#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 02.03.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.03.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Zunächst Hochdruck, dann Übergang zu einer zyklonalen Nordwestlage. Übergang zu
einer spätwinterlichen Wetterlage.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell … liegt ein kräftiges, blockierendes Hochdruckgebiet mit seinem
Schwerpunkt zwischen Island und Schottland und beeinflusst auch Mitteleuropa.
Flankiert wird es von einem mächtigen Trog über Russland und einem Cut-Off-Tief
über dem Mittelmeer.
Deutschland liegt im Einfluss Bereich des Hochs unter geringem
Luftdruckgradienten. Die rückseitig des Troges vor Tagen eingeflossene
Arktikluft hat sich weitestgehend erwärmt, sodass die 850-hPa-Temperatur um 0 °C
liegt. In der Südhälfte ist die Bodeninversion nur schwach ausgeprägt. Dort hat
es unter Sonnenschein für Höchstwerte bis 14 Grad gereicht. Hochnebel hält sich
noch zwischen Oberrhein und Westalpen.
Über dem Norden Deutschlands liegt die Hochachse. Bodennah von der See
einfließende, etwas feuchtere Meeresluft sowie mangelnde Durchmischung haben
dafür gesorgt, dass sich vergangene Nacht eine kompakte Hochnebeldecke an der
Bodeninversion ausgebildet hat, die tagsüber nur etwas „angefressen“ wurde. 12z
Soundings deuten auf eine Dicke von etwa 300 m hin. Unter dem Hochnebel liegen
die Temperaturen um 0 °C.
In der Nacht kommt die Hochachse weiter nach Süden voran. Damit breitet sich
erneut das verdichtende Hochnebelfeld südwärts aus und erreicht im Laufe der
Nacht voraussichtlich die nördliche Mittelgebirgsschwelle (nördlich Sauerland,
Nordhessen, Rhön, Thüringer-Wald bis zum Erzgebirge). Teilweise gibt es dort
wieder dichten Nebel. Nebelnässen und Glätte kann vor allem in den Morgenstunden
an den Mittelgebirgsnordrändern auftreten. Auch im Süden weitet sich der Nebel
und Hochnebel weiter aus. Meist klar bleibt es in der Mitte. Verbreitet muss mit
Frost gerechnet werden.
Freitag … weitet das Hoch seinen Einfluss bis nach Grönland aus. Als Folge
kommt es zu einem Ausbruch arktischer Kaltluft über dem Nordmeer. Bei uns hält
sich der Hochdruckeinfluss, wobei die Achse des Höhen- und Bodenhochs über der
Mitte Deutschlands zum liegen kommt. Nebel- und Hochnebel beginnen sich
allmählich etwas aufzulösen. Jedoch ist die Vorhersage von ICON-D2
erfahrungsgemäß wie auch am heutigen Tag zu optimistisch, was die Auflösung
betrifft. Es sei daher empfohlen, auf das Supr-HD-Modell zu setzten. Unter dem
Hochnebel steigt die Temperatur kaum über 0 °C, während es bei Sonne bis zu 12
°C warm wird. Modelle und MOSmix lagen schon heute mit den Höchsttemperaturen
deutlich zu hoch in den Hochnebelgebieten. Deshalb sollte man auch für morgen
ein paar Grad abziehen. Oberhalb der Bodeninversion, die im Norden und in der
Mitte auf etwa 800 m liegt, bleibt es sonnig.
In der Nacht zum Samstag verschärft sich der Gradient zwischen dem Hoch und
neuen Tiefdruckentwicklungen über Skandinavien, wodurch eine kräftiger werdende
nordwestliche Strömung in Gang kommt, sodass der Wind im Norden deutlich
auffrischt. Dadurch fließ bodennah wärmere Nordseeluft in den Norden
Deutschlands. Durch die zunehmende Durchmischung bleibt es dort frostfrei. An
der See gibt es Böen der Stärke 7. Im Binnenland reicht es wahrscheinlich nicht
für stärkere Böen. Die bodennah feuchte Luft ist noch von einer Absinkinversion
überlagert. Stratocumulus- und Stratusfelder bereitet sich bis zu den
Mittelgebirgen aus, die dort gehoben werden und für etwas Sprühregen sorgen, der
örtlich gefrieren kann. Die Achse des Hochs über Süddeutschland. Dort gibt es
bei leichten bis mäßigen Frost zum Teil wieder Nebel oder Hochnebel.
Samstag … an der Ostflanke des Hochs verstärkt sich über Osteuropa ein
Langwellentrog, der sich mit dem Cut-Off-Tief über dem Mittelmeer verbindet. Die
Achse des Höhenkeils wird Richtung Alpen geführt. Von Nordosten her nimmt der
zyklonale Einfluss auch in der Höhe zu. Der südwärts vorankommende
Nordseestratus wird dadurch weiter gehoben. Dadurch fällt weiterhin Sprühregen
aus der Hochnebeldecke. Durch die Hebung und durch KLA kühlt sich die Luft zwar
ab, sodass in den zentralen Mittelgebirgen Dauerfrost herrscht. Jedoch erreicht
die feuchte Schicht erst zum Abend teils die -10-°C-Marke, sodass es auch im
Mittelgebirgsraum bei der flüssigen Phase bleibt.
Die eigentliche Kaltfront ist schwer auszumachen. Von Norden sickert die
Kaltluft bodennah sukzessive ein, sodass sich kein stärkerer Temperaturgradient
und somit keine stärkere querfrontale Zirkulation bildet, die für eine größere
Niederschlagsaktivität sorgen könnte. Vom Nordwesten bis zum zentralen
Mittelgebirgsraum gehen die Niederschläge in Schauer über, die im Bergland als
Schnee fallen. Im Nordosten gibt es Auflockerungen durch den Skandinavienlee.
In der Nacht zum Sonntag erreicht die Kaltluft mit der -5°C-isotherme auf 850
hPa die Alpen. Leichte schauerartige Niederschläge treten von der Nordsee bis
zur Mitte auf. Sie fallen auch im Tiefland zunehmend als Schnee. Abgesehen vom
Nordwesten gibt es vielerorts wieder leichten Frost.
Sonntag … hat der Langwellentrog eine derartige Wellenlänge erreicht, dass er
sich weiter retrograd verlagert, während das Hoch sich immer mehr Richtung
Grönland zurückzieht. Dieses Zirkulationsmuster ebnet den Weg für einen
spätwinterlichen Witterungsabschnitt. Denn Deutschland kommt immer mehr in den
Einfluss des Troges. Mit nordwestlicher Strömung fließt maritime Polarluft ein,
die am Alpenrand auf 850 hPa mit -4 °C noch wärmer ist, während im Nordosten
arktische Kaltluft mit -11 °C auf 850 hPa einfließt. Dabei ziehen von der
Nordsee leichte Schauer ins Land, die teils als Regen, teils als Schnee fallen,
den Süden aber kaum erreichen.
Modellvergleich und -einschätzung
In den Hochnebelgebieten sollten 2 bis 3 K von den MOSMIX-Höchstwerten abgezogen
werden, da dies bereits heute viel zu warm waren. Hochnebel lässt ICON-D2
erfahrungsgemäß zu schnell auflösen. UM scheint zu viel Hochnebel zu simulieren.
Als Zwischenlösung bietet sich SuperHD an.
ICON-D2 rechnet in der Wetterinterpretation in der kommenden Nacht im Osten mit
verbreitetem Glatteissprühregen. Aus der Modellphysik wird aber fast kein
Niederschlag erwartet. SuperHD simuliert in den Morgenstunden geringen
gefrierenden Sprühregen am Nordrand der sächsischen Mittelgebirge.
Es wird empfohlen Glätte durch eventuellen Sprühregen im Nowcasting abzuhandeln
und den flächendeckenden Sprühregen im ICON-D2 vorerst zu ignorieren und eher
auf die Modellniederschläge zu setzen und ein wachsames Auge in den
Morgenstunden wegen gefrierender Nebelnässen für den Erzgebirgsnordrand zu
haben.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold