SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.03.2023 um 08 UTC

GWL und markante Wettererscheinungen:
W z, Übergang zu N z und damit Comeback des Bergwinters. Am Montag typisches
Aprilwetter.

WIND/STURM:
Heute im Südwesten und Teilen des westlichen Bayerns in freien Lagen sowie in
Schauernähe stürmische Böen (um 70 km/h, Bft 8) um Südwest. Im oberen
Schwarzwald sowie in den hohen Lagen der Allgäuer Alpen einzelne Sturmböen um 80
km/h (Bft 9).
In der Nacht zum Montag im Südwesten und Süden abschwächender Wind, an der
Nordsee aufkommend stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8) aus Nord bis Nordwest.
Später auch in den dortigen Kammlagen der Mittelgebirge und in den
Gipfelregionen der Alpen und des Schwarzwaldes stürmische Böen um 70 km/h (Bft
8) aus Nordwest. In exponierten Gipfellagen Sturm- und schwere Sturmböen. Am
Montag andauernd.
In der Nacht zum Dienstag an der Ostseeküste und in den Kamm- und Gipfellagen
der östlichen Mittelgebirge noch stürmische Böen und exponiert zumindest in der
ersten Nachthälfte noch Böen bis Sturmstärke (Bft 9). Dienstagvormittag im Osten
der Wind noch einmal leicht auflebend, danach abflauend. Ab dem Abend
wahrscheinlich keine warnrelevanten Böen mehr.

GEWITTER:
Heute in der Südhälfte tagsüber einzelne starke Gewitter mit stürmischen Böen um
65 km/h (Bft 8), Böen bis 80 km/h (Bft 9) nicht ausgeschlossen. Am Montag im
Norden und Osten kurze Gewitter, teils mit Graupel, dabei Gefahr von stürmischen
Böen, Sturmböen Bft 9 nicht ausgeschlossen.

SCHNEE/GLÄTTE:
Im Laufe der Nacht im Erzgebirge längere Schneefälle mit 5 bis 10 cm. Ausgangs
der Nacht auch an den Alpen allmählich bis in die Täler sinkende
Schneefallgrenze, oberhalb von 800 m etwa 5 cm Neuschnee. Am Montag dort
anhaltende Schneefälle, dabei bis in die Täler weitere 5 bis 10 cm Schnee.
Schneefälle an den Alpen bis in den Dienstag hinein andauernd, dort in Staulagen
durchaus markant zu bewarnende Neuschneemengen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC

Sonntag… liegt Deutschland unter einer westlichen und leicht mäandrierenden
zyklonalen Strömung. Während ein abziehender Trog im Nordosten zunächst noch
eine leichte Schauertätigkeit und nachfolgend ein flacher Rücken eine leichte
Wetterberuhigung mit sich brachte, steht ein nachfolgender Trog bereits in den
Startlöchern und greift auf Frankreich über. Ein entwicklungsgünstig liegendes
Tief konnte sich, Cornwall erreichend, intensivieren und wird im Tagesverlauf
über die Bretagne und Belgien hinweg in die Mitte Deutschlands gesteuert. An der
Südflanke dieses Tiefs verschärft sich der Gradient, wodurch westlich des Rheins
und im Südwesten Wind- und in freien Lagen stürmische Böen Bft 8 aufkommen. Im
Bergland muss mit Sturm- und auf exponierten Gipfeln (auch des Allgäu) mit
schweren Sturmböen Bft 10 gerechnet werden. Zudem wird an der Südflanke dieses
Tiefs labile Luft eingesteuert, CAPE (MU, KK) erreicht zwar nur rund 200 J/kg,
auch der Gehalt an niederschlagbarem Wasser ist mit 15 mm nicht allzu hoch,
dennoch reicht es dank trogvorderseitiger Hebung vor allem südlich der
Mittelgebirgsschwelle für kurze Gewitter. Aufgrund der ausgeprägten
niedertroposphärischen, nach Südosten hin auch hochreichenden Scherung können
durchaus (wie bereits auf Frankreich übergreifend erkennbar ist) organisiertere
und auch staffelartige Strukturen auftreten. In Verbindung mit Gewittern sind
auch in tieferen Lagen Böen bis Sturmstärke nicht ganz auszuschließen.
Entlang der Zugbahn dieses Tiefs, d.h. vor allem über dem nördlichen und
zentralen Mittelgebirgsraum, sind länger andauernde Niederschläge zu erwarten.
Warnschwellen in Bezug auf Dauerrehen werden aufgrund der raschen Verlagerung
des Tiefs nicht erreicht; innerhalb von 12 Stunden können jedoch 5 bis 10, in
Staulagen auch über 15 mm zusammenkommen. Dabei fällt bis zum Abend noch
durchweg Regen. Rückseitig dreht zunächst an der Nordsee, bis zum Abend dann
auch in den mittleren Teilen Deutschlands die Strömung auf Nord. Das geht mit
einem Auffrischen des Windes mit Böen bis Bft 7 an der Nordseeküste einher.
Gleichzeitig flaut der Wind im westlichen Bergland und im Südwesten ab.
Auflockerungen dürften eher Seltenheitscharakter aufweisen; am ehesten kommt
hierfür im Tagesverlauf der Norden und dort vor allem die nordseenahen Gebiete
noch in Frage. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 9 bis 13, im Küstenbereich
Werte um 7 Grad.

In der Nacht zum Montag stößt an der Rückseite des sich nach Ungarn verlagernden
Tiefs arktische Polarluft von Skandinavien her nach Deutschland vor. Im 850
hPa-Niveau erfolgt ein Temperaturrückgang auf -5 bis (im Nordosten) auf -10
Grad, was die Niederschläge im Bergland in Schnee übergehen lässt. An und in den
Alpen sinkt die Schneefallgrenze auf etwa 800 m, in den nördlichen und östlichen
Mittelgebirgen bis deutlich unter 400 m. Da Die Luftmasse jedoch sehr trocken
ist, zeichnen sich nur geringe Schneefälle ab, im nördlichen und östlichen
Bergland sind dies 5 bis 10, an den Alpen auch mehr als 10 cm. Dabei besteht
auch in tieferen Lagen Glättegefahr. Der Wind frischt im Norden und Osten etwas
auf, an der Nordsee sind vermehrt, an der Ostsee einzelne Windböen zu erwarten.
Zudem kommt an der Küste, bedingt durch den Lake Effect, eine rege
Schauertätigkeit in Gang, wobei zusehends die feste Phase zu erwarten ist. Im
östlichen und süddeutschen Bergland muss mit Wind- und stürmischen Böen, in
exponierten Gipfellagen mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden.
Von Nordwesten und Norden her klart es auf, wodurch leichter Frost auftreten
kann. Im Süden ist leichter Frost vorerst noch auf höhere Berglagen beschränkt.

Montag… weitet sich von Skandinavien her ein kräftiger Trog nach Deutschland
und Westpolen aus. In dessen Randbereich sinkt im 500 hPa-Niveau im Nordosten
Deutschlands die Temperatur bis -40 Grad. Hierdurch erfolgt eine weitere
Labilisierung, die den gesamten Norden und Osten Deutschlands erfasst. Im
Tagesverlauf sind daher wiederholt kurze Gewitter zu erwarten, die mit
stürmischen Böen einhergehen können. Bei einem Oberwind, der im 850 hPa-Niveau
40 kt erreicht, können auch Böen bis Sturmstärke nicht ganz ausgeschlossen
werden. Hinsichtlich der Niederschlagsphase ist dann Schnee oder Graupel zu
erwarten. Da aber der Gehalt an niederschlagbarem Wasser in der trockenen
skandinavischen Polarluft durchweg unter 10 mm liegt, kommt nicht viel
Niederschlag zusammen. Zwischen den Schauern zeichnen sich größere
Auflockerungen ab, d.h. es stellt sich typisches Aprilwetter ein.
Eine Ausnahme stellt jedoch der Küstenbereich dar, wo bei der Ausbildung von
Schauerstraßen und bedingt durch den Lake Effect durchaus um 10 cm Schnee fallen
können. Ähnliche Auswirkungen (hinsichtlich der Neuschneehöhe) ergeben sich
staubedingt an den Nordseiten der nördlichen Mittelgebirge und des Erzgebirges,
wo ebenfalls mehr als 10 cm Schnee vorstellbar sind. Am Alpenrand zeichnet sich
eine länger andauernde Stausituation ab, wodurch dort 10 bis über 20 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen können. Da diese Lage bis in
den Dienstag hinein dort andauert, wäre ggf. eine bis dahin laufende Warnung
(vielleicht sogar markant) ins Auge zu fassen. Südlich der Mittelgebirge dürfte
ebenfalls eine rege Schauertätigkeit einsetzen, kurze Gewitter sind dort jedoch
nur weniger wahrscheinlich als im Norden und Nordosten.
Auch ohne Konvektion lebt der Wind tagesgangsbedingt auf, in einem breiten
Streifen von der Nordsee bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein sind
Windböen, an der Nordsee und im östlichen Bergland stürmische Böen und in
exponierten Kamm- und Gipfellagen Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Ein von
Norden hereinschwenkender Bodentrog lässt zum Abend hin den Wind an der Nordsee
und an der Mecklenburgischen Ostseeküste mit Sturmböen Bft 8/9 aufleben, wogegen
im Binnenland, abgesehen vielleicht von einigen exponierten Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge und auch der Alpengipfel, der Wind dann
wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant ist.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen mit 4 bis 9 Grad deutschlandweit im
einstelligen Bereich. Oberhalb 800 m ist leichter Dauerfrost zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag greift ein Höhenkeil auf die Britischen Inseln über.
Durch diesen gestützt verlagert sich ein Bodenhoch nach Südwestdeutschland. Im
weitaus größten Teil Deutschlands hat dies eine Wetterberuhigung zur Folge.
Hiervon ausgenommen ist noch der Nordosten und Osten, wo an der Rückseite des
dann über Osteuropa liegenden Tiefdruckkomplexes ein kräftiger Gradient bestehen
bleibt. Daher sind an der Ostsee, in den östlichen Mittelgebirgen wie auch am
östlichen Alpenrand weiterhin Wind- und stürmische Böen und in exponierten
Gipfellagen, wenngleich mit abnehmender Tendenz, Sturmböen zu erwarten.
An der Ostsee zeichnet sich weiterhin eine rege Schauertätigkeit ab, wodurch
noch einmal einige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen können. Schneeschauer
können auch bis weit ins nordöstliche Binnenland hinein vordringen, wodurch
Glättegefahr besteht. In den Staulagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge können erneut mehr als 5, am Alpenrand auch deutlich mehr als 10
cm Neuschnee hinzukommen.
Deutschlandweit stellt sich leichter, im Bergland und über Schnee mäßiger Frost
ein.

Dienstag… verlagert sich das gesamte Zirkulationsmuster etwas nach Osten. Der
Höhenkeil überquert die Britischen Inseln und erreicht die Nordsee, das
korrespondierende, über dem Südwesten Deutschlands liegende Bodenhoch weitet
sich nordostwärts aus und lässt auch in den nordöstlichen Landesteilen den
Gradienten aufweichen. An der Ostsee flaut daher der Wind bereits am Vormittag
ab und ist dann nicht mehr warnrelevant, in den östlichen Mittelgebirgen und am
östlichen Alpenrand ist dies am Nachmittag der Fall. Bis dahin können aber in
Kamm- und Gipfellagen noch stürmische Böen auftreten.
Geringe Schneefälle (ebenfalls mit nachlassender Tendenz) können in den
Staulagen der östlichen Mittelgebirge wie auch am östlichen Alpenrand noch
auftreten. Mehr als 5 cm (am Erzgebirgsnordrand) und 10 cm (in den
Berchtesgadener Alpen) sollten aber auch dort nicht mehr zusammenkommen.
Längere sonnige Abschnitte zeichnen sich, bedingt durch Skandinavienföhn, am
ehesten im Nordosten Deutschlands ab. Absinken im Bereich des Bodenhochs bringt
auch im Westen und Südwesten größere Auflockerungen mit sich. Von der Nordsee
werden dagegen noch Wolkenfelder bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein
gesteuert, abseits der Gebirge sind Schauer jedoch selten.
Während in weiten Teilen Deutschlands gegenüber Montag keine wesentliche
Temperaturänderung erfolgt, bringt die Sonneneinstrahlung im Westen und
Südwesten eine leichte Erwärmung mit sich. In Rheinnähe sind daher Maxima um 10
Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das wetterbestimmende Bodenhoch
südostwärts, so dass sich eine südwestliche bis südliche bodennahe Strömung
einstellt. Der o.g. Höhenkeil regeneriert sich über den Britischen Inseln, ein
vorlaufender schwacher Anteil erreicht Deutschland, gefolgt von einem flachen
Trog, der in der nordwestlichen Strömung südostwärts gesteuert wird.
Trogvorderseitige Hebung lässt im Zusammenspiel mit Warmluftadvektion von der
Nordsee und von Südwesten her geringe Niederschläge aufkommen. Mehr als 1 bis 2,
an der Nordsee vielleicht bis 5 mm, kommen jedoch nicht zusammen. Diese fallen
anfangs in den Hochlagen der westlichen und südwestdeutschen Mittelgebirge noch
als Schnee, ansonsten aber durchweg als Regen.
Im Osten und Südosten und zum Teil auch in der Mitte klart es meist auf, so dass
dort erneut leichter Frost zu erwarten ist. Ansonsten beschränkt sich leichter
Frost auf höhere Berglagen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
unterschiede ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann