#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 27.02.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.02.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Hochdrucklage mit nur kleinen Störgeräuschen
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
Aktuell … erinnert die Höhenwetterkarte zwar an ein Omega, ganz astrein ist
dieses jedoch nicht. Das liegt zum einen an dem „Flaschenhals“ westlich der
Biskaya, der die Verbindung zum sich umfangreich aufspannenden Höhenhoch mit
Schwerpunkt bei Schottland hält und zum anderen an der positiven Neigung des
ganzen Konstrukts. Der westlich flankierende Trog ist aufgrund der Entfernung
uninteressant, an der Ostflanke hat sich dagegen ein Trog von Nordwestrussland
bis zur Iberischen Halbinsel und bis nach Nordwestafrika etabliert. Über Spanien
gibt es dabei ein Drehzentrum, ein weiteres ist in den Abendstunden über der
südlichen Mitte Deutschlands zu finden. Korrespondierend zur Höhensituation hat
es sich am Boden Hoch HAZAL mit einem Kerndruck nahe 1040 hPa nahezu
achsensenkrecht zum Höhenhoch über Schottland gemütlich gemacht. Dieses Gebilde
erweist sich in den kommenden Tagen als robuste Blockierungsmaschine, zumal sich
mit dem Mittelmeertief ZAKARIYYA (international: JULIETTE) auch eine für
Blockierungen günstige „High-over-Low“-Lage einstellt. So wird in der gesamten
Kurzfrist bis Donnerstag Hochdruckeinfluss vorherrschend sein.
Niedertroposphärisch gelangt mit nordöstlicher Strömung kalte Kontinentalluft
mit T850 hPa von -3 bis -11 Grad zu uns.
Zwei Randnotizen bescheren eine nicht völlig gering bewölkte oder klare Nacht.
So ist erstens im Norden Aufgleitbewölkung aufgetaucht, die im Zusammenhang mit
einem Feuchtefeld einer kaum bis nach Deutschland zu analysierenden Warmfront
eines Bodentrogs über dem Bottnischen Meerbusen reingedriftet ist. Ab und an
kann aus der dichten Bewölkung, die nachts das Emsland bis zur Ostsee überdeckt,
mal ein Tropfen oder eine Flocke fallen. Die Mengen bleiben aber meist deutlich
unter 1 l/qm.
Die zweite Randnotiz betrifft den Süden Deutschlands, über den das Höhentief
langsam nach Südwesten in Richtung Nordwestfrankreich weiterzieht. Es sorgt mit
etwas Hebung (vornehmlich durch WLA) für Hebungsimpulse, dadurch für teils
dichtere Wolken und hier und da für leichten Schneefall. Auch in diesen Gebieten
(vornehmlich Schwarzwald bis Alpenrand) kommt aber kaum mehr als 1 l/qm
Niederschlag zusammen, sodass Glättewarnungen vermutlich ausreichen.
Die dritte Zone dichterer Bewölkung, die tagsüber in der östlichen Mitte
geringen Schneefall brachte, soll in der Nacht zum Dienstag mangels Support des
abwandernden Höhentiefs und zunehmenden Absinkens (auf 850 hPa absinkende
Inversion) immer kleiner werden. Dabei dürften die Niederschläge größtenteils
nachlassen. Ob es jedoch tatsächlich zu Auflockerungen größeren Ausmaßes kommt,
ist noch ein wenig fraglich, hat sich doch über Deutschland und Polen ein
Bereich mit dichterer, unterhalb der Inversion breitlaufender Quellbewölkung
gebildet, die aktuell in Richtung westliche Mitte unterwegs ist und sich bisher
kaum auflöst.
In den anderen Gebieten ist es überwiegend nur locker bewölkt oder klar, sieht
man mal von Gebieten mit möglicher Nebel- oder Hochnebelbildung ab. Allerdings
sind die Modelle diesbezüglich sehr zurückhaltend. Sollte es freien Blick zum
Himmel geben, könnte sich der Blick dorthin lohnen, weil auch in dieser Nacht
laut Vorhersagen die Sichtung von Polarlichtern in Deutschland möglich ist.
Bleibt noch der Wind zu erwähnen, der meist nur schwach aus Nordost weht, im
Südwesten aber weiterhin durch die sogenannte Bise auf sich aufmerksam macht. Im
Vergleich zum Tag lässt sie nach, sodass im Tiefland nur noch nicht warnwürdige
Böen bis 45 km/h (Bft 6) auftreten. In höheren Lagen reicht es weiterhin noch
für starke Böen um 55 km/h (Bft 7), ganz oben sogar für Sturmböen bis 75 km/h
(Bft 9).
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 3 und 0 Grad unter Wolken direkt an der
Küste, sonst zwischen -1 und -7, im Bergland zwischen -6 und -12 Grad. Wie in
der vergangenen Nacht könnte es lokal bei größeren Auflockerungen über einer
Schneedecke auch im Tiefland wieder für strengen Frost unter -10 Grad reichen.
Dienstag … verschwindet das Höhentief über Frankreich in Richtung Bretagne und
damit aus unserem Einflussbereich. Dadurch wird der Weg frei für
Hochdruckdominanz und Absinken. Dennoch finden sich die drei Zonen mit mehr
Bewölkung auch am Dienstag noch wieder: Im Norden, in der Mitte und im Süden ist
es daher weiterhin teils dichter bewölkt. In allen drei Gebieten zeigen die
Modelle nun aber keine Niederschläge mehr an, zudem könnte die Wolkendecke durch
das Absinken immer größere Lücken bekommen. In den anderen Gebieten ist es
allgemein heiter oder sonnig. Im Gegensatz zu heute ist die Luft unterhalb der
Grenzschicht in 950 und 850 hPa trockener, was die Bildung von Quellwolken bei
Sonnenschein stärker unterbinden sollte.
Und was macht die Bise? Die nimmt im Tiefland tagesgangbedingt nur wenig zu, in
den Bergen dagegen ab. Macht in der Summe starke, vereinzelt stürmische Böen Bft
7 aus Nordost unten und noch letzte stürmische Böen Bft 8 oben mit allgemein
abnehmende Tendenz. Im Norden und Osten weht größtenteils nur schwacher
Nordostwind.
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 0 Grad in Sachsen und bis 6 Grad entlang
des Rheins. Im Bergland gibt es zum Teil leichten Dauerfrost.
In der Nacht zum Mittwoch schließen sich die beiden Höhentiefs südwestlich von
uns quasi zusammen und bilden einen Dipol von der Biskaya bis zum westlichen
Mittelmeer. Fortan kreisen sie um den gemeinsamen Schwerpunkt, wobei dieses neue
Gebilde den Kontakt zum Trog über Nordwestrussland verliert und sich daher
allmählich abspaltet. Zwischen Trog und dem neuen Gebilde sticht die
Divergenzachse des Hochs hinein und reicht morgens von der Nordsee bis nach
Polen, womit sie nordöstlich von Deutschland verbleibt.
Infolgedessen wird die Nacht meist gering bewölkt oder klar, Nebel- oder
Hochnebelbildung sind angesichts der trockenen Luft eher untergeordnete, im
Winter aber nicht ausgeschlossene Elemente. Einzig ganz im Norden tauchen wieder
dichtere Wolken auf, die sich einen Einschub feuchterer Luft, allerdings keiner
Front zuordnen lassen. Die feuchtere Luft erhöht dann auch die
Nebelwahrscheinlichkeit.
Die Bise lässt weiter nach und bringt nur noch starke bis stürmische Böen auf
den höheren Gipfeln des Schwarzwaldes zustande. Dafür kann es in den höheren
Lagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge durch einen etwas erhöhten
Druckgradienten vereinzelt starke Böen geben. Ansonsten weht schwacher, zur
Mitte und nach Süden hin teils mäßiger Nordostwind.
Es kühlt sich auf 2 bis -1 Grad direkt an der Küste, auf -1 bis -10 Grad sonst
und im Bergland auf -5 bis -11 Grad ab.
Mittwoch … mischt sich noch ein drittes kleines Höhentief in den
Dipol-Höhentiefkomplex über Südwesteuropa ein und macht den Dipol zum Tripol.
Das dritte Höhentief läuft dabei über den Süden Deutschlands nach Westen zum
Ärmelkanal.
Viel ändern kann es am Hochdruckeinfluss aber nicht. Zwar ziehen im Süden
zeitweise ein paar mehr Wolken durch, Niederschläge stehen allerdings nicht auf
dem Wetterspeiseplan.
Etwas mehr Wolken sind weiterhin in noch feuchterer Luft im Norden unterwegs,
aber auch dort ohne Niederschläge. In den anderen Regionen setzen die Modelle
auf viel Sonnenschein und nur lockerer Bewölkung.
Der schwache bis mäßige Nordostwind kann nur noch in höheren Lagen ein wenig
Akzente setzen mit vereinzelten starken Böen Bft 7.
In 850 hPa wird von Südosten allmählich mildere Luft mit Temperaturen von -2 bis
1 Grad eingeschleust, was die Temperatur in 2 m auf 1 Grad in Sachsen und bis 8
Grad am Oberrhein ansteigen lässt, in höheren Bergen herrscht noch vereinzelt
leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Donnerstag drehen sich die drei Höhentiefs weiter im Kreise,
ohne dass das große Gebilde sich signifikant bewegt. Damit bleibt Hoch HAZAL für
uns wetterbestimmend.
So ist auch diese Nacht vielerorts gering bewölkt oder klar bei nur geringer
Neigung für Nebel und Hochnebel. Im Norden dehnt sich allerdings das Feuchtefeld
etwas ins Landesinnere aus und erreicht eine Linie südliches Emsland – Harz –
Berliner Raum. Nördlich davon ist gebietsweise dichtere Bewölkung zu erwarten,
es bleibt aber meist trocken.
Ebenso nehmen die Wolkenanteile im Süden ein wenig zu, was ebenfalls auf etwas
feuchtere Felder zurückzuführen ist. Diese gelangen mit dem Antrieb des wieder
ein wenig nach Norden wandernden Mittelmeertiefs über die Alpen hinweg nach
Süddeutschland. Niederschläge sind damit aber nach keinem Modell verbunden. In
der feuchteren Luft ist die Nebelneigung jedoch genauso wie im Norden leicht
erhöht. Allerdings weht der Wind im Süden teils mäßig aus Nordost, was wieder
dagegenspricht. Auf den Bergen kommt es weiterhin zu starken bis stürmischen
Böen. Im Norden ist der Wind meist nur schwach.
Die Temperaturen sinken auf 2 bis 0 Grad an der Küste, auf 0 bis -6 Grad im
Binnenland und auf -3 bis -8 Grad im Bergland.
Donnerstag … steht weiterhin keine signifikante Wetteränderung an. Hoch HAZAL
mit einem Kerndruck von weiterhin um die 1040 hPa und Schwerpunkt knapp
nordwestlich von Schottland zieht weiter die Fäden bei uns und hält die
Niederschlagsgebiete des Mittelmeertiefs südlich der Alpen. Im Norden bleibt die
feuchte Luft mit den teils dichteren Wolken erhalten und dehnt sich noch ein
wenig nach Süden aus. Weil auch die Wolken im Süden ein bisschen Boden nach
Norden gut machen, wird der Bereich mit erhöhtem Sonnenscheinanteil in der Mitte
allmählich schmaler. Gleichwohl bringt keines der Modelle Niederschläge hervor.
Der Nordostwind wehr schwach bis mäßig, im Bergland noch mit starken Böen.
Die Höchstwerte liegen zwischen 2 Grad in Sachsen und bis 11 Grad im
Rhein-Main-Gebiet.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle sind alle auf dem gleichen Kurs.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler