#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 16.03.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.03.2023 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a. Endlich frühlingshaft.
Heute ab dem Abend an der Nordfriesischen Küste, auf exponierten Gipfeln sowie
ab der Nacht zum Freitag auch in hier anfälligen Tälern Ostsachsens stürmische
Böen, bis in die Nacht zum Samstag auf Berggipfeln und in der Lausitz andauernd.
Darüber hinaus am Samstag im Tagesverlauf vom westlichen Bergland auf die Mitte
übergreifend einzelne Gewitter; Starkregen und/oder Sturmböen nur wenig
wahrscheinlich.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
Donnerstag… gelangt Deutschland in den Einflussbereich eines breiten
Höhenkeils, der sich vom westlichen Mittelmeer bis nach Südskandinavien
erstreckt. Das korrespondierende Bodenhoch, dessen Schwerpunkt aktuell über
Tschechien liegt, ließ den Gradient auffächern, so dass die Luftmasse zur Ruhe
kam und nahezu deutschlandweit leichter und im östlichen Bergland und an den
Alpen mäßiger Frost auftrat. Zudem konnte sich im Süden gebietsweise Nebel
bilden.
In die Nordostflanke des Keils läuft schleifend die Warmfront eines sich in das
Seegebiet östlich von Schottland verlagernden Randtiefs hinein und streift die
nordseenahen Gebiete, was an und über der Nordsee etwas Regen aufkommen lässt.
Vielmehr ist dieser Niederschlag kräftiger Warmluftadvektion zuzuschreiben, die
den Norden und auch die Mitte Deutschlands erfasst und in diesen Gebieten teils
mehrschichtige, aber nicht unbedingt geschlossene Bewölkung aufziehen lässt, die
aber weiter im Binnenland kaum Niederschlag bringt. Längere sonnige Abschnitte
bleiben daher auf die östlichen und südlichen Landesteile beschränkt.
Im Tagesverlauf verlagert sich das Hoch ostwärts, was im Norden und in der Mitte
Deutschlands eine leichte Gradientzunahme bewirkt. Ab dem Abend können daher auf
exponierten Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge sowie durch
aufkommenden Böhmischen Wind auch in den hierfür anfälligen Tälern Ostsachsens
Wind- und einzelne stürmische Böen aufkommen.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad und bis 16 Grad am Oberrhein
erfolgt gegenüber dem Vortag ein merklicher Temperaturanstieg.
In der Nacht zum Freitag schwenkt die Keilachse über Deutschland hinweg
ostwärts, so dass sich landesweit eine südwestliche antizyklonale Strömung
einstellt. Dies zeichnet sich auch im Bodendruckfeld ab. Durch diese Strömung
wird die Warmfront nordostwärts gesteuert, der Gradient fächert im Norden auf
und der Wind flaut im Norden ab, so dass an der Ostsee Windböen, an der Nordsee
jedoch kaum noch warnrelevante Böen auftreten. Auch auf exponierten Gipfeln und
in der Lausitz sind dann Wind- und stürmische Böen weniger wahrscheinlich als
dass dies noch am Tage der Fall war. Nach wie vor zeichnet sich
Warmluftadvektion ab, wodurch im Norden und in der Mitte Deutschlands weiterhin
teils mehrschichtige Bewölkung dominiert. Leichter Frost ist daher auf den
Südosten Deutschlands und das östliche Bergland beschränkt. Nebel sollte,
abgesehen von einigen Tallagen Süddeutschlands, aufgrund des weiterhin
beständigen Gradienten kaum noch auftreten.
Freitag… verlagert sich der wetterbestimmende Keil unter leichter Aufwölbung
nach Norden nur wenig ostwärts. Da ein nachfolgender Trog bereits bis in die
Biskaya vorstößt, verkürzt sich die Wellenlänge. Somit bleibt eine südwestliche
und noch etwas aufsteilende Strömung bestehen, mit welcher zusehends wärmere
Luft advehiert wird. Kurzwellige Keil-Trog-Strukturen liefern im Nordwesten und
Westen Deutschlands etwas Hebung, was in der dort einfließenden feuchteren und
labileren Luft einzelne leichte Schauer induziert. Für mehr Konvektion sollte es
noch nicht reichen. Zum einen ist die Strömung zu antizyklonal, zum anderen
fehlt es an Grundschichtfeuchte. Eine Auslösetemperatur von 24 Grad und darüber
ist fernab von dem, was erreichbar ist.
Tagesgangsbedingt frischt der Wind wieder etwas auf, so dass wie am Vortag in
den Kamm- und Gipfellagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge sowie in
Teilen der Lausitz Wind- und einzelne stürmische Böen auftreten können. Zum
Abend hin flaut der Wind jedoch wieder ab.
Auch hinsichtlich der Verteilung der Bewölkung ergibt sich ein ähnliches Bild
wie heute, d.h. längere sonnige Abschnitte sind vor allem im Osten und Süden
Deutschlands zu erwarten. Generell erfolgt ein Temperaturanstieg auf 16 bis 21,
in Küstennähe und im äußersten Nordosten auf 11 bis 15 Grad.
In der Nacht zum Samstag verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster ein
wenig nach Osten. Somit kann eine dem sich näherndem Trog vorgelagerte Kaltfront
mit zeitweisen Niederschlägen leicht schleifend und unter Wellenbildung auf den
Norden und Westen Deutschlands übergreifen. In Staulagen können immerhin um 10
mm Niederschlag zusammenkommen. Von der Nordsee her klart es später auf, auch im
Süden und Südosten bleibt es noch größtenteils klar. Im äußersten Südosten, wo
der Gradient am schwächsten ist, kann noch einmal leichter Frost auftreten. Auch
ein paar Nebelfelder sind dort noch möglich. Ansonsten bleibt es aufgrund des
weiterhin vorhandenen Gradienten und der teils mehrschichtigen Bewölkung
frostfrei. Zudem wird auch die Nebelbildung unterbunden.
Samstag… weitet sich der zögernd auf Westeuropa übergreifende Trog eher nach
Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Dies lässt die südwestliche
Strömung, mit welcher Luft subtropischen Ursprungs aus dem westlichen
Mittelmeerraum herangeführt wird, noch etwas aufsteilen. Die Kaltfront, die
schleifend über dem Nordwesten und Westen Deutschlands liegt, wird demzufolge
als Warmfront rückläufig, so dass sich, abgesehen vom Nordwesten, ansonsten
überall Warmluft durchsetzt, die zusehends labiler wird. CAPE (KK, MU) erreicht
bis 300 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 17 bis 20 mm. Die Scherung
liegt niedertroposphärisch nur bei etwa 10 m/s. Das sind alles Werte, die nicht
mit denen vom Montag vergleichbar sind. Da jedoch die Auslösetemperatur, die
abgesehen vom Osten und Südosten zwischen 14 und 18 Grad liegt und somit
erreichbar ist, kann durchaus hochreichende Konvektion zustande kommen,
wenngleich der Organisationsgrad von Montag nicht erreicht wird. Abgesehen von
den östlichen und südöstlichen Landesteilen und vom Nordwesten kann ansonsten
nahezu überall die Auslösung erfolgen, wobei dies an und über den Mittelgebirgen
am wahrscheinlichsten ist. Aufgrund der gegenüber Montag „schwächeren“ Zutaten
ist die Wahrscheinlichkeit für Starkregen und/oder Sturmböen nur sehr gering.
Während im Norden und Westen mehrschichtige Bewölkung dominiert, sind im Süden
und Osten sowie teils auch in der Mitte größere Auflockerungen und weiter nach
Südosten hin längere sonnige Phasen zu erwarten. Gegenüber Freitag ändern sich
die Temperaturen nur unwesentlich.
In der Nacht zum Sonntag greift der Trog auf die westliche Nordsee über, wodurch
die steile südwestliche Strömung über dem Vorhersagegebiet bestehen bleibt.
Kurzwellige Keil-Trog-Strukturen spendieren etwas Hebung, was im Nordwesten und
Westen Deutschlands sowie auch von Südwesten her weitere schauerartige
Niederschläge, wenngleich auch nur mit leichter Intensität, zur Folge hat. Für
Gewitter sollte es nicht mehr reichen. Größere Wolkenlücken deuten sich im
Nordosten und Osten Deutschlands an. Mit Tiefsttemperaturen zwischen 9 und 3
Grad bleibt es durchweg frostfrei.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante
Unterschiede ableiten. Lediglich das sich in die nördliche Nordsee verlagernde
Tief wird leicht unterschiedlich simuliert. EZMW und GFS zeigen dieses Tief
schwächer, UK10 bringt eine intensivere Entwicklung ins Spiel, erwartet aber
dieses Tief weiter nördlich als die anderen Modelle.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann