SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.03.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Unbeständig mit häufigen Niederschlägen. vor allem am Freitag und Samstag teils
bis in die Niederungen stürmische Böen, auf den Bergen schwere Sturmböen. Dazu
auch einzelne Gewitter. Morgen nochmals sehr mild, danach beginnende, zunächst
leichte Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … hat uns die zyklonale West- bis Südwestlage voll im Griff. Die nur
leicht mäandrierende Frontalzone reicht vom mittleren Nordatlantik kommend über
West- bzw. Südwest- und Mitteleuropa bis nach Nordwestrussland. Darin
eingebettet, werden uns auch morgen und am Samstag immer wieder mehr oder
weniger kurzwellige Höhentröge nordostwärts überqueren und für einen
niederschlagsreichen, windigen bzw. stürmischen Wetterabschnitt sorgen, ehe am
Sonntag eine grundlegende Wetterumstellung eingeleitet wird. Dazu später mehr.
Aktuell befindet sich über dem Seegebiet westlich von Schottland ein
hochreichendes und zentralsteuerndes Tiefdruckgebiet („HILMAR I“), das sich im
Laufe der Nacht noch ein wenig ostsüdostwärts verlagert und sich etwas vertieft,
Freitagvormittag dann aber vor der irischen Nordwestküste mit einem Kerndruck
von unter 975 hPa den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht hat. Im Bodenfeld
erstreckt sich, ausgehend von „HILMAR I“, eine mit mehreren Drehzentren („HILMAR
II, III“) gespickten Tiefdruckrinne bis nach Südskandinavien.
An der Südflanke dieser Rinne hat aktuell ein kurzwelliger Troganteil den
Nordosten Deutschlands überquert. Diesem folgt ein flacher Höhenrücken, der sich
im Laufe der Nacht rasch über das Vorhersagegebiet hinweg ostnordostwärts
verlagert und in Verbindung mit einem vorlaufenden, ebenso flachen
Bodenhochkeil, der bis etwa 00 UTC bereits weite Teile des Landes überquert hat,
zumindest windtechnisch für eine kurzzeitige Wetterberuhigung sorgt. Somit hat
aktuell bereits auch im Norden und in der Mitte der Südwestwind abgenommen und
ist erst einmal zumindest in den Niederungen nicht mehr warnrelevant. In den
Höhenlagen bleibt es aber stürmisch, vor allem über der Mitte und dem Nordwesten
(in 850 hPa etwa 30 bis 40 kn), so dass es auf einigen Gipfeln, insbesondere auf
dem Brocken, auch in der ersten Nachthälfte noch stürmische Böen bzw. Sturmböen
gibt.
Bereits im Laufe der zweiten Nachthälfte hat sich das Thema Wetterberuhigung
schon wieder erledigt. An der Südostflanke des Zentraltiefs verlagert sich ein
weiterer markanter Kurzwellentrog über die Britischen Inseln hinweg rasch
ostwärts und erreicht bereits morgens die südwestliche Nordsee bzw. Benelux. Im
Bodenfeld ist daran eine Frontalwelle gekoppelt, die ebenso schnell nach Osten
zieht und bereits morgens die Deutsche Bucht erreicht. Zwar interagiert sie
nicht sonderlich gut mit dem korrespondierenden Höhentrog und kann sich als
offene Welle kaum vertiefen, dennoch bieten sowohl kräftige WLA als auch
nachfolgend markante PVA dynamischen Hebungsantrieb. Die über der Mitte des
Landes schleifende „Kaltfront“ wird somit im Laufe der Nacht mit Annäherung der
Welle als Warmfront wieder nordwärts geführt, wobei bereits gegen 00 UTC im
Westen und Nordwesten verbreitet teils anhaltende Regenfälle einsetzen, die sich
rasch ostnordostwärts ausweiten. Die Kaltfront der Welle greift bereits ausgangs
der Nacht auf den Westen des Landes über, so dass die Regenfälle dort dann
kurzzeitig konvektiven Charakter annehmen (mangels Labilität aber wohl ohne
Gewitter), ehe sie morgens von Benelux her rasch nachlassen.
Bis Freitagfrüh kommen dabei im Westen und Nordwesten Regenmengen von meist 5
bis 10 l/qm zusammen, in den Staulagen der Mittelgebirge sowie im Emsland
gebietsweise auch mehr, im Lee dagegen weniger. Im Osten und Süden fällt dagegen
deutlich weniger, am Alpenrand und im Alpenvorland bleibt es sogar meist
trocken.
Nicht nur der Regen, sondern auch der Wind macht sich mit Annäherung der Welle
rasch wieder bemerkbar. Der Gradient verschärft sich deutlich, in 850 hPa werden
morgens vor allem über den westlichen und mittleren Landesteilen 45 bis 55 kn
erreicht, wobei die höchsten Windgeschwindigkeiten im stabilen Warmsektor der
Welle auftreten.
Somit nimmt der vorübergehend auf Südsüdwest rückdrehende Wind dort zunächst
lediglich in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen deutlich
zu mit Böen Bft 8 bis 10, auf dem Brocken Bft 11, vielleicht sogar eine knappe
Bft 12.
In den Niederungen reicht es höchstens in einigen Lee-Lagen, ansonsten aber wohl
erst mit Annäherung bzw. Passage der Kaltfront, also in den Frühstunden im
Westen, für warnrelevante Bft 7 bis 8.
Zuletzt bleibt noch zu konstatieren, dass es aufgrund der dichten Wolken im
Warmsektor der Welle (T850 hPa steigt vorübergehend auf 4 Grad im Norden und bis
10 Grad im Süden) allgemein frostfrei bleibt.

Freitag … ziehen Kurzwellentrog und Frontalwelle weiter nach Südschweden,
wobei sie etwas besser interagieren und sich die Welle zu einem angeschlossenen
Bodentief mit einem Kerndruck von knapp unter 985 hPa in etwa über der
Südwestküste Schwedens in den Abendstunden verlagert. Die Kaltfront der Welle
überquert den Großteil des Vorhersagegebietes rasch südostwärts und gerät
lediglich ganz im Süden ins Schleifen. Vorderseitig kann im Alpenvorland mit
etwas Einstrahlung eventuell noch ein wenig Cape generiert werden, so dass um
die Mittagszeit bzw. am Nachmittag dort kurze Gewitter nicht ganz ausgeschlossen
sind. Ansonsten bleiben die Regenmengen mit Frontpassage aber überschaubar und
lediglich in den Weststaulagen des Schwarzwaldes, des Oberallgäus und der
zentralen Mittelgebirge fallen gebietsweise mehr als 10 l/qm.
Der Front folgt erwärmte subpolare Meeresluft mit 0 bis 3 Grad in 850 hPa, so
dass es bei guter Durchmischung weiterhin mild bis sehr mild bleibt. Präfrontal
können im Südosten 16 bis nahe 20 Grad erreicht werden, postfrontal etwa 12 bis
17 Grad, an der Nordsee um 10 Grad.
Mit dem Höhentrog gelangt am Nachmittag ein Schwall höhenkalter Luft vor allem
in den Westen und Norden des Landes mit 500 hPa-Temperaturen zwischen -26 und
-29 Grad. Die Luftmasse ist dort dann zwar leicht labil geschichtet („skinny“
Cape mit etwa 50 bis 200 J/kg), aber oberhalb von 750 hPa auch sehr trocken und
wird erst zum Abend hin von Westen her wieder etwas angefeuchtet. Somit greifen
am Nachmittag von Benelux her einzelne Schauer auf den Westen über, die sich
noch etwa bis in die Mitte ausbreiten und auch von kurzen Gewittern begleitet
werden können. Mit recht markanter hochreichender Scherung (um 20 m/s) können
sich diese auch linienförmig organisieren, so dass kurzzeitig stürmische Böen
bzw. Sturmböen nicht ausgeschlossen sind.
Überhaupt steht der Wind selbstverständlich im Fokus der Warntätigkeit. Mit
Frontpassage legt er landesweit deutlich zu und es gibt steife, in freien Lagen
sowie in Nordwest- und Norddeutschland auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus
West bis Südwest. An den Küsten sind vorübergehend auch Sturmböen (Bft 9)
denkbar.
Auf den Bergen gibt es verbreitet Sturmböen, auf exponierten Gipfeln schwere
Sturmböen (Bft 10), auf dem Brocken anfangs noch orkanartige Böen (Bft 11).
Abends schwenkt ein flacher Höhenkeil nach Westdeutschland und vorlaufend
fächert der Gradient ab dem späten Nachmittag von Südwesten her wieder etwas
auf, so dass der Wind dann bereits beginnt wieder nachzulassen.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der flache Keil rasch ostwärts und bereits
gegen 00 UTC folgt von Benelux her der nächste kurzwellige Troganteil. Auch der
hat das Vorhersagegebiet bis Samstagfrüh mit zahlreichen, aber nicht sonderlich
ergiebigen Schauern weitgehend ostwärts überquert, wobei die Wahrscheinlichkeit
für Gewitter tagesgangbedingt im Laufe der Nacht trotz Advektion höhenkälterer
Luftmassen (morgens verbreitet um -30 Grad in 500 hPa über dem Vorhersagegebiet)
eher wieder abnimmt. Ein weiterer, deutlich markanter ausgeprägter
Kurzwellentrog erreicht dann samt Bodentrog morgens die südwestliche Nordsee und
Benelux.
Der Wind lässt somit eingangs der Nacht auch in der Osthälfte rasch nach und ist
in den Niederungen vorübergehend nicht mehr warnrelevant (außer in Schauer- oder
Gewitternähe), in Gipfellagen gibt es aber weiterhin Böen Bft 7 bis 9 aus
Südwest. Mit Annäherung des Bodentroges beginnt der etwas auf Südwest
zurückdrehende Wind im Laufe der zweiten Nachthälfte im Westen und Südwesten
wieder zuzulegen mit Böen Bft 7 zumindest in freien Lagen und Bft 8 bis 10 auf
den Bergen.
Die simulierten RR-Mengen halten sich nach wie vor in Grenzen, lediglich in
einigen Weststaulagen (am ehesten wohl Schwarzwald, eventuell aber auch nochmals
in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen) sowie an den Alpen (dort
schleift die Front noch etwas länger) fallen mehr als 10 l/qm, sonst sind es –
je nach Lage – zwischen 0 und 5 l/qm. Somit reicht es über den gesamten Zeitraum
von heute Abend bis Samstagfrüh wohl nicht oder höchstens für vereinzelte
exponierte Stationen im Schwarzwald bzw. im westlichen Oberallgäu für
warnrelevante Mengen. Zudem verläuft die Nacht erneut frostfrei.

Samstag … greift der markante Kurzwellentrog auf Deutschland über und schwenkt
langsamer als seine Vorgänger weiter ostwärts, wobei er sich in zwei Anteile
aufsplittet. Der östlichere Part schwenkt bis zum späten Nachmittag Richtung
Polen, während die Achse des westlichen, deutlich markanter ausgeprägten Parts
abends grade so den Westen und Nordwesten des Landes überquert hat. Bei
Temperaturen zwischen -26 und -32 Grad in 500 hPa und um 0 Grad in 850 hPa ist
die Luftmasse im Tagesverlauf hochreichend labil geschichtet und mit der
Tageserwärmung kann auch etwas Cape generiert werden.
Somit steht fast schon klassisches „Aprilwetter“ auf der Agenda, wobei es für
die feste Niederschlagsphase (außer Graupel) selbst in den höchsten
Mittelgebirgslagen wohl noch zu mild bleibt. Dabei überqueren mehrere
Schauerstaffeln das Vorhersagegebiet ostsüdostwärts, auch einzelne kurze
Graupelgewitter sind wohl mit am Start. Nach wie vor bleiben die
Niederschlagsmengen überschaubar und überschreiten lediglich in einigen
Weststaulagen sowie bei wiederholter Schauertätigkeit im Nordwesten gebietsweise
die 10 l/qm.
Die Windentwicklung ist gekoppelt an einen recht markanten Bodentrog (an der
Südflanke des ehemaligen Zentraltiefs, welches sich bis Samstagmittag in etwa
zum Skagerrak verlagert hat), der dem westlicheren Trog unmittelbar
vorgeschaltet ist und nachmittags bzw. abends die Nordhälfte allmählich ostwärts
überquert. An dessen Süd- bzw. Südostflanke verschärft sich der Gradient
deutlich und es gibt auch in den Niederungen – der Tagesgang wirkt ja zusätzlich
förderlich – verbreitet steife bis stürmische Böen, vereinzelt, am ehesten wohl
im Nordwesten sowie durch Leitplankeneffekt in den Vorländern einzelner
Mittelgebirge, aber auch an Schauern und Gewittern, Sturmböen aus Südwest. Etwas
außen vor bleibt wohl der Nordosten. Dort trifft der Bodentrog erst abends ein,
wenn der Gradient bereits etwas auffächert.
In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen gibt es Sturm- und
schwere Sturmböen.
Innerhalb der gut durchmischten Luftmasse bleibt es weiterhin mild, auch, wenn
es bei Höchsttemperaturen zwischen 9 und 14 Grad wohl nicht mehr ganz für die
Werte der Vortage reicht.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhentrog weiter ostwärts, dahinter stellt
sich eine vorübergehend mal recht glatte nordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet ein. Schon bald gilt es aber wieder, den Blick gen Westen zu
richten. Dort schickt sich ein markanter Randtrog an, vom Seegebiet südwestlich
Irlands bis Sonntagfrüh auf Nordwestfrankreich überzugreifen. Gleichzeitig
findet ein weiterer markanter Trogvorstoß von Neufundland her auf den
Nordwestatlantik statt, auf dessen Vorderseite sich ein breiter Höhenrücken über
den mittleren Nordatlantik nordwärts aufwölbt, der eine deutliche
Meridionalisierung des Strömungsmusters über dem Nordatlantik und somit die
eingangs angesprochene Wetterumstellung auch weiter stromab bei uns einleitet.
Zunächst aber steht im Vorhersagegebiet nach Abzug des Troges im Laufe der Nacht
eine vorübergehende Wetterberuhigung ins Haus. Der zusehends auffächernde
Bodentrog schwenkt im Laufe der ersten Nachthälfte über den Osten des Landes
hinweg ostnordostwärts und der Wind flaut rasch weiter ab. In der zweiten
Nachthälfte reicht es wohl lediglich noch in einigen Gipfellagen für
warnrelevante Böen.
Zugleich sorgt WLA, die auf der Vorderseite des auf Nordwestfrankreich
übergreifenden Randtroges einen sich über Südwestdeutschland aufwölbenden
flachen Höhenkeil überläuft, für rasche Stabilisierung, so dass auch die Schauer
von Südwesten her abklingen.
Die Wolken lockern allerdings wohl lediglich im Norden/Nordosten sowie im
Südosten vorübergehend stärker auf. Im Westen macht sich dagegen bald wieder die
recht markante WLA bemerkbar und bereits weit im Vorfeld eines okkludierten
Frontensystems, das zusammen mit einem an den Randtrog gekoppelten Bodentief im
Laufe der Nacht auf Frankreich übergreift, werden die Wolken wieder dichter.
Morgens fällt dort auch gebietsweise etwas Regen, während die letzten Schauer
dann grade aus der Osthälfte abziehen.
Rückseitig des Troges gelangt nun etwas kältere, aber immer noch erwärmte
Polarluft nach Norddeutschland mit etwa -1 bis -4 Grad, morgens im Nordseeumfeld
sogar um -5 Grad in 850 hPa. Eventuell sind die letzten Schauer im östlichen
Bergland sowie im Harz oberhalb von etwa 400 bis 800 m dann schon mit Schnee
vermischt. Ansonsten verläuft die Nacht aber noch frostfrei.

Sonntag … greift der Randtrog über Frankreich im Tagesverlauf – aufgesplittet
in zwei kurzwellige Troganteile – auf Ostfrankreich und Süddeutschland über.
Gleichzeitig kann von Norden her Höhenkaltluft mit etwa -40 Grad in 500 hPa und
darunter bis zur Norwegischen See bzw. nach Südskandinavien vordringen, wodurch
ein Höhentrog über Skandinavien regeneriert und in weiterer Folge auch für uns
eine kurzzeitig sogar zyklonale Nord- bis Nordwestlage eingeleitet wird. Die
Achse des Troges erreicht zum Abend bereits die mittlere Nordsee.
Im Bodenfeld weitet sich von Frankreich her bereits in den Vormittagsstunden
eine breite und mit mehreren Kernen ausgestattete Tiefdruckrinne rasch über die
Mitte und den Süden Deutschlands ostwärts aus, während über West- und
Nordwesteuropa kräftiger Druckanstieg einsetzt. Somit kann nördlich der Rinne
maritime Polarluft von Nordnordwest her bereits auf direkterem Wege nach
Nordwestdeutschland vordringen und lässt dort die 850 hPa-Temperatur bis zum
Abend auf -4 bis -7 Grad absinken. Im bzw. südlich der Rinne findet dagegen kein
Luftmassenwechsel statt, nach wie vor bewegt sich die 850 hPa-Temperatur dort um
den Gefrierpunkt. Dieses Setup wirkt insgesamt frontogenetisch und vor allem an
der Nordflanke der Rinne, also in den mittleren Landesteilen, fällt verbreitet
Regen, nach Westen zu gebietsweise etwa 10 bis 15 l/qm, sonst eher weniger. Ob
es an der Nordflanke der Niederschläge mit Einsickern der kälteren Luftmasse
eventuell schon für die feste Phase reicht, bleibt abzuwarten, sollten
Mittelgebirge (z.B. Harz) betroffen sein, könnte das durchaus der Fall sein.
Südlich der Rinne, also im Süden des Landes, kann die Luftmasse mit Übergreifen
des Höhentroges erneut labilisieren, die 500 hPa-Temperatur sinkt auf nahe -30
Grad. Die Folge sind neben Schauern auch einzelne Gewitter, je nachdem, wieviel
Cape durch etwas Einstrahlung noch generiert werden kann, was am ehesten im
Südosten der Fall sein dürfte.
Spannend, aber aus aktueller Sicht noch unsicher gestaltet sich auch die
Windentwicklung in Süddeutschland. Je nach Lage, Zugbahn und Intensität der
Druckminima innerhalb der Tiefdruckrinne, die wiederum anhängig sind von der
Interaktion mit den ebenfalls noch mit gewissen Unsicherheiten simulierten
kurzwelligen Troganteilen, kann sich an deren Südflanke ein recht veritabler
Druckgradient aufbauen. Im aktuellen ICON-Lauf ist das vor allem ab dem
Vormittag bis zum späten Nachmittag über dem Südwesten des Landes der Fall, wo
von Baden-Württemberg bis uns Saarland, ins südliche Rheinland-Pfalz und bis
nach Unterfranken und Schwaben verbreitet steife bis stürmische Böen, vereinzelt
Sturmböen, in den Hochlagen schwere Sturmböen aus Südwest auf der Agenda stehen.

Im Norden dreht der Wind dagegen auf Nordwest bis Nord und frischt ebenfalls
auf. Dabei kann es im Nordseeumfeld einzelne steife Böen geben.
Während die Temperaturen im Norden sowie am Nordrand des Regengebietes bereits
zurückgehen und dort nur noch Höchstwerte zwischen 5 und 9 Grad erreicht werden,
bleibt es im Süden mit 9 bis 13 Grad noch relativ mild.

Modellvergleich und -einschätzung

Insgesamt fahren die vorliegenden Modelle eine recht einheitliche Linie, bis zur
Nacht zum Sonntag ähneln sie sich inzwischen auch im Detail und es sind keine
großartig warn- und prognoserelevanten Differenzen auszumachen. Somit steht die
Windentwicklung bis dahin einigermaßen fest. Für ein Überschreiten der Kriterien
für Dauerregen dürfte es auch in 24 bis 48-stündigen Zeiträumen trotz häufiger
Niederschläge nicht oder lediglich an einigen exponierten Staustationen im
Schwarzwald bzw. im westlichen Oberallgäu reichen.
Die Unsicherheiten vor allem bzgl. Wind, die Entwicklung am Sonntag betreffend,
wurden bereits im obigen Text beschrieben. Allerdings deuten alle Modelle eine
vorübergehende deutliche Windzunahme im Südwesten des Landes zumindest an.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff