S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.03.2023 um 10.30 UTC

Unbeständige Westlage, zum Wochenende kühler. Zeitweise sehr windig.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.03.2023

Am Donnerstag, dem Beginn der Mittelfrist, liegen wir zwischen einem
Langwellentrog über Nordeuropa und hohem Geopotential über dem Mittelmeerraum
unter einer zyklonalen westsüdwestlichen Strömung mit der milde Meeresluft zu
uns nach Mitteleuropa gelangt. Ein wellender Frontenzug verläuft dabei diagonal
über Deutschland und bringt verbreitet Regen. Nur der Süden ist davon lediglich
am Rand betroffen und hier wird es mit fast 20°C am mildesten. Der gut
ausgeprägte Druckgradient am Rand des mehrkernigen Tiefkomplexes über
Skandinavien, der Nordsee und den Britischen Inseln bringt über Deutschland
windiges Wetter mit steifen bis stürmischen Böen, im Bergland sind Sturmböen zu
erwarten.
Am Donnerstag steilt die Strömung vor einem sich nähernden Kurzwellentrog auf
und an der Front entwickelt sich eine Welle kräftiger und zieht den äußersten
Norden (Küstenbereich) nach Osten bis Nordosten. Zugbahn und Entwicklung der
Welle sind unsicher.
Der Regen intensiviert sich dabei und breitet sich nordwärts aus. Vor allem an
der Südflanke der Welle nimmt der Druckgradient noch zu und es treten über der
Mitte und dem Süden verbreitet stürmische Böen und einzelne Sturmböen auf. Das
höhere Bergland ist wohl vermehrt mit teils schweren Sturmböen dabei. Auf der
Rückseite der Welle stößt die Kaltfront rasch nach Südosten vor und leitet den
Zustrom kälterer Meeresluft ein. Zuvor ist es verbreitet nochmal sehr mild, bis
knapp 20°C im Süden.
Am Samstag liegen wir weiter unter einer westlichen Strömung. Auf der Rückseite
der nach Osteuropa abziehenden Welle dringt Meereskaltluft bis zu nach
Süddeutschland vor, in Verbindung mit einem thermisch eher mäßig ausgeprägten
Trog. Es stellt sich Schauerwetter ein; auch einzelne Gewitter sind möglich. Bei
0°C in 850 hPa dürfte aber nur auf einigen Gipfeln der Mittelgebirge die feste
Phase zu finden sein. Die starkgradientige Lage bleibt es uns treu. Es kommt
recht verbreitet zu stürmischen Böen, im Bergland zu Sturmböen. Die Temperaturen
gehen gegenüber den Vortagen zurück und liegen dank der guten Durchmischung
zwischen 10 und 15°C. Die Nächte bleiben frostfrei.
Am Sonntag könnte es spannender werden. Einem kurzwelligen Rücken folgt rasch
ein weiterer Trog, der ein Tief über die Mitte Deutschlands nach Osten steuert.
Die Temperaturgegensätze sollen sich deutlich verschärfen, da an der Nordflanke
verstärkt kalte Polarluft advehiert wird mit -5°C über Norddeutschland, während
in den äußersten Südosten milde Meeresluft mit +7°C in 850 hPa gelenkt wird. Die
Folge wären verbreitet Niederschläge, die an der Nordseite des Tiefs bis in
tiefe Lagen teilweise als Schnee fallen können. Vor allem südlich des Tiefs
könnte es stürmisch werden. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Entwicklung
aber noch mit großen Fragzeichen versehen.
Am Montag ist das Tief schon nach Osten abgezogen und auf dessen Rückseite
strömt sehr kalte (bis -8°C in 850 hPa), teils hochreichend labile Luft (-35°C
in 500 hPa) aus Norden nach Deutschland. Dabei schwenkt ein markanter Höhentrog
nach Osten durch, auf dessen Rückseite sich ziemlich schnell ein Hochdruckgebiet
von Frankreich und Benelux nach Deutschland ausbreitet.

Die Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist ist unsicher. Wahrscheinlich ist
der Hochdruckeinfluss nur von kurzer Dauer und von Westen her greifen
Tiefausläufer über, die wieder mildere Meeresluft heranführen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells ist recht gut, der aktuelle Lauf somit
brauchbar. Unterschiede sind eher in Detailfragen zu erkennen. Die Entwicklung
der Welle am Freitag geht etwas langsamer und setzt weiter nördlich an, als in
den Vorläufen. Die Entwicklung am Sonntag wurde im unmittelbaren Vorlauf schon
ganz ähnlich gezeigt, gestern 00z war das Tief nur als Welle angedeutet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen einschlägigen Globalmodelle wie ICON, GFS und UKMO simulieren schon
zu Beginn mit leichten Unterschieden. Dies betrifft z.B. die Welle am Freitag,
die sich mal mehr (GFS), mal weniger stark (ICON) entwickelt. UKMO ähnelt in
diesem Punkt sehr der Berechnung des IFS. Zum Samstag sind ICON und GFS etwas
antizyklonaler aufgestellt und lassen die kalte Luft nicht soweit nach Süden
ausgreifen. Zum Sonntag werden die Abweichungen sehr groß. UKMO simuliert
zumindest noch ähnlich wie das IFS. GFS lässt eine schwächer ausgeprägte Welle
über Norddeutschland nach Osten ziehen, es ähnelt damit etwas dem IFS von
gestern 00z. Im ICON entwickelt sich dagegen ein Sturmtief, das in die Nordsee
zieht und auf seiner Vorderseite einen Schwall milder Luft bis nach
Norddeutschland schickt. Was die Abkühlung und Wetterberuhigung zum Ende der
Mittelfrist angeht, sind sich die Modelle wieder einiger.
Die Vorhersage wird also aus dieser Sicht zum Wochenende unsicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Aus Sicht der Rauchfahnen der Ensembles des europäischen Modells ist die
mittelfristige Entwicklung einigermaßen sicher. Der Spread bleibt bis zum
Wochenende gering und fächert erst zur erweiterten Mittelfrist stärker auf. Die
meisten Member folgen der Entwicklung des Hauptlaufs. Zum Sonntag weisen aber
auch etliche Rechnungen einen Vorstoß der milden Luft weit nach Norden auf, was
eine andere Zugbahn des möglichen Tiefs nahelegt. Auch scheint dann nicht
sicher, wie weit am Montag die kalte Luft wirklich nach Süden vordringt. Hier
bewegt sich der operationelle Lauf am unteren Rand der Kurvenschar.

Die meisten Cluster bis +168h ähneln der vom Hauptlauf vorgegebenen Entwicklung.
Obwohl dann 3 Cluster gebildet werden, liegen die Unterschiede eher in den
kurzen Wellen. Die grundsätzlichen Aussagen passen zusammen. Fast ausschließlich
werden die Cluster als NAO+ klassifiziert. Die 3 Cluster der erweiterten
Mittelfrist deuten auch dann eher unbeständiges Wetter an, nur kurzzeitig
schwenken Höhenrücken durch.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Windentwicklung dürfte warntechnisch mittelfristig die Hauptrolle spielen.
Ohne dass eine markante Sturmlage ansteht, frischt der Wind gebietsweise
stürmisch auf. Besonders am Freitag mit der Passage der Welle im Norden, am
Samstag mit dem Schauerwetter und eventuell, da noch sehr unsicher, am Sonntag
im Süden, falls das Tief tatsächlich so kommt. Für Freitag und Samstag ist das
auch gut im EFI zu sehen, am Sonntag stützen die Ensembles die Windentwicklung
(noch?) nicht. Die Probabilistik stützt die beschriebene Windentwicklung, hier
sind aber auch für Sonntag im Süden geringe Wahrscheinlichkeiten für Böen 9 Bft
zu erkennen.

Was eventuellen Dauerregen in Staulagen der Bergländer angeht, sind die Outputs
der deterministischen und probabilistischen Modelle sehr zurückhaltend. Von
daher wird an dieser Stelle davon ausgegangen, dass nichts passiert.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner