S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.03.2023 um 10.30 UTC

Mild bis sehr mild, zeitweise wechselhaft, im Süden zeitweise auch störungsfrei.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 23.03.2023

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Sonntag liegt Deutschland auf der
Vorderseite des westeuropäischen Troges, dessen Achse von den Britischen Inseln
in Richtung Südfrankreich gerichtet ist. Das korrespondierende Bodentief liegt
mit seinem Zentrum über Schottland. Die dazugehörende Kaltfront liegt zunächst
noch westlich von Deutschland, allerdings deutet sich vorlaufend ein Bodentrog
an, der zusammen dem Hebungsantrieb auf der Trogvorderseite und der labilen
Luftmasse im Tagesverlauf für Schauer und Gewitter mit lokalem Starkregen (ppw
15 bis 20 mm, CAPE bis 500 J/kg) und stürmischen Böen sorgt. Die Trogachse
verlagert sich im Tagesverlauf über Deutschland allmählich ostwärts, bis
Montagfrüh sollte sie weitgehend ostwärts abgezogen sein (in dem aktuellsten
IFS-Lauf hängt die Achse im Südteil etwas zurück). Ab dem Abend greift die
Kaltfront von Westen über, nachfolgend stabilisiert sich die Luftmasse und die
Schauertätigkeit lässt nach. Die Temperatur in 850 hPa sinkt etwas auf -1/0 Grad
im Westen und 2 bis 3 Grad im Osten.

Am Montag kann der Trog gen westliches Mittelmeer abtropfen, im Norden zieht das
Trogresiduum ostwärts ab. Dadurch verzögert sich die Frontpassage in den
östlichen/südöstlichen Landesteilen und es kann hier und da noch etwas regnen.
Nachfolgend stellt sich kurzzeitig Zwischenhocheinfluss ein, bevor zum Abend die
Warmfront eines weiteren Tiefs bei den Britischen Inseln von Westen auf
Deutschland übergreift. Das Tief gehört zu einem umfangreichen Tiefkomplex über
West- und Nordeuropa. Die südlichen Landesteile liegen voraussichtlich noch
weitgehend im Einflussbereich eines relativ flachen Höhenkeils, dessen Achse von
der Iberischen Halbinsel in Richtung Benelux/südliche Nordsee gerichtet ist.
Nach Süden hin herrscht damit auch am Boden leicht höherer Luftdruck und die
erwähnte Warmfront verliert nach Süden an Wetterwirksamkeit, zumindest im
Nordwesten und Norden regnet es zeitweilig.

Die Konsistenz der letzten IFS-Modellläufe ist relativ schlecht, so dass die
Vorhersagen bereits zum Dienstag sehr unsicher werden. Nach Lesart des
aktuellsten IFS-Modelllaufe liegt das Vorhersagegebiet dann im Warmsektor, die
Höhenströmung dreht auf Südwest und von Süden wird eine mildere Luftmasse mit
teils über 5 Grad in 850 hPa herangeführt, im Norden liegen die Temperaturen in
850 hPa bei 1 bis 2 Grad. In der Nacht zum Mittwoch erreicht die nachfolgende
Kaltfront den Westen und Nordwesten mit zeitweiligem Regen.

Am Mittwoch überquert die Kaltfront Deutschland ostwärts, im Nordteil wird sie
durch einen kurzwelligen Troganteil eventuell gestützt, so dass die überwiegend
schauerartigen Niederschläge örtlich etwas kräftiger ausfallen können. Der Süden
bleib unter leichtem Hochdruckeinfluss voraussichtlich weitgehend störungsfrei.
In der leicht südwestlichen Höhenströmung fließt in die südlichen Landesteile
weiterhin relativ milder Luft mit 850 hPa-Temperaturen von 5 bis 7 Grad, im
Norden liegen sie weiterhin bei 1 bis 2 Grad. Bereits in der Nacht zum
Donnerstag nähert sich der nächste Langwellentrog vom Atlantik her und greift
auf Westeuropa über, das Frontensystem des korrespondierenden Bodentiefkomplexes
erreicht die westlichen Landesteile mit Regen. Auf der Trogvorderseite steilt
die Strömung etwas auf, so dass die milde Luft mit 850 hPa-Temperaturen von über
5 Grad bis ins Norddeutsche Tiefland ausgreifen kann.

Am Donnerstag greift das okkludierende Frontensystem mit Niederschlägen ostwärts
aus, rückseitig fließt etwas höhenkältere Luft ein und labilisiert die
Luftmasse, so dass die Niederschläge von West/Nordwest im Tagesverlauf mehr in
Schauer übergehen. Die Luftmasse mit über 5 Grad in 850 hPa wird allmählich
ostwärts abgedrängt, das Temperaturniveau liegt dann deutschlandweit bei etwa 1
bis 5 Grad.

Auch die erweiterte Mittelfrist gestaltet sich noch sehr unsicher. Tendenziell
deutet sich ein überwiegend zyklonal geprägter, also wechselhaft
Witterungsabschnitt an. Das Temperaturniveau ist dabei eher mild. Teilweise
deutet sich zum Ende des Betrachtungszeitraumes (zum übernächsten Wochenende
hin) ein potenzieller Temperaturrückgang an. Die Frage ist natürlich, wie
belastbar diese Tendenz ist.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann gerade mal für Sonntag als
okay bezeichnet werden, ab Montag nehmen die Unterschiede hinsichtlich des
Strömungsmusters und dessen Ausprägung sehr deutlich zu. Der aktuellste
Modellauf ist dabei vor allem in den südlicheren Landesteilen antizyklonaler
aufgestellt als die vorangegangenen Modellläufe.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die aktuellen, deterministischen Läufe von ICON und GFS stützen die aktuelle
IFS-Variante bis einschließlich Dienstag relativ gut. Zwar simuliert ICON die
Tiefs etwas intensiver und GFS hat dafür einen leicht höheren Luftdruck bzw.
leicht höheres Geopotenzial auf der Agenda, die Grundstrukturen und auch der
zeitliche Rahmen passen für Mitteleuropa aber gut. Ab Mittwoch nehmen die
Unterschiede in der Behandlung des umfangreichen Langwellentroges über dem nahen
Ostatlantik und Westeuropa, der in der Folge dann für Deutschland
wetterbestimmend werden soll, in Amplitude und Timing zu.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS zeigt für den ersten Mittelfristzeitraum von
Sonntag 00 UTC bis Montag 00 UTC (+72 bis +96 h) fünf Cluster mit 14,11,10, 9
und 7 Membern, wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 eingeordnet werden.
Hier spiegelt sich die bereits zu Beginn der Mittelfrist vorliegende
Unsicherheit wieder. Haupt- und Kontrolllauf liefern mit Cluster 1 eine leicht
zyklonale Variante, in der ein Kurzwellentrog Deutschland erfasst, insgesamt
sieht die Mehrzahl der Member dies so oder in ähnlicher, teils leicht
abgeschwächter Form (Cluster 1 bis 3 mit insgesamt 35 Membern). Die „restlichen
zwei Cluster mit insgesamt 6 Membern haben eine antizyklonalere Variante auf dem
Programm, wo der Trog sehr flach ausgeprägt ist und maximal die nördlichsten
Landesteile tangiert. Im Folgezeitraum von Dienstag 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC
(+120 bis + 168 h) stehen zwei Cluster mit 27 bzw. 24 Membern zur „Wahl“, beide
Cluster zeigen das Regime positiver NAO. Haupt- und Kontrolllauf liegen in
Cluster 1. Nachdem z Beginn am Dienstag ein Keil bestimmend sein soll, lässt
Cluster 1 diesen sogar noch aufwölben und lenkt vom atlantischen Langwellentrog
zunächst einen sehr kurzwelligen Anteil gen Mitteleuropa, der dann aber
nordostwärts (weitgehend an Deutschland vorbei) abläuft. Bei Cluster 2 hingegen
stellt sich eine für Deutschland zyklonal geprägte West- bis Südwestlage ein.
Zur erweiterten Mittelfrist ab Freitag (+192 bis +240 h) werden drei Cluster
angeboten, die überwiegend (insgesamt 39 Member) deutlich in Richtung zyklonaler
Grundströmung gehen. Allerdings gibt es auch ein paar Member (genauer gesagt 12,
zusammen Cluster 3), die mit einem Keil über Mittel- bzw. Osteuropa aufwarten
und zumindest zeitweise die Strömung auf Süd-/Südwest drehen lassen, dann bliebe
es mild und mindestens nach Süden und Osten häufig auch störungsfrei.

Bei der Betrachtung der Rauchfahnen einiger deutscher Städte zeigt sich, dass
der Spread hinsichtlich Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial in 500 hPa
bereits zu Beginn der Mittelfrist deutlich vorhanden ist, auf relativ hohem
Niveau bleibt und zur erweiterten Mittelfrist nochmals etwas zunimmt. Im Norden
sind die Niederschlagssignale im gesamten Zeitraum deutlich mit Peaks am Sonntag
(lokal Gewitter?) und dann mit erhöhten Werten ab Donnerstag. In der Mitte und
im Süden zeigen sich ähnliche Peaks, dazwischen, vor allem Dienstag/Mittwoch,
aber Signale für ein geringes Regenrisiko. Zur erweiterten Mittelfrist bleibt es
wohl wechselhaft (zunehmende Niederschlagssignale) und es häufen sich die
Member, die ein zurückgehendes Temperaturniveau zeigen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Sonntag sind örtliche Gewitter wahrscheinlich, dabei sind besonders in der
Osthälfte lokaler Starkregen um 15 l/qm in kurzer Zeit und starke bis stürmische
Böen (Bft 7 bis 8) nicht ausgeschlossen. Hierfür liefert auch EFI bei
Niederschlag und Labilität (EFI precipitation und EFI CAPE) leichte Signale vor
allem im Nordosten des Landes.

Nachfolgend werden aktuell eigentlich keine markante Wettererscheinungen
simuliert, abgesehen von vielleicht zeitweiligen starken bis stürmischen Böen
(Bft 7, evtl. 8) im höheren Bergland und an den Küsten auf, in exponierten Lagen
wie dem Brocken vielleicht auch mal eine Sturmböe (Bft 9).

Nicht warnrelevant sind auch die Temperaturen: EFI liefert mit Ausnahme des
Montags durchweg Signale von für die Jahreszeit zu milden Temperaturen. Nachts
bleibt es voraussichtlich durchweg frostfrei.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger