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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.02.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zunehmender Hochdruckeinfluss. In der Nacht auf Samstag in den ostdeutschen
Mittelgebirgen, in der Nacht auf Sonntag im Bayerischen Wald Gefahr von
gefrierendem Niederschlag.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … befindet sich das Vorhersagegebiet in einer nordwestlichen und
leicht diffluenten Höhenströmung. Die Feuchtereste der Kaltfront liegen noch
über der Mitte des Landes, haben aber schon größere Lücken bekommen.
Gleichzeitig hat sich im Vorfeld einer über der Nordsee liegenden Warmfront
bereits WLA in Form von hohen Wolkenfeldern bemerkbar gemacht.

Im Norden hat der Gradient etwas zugelegt. Bei der stabilen Schichtung gibt es
aber nur direkt an der See Windböen und dort vor allem in auflandigen und
exponierten Abschnitten.

In der Nacht auf Samstag verbleibt Deutschland am Nordostrand des sich weiter
nach Norden ausdehnenden Höhenhochs mit Zentrum knapp westlich des Ärmelkanals.
Damit ist der Südwesten Deutschlands am stärksten davon beeinflusst. In der
nordwestlichen Strömung wird eine Warmfront über die Nordosthälfte des Landes
südostwärts geführt. Diese Warmfront gehört zu einem Randtief des
nordeuropäischen Tiefdruckkomplex, das vom Nordmeer kommend über Südnorwegen bis
zum Morgen rasch bis zu den Baltischen Staaten zieht.

Begleitet wird die Passage von andauernder WLA, sodass im Nachtverlauf sich
dichte Bewölkung über große Landesteile ausdehnt. Etwas ausgenommen davon ist
der Süden und Südwesten des Landes. In der Durchschau aller Modelle besteht
dafür im Südwesten ein erhöhtes Nebelpotential, insbesondere in Rheinland-Pfalz.
Dies ist sicherlich insbesondere auch dem Eintrag feuchterer Luftmassen in der
Grenzschicht durch die ehemalige Kaltfront geschuldet.

Neben den dichten Wolken wird auch ein wenig Niederschlag prognostiziert.
Allerdings sind die Mengen seit dem gestrigen Tag immer weiter zurückgerechnet
worden. Am ehesten wahrscheinlich ist etwas Niederschlag im Norden, ganz im
Osten sowie im Nordstau der zentralen und östlichen Mittelgebirge. Die Mengen
halten sich aber sehr in Grenzen.

Während man in tiefen Lagen allgemein nichts zu befürchten hat, besteht in
höheren Mittelgebirgslagen Glättegefahr. Dabei ist die genaue Phase nicht so
einfach abzuschätzen. Die Prognosesoundings geben Hinweise, dass auch mal der
gefrierende Sprühregen dabei sein kann. Allerdings ist die trockene
Zwischenschicht bei 700 hPa nur dünn, sodass durchaus auch ein Eintrag von
Eiskristallen denkbar ist, was dann Schnee zur Folge hätte. Da es sich ohnehin
eher um marginale Mengen handelt, ist dies nicht weiter kritisch und kann in
aller Regel mit gelben Glättewarnungen im Nowcasting abgehandelt werden.

Der Wind weht von der Nordsee ausgreifend bis ins schleswig-holsteinische
Binnenland teils stark böig, lässt dort aber in der zweiten Nachthälfte bereits
wieder nach. Gleichzeitig lebt der Wind an der Ostsee etwas stärker auf.
Ausgreifend bis ins vorpommersche Binnenland gibt es Windböen, an der See bei
auflandigem Wind (Darß, Rügen) auch stürmische Böen.

Frost ist nur noch in der Südhälfte ein Thema, wobei etwas südlich des Mains zum
Teil auch wieder mäßige Nachtfröste auftreten können. Strenger Forst ist in der
Modellwelt kaum noch zu finden. Am ehesten ist dieser ganz vereinzelt noch in
den Alpen und dem Bayerischen Wald sowie im Südschwarzwald denkbar.

Samstag … rückt das westeuropäische Höhenhoch etwas näher an Deutschland heran
und dehnt sich auch noch weiter nach Norden aus. In der Folge dreht die
Höhenströmung nun auf Nord. Die Kaltfront des mittlerweile nach Westrussland
weitergezogenen Tiefs streift den Nordosten, wird aber schnell wieder
rückläufig, sodass keine Kaltluft nach Deutschland vordringen kann. Stattdessen
dominiert weiterhin WLA.

Die Kombination aus Absinken durch das Bodenhoch über Südwestdeutschland (inkl.
schwacher Luftbewegungen) und die fortwährende WLA (die stabilisierend wirkt),
dominiert in weiten Landesteilen dichte Bewölkung. Eine Ausnahme bilden die
alpennahen Gebiete südlich der Donau und südlich der Alb. Dort scheint häufig
längere Zeit die Sonne. Im Norden, Osten sowie im Stau der Mittelgebirge fällt
hingegen weiterhin etwas Niederschlag. Die Mengen bleiben oft gering. Einzig im
Erzgebirge kann mit der nordwestlichen Staukomponente etwas mehr fallen. Der
850hPa Temperatur (um 0 Grad) folgend dürfte die feste Phase allenfalls in den
Gipfellagen ein Thema sein.

Warntechnisch relevant bleibt der Wind. Das gilt vor allem für den Nordosten des
Landes. Mit vorübergehender Annäherung der Kaltfront nimmt der Gradient zu. Am
wahrscheinlichsten erscheinen Windböen ausgehend von Schleswig-Holstein über
MeckPomm und Ostniedersachsen, ausgreifend bis zum Harz und nach Brandenburg.
Einzelne Windböen werden auch noch im Lee der östlichen Mittelgebirge
prognostiziert. Von der Ostsee ausgreifend bis ins vorpommersche Binnenland sind
stürmische Böen wahrscheinlich. Direkt an der Ostsee auch Sturmböen. Auch
Brocken und Fichtelberg dürften vorübergehend mit Bft 9 zu Buche schlagen.
Bereits in den Abendstunden lässt der Wind wieder deutlich nach.

Die Temperatur liegt in den Sonnengebieten nach Süden sowie allgemein in der
Nordhälfte bei 5 bis 10 Grad, sonst bleibt es mit Werten zwischen 2 und 6 Grad
kälter. In höheren Mittelgebirgslagen im Osten und Südosten ist Dauerfrost zu
erwarten.

In der Nacht auf Sonntag bleibt die nördliche Höhenströmung erhalten. Am Boden
nimmt der Luftdruckgegensatz immer mehr ab, sodass Windwarnungen nicht mehr
notwendig sind. Gleichzeitig hält die WLA in der Nordosthälfte weiter an. Neben
den dichten Wolken fällt damit vor allem im Stau von Erzgebirge und Thüringer
Wald weiterhin Niederschlag. Diese Niederschläge greifen im Laufe der Nacht auch
auf Ost- und Südostbayern aus.

Die 850 hPa Temperatur bleibt um 0 Grad, sodass von den Gipfellagen abgesehen
zumeist flüssiger Niederschlag fallen sollte. Insbesondere in den ostbayerischen
Mittelgebirgen besteht durch die Vorgeschichte und die kalten Böden ein erhöhten
Potential, dass es zu Glatteisbildung kommt. Dies wird unter anderem auch vom
EZMWF gesorgt. Eine markante Warnlage erscheint im Bayerischen Wald also
durchaus wahrscheinlich.

Im Südwesten und Westen besteht erhöhtes Potential für warnwürdigen Nebel, teils
auch in Folge aufliegender Wolken.

Südlich der Donau und allgemein im Bergland ist wieder leichter Frost
wahrscheinlich, in der Nordosthälfte bleibt es mit Werten um 6 Grad deutlich
milder.

Sonntag … verstärkt sich das westeuropäische Höhenhoch noch und kann seinen
Einfluss weiter in Richtung Deutschland ausdehnen (Zentrum über Belgien). Im
Bodendruckfeld sind kaum noch Gegensätze zu erkennen. Während sich das Absinken
im Westen und Südwesten soweit verstärkt haben könnte, dass die Inversion bis
zum Boden druckgedrückt wird (und sich damit die Chance auf Sonne ergibt),
dürfte es durch den Feuchteeintrag der Vortage in den restlichen Regionen
schwierig werden. Viel grau und gelegentlicher Sprühregen, insbesondere in
Richtung Erzgebirge und Bayerischen Wald, sind die Folge.

Nachdem sich die Glättesituation im Bayerischen Wald im Laufe des Vormittags
entspannen sollte, sind abgesehen von schlechten Sichten im höheren Bergland
durch aufliegende Wolken, keine Warnungen erforderlich.

In höheren Lagen in der Südhälfte des Landes verbleiben die Werte häufig im
unteren einstelligen Bereich. Sonst können im Westen und Südwesten mit
Unterstützung der Sonne zweistellige Werte erwartet werden.

In der Nacht auf Montag rückt das Höhenhoch bis in den Westen Deutschlands vor.
Damit steigen die 850 hPa Temperaturen dort auch auf über 5 Grad. Nachdem sich
anfänglich im Südwesten und Westen noch größere Wolkenauflockerungen zeigen,
bildet sich abgesehen vom Nordosten und Osten häufig teils dichter Nebel. Im
Nordosten halten sich tiefe Wolken.

Die Temperaturen sinken vor allem im Süden und in mittleren Lagen des Berglands
in den Frostbereich. Dort ist dann in Verbindung mit dem Nebel auch Glätte
möglich. In Gipfellagen bleibt es mit dem Vorstoß der warmen Luftmassen (in 850
hPa) milder.

Im Rest des Landes gibt es 6 bis 1 Grad und keine Warngefahr.

Montag … steht Deutschland unter Hochdruckeinfluss mit nur geringen
Luftdruckgegensätzen. Aus der Nacht heraus gibt es häufig Nebel und Hochnebel.
Zum Teil bleibt es ganztags neblig trüb. Am besten sind die Sonnenchancen in den
Leelagen der Berge, wo sich Auflockerungen im Tagesverlauf immer weiter in die
Gebirgsvorländer vorarbeiten. Bei einer grundlegend östlichen bis südöstlichen
Strömung kann man sich die entsprechenden Regionen schnell selbst denken. Der
Klassiker ist natürlich wieder NRW, wo das Sauer- und Siegerland überströmt
wird.

In NRW wird es auch mit Abstand am wärmsten mit 10 bis 13 Grad. In den
Dauergraugebieten im Süden und Südosten verharren die Maxima hingegen oft auch
unter der 5-Grad Marke. Abgesehen von Warnungen durch Sichteinschränkungen
besteht keine Warngefahr.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren die Kurzfrist ohne größere Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer