S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.02.2023 um 10.30 UTC

Im Südwesten am Montag teils bis in tiefe Lagen Sturmböen (Bise). In Hochlagen
auch am Dienstag und Mittwoch mitunter Sturmböen. Nachts gebietsweise mäßiger
Frost.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.03.2023

Am Montag erstreckt sich ein Langwellentrog in einem weiten Bogen vom Nordmeer
über Nordwestrussland bis ins westliche Mittelmeer und zur Iberischen Halbinsel.
Dieser beeinflusst anfangs vor allem die Südosthälfte Deutschlands. Da der
Langwellentrog aber im Tagesverlauf über dem Baltikum und Polen zusehends
eingeschnürt wird und mithin ein Cut-Off-Prozess zu beobachten ist, bleibt bis
zum Ende des Tages und auch in der Nacht zum Dienstag vor allem der Süden
unterhalb des sich aus dem südwestlichen Teil des Langwellentroges entwickelnden
Höhentiefs. Allgemein – und damit auch im Süden – ist allerdings ein Anstieg des
Geopotentials zu beobachten, was die ohnehin limitierte Labilität weiter
verringert. Als Gegenspieler des Langwellentroges fungiert ein Höhenhoch über
Irland und Schottland, das über die Südhälfte Skandinaviens und die Ostsee
hinaus nach Osten ausgreift und somit den geschilderten Abtropfprozess des
Troges entscheidend voranbringt. Es stützt ein mächtiges Hoch mit Schwerpunkt
über bzw. bei Schottland, welches dafür sorgt, dass schon zu Tagesbeginn der
Druck in der Nordhälfte durchweg über 1030 hPa liegt. Bis zum Dienstagmorgen
steigt dieser über dem Norden auf bis zu 1035 hPa, nur südlich des Mains gibt es
dann noch größere Bereiche mit Druckwerten zwischen 1025 hPa und 1030 hPa. Der
Druckanstieg und das Absinken forcieren die Abtrocknung der unteren Troposphäre
(die mittlere und höhere Troposphäre präsentieren sich ohnehin schon sehr
trocken), was für eine zunehmende Wolkenauflösung sorgt. Somit sollten der
Nordwesten, vor allem aber der Westen die sonnigsten Regionen sein. Zwischen dem
mächtigen Hoch und einem Tief über dem westlichen Mittelmeer, das mit dem
Cut-Off-Tief korrespondiert, ist der Gradient über dem Südwesten anfangs recht
scharf konturiert, was verbreitet steife Böen und Sturmböen auf den Bergen
(regional sogar bis ins Flachland) zur Folge hat. Der Druckanstieg weicht den
Gradienten insbesondere in der Nacht zum Dienstag aber auf, so dass der Wind
dann nachlässt. An den Alpen, wo zu Tagesbeginn noch eine leichte Staukomponente
des Windes zu beobachten ist, kann es anfangs etwas Schnee geben (das sieht
nicht nur IFS deterministisch so, sondern auch z.B. UK10, GFS oder ICON), der
jedoch rasch nachlässt. Die 850er Temperaturen bewegen sich am Morgen zwischen
-6°C im Norden und bis -12°C im Süden und Osten. Durch Absinken steigen die
entsprechenden Werte allerdings an und liegen zum Dienstagmorgen zwischen -2°C
und -7°C. Dies lässt entsprechende Rückschlüsse auf das Temperaturniveau zu. In
den Hochlagen bleibt es dauerfrostig, sonst steigen die Temperaturen auf 0°C bis
6°C. In der Nacht zum Dienstag erwartet uns dann leichter bis mäßiger Frost in
einer Spanne von zumeist -2°C bis -9°C.

Am Dienstag und Mittwoch wabert das Höhentief im Bereich westliches Mittelmeer /
Iberische Halbinsel / Frankreich umher. Es weist mehrere Kerne auf, wovon einer
sich am Dienstagvormittag noch über Nordfrankreich und damit in unmittelbarer
Nähe zum Westen Deutschlands befindet. Er nimmt allerdings Kurs auf die Bretagne
und die Biskaya, so dass sein Einfluss auf unser Wetter nachlässt und das
Höhentief eine elliptische, wahlweise auch eine schwer definierbare, amöbenhafte
Form annimmt. Vom Nordatlantik und Skandinavien greift der Hochkeil über
Dänemark und Polen hinweg nach Südosten aus. Durch seine zunehmende Amplitude
bildet er eine Geopotentialbrücke zu einem Gebiet mit hohem Geopotential über
dem östlichen Mittelmeer aus. Weitgehend senkrecht unterhalb des Rückens
dominiert im Bodendruckfeld ein Keil, der von den Britischen Inseln bis nach
Südosteuropa reicht. Er sorgt über dem Norden Deutschland durchweg für
Druckwerte jenseits der 1030 hPa, zeit- und gebietsweise auch über 1035 hPa. Auf
seiner Südflanke und damit über der Südhälfte gibt sich der Gradient weiterhin
etwas deutlicher ausgeprägt, so dass der Wind dort lebhaft weht. Insbesondere am
Dienstag bedeutet dies in den Hochlagen steife Böen oder Sturmböen (Bft 7-9).
Die Erwärmung im 850-hPa-Niveau schreitet voran, bis zum Donnerstagmorgen liegen
die Werte zwischen -4°C und +2°C. Nennenswerte Niederschläge werden nicht
erwartet, wobei die (Außenseiter-)Lösung von UK10 durch einen schwächer
ausgeprägten Keil etwas Stau am Nordrand des Erzgebirges sieht. Laut IFS werden
die Temperaturmaxima am Dienstag meist bei +1°C bis +7°C verdrahtet, am Mittwoch
sollen es dann +2°C bis +9°C sein. Nachts bleibt es frostig mit -2°C bis -7°C am
Mittwochmorgen und 0°C bis -5°C am Donnerstagmorgen.

Am Donnerstag wird die Geopotentialbrücke über Osteuropa abgebaut, der
reduzierte Höhenrücken schwenkt in seinem südlichen Teil über Süddeutschland
hinweg nach Westen. Seine Längsachse weist dann eine Ausrichtung von
Nord-Nordwest nach Süd-Südost auf, dabei ist sie zum Freitagmorgen westlich von
uns zu finden und verläuft dabei von der schottischen Nordseeküste bis zum
Schweizer Jura. Auch die Achse des Bodenkeils kommt nach Südwesten voran, zum
Morgen erstreckt sie sich etwa von der Emsmündung bis zum Erzgebirge.
Entsprechend sickert in den Osten wieder etwas kühlere Luft, am Freitagmorgen
sollen die 850er-Temperaturen an der Neiße wieder um -5°C pendeln. Im Nordwesten
und Westen dagegen bleibt es bei leicht positiven Werten. Unter anhaltendem
Hochdruckeinfluss bleibt es niederschlagsfrei, allerdings machen sich über dem
Nordosten höhenkältere Luft und ein Kurzwellentrog bemerkbar, so dass dort ein
paar mehr Wolken auftreten als noch an den Vortagen.

Am Freitag zeigt sich im deterministischen Lauf des IFS keine durchgreifende
Änderung.

In der erweiterten Mittelfrist von Samstag bis Montag bleibt nach dem
deterministischen Lauf des IFS über dem Südwesten Hochdruckeinfluss dominierend,
der Nordosten liegt hingegen unter schwachem Trogeinfluss.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis zum Mittwoch zeigt der aktuelle Lauf des IFS eine gute Übereinstimmung mit
den Vorläufen, wenngleich nach aktueller Sicht der Geopotentialrücken, der am
Mittwoch von der Nordsee nach Osteuropa orientiert sein soll, etwas stärker
betont wird als in den Vorläufen. Entsprechend liegt der Bodendruck auch etwas
höher als in den Vorläufen, die Konfiguration des Druckfeldes bleibt aber
qualitativ erhalten.

Am Freitag und Samstag greift nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf ein Langwellentrog
von Norden her auf Deutschland und insbesondere auf den Nordosten über. Dieses
Szenario ist aber bei den beiden jüngsten Läufen nicht mehr zu erkennen. Bei
diesen ist es allenfalls ein kurzwelliger Trog, der den Nordosten beeinflusst.
Und während der gestrige 12-UTC-Lauf diesen Kurzwellentrog dann einer
Intensivierung unterzog, soll nach dem jüngsten Lauf die Höhenströmung rasch
wieder eine antizyklonale Kontur annehmen. Diese Unterschiede zeigen sich
letztendlich auch im Bodendruckfeld. Dort bleibt das Hoch nach aktuellem Lauf
(und auch dem letzten Vorlauf) länger und kräftiger erhalten als im gestrigen
00-UTC-Lauf.

Trotz all dieser Unterschiede sehen die Läufe aber unisono im Mittelfristbereich
andauernden Hochdruckeinfluss und praktisch niederschlagsfreie Bedingungen.
Unsicherer wird es diesbezüglich erst zum nächsten Wochenende.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag zeigen die hier betrachteten Modelle (ICON, GFS,
IFS, UKMO) eine gute Übereinstimmung mit einem Höhenrücken bzw. einer
Geopotentialbrücke von der Nordsee bis nach Südosteuropa, Hochdruckeinfluss und
weitgehend niederschlagsfreien Bedingungen.

Größer werden die Unterschiede am Freitag. Laut dem deterministischen Lauf des
GFS greift ab Freitag ein Langwellentrog mit massiver Kaltluftadvektion und
Niederschlägen von Norden auf uns über. Dagegen setzt IFS (s.o.) weiter auf
Hochdruckeinfluss und eine deutlich wärmere Lösung (laut GFS deutschlandweit
-5°C bis -8°C in 500 hPa, laut IFS dagegen zwischen -5°C im Osten und +5°C im
Westen; die Temperaturverteilung von GFS am Freitag wird dabei von ICON und UKMO
gestützt). Auch ICON deutet von Norden her das Übergreifen eines scharf
geschnittenen Langwellentroges an.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass zum kommenden Wochenende hin die Situation
unsicherer wird und die Lösungen deutlich auseinanderlaufen, bis dahin ist man
sich aber über Hochdruck und weitgehend niederschlagsfreie Bedingungen einig.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Blocking – Blocking – Blocking.

Die Blockierungslage dominiert dem Mittelfristzeitraum. Bis zum Zeitpunkt t+192,
also bis zum Samstag, 4.3. um 12 UTC, liegen ALLE Cluster DURCHWEG in der
Kategorie „Blocking“. Dabei werden in allen Zeitschritten (+72 bis +96 Stunden,
+120 bis +168 Stunden und +192 bis +240 Stunden) jeweils drei Cluster berechnet,
der Haupt- und Kontrolllauf tummeln sich dabei durchweg in Cluster 1, der mal
24, mal 22 Mitglieder umfasst. Aber letztendlich zeigen die repräsentativen
Felder für jeden Cluster bis +192 Stunden das massive Höhenhoch über dem
Nordostatlantik ebenso wie das zugehörige kräftige Hoch bei den Britischen
Inseln.

Interessant ist aber der Zeitraum +192 bis +240 Stunden. Denn während hier der
Haupt- und Kontrolllauf im mit 24 Mitgliedern größten Cluster liegen und diese
auch über das Wochenende hinaus die Blockierung zeigt, wechselt der mit 17
Mitgliedern zweitgrößte Cluster in die Kategorie „Positive NAO“, der mit 10
Mitgliedern kleinste Cluster wechselt in die Kategorie „Atlantischer Rücken“.
Insbesondere dieser letzte Cluster zeigt am kommenden Wochenende ein Muster,
dass mit einem osteuropäischen Langwellenrücken einen Schwall Kaltluft zu uns
steuert – und damit das Szenario anderer Modelle wie z. B. GFS aufgreift.

Die Rauchfahnen des IFS-Ensembles zeigen bis Mittwoch einen Anstieg der 850er
Temperatur bei insgesamt geringer Streuung (am Mittwoch liegen die Werte meist
zwischen -4°C und +2°C mit Ausreißern bis +6°C und -6°C; der Haupt- und
Kontrolllauf bewegen sich um 0°C). Am Freitag legen der Haupt- und Kontrolllauf
nochmal um 3°C zu, eine Tendenz, die das Ensemble als Gesamtheit nicht zeigt.
Bei diesem ist unter deutlicher Zunahme der Streuung eher ein Rückgang der 850er
Temperaturen auszumachen.

Auch beim Geopotential zeigt sich ein Anstieg bis zum kommenden Mittwoch. Ab
dann verharren der Haupt- und Kontrolllauf auf hohem Niveau, eine Zunahme der
Streuung, vornehmlich „nach unten“ deutet aber an, dass einige
Ensemblemitglieder wohl zunehmenden Trogeinfluss (eventuell mit
Kaltlufteinbruch) zeigen.

Die GFS-Rauchfahnen stützen insgesamt die Aussagen der IFS-Rauchfahnen. Dabei
bewegt sich bei GFS der Hauptlauf bezüglich der 850er-Temperatur am oberen Ende
der Ensemblespanne und damit noch etwas weiter am Rand der Verteilung als dies
bei IFS der Fall ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

MONTAG:
Der EFI zeigt im Südwesten Signale für starke Böen.

Entsprechende Zeichen für Windböen liefert auch COSMO-LEPS. Sie liegen für
Windböen im Südwesten zum Teil bis in tiefe Lagen bei bis zu 100% (z.B. am
Bodensee). Die Signale für Sturmböen erreichen in den Gipfellagen bis zu 70%.

DIENSTAG:
Der EFI deutet nördlich des Erzgebirges einen kleinen Bereich mit bezüglich des
Klimamittels besonders niedrigen Temperaturen an.

COSMO-LEPS zeigt Signale von bis zu 30% für Sturmböen in den Hochlagen der
südwestlichen, aber auch der zentralen und südöstlichen Mittelgebirge. Für
Windböen liegen die entsprechenden Signale in den Hochlagen bei bis zu 80%.

MITTWOCH:
COSMO-LEPS liefert weiterhin in einigen Mittelgebirgslagen Wahrscheinlichkeiten
von knapp 70% für Windböen (z.B. Bayrischer Wald und Thüringer Wald).

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas