SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.03.2023 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
N z Übergang zu SW z

Windig mit Schauern und kurzen Gewittern, dabei sowie an der Küste und im
Bergland stürmische Böen oder Sturmböen. Im Stau der Alpen starke Schneefälle.
Nachts Frost und regional Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC

Montag… bringt sich der Spätwinter nochmal in Erinnerung. Auf der Rückseite
eines nach Osteuropa abgezogenen Tiefs dringt kalte Meeresluft polaren Ursprungs
von Norden her nach Deutschland vor. Damit verbunden hat sich ein großer Trog
formiert, der bis ins Mittelmeer reicht, nun aber langsam nach Osten
weiterzieht. Wir gelangen auf seine Rückseite. Unter dem Trog ist die Luftmasse
hochreichend instabil mit 850 hPa Temperaturen von -6 bis -10°C, in 500 hPa
liegen die Werte zwischen -32 und fast -40°C, mit den niedrigeren Werten jeweils
nach Nordosten hin. Die Folge ist eine rege Schauertätigkeit und von der Mitte
bis in den Norden sind kurze Kaltluftgewitter dabei. Der Höhenwind ist mit 20
bis 35
Kt in 925 und 850 hPa nicht sonderlich stark. Dennoch können bei stärkeren
Entwicklungen Windböen oder stürmische Böen auftreten. Außerdem sind die
Schauer/Gewitter häufig begleitet von Graupel und Schnee bis in tiefe Lagen.

Eine Schneedecke wird sich aufgrund der warmen Vorgeschichte nur in höheren
Lagen (> 800m), vor allem in Staulagen von Erzgebirge und Alpen. Dort fällt
anfangs, aus der Nacht heraus noch Regen und Schnee. Nach einer kurzen Pause am
Vormittag kommt dann dort die Schauertätigkeit wieder in Gang und hält sich bis
Dienstag früh.
Akkumuliert können im Stau des Erzgebirges bis Dienstagmorgen 5 bis 10 cm
zusammenkommen. An den Alpen sind oberhalb 1000 m 15 bis 30 cm, in exponierten
Staulagen vereinzelt mehr möglich.

Am stärksten ist der Wind an der Nordsee, wo auch der Gradient am besten
ausgeprägt ist. Dort können häufiger Sturmböen 9 Bft aus Nordwest auftreten. Die
Schaueraktivität und der Wind sind nach Westen und Südwesten hin am schwächsten
ausgeprägt. Die Temperaturen verharren im einstelligen Bereich zwischen +4 und
+8°C, im höheren Bergland darunter. Teils gibt es dort leichten Frost.

Da die Strömung abends und nachts nach Passage eines Kurzwellentroges weiter
nach Nord dreht, sind von der Ostsee weit landeinwärts nach den Schauern im
Bereich des Troges weitere durch den Lake Effect getriggerte Schnee- und
Graupelschauer, teils in Schauerstraßen sowie vereinzelte Gewitter möglich. Die
Modelle sind diesbezüglich aber noch unterschiedlich aufgestellt. Möglich sind
aber bei kräftigen Entwicklungen auch einige, wenige cm Neuschnee. Weiter
westlich macht sich der Skandinavienföhn bemerkbar. Die von der Nordsee her
ausgelösten Schauer sind schwächer, bei etwas höheren Temperaturen. Sie langen
kaum für Glätte.

Ansonsten beginnt es in den Nachtstunden von Westen und Südwesten bis zur Mitte
zu stabilisieren, da der Langwellentrog abzieht und sich von Westen her ein
markanter Höhenrücken nähert. Der Bodendruck steigt kräftig mit der Folge, dass
sich eine Hochdruckzone nach Südwestdeutschland hereinschiebt. Die Wolkendecke
lockert stärker auf und der Wind lässt nach. Am längsten treten starke,
exponiert stürmische Böen an der Ostsee und im Erzgebirge auf.

In der eingeflossenen Kaltluft steht vielen Regionen eine Frostnacht bevor. In
höheren Berglagen kann es mäßigen Frost geben. Außen vor bleibt nur der
Nordwesten (warme Nordsee) sowie die direkte Ostsee und Streifen von der Nordsee
bis Sachsen, wo mehr Wolken und bessere Durchmischung einen stärkeren
Temperaturrückgang verhindern. Besonders wo es nachts Schauer gibt, kann es zu
Glätte durch überfrierende Nässe kommen.

Dienstag… schiebt sich von Westen der Höhenrücken weiter in Richtung
Deutschland vor. Das Bodenhochdruckgebiet schiebt seinen Schwerpunkt über
Süddeutschland langsam nach Osten. Damit lässt durch die weitere Stabilisierung
die Schauertätigkeit auch am Erzgebirge und den Bayerischen Alpen weiter nach.
Ab den Mittagsstunden ist es weitgehend trocken. Am Nordrand wird der Rücken von
WLA überlaufen. Diese greift zunächst auf den Nordwesten über und breiten sich
später auf ganz Deutschland aus. Damit verdichten sich im Tagesverlauf die
Wolken von Nordwesten wieder.

Am freundlichsten wird es einerseits im Nordosten, wo sich das Skandinavienlee
bemerkbar macht. Anderseits macht sich
im Südwesten das Absinken im Zuge des Höhenrückens am stärksten bemerkbar,
sodass auch dort längere Zeit die Sonne scheint. Die Bewölkung dazwischen ist
bei ca. 800 hPa gedeckelt und produziert keinen nennenswerten Niederschlag.

Einzelne Windböen kann es durch den Tagesgang vorübergehend nochmal in
Brandenburg/Berlin und Sachsen sowie in Südostbayern geben, dieser sollte aber
ab Mittag wieder unter die Warnschwellen sinken. Auf der Nordsee lebt der auf
Südwest drehende Wind bis zum Abend hingegen wieder auf.

Vor allem in die westlichen und mittleren Landesteile Deutschlands kommen wieder
mildere Luftmassen voran, sodass auch im höheren Bergland kaum noch mit
Dauerfrost zu rechnen ist und im Südwesten bereits wieder zweistellige Werte zu
erwarten sind. Der Nordosten bleibt kalt, bei nahe -10°C in 850 hPa und Maxima
um +5°C.

In der Nacht auf Mittwoch läuft ein Kurzwellentrog auf der Vorderseite des
Rückens von Nordwest nach Südost ab, während sich die Hauptachse des Rückens bei
den Britischen Inseln neu formiert. Die Höhenströmung bleibt auf Nordwesten und
bei fortgesetzter Warmluftadvektion nähert sich über Westeuropa die Warmfront
eines Tiefs nordwestlich von Schottland. Das Hochdruckgebiet zieht sich nach
Südosten zurück.
Neben dichten Wolken kommen damit im Norden und Südwesten und Süden leichte
Niederschläge auf, die anfangs im Süden und nach Nordosten hin mit Schnee
vermischt sein können. Für Glätte reicht es wahrscheinlich nicht, da die
Temperaturen wieder steigen und sowieso 0°C kaum unterschreiten. Die
Niederschläge beschränken sich auf wenige l/qm.
Ein paar größere Auflockerungen kann es vor allem in der ersten Nachhälfte in
den östlichen Landesteilen geben. Dort muss auch nochmal mit Frost zwischen 0
und -3°C gerechnet werden. Sonst bleibt es frostfrei.

Mittwoch… ist das Strömungsmuster progressiv und die Hauptachse des Rückens
kommt bis zum Abend bis Westdeutschland voran. Bodennah liegen wir unter einer
südwestlichen Strömung. Damit verbunden sind weiter Warmluftadvektion und ein
erstes okkludierendes Frontensystem, das im Norden leichten Regen auslöst. Ein
zweiter Warmluftschub, in Verbindung mit einer nächsten Warmfront über
Westeuropa greift von Westen und Südwesten bis zum Abend auf Deutschland über.
Dahinter steigen die 850 hPa Temperaturen auf über 5°C.

Neben dem Regen im Norden, regnet es auch etwas in Alpennähe und in
Südostbayern. Letzteres hat seinen Grund in der nordwestlichen Strömung und
leichtem Stau. Im Laufe des Tages greifen von Südwesten mit dem neuen WL-Schub
neue, meist leichte Regenfälle über.

Zuvor kann es einige Auflockerungen geben und diese treiben die Maxima im
Südwesten wieder auf 15 bis 18°C, mit den höchsten Werten am Oberrhein. Ganz im
Nordosten werden nur 7 bis 10°C erwartet.
Der südliche bis südwestliche Wind lebt im Tagesverlauf auf, auf den Gipfeln der
Berge etwas stärker mit steifen bis stürmischen Böen, aber auch dort nicht
warnwürdig.

In der Nacht zum Donnerstag passiert uns der Höhenrücken nach Osten. Das
Frontensystem eines in die Nordsee ziehenden Tiefs greift von Westen her mit
weiteren Regenfällen auf Deutschland über. Bei vielfach starker Bewölkung bleibt
es frostfrei, in den westlichen Teilen liegen die Minima kaum unter 10°C.
Mit Annäherung des Nordseetiefs legt der Druckgradient zu. An der Nordsee und in
windexponierten Lagen über dem Westen, Südwesten und der Mitte sind einzelne
steife Böen möglich, im höheren Bergland kann es stürmische Böen oder Sturmböen
geben.
Mit einem Einschub instabiler Luft im Warmsektor sind im Südwesten vereinzelte
Gewitter mit stürmischen nicht ganz ausgeschlossen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren großräumig sehr ähnlich. Fraglich bleiben nur Details.
Inwieweit Schneeschauer nachts im Nordosten eine dünne Schneedecke bringen,
lässt sich nur im Nowcasting beurteilen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner