S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.03.2023 um 10.30 UTC

Zu Beginn stürmisch, zeitweise nass und ein Auf und Ab bei der Temperatur.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.03.2023

Am Montag, Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland auf der Rückseite
eines nach Osten abgezogenen Troges in eher antizyklonaler Strömung. Über
Schottland liegt ein Tiefdruckgebiet, dessen Warmfront uns von Westen her am
Morgen überquert. Hinter der Front strömt aus Südwesten sehr milde Luft ins
Land. In 850 hPa werden im äußersten Süden um 10 Grad erwartet, nach Norden hin
reicht es noch für +4 Grad. Am Boden sind im Oberrheingraben bis zu 20 Grad
möglich. Das Tief verlagert sich im Tagesverlauf in die Nordsee und erreicht in
der Nacht Südskandinavien. Etwa gegen frühen Nachmittag nähert sich aus Westen
die Kaltfront des Tiefs, die allerdings etwas schwach auf der Brust ist und
quasi vor den Toren liegen bleibt. Geradeso im äußersten Nordwesten rücken 0
Grad in 850 hPa näher. Frost gibt es allenfalls in den höheren Lagen der Alpen.
Allerdings formiert sich ausgehend vom Tiefzentrum ein markanter Trog mit
kräftiger Kaltluftadvektion, der die Front quasi in der Nacht einholt. Der Zug
des Tiefs nördlich an Deutschland vorbei verschärft den Druckgradienten und
sorgt so für kräftig auffrischenden Südwestwind mit stürmischen Böen, teils
Sturmböen, an den Küsten und im Bergland mitunter schwere Sturmböen, in
Gipfellagen bis hin zu Orkanböen.

Am Dienstag liegt das Tief weiter über Südskandinavien. Im Tagesverlauf zieht
die durch den markanten Trog erstarkte Kaltfront von Nordwesten her über
Deutschland hinweg und lenkt sogar an den Alpenraum wieder 0 Grad in 850 hPa, im
Norden fließen an die -8 Grad ins Land. Die Höchsttemperatur kommt kaum über 14
Grad hinaus. Der zum Tief gehörige Trog ist enorm breit und reicht vom Baltikum
bis nach Irland sowie nach Süden hin bis in die Adria. Der Druckgradient fächert
zwar etwas auf und auch der Höhenwind lässt deutlich nach, allerdings ist die
Schichtung instabil, was erneut/weiterhin für teils stürmischen Wind im
Flachland und Sturm im Bergland sorgt. In der Nacht zum Mittwoch zieht ein
Kurzwellentrog von West nach Ost durch, der die kalte Luft weiter nach Süden
schiebt. Bis Mittwochmorgen kühlt sich die Luft in 850 hPa bis auf -5 Grad ab,
am Boden gibt es verbreitet Frost in Bodennähe und gebietsweise auch Luftfrost.
Zeitgleich schickt sich aus Südwesten hoher Luftdruck an, das Bundesgebiet
erobern zu wollen.

Am Mittwoch verlagert sich das Tief über Südskandinavien Richtung Finnland und
am Boden breitet sich in Deutschland von Südwesten her hoher Luftdruck aus. Der
breite Trog zieht sich aber nur sehr langsam zurück. Insgesamt beruhigt sich das
Wetter, aufgrund der Instabilität sind aber Schauer zugegen. In der Nacht zum
Donnerstag erfasst die Warmfront eines Tiefdruckkomplexes über dem nahen
Atlantik Deutschland mit Regen. Die 0 Grad Grenze in 850 hPa schiebt sich in den
Westen und Süden des Landes. Nach Nordosten hin bleiben noch -5 Grad liegen.

Am Donnerstag zieht die Warmfront ostwärts weiter und es fließt milde Luft ins
Land. Am Boden werden im Südwesten wieder mehr als 15 Grad erwartet. Im
Nordosten sind die Höchstwerte noch einstellig. Zeitgleich nimmt das Tief über
Finnland langsam Verbindung zum Tiefdruckkomplex über dem nahen Atlantik auf,
was in der Bildung eines Randtiefs über der Nordsee resultiert. Dieses Tief
verlagert sich bis zum Abend in Richtung Dänemark. Es bringt dem Norden dichte
Wolken und Regen. Nach Süden hin hält sich schwacher Hochdruckeinfluss.

Am Freitag hat sich zwischen dem Seegebiet vor Irland und dem Norden Russlands
eine ausgedehnte Tiefdruckrinne entwickelt. Eingelagert sind mehrere
Tiefdruckgebiete. Eines davon liegt über Dänemark. Nordwestlich und südöstlich
der Rinne liegt hoher Luftdruck. Am Samstag schiebt sich die Rinne nach Süden.
Dabei wird sie von hohem Luftdruck allmählich aufgefüllt. Über Skandinavien
bildet sich derweil ein Hochdruckgebiet, dass dort auch am Sonntag und
voraussichtlich auch Montag liegen bleibt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Zu Beginn der Mittelfrist ist der aktuelle IFS Lauf noch annähernd konsistent
zum gestrigen 0 UTC Lauf, anschließend werden die Unterschiede jedoch größer.
Das Tief über Südskandinavien hat nun eine markante Kaltfront, die sich fast bis
in die Biskaya erstreckt. Sie bleibt wesentlich länger wetterwirksam. Der Trog
über Westeuropa am Dienstag ist nun deutlich breiter und im Verlauf auf stärker
amplifiziert. Der Durchgang in Deutschland ist nun erst für Mittwoch geplant.
Entsprechend später folgt der Keil von Westen. Aus dem Tiefdruckgebiet über dem
Atlantik spaltete sich gestern noch ein Tief über Dänemark ab, das ist heute
nicht mehr zu finden. Zum gestrigen 12 UTC Lauf ist die Konsistenz sehr gut.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich zu den anderen Modellen ergeben sich bezüglich der Lage des Tiefs
über Südskandinavien Unterschiede. Entsprechend unterschiedlich ist die
Amplifizierung des Troges und damit der Vorstoß kalter Luft. Vom zeitlichen
Ablauf her sind ICON und IFS ähnlich, GFS hängt mit dem Trog gut 6 bis 12
Stunden zurück. ICON hat den Trog jedoch am geringsten amplifiziert und somit
die insgesamt „wärmste“ Entwicklung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitschritt 6 Cluster, alle
Einzelfelder entweder NAO+ oder NAO-. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster

  1. Der schwenkt von NAO- zu NAO+. Für Deutschland sind die Unterschiede marginal
    und beschränken sich hauptsächlich auf den Vorstoß kalter Luft am Dienstag.
    Zeitschritt zwei liefert drei Cluster, mit Haupt- und Kontrolllauf erneut in
    Nummer eins, der von NAO+ zu NAO- schwenkt. Cluster zwei und drei sind mit je 13
    Membern gleich stark. Hauptunterschiede zwischen den Clustern sind die Amplitude
    des Troges und sein Rückzug ostwärts, mit gleichzeitiger Ausbreitung eines Keils
    von Südwesten. Cluster zwei (durchweg NAO+) hat nur eine schwache Ausdehnung des
    Troges, was dem ICON Modell entspricht. Dafür ist der Keil am Freitag sehr stark
    ausgeprägt. Cluster drei hat einen sehr starken Trog Mittwoch und Donnerstag
    drin, aber kaum Keil.
    Die erweiterte Mittelfrist liefert vier Cluster mit fast allen Wetterregimen,
    nur der atlantische Rücken fehlt. Der Hauptlauf liegt in Cluster drei, der
    Kontrolllauf in Cluster eins. Beide sehen für Deutschland eher antizyklonal
    geprägtes Wetter. Cluster zwei und vier haben einen Schwenk hin zu mehr
    Zyklonalität.

Die Rauchfahnen weisen alle eine Berg- und Talbahn auf. Zu
Wochen/Mittelfristbeginn steigen Geopotential und Temperatur deutlich an, zur
Wochenmitte gibt es einen ebenso deutlichen Rückgang. Dabei ist der Spread
durchaus gering. Erst zum Ende der kommenden Woche wird die Variabilität in den
Ensembles größer. Ähnliches zeigen die Ensembles des ICON. Bei GFS hingegen
nehmen die Unsicherheiten bereits zur Wochenmitte zu.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI weist deutliche Signale für eine außergewöhnlich hohe Temperatur am
Montag auf. Zudem ist der stürmische Wind Montag und Dienstag im EFI deutlich
sichtbar.
Auch beim Niederschlag gibt es Signale für außergewöhnlich hohe Mengen im Norden
am Montag, allerdings liegen die prognostizierten 20 bis 25 l/qm außerhalb
unserer Warnschwellen, auch wenn es für Mitte März klimatisch „viel“ ist.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn