#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 18.02.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.02.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Früh dezimierte Super-Bayern im Borussia-Park rasiert – ansonsten Welle auf
Welle, dann wieder ein Tief. Kurzum, weiterhin wechselhaft, zeitweise windig bis
stürmisch (Sonntag allerdings Windminimum) und ziemlich mild
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland nach wie vor unter einer leicht flatternden
west-nordwestlichen Höhenströmung, in der wiederholt kurze Wellen südostwärts
durchlaufen. Diese korrespondieren in der Regel mit stabilen Wellen im
Bodenniveau, von denen uns die erste (VOLKER) heute traktiert hat. Heute
Vormittag noch über der Deutschen Bucht gelegen, hat VOLKER inzwischen (18 UTC)
Polen erreicht, von wo aus er im Laufe der Nacht in Richtung Schwarzes Meer
zieht. An der Welle befindet sich eine Luftmassengrenze (LMG), die erwärmte
Meeresluft polaren Ursprungs (T850 -1 bis -5°C => Mittagstemperaturen um 5°C) im
äußersten Norden und Nordosten von milder bis sehr milder Atlantikluft in den
übrigen Regionen trennt (T850 -1 bis +5°C => Mittagstemperaturen vielfach
zweistellig, am föhnigen Alpenrand bis zu 20°C!!). Genau genommen findet man in
den Analysen zwei Fronten: im Norden eine Okklusion (die eigentliche
Luftmassengrenze), etwas weiter südlich eine schwache Kaltfront, die aber nur
wenig zum Geschehen beiträgt und aus Übersichtsgründen vernachlässigt wird. Auf
der kalten Seite der LMG hat es heute im Norden und Nordosten längere Zeit
skalig geregnet, wobei das Regengebiet etwas weiter nordöstlich positioniert war
als gestern von den meisten Modellen prognostiziert. Mittlerweile ist der Regen
schwächer geworden und hat sich etwas nach Süden verlagert. Darüber hinaus ist
noch der Wind zu erwähnen, der heute aus westlichen Richtungen kommend außer im
Nordosten stark bis stürmisch unterwegs war.
In der Nacht zum Sonntag beehrt uns die nächste stabile Welle von der Nordsee
her (namenlos, könnte von der Genese aber VOLKER II sein). Sie zieht auf einer
etwas südlicheren Bahn (zwischen Weser und Elbe) als die Vorgängerin (an bzw.
knapp nordöstlich der Elbe) und korrespondiert dabei mit einem KW-Trog, auf
dessen Vorderseite ein veritables PVA-Maximum vorhanden ist. Kein Wunder also,
dass der Regen im Nordwesten wieder stärker wird, um sich von dort
ost-südostwärts auszubreiten. Akkumuliert über 12 Stunden kommen zwischen dem
westlichen Niedersachsen und Sachsen/südliches BB gebietsweise 10 bis 15, im
Weststau des Harzes lokal 20 bis 25 l/m² zusammen. Entsprechend wurde die
Dauerregenwarnung für den Harz bis weit in den Sonntag verlängert. Das Thema
„Schnee oder Schneeregen“ auf der kalten Seite, das in den vergangenen Tagen
konjunktivisch immer mal wieder in den Wetterberichten auftauchte, scheint
gegessen. Mitunter leicht regnen tut es auch weiter südlich (Mitte/Süden), was
der langsam südwärts schwenkenden schlappen Kaltfront geschuldet ist.
Der etwas rückdrehende Wind lässt allgemein nach, einzig in höheren Lagen bleibt
er mäßig bis frisch, in exponierten Hochlagen auch stürmisch unterwegs. Die
Nacht bleibt frostfrei. Am frischesten wird es im Nordosten, wo die Wolkendecke
teilweise auflockert. Kälter als minimal +1°C dürfte es aber kaum werden.
Sonntag … wölbt sich über Westeuropa und dem nahen Atlantik ein Höhenrücken
auf, der die Höhenströmung bei uns auf glatt Nordwest aufsteilen lässt. Die
Bodenwelle zieht zügig in Richtung Tschechien und später Rumänien, was den
Luftdruck landesweit vorübergehend steigen lässt.
Sichtbar wird das in Form eines Bodenkeils, der sich ausgehend von einem Hoch
über dem nahen Atlantik (GABRIELA) via Nordsee bis nach Norwegen ausweitet. Der
anfänglich noch im Norden auftretende Regen verlagert sich mit der
Luftmassengrenze (in der Prognosekarte als teilokkludierte Kaltfront geführt)
über die Mitte hinweg immer mehr in den Süden und Südosten des Landes, wobei er
an Intensität einbüßt. Am meisten Niederschlag fällt in der östlichen Mitte
(Thüringen, Sachsen, Oberfranken), wo innert weniger Stunden 5 bis 10, in
Staulagen lokal bis 15 l/m² zusammenkommen. Im Hocherzgebirge mischt sich im
Tagesverlauf etwas Schnee unter den Regen bzw. geht der Regen in nassen Schnee
über, ohne dabei aber winterliche Glanzpunkte zu setzen.
Ganz im Norden lockert die Wolkendecke auf, vor allem zur Küste hin darf man
sich mit Unterstützung des Skandenföhns auf längere sonnige Abschnitte freuen.
Der westliche Wind frischt präfrontal in der Mitte und im Süden vorübergehend
auf mit Böen 7 Bft, exponiert 8 Bft, in den höchsten Lagen 9 Bft, vereinzelt 10
Bft. Direkt hinter der Front dreht der Wind deutlich auf Nordwest bis Nord,
wobei er sich aber merklich abschwächt. Die polare Meereskaltluft macht deutlich
Boden nach Süden hin gut. Am Nachmittag liegt T850 über der Nordhälfte zwischen
-2 und -7°C, während es weiter südlich noch -1 bis +2°C sind (heißt, die sehr
milde Luft wird nach Süden abgedrängt). Summa summarum ergibt sich daraus eine
Spanne der Höchsttemperatur, die von 5/6°C in Vorpommern bis etwa 14°C,
vereinzelt vielleicht 15°C an Hoch- und Oberrhein reicht.
In der Nacht zum Montag ist es mit dem leichten Zwischenhocheinfluss schon
wieder vorbei. Zwar folgt keine weitere Welle, dafür tritt der „wilde“ WILLY auf
den Plan. Gemeint ist solides Sturmtief, das sich aus dem Raum Island gen
Norwegische See verlagert und dabei einen Kerndruck zwischen 975 und 970 hPa
aufweist. Die zugehörige Warmfront (kräftige WLA) bringt dem Norden und
Nordosten neben stratiformer Bewölkung auch etwas Regen (unter 5 l/m²/12h).
Derweil ziehen die letzten Regenfälle im Süden in Richtung Österreich ab. Im
Norden kommt es zu einer signifikanten Gradientverschärfung, die den auf Südwest
rückdrehenden Wind an der Nordsee, etwas weniger an der Ostsee (meist ablandig)
sowie im küstennahen Binnenland inkl. SH steif bis stürmisch auffrischen lässt
(7-8 Bft, Nordsee exponiert 9 Bft, Brocken gar bis 10 oder 11 Bft).
Montag … dem Rosigen erreicht das Sturmtief die norwegische Küste dicht bei
Svinöy, wo es beginnt sich aufzufüllen. Gleichzeitig bildet sich unweit vom
Oslofjord am Okklusionspunkt ein Teiltief (Leetiefzyklogenese hinter den
südnorwegischen Gebirgen), das im Grunde das alternde „Vatertief“ ersetzt. Es
zieht rasch weiter über Südschweden hinweg in Richtung Baltikum, wobei der
Kerndruck trotz derzeit noch divergierender Modelllösungen wohl nicht unter 980
hPa sinkt. Die Warmfront des Tiefs überläuft den o.e. Rücken und überquert dabei
zügig den Norden und Osten des Landes, während die nachfolgende Kaltfront
schleifend agiert und somit auf sich warten lässt. Mit anderen Worten, der
gesamte Vorhersageraum gelangt zu Wochenbeginn in einen breiten, nach Süden und
Südwesten hin spürbar antizyklonal aufgespannten Warmsektor, in dem der Südwest-
bis Westwind einmal mehr auf sich aufmerksam macht.
So breitet sich das Stark- respektive Sturmfeld von den Küsten bis weit ins
nord- und ostdeutsche Binnenland aus, und auch Teile der Mitte werden noch
tangiert. Dort erreicht der westliche Wind in Böen Stärke 7-8 Bft, wobei die
Häufigkeit der „8er“ nach Norden und Nordosten hin zunimmt. Trotz stabiler
Schichtung ist dort auch eine vereinzelte Sturmböe 9 Bft nicht ausgeschlossen.
Direkt an der Küste sowie im höheren Bergland sind 9er-Böen obligatorisch,
exponiert sind sogar schwere Sturmböen 10 Bft am Start. Noch deftiger gehtŽs auf
dem Brocken und dem Fichtelberg zu, aber das kennt man ja.
Beim Wetter gilt es ein eindeutiges Süd-Nord-Gefälle zu konstatieren: Im Süden
halten sich anfangs noch frontale Wolkenreste, bevor Absinken am Rande des von
Frankreich bis in den Mittelmeerraum reichenden Hochs (plus Höhenrücken) für
eine Abtrocknung und entsprechenden Bewölkungsrückgang von oben sorgt. Je weiter
wir uns Richtung Mitte orientieren, desto wolkiger das Ambiente. Trotzdem,
Lücken sowie einige Sonnenfenster sind vorhanden und es bleibt weitgehend
trocken. Am dichtesten sind und bleiben die Wolken im Norden, wo der leichte
Warmfrontregen allerdings am Vormittag nach Osten abzieht. Im Laufe des
Nachmittags und Abends induziert die sich langsam von Norden heranschleichende
Kaltfront erneut leichten Regen, der sich von den Küsten gemächlich ins nord-
und nordostdeutsche Tiefland ausweitet.
In der milden Atlantikluft (T850 am Mittag +1 bis +7°C) lässt sich auch die
2m-Temperatur nicht lumpen. Dank guter Durchmischung und vor allem im Süden
gegebener Einstrahlung werden Tageshöchstwerte von rund 10°C an der See bis zu
15 oder 16°C im Südwesten sowie im Alpenvorland erwartet.
In der Nacht zum Dienstag bleibt die indifferente, nach Südwesten leicht
antizyklonal konturierte west-nordwestliche Höhenströmung erhalten. Das o.e.
Teiltief überquert die Baltischen Staaten in Richtung Belarus bzw. Westrussland.
Die Kaltfront legt sich schleifend über den Norden und Nordosten des
Vorhersageraums, wo sich durch ihre zunehmend höhenströmungsparallele Exposition
ausgebremst wird. Außerdem geht sie nach Nordwesten bereits wieder in die
Warmfront des nächsten, süd-südwestlich von Island positionierten Tiefs über.
Entsprechend dieser Konstellation kommt es im Norden und Osten mitunter zu
leichten Regenfällen, die fragil und mit geringer Intensität auf Teile der Mitte
ausgreifen. Im Süden und Südwesten bleibt es unter Hochdruckeinfluss trocken und
vielfach aufgelockert, wobei sich das eine oder andere Nebelfeld bilden kann.
Zudem kann es im Süden leichten Frost geben. Der Wind beginnt von Südwesten her
im Zuge einer allmählichen Gradientaufweichung abzunehmen. Im Osten und
Nordosten sowie an der Ostsee können aber bis zum Morgen Böen 7 Bft, teils 8
Bft, auf den Bergen noch etwas mehr auftreten.
Dienstag … ändert sich gar nicht mal so viel am gesamten Setup. Im Südwesten
dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss, im Norden und Nordosten schleift die
Front munter vor sich hin. In Addition ergibt das erneut einen breiten
Warmsektor, in dem allerdings ein deutlich geringerer Druckgradient als am
Vortag gegeben ist. Mit andern Worten, der Wind spielt keine prominente Rolle
mehr, einzig an der vorpommerschen Küste stehen am Vormittag noch ein paar
steife bis stürmische Böen 7-8 Bft auf der Karte.
Ansonsten etabliert sich im Norden und Osten ein relativ schmaler Korridor, in
dem es zeitweise zu frontal initiierten Regenfällen fernab jedweder
Warnschwellen kommt. Dem gegenüber steht im Süden und Südwesten ein
sonnenscheinreicher Faschingsausklang ins Haus, der durch einen mal mehr, mal
weniger bewölkten Streifen vom Regen im Nordosten abgegrenzt wird. Mit 9 bis
14°C, im Süden bis zu 16°C bleibt es mild bis sehr mild.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren sehr ähnlich, auch wenn die eine oder andere Unschärfe
nicht zu übersehen ist. In der Regel ist das aber warnirrelevant.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann