S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.02.2023 um 10.30 UTC

Anfangs wechselhaft und gebietsweise Niederschläge, aber nur in den Hochlagen
Schnee. Dabei zeitweise windig, teils mit Sturmböen. Zum Ende des
Mittelfristzeitraums Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 23.02.2023

Am Sonntag greift von Nordwesten her ein Kurzwellentrog auf Deutschland über.
Seine Achse überquert bis zum Abend das Vorhersagegebiet komplett und erreicht
Polen und Österreich. Die Temperaturen in 500 hPa sinken dabei im Norden
vorübergehend auf Werte um -28°C, was zwar für eine Labilisierung sorgt, die
allerdings kaum für einzelne Schauer reichen sollte. Im Südwesten bleibt es in
der Höhe mit etwa -22°C dagegen relativ warm. Im Bodendruckfeld läuft dem Trog
ein flaches Tief voraus, welches am Morgen schon über der Mitte zu finden ist
und das rasch über das Böhmische Becken nach Südosten abzieht. An das Tief ist
laut IFS ein Frontensystem gekoppelt, dessen Ausrichtung etwa strömungsparallel
ist und das insbesondere im Frontbereich, in abgeschwächter Form auch auf der
warmen Seite recht kräftige Niederschläge bringt. Der Nordosten soll nach IFS
dagegen trocken bleiben. Schon zu diesem Zeitpunkt zeigen sich aber deutliche
Modellunterschiede. Denn während IFS die Hauptniederschläge in einem Streifen
vom Emsland bis nach Ostsachsen vorhersagt, soll es laut ICON schwerpunktmäßig
vor allem südlich des Mains zu Niederschlägen kommen. Diese werden bei beiden
Modellen vor allem in der flüssigen Phase erwartet. Da die 850er Temperaturen in
der Mitte und dem Süden zum Abend bei -0°C bis -4°C angesiedelt sein sollen,
dürfte sich die Schneefallgrenze zwischen 600m in der Mitte und etwa 1200m im
Süden einpendeln, in den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge sowie im Stau
der Alpen ist zumindest eine gewisse Schneeakkumulation möglich. Kälter geht es
hingegen mit -6°C bis -8°C im Norden und Nordosten zu. Da zwischen dem Tief bzw.
dem Frontbereich einerseits und einem Hochkeil auf der Alpennordseite
andererseits ein recht scharfer Gradient zu beobachten ist, präsentiert sich der
Wind über der Südhälfte frisch mit steifen Böen teils bis ins Flachland und
stürmischen Böen oder Sturmböen in den Hochlagen. Auch über dem Nordosten
präsentiert sich der Gradient etwas schärfer, was zwar für böigen Wind sorgt,
der aber stand jetzt nicht in den warnwürdigen Bereich vorstößt. In der Nacht
zum Montag wandert der Trog weiter nach Osten aus, ihm folgt von Westen ein
Höhenrücken, dessen Achse bis ins Seegebiet westlich der Britischen Inseln
vorankommt und auf dessen Nordflanke kräftige Warmluftadvektion zu beobachten
ist. Dabei erreicht zum Morgen ein kräftiges Tief vom Nordatlantik kommend
Südskandinavien, das an das Tief gekoppelte Frontensystem greift auf den Norden
über. Durch die mit dem Frontensystem verbundene Milderung fällt erneut fast
ausschließlich Regen, eventuell mischt sich unter den Regen auch die eine oder
andere Schneeflocke. Allerdings frischt der Wind deutlich auf, so dass an den
Küsten mit Sturmböen zu rechnen ist. Während die Höchstwerte am Tage in einer
Spanne von 6°C bis 12°C erwartet werden, kann es in der Nacht im Osten auf Werte
um 0°C Abkühlen, in den östlichen Mittelgebirgen sogar bis -4°C. Im Westen und
Süden bleibt es dagegen frostfrei.

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag nähert sich von Westen der Höhenrücken
weiter an. Seine Amplitude wird dabei abgebaut, die Achse erreicht bis zum
Dienstagmorgen die britische Nordseeküste und mitteltroposphärisch dreht die
Strömung auf Nordwest. Der Rücken stütz ein Bodenhoch, welches seinen
Schwerpunkt nach Frankreich verlagert von das von dort einen Keil ins
Alpenvorland drückt. Die Milderung in 850 hPa greift schon am Tage bis in den
Osten Deutschlands aus, in der Nacht zum Dienstag liegen die entsprechenden
Werte meist um 0°C, im Südwesten erreichen sie knapp 5°C. Da im Bodendruckfeld
das Südskandinavientief die 24 Stunden nutzt, um seine Reise nach Belarus
anzutreten, bildet sich zwischen diesem und dem Hochkeil an den Alpen eine
bodennah nordwestliche bis westliche Strömung aus, die es lauf IFS durchaus in
sich hat. Steife und stürmische Böen bis ins Flachland, Sturm an den Küsten und
in den Hochlagen, auf exponierten Gipfeln sind sogar orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen. Durch die Strömungskonfiguration können die Niederschläge aber
nicht nach Süden ausgreifen. Sie bleiben auf den Nordosten beschränkt, sind
dabei zwar kräftig, aber nicht warnwürdig. Tageshöchstwerten von 6°C bis 11°C
stehen nächtliche Minima zwischen 6°C und 2°C gegenüber, nur in höheren
Mittelgebirgslagen gibt es Frost.

Am Dienstag schiebt sich der Rücken weiter nach Osten, seine Achse erreicht bis
zum Mittwochmorgen etwa die Mitte Deutschlands. Im Nordosten kommt es anfangs
noch zu Regenfällen, die aber im Verlauf des Tages nachlassen. Dann ist es
weitgehend trocken. Vorderseitig des Rückens respektive des korrespondierenden
Bodenhochs, das nach Norden ausgreift und dessen 1015er Isobare zum Abend dabei
Benelux und Ostfriesland erreicht, dreht die niedertroposphärische Strömung auf
Nordwest, so dass dort die 850er Temperaturen wieder unter null Grad (0°C bis
-3°C) sinken. In den übrigen Bereichen bleiben sie am Abend mit 1°C bis 6°C
durchweg im positiven Bereich. Der zunehmende Hochdruckeinfluss sorgt auch für
ein Aufweichen des Druckgradienten. Mithin lässt der anfangs in den Hochlagen
noch böige Wind im Tagesverlauf nach. In der Nacht wandert der Hochschwerpunkt
dann aber schon wieder nach Osten ab. Vorderseitig eines ostatlantischen
Langwellentroges und eines korrespondierenden Tiefs, das ausgangs der Nacht
Irland erreicht, dreht die schwache bodennahe Strömung auf südliche Richtungen,
was den 850er Temperaturen insbesondere im Südwesten nochmal einen Schub
verleiht und diese dann auf 8°C treibt. Im Südwesten steigen die Temperaturen am
Tage mit Sonnenunterstützung auf 13°C, eventuell sogar bis auf 14°C, im
Nordosten ist lokal bei 7°C Schluss. Nachts liegen die Minima bei 7°C bis 1°C,
Frost ist allenfalls eine Sache für die Gipfellagen, dafür könnte sich
verbreiteter Nebel bilden.

Am Mittwoch und Donnerstag ist grundsätzlich ein Abwandern des Höhenrückens nach
Polen erkennbar. Allerdings mit Einschränkungen. Denn rückseitige WLA stützt den
Rücken und führt allmählich zur Ausbildung einer zweiten Trogachse, so dass die
Gesamtverlagerung verzögert wird. Ebenfalls sehr langsam geht die Verlagerung
des Tiefs an der Westküste Irlands vonstatten, von Mittwochfrüh bis
Donnerstagfrüh kann es gerade einmal Irland überqueren und erreicht die Irische
See. Und sein Frontensystem? Das soll laut dem deterministischen Lauf von IFS in
der Nacht zum Donnerstag über Frankreich eine Welle ausbilden, was auch nicht zu
einem rascheren Vorankommen führt. Erst im Laufe des Donnerstages erreicht sie
den Westen und Nordwesten, läuft dort aber gegen die o.e. neue Rückenachse an,
so dass die Niederschläge auch bis zum Freitagmorgen wohl nicht bis in die Mitte
ausgreifen. Das Temperaturniveau liegt in 850 hPa nur im Nordosten anfangs unter
0°C, danach aber praktisch durchweg im positiven Bereich bei 1°C bis 6°C, Schnee
ist in dieser Konstellation nicht zu erwarten.

In der erweiterten Mittelfrist legt, zumindest nach dem deterministischen Lauf
des IFS, der Rücken sogar eine leicht retrograde Verlagerung aufs Parkett, was
den Langwellentrog dann nicht nur blockieren soll, sondern über der Biskaya dann
sogar einen Cut-Off-Prozess induzieren soll. Damit würden die Niederschläge dann
auch wieder aus den Westen zurückgedrängt und es bliebe insgesamt windschwach
bei zunehmend ansteigenden Werten in 850 hPa (Samstag 2°C bis 10°C).

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die groben Strukturen des aktuellen IFS-Laufs und der Vorläufe stimmen bis etwa
Dienstag überein, denn zeigen sich deutliche Unterschiede. Diese betreffen
insbesondere den Höhenrücken über Mitteleuropa, der nach dem aktuellen Lauf kaum
nach Osten vorankommt und in der Folge sogar rückläufig wird, was die Vorläufe
deutlich anders eingeschätzt haben. In der Folge präsentieren sich das Ende des
Mittelfristzeitraums und auch die erweiterte Mittelfrist nach der aktuellen
Berechnung deutlich ruhiger (wärmer, sonniger, trockener) als dies noch bei den
Vorläufen der Fall war.

Aber auch für die ersten Tage der Mittelfrist zeigen sich Modellunterschiede. So
wird die Luftmassengrenze am Sonntag über dem Norden jetzt durch eine scharfen
Frontenknick/Windsprung betont. Die Vorläufe hingegen beschränkten die
Niederschläge auf den Süden, auch „glänzten“ diese durch jeweils scharfe, nach
Südwesten „nachhängende“ Tröge, wogegen der aktuelle Lauf nur einen flachen Trog
simuliert.

Am Montag hatte der letzte 00-UTC-Lauf noch eine stramm auf Nord-Nordwest
getrimmte Höhenströmung über Mitteleuropa im Programm, die die beiden letzten
Läufe deutlich auf Nordwest gedreht haben. Auch unterscheiden sich die Modelle
am Montag bezüglich der Lage und Form des Höhenhochs westlich der Bretagne
(gestriger 00-UTC-Lauf), das jetzt deutlich weiter südöstlich liegen soll
(aktuelle Läufe). Mit den skizzierten Unterschieden geht auch eine deutlich
differierende Temperatur in 850 hPa einher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am Sonntag stimmen z.B. IFS und GFS recht gut überein. Zwar verlagert sich der
zurückhängende Höhentrog laut GFS etwas langsamer als der bei IFS, aber die
Luftmassengrenze haben bei, mit einer Differenz von nur etwa 100 km, über
Norddeutschland positioniert. ICON dagegen setzt bei der Luftmassengrenze (wie
auch bei den Niederschlägen, s. o.) auf eine südlichere Lösung, was dann auch
ein deutlich niedrigeres Temperaturniveau in 850 hPa zur Folge hat.

Am Montag 12 UTC liegt das südskandinavische Tief bei ICON über Dänemark, bei
GFS und IFS dagegen über Südnorwegen respektive Südschweden. Daraus resultiert
bei ICON ein schärferer Gradient mit deutlicher ausgeprägter Nordwestkomponente
(GFS und IFS eher West bis Nordwest). Andererseits gleichen sich ICON und IFS
bezüglich der glatten Nordwestlichen Höhenströmung in 500 hPa, diesbezüglich
setzt GFS schon auf deutlich antizyklonalere Bedingungen. Da die Lage des Tiefs
über Südschweden bei IFS auch eine raschere Milderung bedeutet, ist dieses
Modell in 850 hPa gebietsweise um 5K wärmer als ICON oder GFS.

Ab Dienstag laufen die Modelle dann sehr deutlich auseinander. Während GFS auf
eine nur leicht mäandrierende Höhenströmung mit flachen Trögen und Rücken setzt,
bilden ICON und IFS kräftige Trog- und Rückenstrukturen aus, wobei deren Lage,
Neigung und Amplitude alles andere als deckungsgleich ist. Ein weiteres Beispiel
für die Unterschiede: Die starke WLA bei ICON vorderseitig eines Trogs über dem
Ostatlantik führt am Oslofjord zu 850er Temperaturen um 0°C, wohingegen IFS dort
10°C in 850 hPa vorhersagt. Dafür bietet ICON über Osteuropa einen
Kaltluftvorstoß an, den die anderen Modelle nicht auf der Agenda haben.

Im Weiteren zeigen sich zwar zwischen GFS und ICON mehr Ähnlichkeiten als
zwischen den genannten Modellen und IFS, letztendlich finden unsere Königskinder
aber nicht mehr zusammen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-Ensembles werden für das Zeitfenster +72 bis +96 Stunden in 2 Cluster
unterteilt, die durchweg in der Kategorie „Positive NAO“ zu finden sind. Die
leicht mäandrierende Höhenströmung wellt zu Ende des Zeitraums bei beiden
Clustern zwar etwas stärker als zu Beginn, an der westlichen Strömung ändert
dies aber nichts.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden drei Cluster simuliert. Der mit 22
Mitgliedern Größte, in dem auch der Haupt- und Kontrolllauf liegen, startet
ebenso wie der mit 10 Mitgliedern Kleinste in der Kategorie „Positive NAO“,
beide wechseln dann in die Kategorie „Negative NAO“. Der zweite Cluster (mit 19
Mitgliedern) startet in der Kategorie „Atlantischer Rücken“, um dann in die
„Negative NAO“ zu wechseln. Letztendlich ist bei allen Lösungen ein deutliches
„Aufsteilen“ der der Tröge und Rücken auszumachen.

Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden wird dann nur noch ein Cluster angeboten,
bei dem durchweg ein atlantischer Rücken einem Trog über Nord- und Mitteleuropa
gegenübersteht.

Die IFS-Rauchfahnen für Offenbach zeigen ein leichtes Absinken der 850er
Temperatur bis zum Sonntag, während das Geopotential erst leicht ansteigt, um
dann wieder leicht zurückzugehen. Unisono zeigen die beiden Parameter aber bis
zum Sonntag nur eine moderate Zunahme der Streuung. Ab Sonntag nimmt diese
jedoch deutlich zu, insbesondere getriggert durch einzelne deutliche Ausreißer
nach unten. Der Großteil der Lösungen zeigt aber nach dem Sonntag einen Anstieg
der Temperatur und des Geopotentials.

Die Rauchfahnen des GFS stützen die des IFS. Insgesamt simuliert GFS ab Sonntag
ebenfalls eine Temperaturanstieg in 850 hPa, allerdings bei deutlich weniger
Ausreißern nach unten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt für Sonntag im Süden deutlich über dem Klimamittel liegende
Temperaturen sowie über den bzw. leicht nördlich der östlichen Mittelgebirge
Hinweise auf signifikant über dem Klimamittel liegende Niederschläge.

Am Montag liefert der EFI über dem Süden weiter über dem Klimamittel liegende
Temperaturen. Darüber hinaus im Nordosten Hinweise auf signifikant über dem
Klimamittel liegende Niederschläge. Großflächig wird ferner auf signifikant
erhöhte Windgeschwindigkeiten hingewiesen.

Im Weitern gibt es nur noch zeitweise und regional Hinweise auf etwas höhere
Temperaturen als im Klimamittel.

COSMO-LEPS liefert am Sonntag in den Hochlagen der Mittelgebirge moderate
Signale für Sturmböen (meist bis 40% Wahrscheinlichkeit). Am Montag liegen die
entsprechenden Wahrscheinlichkeiten in den Hochlagen der Mittelgebirge und an
der Nordsee mit bis zu 80% deutlich höher. Die Wahrscheinlichkeiten für Windböen
in den genannten Regionen liegt erwartungsgemäß um 20% bis 30% höher.

Für die Staulagen der Alpen und der östlichen Mittelgebirge liefert COSMO-LEPS
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 50% für mehr als 5cm Schnee in 12 Stunden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas