S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.03.2023 um 10.30 UTC

Wechselhaft und windig mit Schauern und Gewittern. Dabei wieder kälter mit
Nachtfrost und Schnee vorübergehend bis in tiefe Lagen. Zum Ende der Mittelfrist
wieder wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 31.03.2023

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag steigt
der Luftdruck über Mitteleuropa stark an. Es baut sich ein Hochdruckgebiet auf.
Dem steht ein Tiefdruckkomplex über Osteuropa gegenüber, der auch nach
Deutschland noch kalte Polarluft lenkt. Daher müssen wir weiterhin mit
Nachtfrost rechnen. Niederschläge sind aber nur in geringen Mengen zu erwarten.
An der Nordseeküsten muss aber noch mit steifen Böen gerechnet werden.

Am Mittwoch zieht eine Warmfront ost-nordostwärts über das Land. Es spaltet sich
aus dem umfangreichen Komplex über dem Nordatlantik ab. Aus Südwesten strömt
dennoch mildere Luft ins Land, die 0 Grad Grenze in 850 hPa liegt in der Nacht
zum Donnerstag voraussichtlich auf einer Linie Uckermark – Sylt. Zwischen dem
Tief über der Nordsee und hohem Luftdruck über den Alpen respektive Norditalien
entwickelt sich abermals ein kräftiger Druckgradient und der Wind nimmt wieder
zu, diesmal aus südwestlicher Richtung. Dabei sind in der Nacht zum Donnerstag
die ersten stürmischen Böen in den höheren Berglagen möglich.

Am Donnerstag zieht das Tief über den Norden Deutschlands ostwärts hinweg. An
der Südseite weht ein kräftiger Südwest- bis Westwind mit teils stürmischen Böen
im Bergland. Dazu fällt zeit- und gebietsweise Regen, die Schneefallgrenze liegt
deutlich über 1000 m. In der Nacht zum Freitag steilt die Strömung über
Mitteleuropa etwas auf und wir gelangen unter den Keil in leichten
Hochdruckeinfluss. Über dem Atlantik liegt aber ein neues Tiefdruckgebiet
bereit, dessen Ausläufer uns am Freitag erreichen.

Am Freitag greifen in einer lebhaften westlichen Strömung weitere Tiefausläufer
auf Deutschland über. Dabei deutlich mildere Meeresluft herangelenkt mit 850 hPa
Temperaturen zwischen 0 Grad im Nordosten und 5 Grad im Südwesten. Die
Schneefallgrenze steig auf Höhenlagen um 1400 m. In Berglagen und an der Küste
werden Böen der Stärke 7 erreicht. Sonst ist nicht mit warnwürdigen
Wetterereignissen zu rechnen.

Die erweiterte Mittelfrist beleibt weiterhin tiefdruckbestimmt, aber meist nicht
wirklich kalt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

In der Grundsache weist der aktuelle IFS Lauf eine hohe Übereinstimmung mit den
Vorläufen auf. Im Detail ergeben sich kleinere Unterschiede. So ist das Tief,
das am Sonntag vom Ärmelkanal über Belgien nach Deutschland zieht, heute
wesentlich stärker ausgeprägt und hält die Kaltfront am Montag etwas zurück, was
in einer späteren Abkühlung resultiert. Der Trog am Montag ist nun etwas weniger
amplifiziert und schmaler, führt aber -10 Grad in 850 hPa in den Norden des
Landes. Dafür ist der Keil am Dienstag etwas schneller unterwegs und die
höhenkalte Luft wird bereits ab der Nacht zum Mittwoch aus Deutschland ostwärts
herausgedrängt. Neu ist ein kleines Randtief am Donnerstag, welches sich aus
einem Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik auslöst, zur Nordsee wandert und
von dort ostwärts über Norddeutschland und Dänemark zieht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON sieht dem IFS sehr ähnlich. Ab Mittwoch ergeben sich Unterschiede im Abzug
des Tiefs über dem Baltikum. Während IFS das Tief nordostwärts ziehen lässt,
schwenkt bei ICON ein Randtief zurück nach Polen, was die Erwärmung aus
Südwesten stark bremst.
Auch GFS weist anfangs eine hohe Ähnlichkeit zum IFS auf. Unterschiede ergeben
sich bei der Lage und des Timings des Tiefdruckgebietes am Donnerstag. Die
Mittelfrist scheint damit recht sicher, in der erweiterten Mittelfrist gibt es
aber unterschiedliche Lösungen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitschritt nur eine Lösung mit
Schwenk von NAO+ zu atlantischem Rücken. Zeitschritt zwei liefert ein wahres
Potpourri an Lösungen. In insgesamt 4 Lösungen ist alles vertreten. Haupt- und
Kontrolllauf liegen in Cluster 1, der von atlantischem Rücken am Dienstag zu NAO
negativ am Mittwoch und Donnerstag schwenkt und von 17 Membern gestützt wird.
Cluster zwei schwenkt zu NAO positiv, Cluster 4 zu Blocking. Cluster 2 wird von
12, Cluster 3 und 4 von je 11 Membern gestützt. Am Dienstag und Mittwoch ergeben
die Cluster für Deutschland keine allzugroßen Unterschiede. Am Donnerstag
hingegen liefern Cluster 2 und 4 einen deutlich steileren Keil, während Cluster
1 und 3 den Keil nur sehr flach in Südeuropa drin haben, weil über
Norddeutschland ein Tief hinwegzieht. So absolut sicher erscheint die künftige
Tiefentwicklung also nicht zu sein.

Die Ensembles der Modelle weisen bis Dienstag nur wenig Varianz auf. Der Trend
ist zudem gleich: kühler bei sinkendem Geopotential. Die Rückkehr des
Spätwinters Anfang kommender Woche ist so gut wie sicher. Ab Dienstag steigt das
Geopotential wieder, zeitgleich wird auch der Spread größer, die Unsicherheiten
nehmen also zu. Auffällig ist, dass beim IFS Haupt- und Kontrolllauf Mittwoch
und Donnerstag eher am unteren Ende der Geopotential-Ensembles und am oberen
Ende der Temperatur-Ensembles zu finden sind. Zum Ende der kommenden Woche
sinken im Süden und Westen Geopotential und 850-Temperatur, im Norden und Osten
ist hingegen eine Art Stagnation sichtbar.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Ab Sonntag und zu Beginn der kommenden Woche scheint der moderate Rückfall des
Winters als recht sicher. Auch scheint der deutliche Druckanstieg am Dienstag
mit Aufbau eines Zwischenhochs als recht sicher. Somit haben wir wieder
Nachtfrost zu erwarten und anfangs noch ruppigen Wind. Zum nächsten Wochenende
nehmen die warnwürdigen Wetterereignisse dann wieder deutlich ab. Lediglich an
der Küste und in Bergland muss mit steifen Windböen gerechnet werden. Auch EFI
liefert insgesamt nur geringe Signale für ungewöhnliches Wetter.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-MIX, MOS-EZ

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer