#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 10.03.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.03.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Anfangs im Süden und im Mittelgebirgsraum Sturmböen. Von Nordwestdeutschland
nach Süden sich ausbreitender Schneefall. Vom östlichen NRW bis nach Brandenburg
5 bis 10 cm Neuschnee in kurzer Zeit. Nachfolgend in Nordwestdeutschland
markante Glätte.
Am Samstag vor allem nach Osten hin noch meist leichte Schneeschauer, oberhalb
500 bis 600 m weiterhin glatt.
Am Sonntag vorübergehend leichter Schneefall, in Regen übergehend.
Am Montag unbeständig und verbreitet stürmische Böen, im Westen auch Sturmböen.
An der Nordsee und auf den Bergen teils schwere Sturmböen, auf exponierten
Gipfeln Orkanböen. Dabei sehr mild und im Südwesten sogar warm.
Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
Aktuell … Ein Höhentrog reicht mit seiner Achse von der mittleren Nordsee über
den Westen Deutschlands zu den Ostalpen und schwenkt rasch nach Polen. Das
zugehörige Tief ŽDiethelmŽ hat Ostwestfalen erreicht und wird Samstagfrüh
bereits über Polen in Grenznähe zu Kaliningrad simuliert. Auf der Rückseite des
Tiefs, also etwa südwestlich des Kerns, wird im Bereich der Back-Band-Okklusion
ein markanter Gradient simuliert, der mit Sturmböen einhergeht, die sich vom
westlichen Deutschland bis 00 UTC auf die östlichen Mittelgebirge und auf den
Südosten ausdehnen und später im Westen und Südwesten wieder nachlassen.
Exponiert sind sogar Sturmböen möglich. Auf der Westseite des Tiefs dringt mit
den Sturmböen die Kaltluft weiter nach Süden und Südosten vor, die bereits gegen
Mitternacht die Alpen erreicht. So liegen die Temperaturen in 850 hPa dann
zwischen -5 Grad am Alpenrand und -9 Grad in Nordwestdeutschland. So gehen die
Niederschläge von Nordwest nach Südost meist in Schnee über, wobei allerdings
durch den warmen Boden und bei geringen Niederschlagsmengen meist zwischen 1 und
4 mm in tiefen Lagen nur wenig Schnee liegen bleibt. In einem Streifen, der vom
östlichen NRW bis nach Brandenburg reicht, sind allerdings die
Wahrscheinlichkeiten für Neuschneemengen von 5 cm und mehr nach Icon-D2-EPS
deutlich erhöht. Das gilt auch in der 2. Nachhälfte auch für den Raum
Erzgebirge, wo es auch Schneeverwehungen oberhalb 600 m geben kann. Nördlich des
Streifens gibt es noch meist leichte Schneefälle und hier akkumuliert sich der
Schnee weiter. Im Südwesten sind eher Schneeschauer unterwegs.
In der 2. Nachhälfte klart der Himmel im gesamten Nordwestdeutschland auf und so
ist hier auch markante Glätte möglich, während sonst verbreitet gelbe Glätte
angesagt ist, mal abgesehen von den Schneefallwarnungen.
Samstag … Trog und Sturmtief ziehen nach Osten ab. Zwischen dem Trog und einem
Rücken über dem nahen Ostatlantik stellt sich über Deutschland eine recht glatte
nordwestliche Höhenströmung ein. Der Luftdruck steigt von Westen, vor allem
aufgrund von kräftiger KLA deutlich an, sodass sich eine Hochparzelle bilden
kann, die abends über Süddeutschlands liegt. Eine Warmfrontwelle über Frankreich
scheint den Südwesten nach aktuellen Stand nicht zu tangieren.
Im Osten und Südosten klingen die Schneefälle am Vormittag ab, an den Alpen, im
Bayerischen Wald und im Erzgebirge dauert das bis in den Nachmittag hinein. Die
Neuschneemengen liegen aber meist bei 5 cm oder weniger.
Der Nordwesten und Norden wird am Nachmittag nochmal von einem flachen Bodentrog
nebst eingelagerter Konvergenzlinie erfasst, die eine Schauerlinie stützt. Die
leichten schauerartigen Niederschläge fallen in Küstennähe als Regen, sonst als
Schnee oder Schneeregen, meist aber ohne Glätte.
Im übrigen Land bleibt es trocken bei wechselnder Bewölkung und teils längeren
heiteren Abschnitten.
Im Osten weht der Nordwestwind anfangs noch frisch und stark böig, im östlichen
und südöstlichen Bergland sind Sturmböen Bft 9 möglich. Mit dem Bodentrog
frischt der Wind mit Drehung auf West im Norden und bevorzugt in Schauernähe
nochmal auf mit steifen, exponiert an der See mit stürmischen Böen. Ansonsten
lässt der Wind deutlich nach.
Die Temperaturen gleichen sich in der nach Süden vorgestoßenen Polarluft (T850
-4 Grad im Südwesten und -9 Grad im Nordosten) an und liegen zwischen 2 Grad im
Vogtland und 7, vielleicht 8 Grad im Rheinland. Im Bergland oberhalb 700 m gibt
es Werte bei 0 Grad oder darunter.
In der Nacht zum Sonntag endet der Zwischenhocheinfluss bereits. In der
Nordwestströmung wird ein flacher Kurzwellentrog nach Westdeutschland geführt.
Dieser korrespondiert mit einer Warmfront eines zur Nordsee ziehenden Teiltiefs,
die nach ICON den Westen und Südwesten des Landes mit leichten Niederschlägen
erreicht. Rückseitig wird ein erster Schwall milderer Luft herangeführt (T850 um
0 Grad). Demnach sind nur anfangs leichte Schneefälle möglich, die dann von
Westen in Regen übergehen. Beim Phasenübergang ist kurzzeitig und örtlich
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen. Etwas stärker fallen die Schneefälle
staubedingt am Alpenrand aus, dort sind bevorzugt im Allgäu um 10 cm drin.
Ansonsten bleibt es trocken und nach Osten zu anfangs auch teils klar. Bevor
sich die Milderung ganz im Südwesten und Westen durchsetzt, stellt sich
flächendecken leichter, nach Südosten zu und im Bergland mäßiger Frost ein. In
den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen.
Sonntag … schwenk der flache Kurzwellentrog nach Südosten durch, vorderseitig
des auf Westeuropa übergreifenden Troges konturiert sich die nordwestliche
Höhenströmung antizyklonal.
Die Warmfront schwenkt ost-nordostwärts und erreicht abends den Nordosten, wo
dann durch einen über die westliche Ostsee laufenden Hochkeil eingebremst wird.
An der Ostflanke des korrespondierenden Niederschlagbandes ist weiterhin die
Schneephase vertreten, am ehesten in den Mittelgebirgen sowie nach Nordosten zu
ist Glätte durch etwas Schneematsch auch tagsüber möglich. An den Alpen staut es
weiterhin, sodass nochmal 5 bis 10 cm Neuschnee möglich sind, bevor die
Schneefallgrenze im Tagesverlauf auf über 1500 m steigt.
Im Südwesten und Westen lassen die Regenfälle im Tagesverlauf nach und die
Bewölkung lockert etwas auf. Dann sind in der milderen Luft entlang des Rheins
auch wieder zweistellige Temperaturen möglich. Sonst bleibt es kalt bei Werten
zwischen 3 Grad in Mecklenburg-Vorpommern und 9 Grad im westlichen Münsterland.
Der Wind frischt hinter der Warmfront etwas auf und dreht auf Südwest,
warnwürdige Böen Bft 7-8 beschränken sich aber auf höheren Lagen und die freie
Nordsee.
In der Nacht zum Montag schwenkt der Rücken nach Deutschland. Er wird allerdings
von WLA überlaufen. Zudem erfasst uns von Westen bereits die nächste Warmfront
eines Sturmtiefs bei den Britischen Inseln. Damit wird eine nochmal deutlich
mildere Luft herangeführt, im Westen und Südwesten steigen die
850-hPa-Temperaturen auf 5 bis 8 Grad an.
WLA und Warmfront bringen verbreitet Regen, auch im Nordosten geht der Schnee in
Regen über. Streckenweise gibt es Straßenglätte. Noch überwiegend trocken bleibt
es im Südosten.
Dafür wird der Wind wieder Thema, er frischt in der Nordwesthälfte sowie
generell in den Mittelgebirgen auf mit steifen Böen im Tiefland, stürmischen
Böen an der Nordsee und Sturmböen im oberen Bergland.
Montag … Während der Höhenrücken nach Osteuropa wandert, nähert sich von
Westen her der nächste atlantische Höhentrog, dessen Achse die Bretagne und
England erreicht. Davor spannt sich zunächst der breite Warmsektor des Tiefs bei
Schottland auf und seine Kaltfront erreicht in abgeschwächter Form um 12 UTC den
Nordwesten Deutschlands. Dabei nimmt die Scherung auf mäßige bis starke Beträge
zu und nachmittags entwickelt sich im Nordwesten und im Südwesten an der
Kaltfront etwas Cape, so dass auch Gewitter möglich sind, die vor allem
bezüglich Wind gefährlich sind. Bei 850-hPa-Mittelwinden zwischen 50 und 60 kt
sind dann durchaus schwere Sturmböen möglich. Ansonsten werden in weiten Teilen
Deutschlands stürmische Böen und exponiert Sturmböen simuliert. Einige Regionen
im Osten und Südosten bleiben wohl außen vor, denn es treten lediglich 7er Böen
auf. Schwere Sturmböen sind auf exponierten Bergen zu erwarten, auf dem Brocken
Orkanböen.
Wettermäßig ist es im Warmsektor in Süddeutschland nicht unfreundlich mit einer
Mischung aus Sonne und Wolken und am Alpenrand macht sich leichter Föhn durch
viel Sonne bemerkbar. Nach Norden und Westen hin überwiegen die Wolken und
zeitweise regnet es.
Bei guter Durchmischung und Temperaturen in 850 hPa zwischen 3 Grad an der Ems
und 11 Grad am Alpenrand gibt es den ersten frühlingshaften Tag in diesem
Spätwinter: Die Höchstwerte liegen im Norden zwischen 10 und 15 Grad und in der
Mitte sowie im Süden zwischen 16 und 20 Grad. In Südbaden und am Alpenrand sind
auch 21 Grad möglich.
Modellvergleich und -einschätzung
Auch die externen Modelle simulieren einheitlich den Übergang von der
spätwinterlichen Lage in die frühlingshafte Lage.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden