ist. Damit konnten
die Temperaturen gebietsweise in den Frostbereich sinken. In Staulagen des
Erzgebirges und an den Alpen sowie durch kurzwellige Tröge in den östlichen
Landesteilen kommt es anfangs zu leichten Niederschlägen, die bis ganz runter
meist als Schnee oder Graupel fallen.

Der Keil nähert sich weiter an und das Bodenhochdruckgebiet schiebt seinen
Schwerpunkt über Süddeutschland nach Osten. Durch die Stabilisierung lässt die
Schauertätigkeit auch am Erzgebirge und den Bayerischen Alpen weiter nach. Ab
den Mittagsstunden ist es weitgehend trocken. Warmluftadvektion überläuft den
Höhenrücken und greift zunächst auf den Nordwesten über und breitet sich später
auf ganz Deutschland aus. Damit verdichten sich im Tagesverlauf die Wolken von
Nordwesten wieder.

Am freundlichsten wird es einerseits im Nordosten, wo sich das Skandinavienlee
mit sonnigen Phasen bemerkbar macht. Anderseits macht sich im Südwesten das
Absinken im Zuge des Höhenrückens am stärksten bemerkbar, sodass auch dort
längere Zeit die Sonne scheint. Die Bewölkung dazwischen ist bei ca. 800 hPa
(<-10°C) gedeckelt und produziert höchstens geringfügigen Niederschlag.

Der Druckgradient weicht im Osten zwar auf, einzelne Windböen kann es durch den
Tagesgang vorübergehend aber nochmal von Ostvorpommern, über das östliche
Brandenburg nach Ostsachsen, eventuell in Südostbayern geben. Am Nachmittag sind
diese bald wieder vorbei. Auf der Nordsee lebt der auf Südwest drehende Wind bis
zum Abend hingegen wieder auf.

Vor allem in die westlichen Landesteile Deutschlands kommen mildere Luftmassen
voran, sodass auch im höheren Bergland kaum noch mit Dauerfrost zu rechnen ist
und im Südwesten bereits wieder zweistellige Werte zu erwarten sind. Der
Nordosten bleibt kalt, bei nahe -10°C in 850 hPa und Maxima um +5°C.

In der Nacht auf Mittwoch läuft ein schwacher Kurzwellentrog auf der Vorderseite
des Rückens von Nordwest nach Südost ab, während sich die Hauptachse des Rückens
bei den Britischen Inseln neu formiert. Die Höhenströmung bleibt auf Nordwest
und bei andauernder Warmluftadvektion nähert sich über Westeuropa eine erste
Warmfront. Das Hochdruckgebiet zieht sich nach Südosten zurück, womit die
bodennahe Windrichtung auf südliche bis südwestliche Richtungen dreht.
Neben dichten Wolken kommen im Norden sowie im Südwesten und Süden leichte
Niederschläge auf, die anfangs teils mit Schnee vermischt sein können. Für
Glätte reicht es wahrscheinlich nicht, da die Temperaturen wieder steigen und
sowieso 0°C kaum unterschreiten. Die Niederschläge beschränken sich auf wenige
l/qm.
Ein paar größere Auflockerungen kann es vor allem in der ersten Nachhälfte in
den östlichen Landesteilen geben. Dort muss auch nochmal mit Frost zwischen 0
und -3°C gerechnet werden. Sonst bleibt es frostfrei.

Mittwoch… ist das Strömungsmuster progressiv und die Hauptachse des Rückens
kommt bis zum Abend bis Westdeutschland voran. Bodennah liegen wir unter einer
südwestlichen Strömung. Damit verbunden sind weiter Warmluftadvektion und eine
Warmfront, die im Norden leichten Regen auslöst. Ein zweiter Warmluftschub, in
Verbindung mit einer weiteren Warmfront über Westeuropa greift von Westen und
Südwesten bis zum Abend auf Deutschland über. Dahinter steigen die 850 hPa
Temperaturen auf über 5°C.

Neben dem leichten Regen im Norden, regnet es auch etwas in Alpennähe und in
Südostbayern. Letzteres hat seinen Grund in der nordwestlichen Strömung und
leichtem Stau. Im Laufe des Tages greifen von Westen mit dem neuen Warmluftschub
die nächsten leichten Regenfälle über.

Zuvor kann es einige größere Auflockerungen geben, die die Temperatur im
Südwesten auf 15 bis 19°C steigen lässt. Ganz im Nordosten, wo die warme Luft
noch nicht Fuß fasst, werden nur 7 bis 10°C erwartet. Der südliche bis
südwestliche Wind lebt im Tagesverlauf auf, auf den Gipfeln der Berge bei
stabiler Schichtung etwas stärker mit steifen bis stürmischen Böen, aber auch
dort kaum warnwürdig.

In der Nacht zum Donnerstag passiert uns der Höhenrücken nach Osten. Das
Frontensystem eines in die Nordsee ziehenden Tiefs greift von Westen her mit
weiteren Regenfällen auf Deutschland über. Bei vielfach starker Bewölkung bleibt
es frostfrei, in den westlichen Teilen liegen die Minima kaum unter 10°C.
Mit Annäherung des Nordseetiefs legt der Druckgradient zu. An der Nordsee und in
windexponierten Lagen über dem Westen, Südwesten und der Mitte sind einzelne
steife Böen möglich, im höheren Bergland kann es stürmische Böen oder Sturmböen,
exponiert schwere Sturmböen geben.
Gestützt durch kurzwellige Tröge greift in der zweiten Nachthälfte die Kaltfront
auf den Westen und Südwesten über. Mit einem Einschub instabiler Luft im
Warmsektor nehmen die Regenfälle schauerartigen Charakter an und im Südwesten
sind einzelne eingelagerte Gewitter mit stürmischen Böen nicht ausgeschlossen.
Die gut ausgeprägte Scherung würde mehr, auch starke Gewitter und organisierte
Strukturen erlauben, die Tageszeit spricht freilich dagegen.

Donnerstag… dreht die Strömung mehr auf westliche Richtungen. Dabei bildet
sich am Okklusionspunkt des Frontensystems über der Nordsee ein Teiltief, das
zum Skagerrak zieht. Die Kaltfront überquert Norddeutschland beschleunigt nach
Osten. Bei der postfrontal einfließenden Luftmasse handelt es sich um eine
maritime erwärmte Polarluft, so dass nur ein leichter Temperaturrückgang
erfolgt. Während die Frontpassage im Norden Deutschlands rasch erfolgt und nur
wenige l/qm zustande bringt, gerät diese über dem Süden ins Schleifen, was dort
mehr als 10, in Alpennähe und im Schwarzwald bis 20 mm Niederschlag in 12
Stunden zur Folge hat.

Präfrontal bleibt die feuchtlabile Luft im Süden Deutschlands bis in den frühen
Nachmittag wetterbestimmend. Ob sich großartig Cape aufbaut, ist angesichts der
Bewölkung und der zum Nachmittag erfolgenden Frontpassage fraglich. Dafür ist
die Luftmasse gut geschert, hochreichend labil und feucht mit PPW bis 25 mm.
Entsprechend müssen kräftigere Gewitter ins Auge gefasst werden, die sich vor
allem südlich der Donau bilden können. Bei rascher Verlagerung der Zellen,
spielt Starkregen kaum eine Rolle. Dafür sorgt der Oberwind (bis 50 Kt in 850
hPa, ICON) und der mögliche Organisationsgrad der Konvektion für eine gewisse
Wahrscheinlichkeit für (schwere?) Sturmböen.
Mit der postfrontalen Passage eines breiten Troges legt der Gradient landesweit
zu, so dass, abgesehen vom Südosten, Wind- und stürmische Böen aufkommen. Im
Bergland erreicht der Wind in Böen Sturmstärke, auf exponierten Gipfeln sind
schwere Sturmböen möglich. Zum Abend hin flaut in tieferen Lagen abseits der
Küste der Wind ab und ist dann nicht mehr warnrelevant. In höheren Berglagen
besteht jedoch weiterhin die Gefahr stürmischer Böen oder Sturmböen.

Bedingt durch die Trogpassage sind auch in der postfrontalen, feuchtlabilen
Meeresluft kurze Gewitter zu erwarten. Auch
wenn die Konvektion dort nicht so hochreichend ist wie in der Warmluft, können
diese Gewitter mit Böen bis Sturmstärke einhergehen.
Ein paar größere Wolkenlücken zeichnen sich am ehesten im Lee der Mittelgebirge
sowie postfrontal im Westen ab. Ansonsten hält sich wechselnde bis starke
Bewölkung. In der gut durchmischten Luftmasse erreicht die Temperatur 15 bis 19,
in Küstennähe und im Bergland 10 bis 14°C.

In der Nacht zum Freitag beruhigt sich das Wetter vorübergehend. Zum einen sorgt
dafür der Tagesgang, zum anderen ein schwaches Zwischenhoch, das uns mit
leichtem Absinken ostwärts überquert. Die Konvektion lässt nach und die
Bewölkung lockert gebietsweise stärker auf. Der Wind lässt auch im Bergland und
an der See vorübergehend unter die Warnschwellen nach. In der milden Luft bleibt
es frostfrei.
In der zweiten Nachthälfte greift auf den Südwesten und Südwesten die Hebung
vorderseitig des nächsten Troges und des damit verbundenen Frontensystems über.
Dort kommt wieder Regen auf, während sich die Bewölkung weiter vorausschiebt
über die Mitte nach Osten. Der südliche Wind frischt im Westen wieder auf.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner