S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.02.2023 um 10.30 UTC

Zeit- und gebietsweise schwacher Regen, vielerorts aber trocken, mild. Kaum
Nachtfröste, wenig signifikante Wettererscheinungen. Ab Freitag unsichere
Wetterentwicklung.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 25.02.2023

Dienstag … ist das europäische Geopotentialfeld geprägt durch einen
umfangreichen Langwellentrog über dem Westen Russlands, einem deutlich schmaler
konturierten Trog bei Island und einem dazwischen liegenden Rücken, dessen Achse
zum Mittagstermin von England in Richtung Europäisches Nordmeer gerichtet ist.
Letzterer wird dabei durch den progressiv vorankommenden isländischen Trog
zunehmend von Westen her in Bedrängnis gebracht. Im Bodendruckfeld schwächt sich
das Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über dem östlichen Frankreich etwas ab,
beeinflusst aber weiterhin große Teile der Südwesthälfte Deutschlands. Im
Nordosten ist dagegen eine alternde Luftmassengrenze mit leichten Regenfällen
wetterwirksam, die vor allem einen Streifen von der Deutschen Bucht bis nach
Bandenburg beeinflusst. Auf der kalten Seite werden in 850 hPa im Bereich Rügen
um -2 Grad simuliert, in den „milderen“ Regionen teils bis zu +7 Grad im
äußersten Südwesten. Durch reichliche Sonnenunterstützung (besonders von
Rheinland-Pfalz bis zum Inn) können im Breisgau sowie stellenweise im südlichen
Alpenvorland bis zu 16 Grad erreicht werden. Mit Ausnahme der unmittelbaren
Küstenregionen werden aber auch sonst trotz dichter Bewölkung meist zweistellige
Temperaturwerte erreicht. Letzte Windböen aus Südwest gibt es noch im Nordosten
(mit stürmischen Böen auf Rügen), sonst ist der Wind nur schwach bis mäßig. Auf
den Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge ist noch die eine oder
andere Sturmböe dabei. In der Nacht verlagert sich die Rückenachse zunehmend
nach Mitteleuropa und verläuft zu Mitternacht von Italien bis nach Skandinavien.
Die leichten Regenfälle im Nordosten klingen im Laufe der Nacht ab, nachfolgend
ist es überall meist trocken. In der Südhälfte bildet sich stellenweise etwas
Nebel, die Tiefstwerte belaufen sich auf 6 Grad in Mecklenburg-Vorpommern und
bis -2 Grad in Teilen Niederbayerns. Der Wind flaut weiter ab und ist im
Flachland nicht mehr warnwürdig.

Mittwoch … beginnt der Trog bei weiterer Ostverlagerung über den Britischen
Inseln einen langsamen Abtropfprozess, außerdem greift im Tagesverlauf ein
schwach ausgeprägter Randtrog auf Benelux und den Nordwesten Deutschlands über.
Am Boden wird der hohe Luftdruck in Richtung Baltikum abgedrängt, gleichzeitig
weitet sich eine Tiefdruckzone von Großbritannien in Richtung Nordsee und
europäisches Festland aus. Darin eingelagert ist eine Kaltfront, die am Abend
die Küste Belgiens und er Niederlande erreicht. Damit greifen schauerartige
Regenfälle auf den Westen Deutschlands über, die sich am Nachmittag etwas
intensivieren. Im Norden und der Mitte ziehen häufig dichtere Wolken über den
Himmel hinweg, im Süden ergeben sich längere sonnige Abschnitte. In den dortigen
höheren Lagen kann die Sonne häufig scheinen. Dabei wirken am Alpenrand schwache
Leeeffekte. Trotzdem wird dort die 15-Grad-Marke nicht mehr überschritten,
ansonsten sind die Höchstwerte ähnlich zum Vortag. Der Wind ist meist schwach,
im Westen auch mäßig aus Südwest. In der Nacht zum Donnerstag kommen die mit der
Kaltfront verknüpften Regenfälle ostwärts voran, erreichen Niederbayern und die
Lausitz aber nicht. ECMWF verfolgt dabei eine leichte Niederschlagsintensität,
ICON mit dem Übergreifen eines deutlich ausgeprägteren Randtroges im Westen auch
mäßige Regenfälle. Es bleibt weitgehend frostfrei und der Wind spielt weiterhin
keine große Rolle.

Donnerstag … verläuft der Abtropfprozess ganz leicht retrograd in Richtung
Galizien und Normandie. Damit verbleibt Mitteleuropa auf der Trogvorderseite,
wobei die Kaltfront weiterhin diagonal über Deutschland verläuft und im
Südwesten aufgrund eines sich über dem Süden Frankreichs herausbildenden Tiefs
leicht rückläufig wird. An der schwachen, im Südwesten örtlich mäßigen
Intensität der Regenfälle ändert sich kaum etwas. Auch die Höchstwerte
unterliegen keinen großen Änderungen und sind vielerorts knapp zweistellig, an
der See etwas unter 10 Grad. Die größten Chancen auf Sonnenschein bestehen
erneut am Alpenrand, sonst wechselt sich die Sonne mit vielen Wolken ab. Der
Wind dreht auf Südost bis Ost, bleibt aber schwach bis mäßig. In der Nacht zum
Freitag bildet sich zwischen dem Hoch mit Schwerpunkt westlich von Irland und
einem weiteren über Südosteuropa eine schwache Brückensituation auf. Der Regen
klingt überwiegend ab, die Tiefstwerte verbleiben weiterhin über der Frostmarke.

Freitag … kann sich die Hochdruckbrücke halten, kommt aber in der Nacht zum
Samstag durch ein sich ausweitendes Tief über der Ostsee in Bedrängnis. Dieses
steht in Zusammenhang mit einem thermisch gut ausgeprägten Trog über
Skandinavien, der in der Nacht nach Polen zieht. Damit greifen besonders ab den
Abendstunden Schauer von der See auf das angrenzende Binnenland über. Von
Nordosten her sickert zudem deutlich kältere Luft ein, in 850 hPa sind es auf
Rügen ausgangs der Nacht um -6 Grad (im äußersten Südwesten dagegen +6 Grad).
Die nicht sonderlich wetteraktive Kaltfront liegt dabei ausgangs der Nacht über
der Mitte Deutschlands. Die Höchstwerte am Freitag bei 7 bis 14 Grad, die
Tiefstwerte der Nacht im unteren einstelligen Bereich, im Bergland kann es zu
leichtem Frost kommen.

Samstag … verläuft sowohl die Geopotentialbrücke, als auch die Brücke am Boden
von Benelux/Nordostfrankreich nach Oberitalien. Die Luft subpolaren Ursprungs
erreicht im Tagesverlauf die alpennahen Gebiete, bringt aber meist nur dort
schwache Niederschläge. Mit Übergreifen der höhenkalten Luft auf den Nordosten
lebt aber dort die Schauertätigkeit deutlich auf. Die Höchstwerte sinken im
Vergleich zum Vortag etwas ab und der Wind lebt leicht auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vergangenen Läufe ist zu Wochenbeginn als gut zu bezeichnen.
Sowohl die Lage der Luftmassengrenze, als auch die des Geopotentialfeldes
unterliegt nur geringeren Unschärfen. Ab Donnerstag wachsen die Unterschiede
zunächst leicht, ab Freitag deutlicher an. Ursächlich dafür ist der
Abtropfprozess auf dem Atlantik, wobei beim aktuellsten Lauf das abtropfende
Höhentief etwas schwächer ausgeprägt ist. Dafür rechnet der heutige 00-Lauf die
Bodentiefentwicklung über Südfrankreich zwar deutlich stärker als die Vorläufe,
ist aber südwestlicher positioniert. Während es nachfolgend bei den Vorläufen
nach Norden zog, bleibt Deutschland am Freitag wahrscheinlich im Bereich der
Hochdruckbrücke (Unsicherheit aber erhöht). Dafür ist der Weg nun frei für die
KLA am Samstag von Nordosten her.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Donnerstag ist die Modellwelt in den synoptischen Grundmustern für
Deutschland weitgehend einig. ICON verfolgt ab der Nacht zum Freitag einen
deutlich späteren Abtropfprozess (mit ausbleibender Bodentiefentwicklung über
Frankreich), sodass die Kaltfront am Freitag auch den östlichen Alpenrand
erreicht (ähnlich zur Lösung von GFS und UK10). Damit steht die Lösung von ECMWF
unter größerem Vorbehalt. Das Bodenhoch über dem Atlantik würde sich nachfolgend
bei ICON erst am Samstag auf Mitteleuropa ausweiten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

EPS:
Die Rauchfahnen von verschiedenen repräsentativen Orten in Deutschland stützen
im Wesentlichen die deterministischen Aussagen. Von Dienstag bis Donnerstag
nimmt das Geopotential bei kleinem Unsicherheitsbereich sukzessive ab. Während
die T850 in Norden an diesen Tagen um 0 Grad pendelt, sind es an den Alpen meist
noch +6 bis +7 Grad. Ein gewisses Rauschen zeigt sich beim Niederschlag
besonders im Westen und Norden. Ab Freitag geht der Unsicherheitsbereich
deutlich auseinander, dabei liegt das Geopotential des Haupt- und Kontrolllaufs
in der Mitte der Ensembles. Ab Samstag zieht die Mehrheit der Läufe die T850
deutlich nach unten, wobei es auch noch eine erkleckliche Anzahl an wärmeren
Lösungen gibt.

CUSTER:
+120h … 168h: Es liegen zwei Cluster vor, wobei die Member annähernd
gleichverteilt sind. Sowohl der Haupt-, als auch der Kontrolllauf befinden sich
in C1. Beiden Clustern ist der Übergang von „Blocking“ auf „atlantischer Rücken“
gemein. Für Mitteleuropa am interessantesten ist, dass der Vorstoß des Troges
von Skandinavien nach Nordostdeutschland am Samstag deutlich stärker gerechnet
wird – der atlantische Rücken ist dagegen etwas weniger ausgeprägt.
+192 … 240h: Das Clusterbild wird deutlich variantenreicher. Die Anzahl erhöht
sich auf 4. C1 mit Haupt- und Kontrolllauf weist 19 Member auf, die anderen
jeweils um die 10. Mit unterschiedlich zeitlicher Progression erfolgt wieder ein
Wechsel auf „Blocking“. Vielen ist gemeinsam, das sich im weiten europäischen
Bereich eine positive Geopotentialanomalie aufbaut – allerdings ist die Position
sehr unsicher. C1 und C2 belassen diese meist im skandinavischen Bereich, C3 und
C3 bei Schottland und dem nördlich angrenzenden Seegebiet.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
Am Dienstag auf Rügen und exponierten Bergen noch einzelne stürmische Böen aus
Südwest.

Sonst wahrscheinlich keine signifikanten Wettergefahren.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-det./prob., MOSMix

VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri