S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.02.2023 um 10.30 UTC

Zu Beginn windig bis stürmisch, zeitweise regnerisch und sehr mild. Ab Sonntag
zunehmender Hochdruckeinfluss und wieder kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 21.02.2023

Nach der langen Zeit mit ruhigem Hochdruckwetter ist der Beginn des
mittelfristigen Zeitraums geprägt durch eine Westlage, in der ein Kurzwellentrog
eingelagert ist, der sich von den Hebriden im Tagesverlauf nach Südnorwegen
verlagert. Das dazugehörige Sturmtief zieht über die nördliche Nordsee bis zum
Abend zum Skagerrak. Damit überquert uns die Warmfront im Tagesverlauf mit
verbreiteten Niederschlägen südostwärts, die Kaltfront erreicht am Abend den
Norden. Weit nach Süden kommt die Kaltfront wohl aber nicht voran, denn ein
weiterer Randtrog mit einem sich entwickelnden Bodentief nähert sich von Westen
her Schottland, wodurch die Front über der Nordsee bereits in dessen Warmfront
übergeht. Die mit dem ersten Tief verbundene Gradientverschärfung beschert uns
einen windigen Freitag mit stürmischen Böen und Sturmböen in exponierten Lagen
und an der Küste. Die noch gestern von IFS und ICON angekündigte größerflächige
Sturmlage wird heute aber nicht mehr simuliert. Die Westlage schaufelt zudem
sehr milde Luft zu uns, sodass verbreitet zweistellige Höchstwerte, teils bis 15
Grad, erreicht werden.

Am Samstag zieht die zweite Welle rasch über Schottland und der Nordsee nach
Ostdeutschland. Das Bodentief füllt sich dabei wieder auf und ist am Abend über
Ostdeutschland nur noch als Randtief des ersten Tiefs zu erkennen, welches sich
nun zum steuernden Tief über dem Baltikum und Westrussland gemausert hat.
Gleichzeitig wölbt sich über Westeuropa ein flacher Rücken auf und das Bodenhoch
ist mit seinem Schwerpunkt westlich der Biskaya zu finden. Das Frontensystem des
Schnellläufers schleift über der Nordosthälfte und sorgt dort für teils kräftige
und länger andauernde Regenfälle und etwas kühlere Temperaturen. Weiter im
Südwesten bleibt es weiterhin sehr mild und weniger nass, da dort der Einfluss
des Hochs zunimmt. Zwischen dem Hoch und dem Randtief nimmt der Gradient
deutlich zu, sodass es südlich des Tiefs verbreitet windig bis stürmisch wird
mit Sturmböen und schweren Sturmböen im höheren Bergland.

Am Sonntag beginnt sich die zunächst recht glatte Höhenströmung wieder
signifikant zu amplifizieren, da sich ein Rücken ausbildet, dessen Achse vom
Ostatlantik über Großbritannien bis in die Norwegische See erstreckt und sich
gleichzeitig über Nordosteuropa ein Trog formiert. Im Bodendruckfeld kann sich
dadurch das nördlich verschobene Azorenhoch mit einem zweiten Schwerpunkt über
England bis zur Nordsee ausweiten. Zwischen dem Hoch und dem Tief über Russland
gelangt die Nordhälfte Deutschlands in eine nördliche Strömung, mit der deutlich
kältere polare Meeresluft (T850hPa bis -6 Grad) bis etwa in die südliche Mitte
Deutschlands vorankommt, während der Süden noch in der milderen Luft verbleibt
(T850hPa um +1 Grad). Zwar sinkt dadurch die Schneefallgrenze deutlich ab, der
Niederschlag fällt aber auf der warmen Seite der nach Süden vorankommenden
Kaltfront, sodass Schnee kein größeres Thema sein sollte. Es wird aber hinter
der Kaltfront merklich kühler mit nur noch einstelligen Höchstwerten, milder
bleibt es noch ganz im Süden und Südwesten. Der Wind flaut dabei deutlich ab.

Am Montag dehnt sich das zonal ausgerichtete Hoch bis nach Mittel- und
Südosteuropa aus, die Achse erstreckt sich am Abend von Südengland über die
Mitte Deutschland bis nach Slowenien. Dadurch kommt es zu einer
Wetterberuhigung, sodass die neue Woche ruhig und oftmals auch sonnig startet.
Nur an den Alpen fällt staubedingt anfangs noch Schnee. Die Kaltluft wird im
Tagesverlauf schon wieder etwas nach Osten abgedrängt. Bei Temperaturen zwischen
5 und 10 Grad ist es mäßig warm, die Nächte werden unter klarem Himmel aber
wieder zunehmend frostig.

Am Dienstag verlagert sich der Höhenrücken nach Mitteleuropa, das Bodenhoch
zieht aber allmählich nach Südosteuropa ab. Dadurch könnte der Nordosten von
Fronten mit etwas Niederschlag gestreift werden. Weiter im Südwesten hält der
Hochdruckeinfluss noch an und es erwartet uns dort erneut ein freundlicher Tag.

Für die erweiterte Mittelfrist bestehen noch größere Unsicherheiten, sodass die
Weichen wohl erst in ein paar Tagen gestellt werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großräumige Strömung wird zwar noch halbwegs konsistent simuliert, die
markantesten Auswirkungen auf das Wetter sind aber bekanntlich häufig in den
Kurzwellen zu finden. Hier gibt es bereits am Freitag signifikante Unterschiede.
Im gestrigen 00UTC-Lauf wurde der Kurzwellentrog und das dazugehörige Sturmtief
deutlich weiter südlich über der Nordsee gerechnet, sodass einerseits durch den
Gradienten heraus verbreitet über Deutschland stürmische Böen und Sturmböen
erwartet wurden und mit der weiter nach Süden vorankommenden Kaltfront auch noch
konvektive Umlagerungen Sturmböen verursachen sollten. Im 12UTC- und heutigen
00UTC-Lauf wurde der Randtrog und das Sturmtief zunehmend nach Norden
verschoben, sodass uns nach aktuellem Stand nur eine moderate Windlage mit
starken bis stürmischen Böen erwartet. Dafür wird nun am Samstag ein weiteres
Wellentief simuliert, das erst seit dem 12UTC-Lauf zu finden ist, weshalb nur
der Samstag bezüglich Wind/Sturm mehr in den Fokus rückt. In weiten Teilen soll
es windig bis stürmisch werden. Damit wäre dann auch der Höhepunkt der
zyklonalen Lage erreicht. Bezüglich der Windsituation am Freitag und Samstag
müssen wohl noch der ein oder andere Folgelauf abgewartet werden, um mehr
Klarheit zu bekommen. Die Wetterberuhigung und die einfließende Kaltluft aus
Norden wird seit dem 12UTC-Lauf nun 12 bis 24 Stunden früher gerechnet, da im
gestrigen 00UTC ein abtropfender Trog über Westeuropa den Vorstoß zunächst
blockierte. Dieser ist seit dem 12UTC-Lauf nicht mehr vorhanden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON und IFS simulieren sie Lage des Sturmtiefs am Freitag recht einheitlich und
haben im Verglich zu ihren Vorläufen nun eine deutlich nördlichere Zugbahn auf
dem Programm. Somit sieht es aktuell nicht mehr nach einer Sturmlage über
Deutschland aus (auch der brandaktuelle ICON-06UTC-Lauf stützt diese
Entwicklung). GFS liegt noch etwas weiter südlich, sodass zumindest über dem
Norden und Nordosten stürmische Böen und Sturmböen weiter ins Binnenland hinein
noch nicht vom Tisch sind. Auch die zweite Kurzwelle wird von ICON und IFS recht
ähnlich simuliert. Bei GFS setzt das Tief zunächst weiter nördlich an, bleibt
allerdings länger als eigenständiges Tief bestehen und erreicht in der Nacht zum
Sonntag Norddeutschland.
Die nachfolgende Umstellung zur ruhigen Hochdrucklage mit einer auf Nord
drehenden Strömung simulieren alle Modelle. Bei ICON ist der Kaltluftvorstoß am
effektivsten, sodass demnach die -5°C-Isotherme in er Nacht zum Montag sogar die
Alpen erreicht.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die beschriebene Entwicklung. Am Beispiel von Offenbach
erkennt man, dass bereits am Freitag einzelne Ausreißer bei Geopotential und
Temperatur zu sehen sind, was zeigt, dass die genauen Zugbahnen der Kurzwellen
noch nicht ganz feststehen. Die Mehrheit der Member sind aber noch recht eng
gebündelt. Nachfolgend geht die Temperatur in 850hPa zurück, wobei die Mehrzahl
der Member über dem des Hauptlaufs liegen, sodass offenbar noch nicht klar ist,
wie weit und wie effektiv die Kaltluft nach Süden vorstoßen kann. Der Übergang
zu ruhigem Hochdruckwetter am Montag wird aber auch von den Ensembles gestützt,
was anhand der geringen Niederschlagssignalen auszumachen ist.

Bei den Clusteranalysen werden im Zeitraum t120h-168h nur zwei Cluster
angeboten, wobei Cluster 1 (31 Member, mit Haupt- und Kontrolllauf) die
Umstellung zu einer leichten Blocking-Lage simulieren, was auf das Aufwölben
eines Rückens bis nach Skandinavien zurückzuführen ist. Dies ist aber noch nicht
sicher, denn Cluster 2 (20 Member) verbleibt bei der positiven NAO und simuliert
den Rücken wesentlich flacher, sodass die recht zonal geprägte Strömung nicht
zusammenbricht.

Die Ensemble-Klassifikation im Zeitraum t192h-240h bietet weiterhin nur 2
Cluster an, wobei bei Cluster 1 (16 Member) nach einer zyklonalen Westlage sich
ein Trog über Mitteleuropa breitmacht. Die Mehrzahl der Member (47 inkl. Haupt-
und Kontrolllauf) gehen zum Regime „Atlantic Ridge“ über. Die Rossbywellen
weisen somit wieder eine etwas größere Amplitude auf, sodass sich zyklonale und
antizyklonale Phasen abwechseln. Eine durchgreifende Blockierung ist nicht zu
erkennen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND/STURM:
Am Freitag und Samstag wird es teils windig bis stürmisch. Je nach genauer
Zugbahn und Intensität der Kurzwellen respektive Sturmtiefs kommt es mehr oder
weniger verbreitet zu starken bis stürmischen Böen bis ins Flachland. Aktuell
wird der Höhepunkt der Windentwicklung mit dem Randtief am Samstag simuliert,
wonach auch im Süden und in der Mitte stürmische Böen, exponiert Sturmböen, im
Bereich des Möglichen sind. Es müssen aber wohl noch ein paar Läufe abgewartet
werden, um diesbezüglich Klarheit zu bekommen.

REGEN:
Mit der kräftigen westlichen Strömung können die frontalen Niederschläge in den
Mittelgebirgen und an den Alpen teils die Warnschwellen von mehr als 30 l/qm in
12-24 Stunden überschreiten.

SCHNEE:
Nach der Winddrehung auf Nord und der nach Süden vorstoßenden Kaltfront sinkt in
den Alpen am Montag die Schneefallgrenze ab und es können v.a. in höheren Lagen
markante Schneefälle 10-20 cm zusammenkommen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, EPSe, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel