S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.02.2023 um 10.30 UTC

Ruhiges (Spät)winterwetter mit Nebel, Hochnebel und sonnigen Abschnitten, nach
Wochenmitte möglicherweise regional unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 17.02.2023

Im mittelfristigen Zeitraum herrscht in Mitteleuropa respektive Deutschland (wie
auch bereits aktuell) über weite Strecken ruhiges Hochdruckwetter, wobei Nebel
und Hochnebel in den Niederungen eine deutlich größere Rolle spielen werden als
in den vergangenen Tagen.

Zu Beginn am kommenden Montag befindet sich Deutschland unter einem Höhenhoch,
welches seinen Schwerpunkt über dem Südwesten Deutschlands hat. Das dazugehörige
Bodenhoch erstreckt sich von Süd- und Südosteuropa bis nach Mitteleuropa. Auch
am Dienstag ändert sich an der Situation über Mitteleuropa kaum etwas.
Allerdings wird der Rücken inklusive eingebettetem Höhenhoch etwas schmaler, da
einerseits ein Trog über dem nahen Ostatlantik etwas nach Osten vorankommt und
andererseits über dem Balkan und Westrussland ein weiterer Trog nach Süden
vorstößt. Das Bodenhoch wandert mit seinem Schwerpunkt etwas nach Osten und
liegt am Dienstag mit seinem Zentrum in etwa in über der Oder-Neiße-Region.
Durch großräumiges Absinken unter dem Hoch hat sich eine ausgeprägte Inversion
gebildet, sodass sich in den Niederungen vielfach eine Hochnebeldecke gebildet
hat. Die im Februar wieder allmählich stärker werdende Sonne schafft es zwar, im
Tagesverlauf den Nebel und Hochnebel an den Rändern abzuknabbern und teilweise
aufzulösen. Dennoch bleiben viele Regionen ganztägig unter dem Hochnebel, zumal
er sich in den Nächten wieder großflächig ausdehnen kann. Die größten Chancen
auf Sonnenschein haben wie immer das südliche Alpenvorland und das Bergland
oberhalb der Hochnebeldecke sowie Teile von NRW und Niedersachsen. Während es im
Dauergrau recht kalt bleibt mit Temperaturen um oder unter 5 Grad, können bei
längerem Sonnenschein im Westen knapp zweistellige Höchstwerte erreicht werden.

Auch am Mittwoch ändert sich an der Situation wenig. Der Höhenrücken erstreckt
sich weiterhin vom zentralen Mittelmeerraum über Mitteleuropa bis nach
Skandinavien, wobei sich die Achse nun knapp östlich von Deutschland befindet.
Damit verlagert sich auch das Bodenhoch noch ein „Stückchen“ nach Osten und
erstreckt sich vom Baltikum über Polen bis zum Balkan. Am
Sonne-(Hoch)nebel-Lotto über Deutschland ändert sich aber wenig.

Am Donnerstag beginnt das ruhige Hochdruckwetter zu schwächeln. Der Höhenrücken
und das dazugehörige Bodenhoch verlagern sich noch etwas nach Osten. Laut dem
aktuellen IFS-Lauf tropft über Großbritannien ein Höhentief ab, zieht im
Tagesverlauf bis in den Norden Deutschlands und generiert über der Nordsee ein
Bodentief. Demnach könnten schauerartig verstärkte Regenfälle auf den Nordwesten
und Norden übergreifen. Allerdings gibt es bei solch kleinräumigen Entwicklungen
noch größere Unsicherheiten. Durch die allmähliche Verlagerung des Höhenrückens
nach Osten öffnen sich aber zumindest wieder die Türen ein stückweit für
Störungen und dem Übergreifen von Frontensystemen und Kaltlufttropfen.

Am Freitag und in der erweiterten Mittelfrist wandert das Höhentief dann als
Kaltlufttropfen über dem östlichen Mitteleuropa nach Süden und könnte dadurch
dem Osten Deutschlands schauerartige Regenfälle bringen. Wahrscheinlicher ist
aber, dass sich auch in diesem Zeitraum sich das ruhige Hochdruckwetter
fortsetzt. „Überraschungen“ in Form von Kaltlufttropfen – wo immer sie auch
„herumeiern“ – müssen aber mit ihren typischen Auswirkungen ins Kalkül gezogen
werden.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Mittwoch sind keine prognoserelevanten Unterschiede auszumachen. Erst am
Sonntag nimmt die Unsicherheit zu, was vor allen an möglichen Höhentiefs bzw.
Kaltlufttropfen liegt, die das sonst ruhige Hochdruckwetter „stören“ können. Im
gestrigen 00UTC-Lauf tropfte erst am Freitag ein Höhentief über der mittleren
Ostsee ab und hätte damit keinen Einfluss auf unser Wetter. Im 12UTC-Lauf fand
der Abtropfprozess am Donnerstag südlich von Irland statt und der KLT zog im
weiteren Verlauf zur Biskaya, ebenfalls ohne Einfluss auf unser Wettergeschehen.
Im aktuellen Lauf fand das Abtropfen hingegen über Großbritannien statt mit
weiterer Verlagerung nach Norddeutschland und hätte sogar die Bildung eines
Bodentiefs zur Folge. Die beschriebenen Varianten zeigen, dass das Potential für
die Bildung von KLT in der zweiten Wochenhälfte gegeben ist. Ob, wann und welche
Bereiche von Deutschland dadurch beeinflusst werden, ist aber nicht
vorhersagbar. Abseits dieser Störungen bleibt es aber weiterhin beim ruhigen
Spätwinterwetter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch nach Sichtung von ICON, UK10 und GFS besteht bis einschließlich Mittwoch
kein Zweifel am ruhigen Hochdruckwetter. Am Donnerstag zieht laut ICON eine
flache Welle mit etwas Regen über den äußersten Norden hinweg. Danach verstärkt
sich wieder der Hochdruckeinfluss, indem sich über Mitteleuropa ein neuer Rücken
aufbaut. Bei GFS bildet sich am Freitag über Großbritannien ein neues Höhenhoch.

Lange Rede, kurzer Sinn. Die blockierende Lage bleibt uns wohl bis in die
erweiterte Mittelfrist erhalten. Abwechslung oder Überraschungen können
lediglich Kaltlufttropfen oder Kurzwellentröge am Rand der simulierten
Höhenhochs bringen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen stützen die beschriebene Wettersituation. Bis Mittwoch sind die
Rauchfahnen sowohl bei der Temperatur als auch beim Geopotential recht eng
gebündelt. Erst danach nimmt der Spread zu. Die Mehrzahl der Member bleibt aber
bei einem hohen Geopotential und nur langsam zurückgehenden Temperaturen in 850
hPa. Einzelne Member scheren allerdings aus (z.B. der Hauptlauf), was mit dem
beschriebenen KLT zusammenhängt. Auch die Niederschlagswahrscheinlichkeit nimmt
ab Donnerstag etwas zu.

Bei den Clusteranalysen (t120h-168h) werden 3 Cluster angeboten, die allesamt
das Blocking stützen.

In der erweiterten Mittelfrist (t192h-240h) werden 4 Cluster angeboten, die
mehrheitlich den Übergang hin zu einer positiven NAO simulieren. Nachdem sich
anfangs weiterhin ein Rücken über Mittel- und Osteuropa befindet, wird im
weiteren Verlauf ein Übergreifen von Trögen aus Westen wieder wahrscheinlicher.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis zur Wochenmitte ist nicht mit markanten Wettererscheinungen zu rechnen. In
der zweiten Wochenhälfte nimmt das Potential für mögliche Kaltlufttropfen zu,
die möglicherweise auch das Wettergeschehen in Deutschland beeinflussen können.
Sollten wir in den Einfluss eines solchen kommen, könnte es zu Schauern und
Gewittern kommen. Davon abgesehen setzt sich aber auch bis in die erweiterte
Mittelfrist das ruhige Spätwinterwetter fort.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel