#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag den 07.02.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.02.2023 um 10.30 UTC
Zunächst meist ruhiges und freundliches Wetter mit teils strengem Frost. Ab
Freitag leicht unbeständig, lokal gefrierender Regen möglich. An der See und im
Bergland zeitweise windig bis stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.02.2023
Auch am heutigen Dienstag bleibt mittelfristig hoher Luftdruck Trumpf. Zumindest
kann man dies aus der Wetterlagenklassifikation nach James schließen. Dort sind
zu Beginn der Mittelfrist am Freitag und Samstag noch West- bzw. Nordwest
antizyklonal dominierend. Ein kleiner Anteil fällt aber schon auf die Wetterlage
Hoch Mitteleuropa. Genau diese kann aber Ihre Wertigkeit steigern und Sonntag
sowie Montag das IFS-EPS prägen. Ansonsten bleiben kleine antizyklonale Anteile
der Westwetterlagen übrig. Ab Dienstag ist der dominierende Charakter noch etwas
offener. Neben den antizyklonalen Strömungsbedingungen der Wetterlagen Südwest-
und West antizyklonal bzw. Hoch Mitteleuropa kann nun mit geringer Reichweite
auch eine zyklonale Wetterlage mitmischen. Aufgrund der recht eingefahren
Wetterlage werden wir im Folgenden nur die wesentlichen Eigenschaften genauer
unter die Lupe nehmen.
Die für das Wetter in weiten Teilen Europas prägende Muster bleibt nahezu über
den gesamten betrachteten Zeitraum bestehen und verlagert sich nur langsam
ostwärts. Natürlich ändern sich auch Wellenlänge und Amplitude dabei. Von
besonderem Interesse ist in diesem Sinne das Höhenhoch, welches am Freitag über
dem Seegebiet westlich der Britischen Inseln und Nordwestfrankreich liegt und
seinen Schwerpunkt im weiteren Verlauf Richtung Ärmelkanal und schließlich in
den westlichen Alpenraum verlagert. Ausgehend von dem Höhenhoch ziehen sich
teils markante Rücken nordwärts. Insgesamt spannt das Höhenhoch einen großen
Raum mit antizyklonalen Verhältnissen auf. Bodennah korreliert es dabei mit
einem Hoch über Westfrankreich, dessen Schwerpunkt ebenfalls ostwärts nach
Deutschland und schließlich in den nördlichen Mittelmeerraum bzw. Balkanraum
wandert.
Am Freitag und Samstag liegt Deutschland auf der West- bzw. Nordwestflanke des
hochreichend hohen Luftdrucks vor allem im Norden und Osten in einer westlichen
bis nordwestlichen Grundströmung. In diese ist in der Höhe dabei ein
kurzwelliger Anteil eingelagert, der bodennah mit einem Tief über der Ostsee
harmoniert und dessen Warmfront Deutschland streift bzw. im Norden und Osten
überquert. Vorderseitig schiebt die Front ein ordentliches Paket WLA mit sich.
Entsprechend werden die Aufgleitprozesse der WLA, frontogenetisch sowie durch
einen Anteil PVA verstärkt. Resultierend greifen von Norden her Regenfälle auf
Deutschland über und breiten sich südostwärts aus. Im Mittelgebirgsraum ist je
nach Timing der aufkommenden Niederschläge auch die gefrierende Phase möglich.
In Bayern fällt anfangs teils bis in tiefe Lagen Schnee. Durch die mitgeführte
wärmere Luft steigt die Schneefallgrenze jedoch zügig an. In 850 hPa steigen die
Werte von -2 bis -8 Grad am Freitag auf +4 bis -3 Grad in der Nacht zum Sonntag
an. Durch den Einfluss des Hochs bleibt es im Südwesten von Rheinland-Pfalz und
dem Saarland bis nach Baden-Württemberg weitgehend trocken. Durch die
Gradientverschärfung im Norden und Nordosten sind dort steife, im Küstenumfeld
auch stürmische Böen zu erwarten. Auf einzelnen Gipfeln der Mittelgebirge treten
Sturmböen oder schwere Sturmböen auf.
Am Sonntag und Montag triumphiert dann wieder Hochdruckeinfluss. Das zum
Höhenhoch gehörende Bodenhoch wandert in diesem Zeitraum mit seinem Schwerpunkt
über Deutschland hinweg Richtung Balkanraum und Adria. Vor allem am Montag
verliert es dabei aber auf der Nordseite an Kraft, sodass die Bedingungen zwar
antizyklonal bleiben aber anfällig für Störungen werden. Hebungsprozesse sind am
Sonntag bevorzugt in Sachsen und Ostbayern noch vorhanden. Dort interagiert
schwächelnde frontogenetische Hebung mit orografischer Hebung. Entsprechend sind
auch nur im Stau vom Erzgebirge, Fichtelgebirge und Bayrischem Wald signifikante
Mengen möglich. Bei Temperaturen in 850 hPa von anfangs von -3 bis +6 Grad bzw.
+4 bis +7,5 Grad am Montag gehen potentielle abziehende Niederschläge bis in die
Hochlagen in Regen über. Ansonsten sollte die Niederschlagsaktivität deutlich
nachlassen bzw. abklingen. Die durch das Hoch induzierte Absinkinversion lässt
aber größeren Spielraum für eine Hochnebeldecke und somit potentiellem
Sprühregen. Im Südwesten und an den Alpen scheint es bei stärkerem
Hochdruckeinfluss freundlicher zu werden. Der Wind spielt kaum noch eine Rolle
und fällt allenfalls in den Hochlagen sowie an der See stark böig aus.
Am Dienstag schwächelt das Höhenhoch schließlich gravierend und ist nur noch als
breiter Rücken unterwegs, dessen Achse vom westlichen Mittelmeerraum nach
Rumänien reicht. Auf der Nordflanke wird die Struktur des Rückens aber schon
deutlich von einem nachstoßenden Trog abgehobelt und die Strömung somit
zunehmend zyklonal geprägt. Der von einem Höhentief westlich von Island
ausgehende, markante Kurzwellentrog korreliert am Boden mit einem Tief bei
Island, von welchem sich ein teils okkludierter Frontenzug über die Nordsee und
Südengland bzw. Nordfrankreich hinweg bis zum Ostatlantik erstreckt und in der
Nacht zum Mittwoch auf Deutschland übergreift. Während das Land tagsüber bei
Temperaturen in 850 hPa von +2 bis +6 Grad noch im Warmsektor verharrt, sinken
mit Vordringen der Kaltfront die Werte bis Mittwochfrüh auf -4 bis +4,5 Grad ab.
Die signifikante difluente Höhenströmung auf der Vorderseite des Troges
induziert Hebung, die teilweise gut mit den frontalen Prozessen interferiert.
Resultierend geht der teils okkludierte Frontenzug mit kräftigen schauerartig
verstärkten Niederschlägen einher. In der Nacht passt die Interaktion beider
Komponenten im Nordosten weniger gut, sodass die Niederschlagsintensität dort
geringer ausfällt als im Westen und der Mitte. Zudem könnte die potentielle
Bildung einer Welle über Nordwestfrankreich bei den Hebungsprozessen Einfluss
ausüben und so aktiv beim Niederschlagsgeschehen mitmischen. Mit Aufzug des
Troges samt Bodenfront verschärft sich auch der Gradient signifikant. Rückseitig
der Front schiebt sich sogar der Jet bis nach Deutschland. Entsprechend lebt der
auf Südwest drehende Wind stark auf und induziert im Norden und Westen steife
Böen, an der See und im Bergland Sturmböen.
Bei den Temperaturextreme spielt Dauerfrost voraussichtlich keine Rolle. Im
Verlauf sind ausgehend vom Westen eher zweistellige Höchstwerte ein Thema.
Nachts ist Deutschland zweigeteilt. Während es im Norden häufig frostfrei
bleibt, muss in der Südhälfte über den gesamten Zeitraum mit Frost zwischen 0
und -5 Grad gerechnet werden, wenngleich auch nachts im Verlauf eine
Frostabschwächung zu verzeichnen ist.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der aktuellen IFS-Läufe ist als gut zu bezeichnen. Sowohl die
großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung als auch kleinräumige
Störungen werden vergleichbar abgebildet. Erst zur neuen Woche nehmen die
Unterschiede zwischen den betrachteten IFS-Läufen zu, indem der heutige
==-UTC-Lauf am Montag einen signifikanten Trog über dem Nordostatlantik deutlich
stärker amplifiziert und daher etwas langsamer verlagert. Auf das Wetter in
Deutschland hat dieser Prozess aber auch am Montag noch keinen Einfluss. Bis
einschließlich Sonntag sind allenfalls kleine Unsicherheiten bei der Amplitude
und Verlagerung kurzwelliger Anteile über dem östlichen Mitteleuropa zu
verzeichnen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch andere Globalmodelle (ICON, GFS, UKMO, GEM) simulieren zum IFS
vergleichbare Geopotential- und Luftdruckstrukturen. Auch im Detail ähneln sich
die Lösungen stark. Geringe Abweichungen zeigt z.B. das ICON zum Samstag, indem
es das Tief über Skandinavien etwas südlicher und etwas intensiver zeigt.
Dadurch können die Niederschläge auch in Deutschland kräftiger ausfallen und
etwas weiter nach Westen vorankommen. Ab Montag sind die anderen Modelle etwas
standhafter als das IFS, sodass der nachstoßende Trog deutlicher ausgebremst
wird. Resultierend greift der Frontenzug beim GFS und ICON später auf
Deutschland über. Insgesamt lassen ICON und GFS eine stark südwärtige
Amplifizierung des Troges zu. Die WLA auf der Vorderseite stützt dabei auch
einen Rücken, der bei kleinerer Wellenlänge über Skandinavien weit nordwärts
reicht. Das IFS zeigt dagegen flachere Strukturen und lässt den Frontenzug rasch
über Deutschland hinweg ziehen, wobei dieser, nach Süden zu, eine quasi Isobare
parallele Ausrichtung einnimmt. Geht es nach ICON und GFS bleibt auch der
Dienstag hierzulande noch komplett trocken.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen über verschiedene Städte in Deutschland zeigen bezüglich der
Temperatur in 850 hPa am Freitag und Samstag einen leicht zunehmenden Spread,
wenngleich die Mehrzahl der Member zusammen mit dem Haupt- und Kontrolllauf eine
hohe Auftrittswahrscheinlichkeit aufweisen. Entsprechend kann an diesen Tagen
noch von einer recht hohen Vorhersagegüte ausgegangen werden. Am Sonntag spreizt
sich der ENS-Raum weiter um am Montag vorübergehend sogar wieder einen etwas
geringeren Spread zu zeigen. Sowohl am Sonntag als auch am Montag gibt es zwar
weiter eine Drängungszone an Mitgliedern, diese ist jedoch leicht aufgefächert
und somit nicht so signifikant wie an den Tagen zuvor. Vor allem am Sonntag
liegen Haupt- und Kontrolllauf im unteren Bereich der größten
Auftrittswahrscheinlichkeiten. Grundsätzlich ist die Prognosegüte über diese
Tage als mäßig bis gut zu bezeichnen. Ab Dienstag nehmen die Unsicherheiten dann
stetig zu, sodass die Vorhersagegüte nachlässt.
Beim Geopotential liegt bei einem geringem Spread bis Montag eine sehr gute
Prognosegüte vor. Erst ab Dienstag spreizt sich das EPS vorzugsweise zu tieferem
Geopotential.
Beim Niederschlag sind sich die Member am Mittwoch sicher das dieser kommt. Am
Dienstag sind allerdings noch Unschärfen zu verzeichnen. Der Haupt- und
Kontrolllauf gehören zu den ersten Läufen, welche Niederschläge übergreifen
lassen.
Bei der Einordnung der Geopotential- und Luftdruckmuster in eine Klassifizierung
werden im Zeitraum von +72 bis +96h drei Lösungen benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend zu beschreiben. Dabei wechseln alle
Cluster im Verlauf vom Schema eines atlantischen Rückens zum Blocking. Dies
basiert auf der Verlagerung des Höhenhochschwerpunktes nach Osten. Geringe
Abweichungen sind diesbezüglich bei der Amplitude des Rückens zu verzeichnen,
die wiederum Einfluss auf die Ausrichtung der Grundströmung hat. Haupt- und
Kontrolllauf sind in Cluster 2 einsortiert, welches ein Mittelweg bezüglich
besagter Ausrichtung aufweist. Bei Cluster 1, dass von 19 Membern gestützt wird,
ist der Rücken breiter aufgestellt, sodass der Trog sich seinerseits östlicher
amplifiziert. Entsprechend würden bei dieser Variante die potentiellen frontalen
Niederschläge weiter ostwärts verschoben liegen. Das dritte Cluster weicht kaum
vom zweiten Cluster ab. Es zeigt höchstens eine geringfügig meridionalere
Strömung.
Im Zeitraum von +120 bis +168h erklären weiter drei Cluster die Unsicherheiten
im EMS-Raum. Dabei starten alle Cluster im Schema Blocking. Das dritte Cluster
wechselt rasch zu einer pos. NAO, das erste Cluster erst zum Ende des Zeitraums.
Das zweite Cluster bleibt komplett beim Blocking. Haupt- und Kontrolllauf ordnen
sich zusammen 22 Mitgliedern im ersten Cluster ein. Dieses Cluster lässt den
Rücken am deutlichsten schwächeln und den markanten Trog nachrücken.
Entsprechend gelangt Deutschland bei dieser Lösung schon ab Dienstag auf die
Vorderseite des Troges. Das zweite Cluster zeigt dagegen einen stabilen Rücken,
der den Lösungen des ICON bzw. GFS ähnelt. Der Trog würde sich in diesem Fall
bei Verkürzung der Wellenlänge signifikant nach Süden amplifizieren und somit
über dem Atlantik bis zu den Kanaren reichen. Eine Chance nach Mitteleuropa
vorzudringen gibt es kaum. Diese Variante wird von 15 Member gestützt.
Das dritte Cluster zeigt einen Mittelweg. Zwar kann sich der Trog nur wenig
südwärts amplifizieren und kommt daher durchaus ostwärts voran. Durch den weiter
stabilen Rücken wird dieser aber deutlich ausgebremst. Entsprechend würde
Deutschland auch in diesem Szenario abgesehen vom Norden noch länger unter
Hochdruckeinfluss liegen.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h werden für die ausreichende
Beschreibung aller Unsicherheiten im EPS weiter drei Cluster benötigt. Die
ersten beiden Cluster verbleiben dabei im Schema einer pos. NAO während das
dritte Cluster Blocking bevorzugt. Vor allem das erste Cluster mit Haupt- und
Kontrolllauf sowie insgesamt 21 Member schiebt den Rücken rasch weg sodass der
weg für Kurzwellentröge aus Westen frei ist. Als Grundmuster würde anstatt des
Höhenhochs nun ein Langwellentrog über West- und Mitteleuropa dominieren. Als
Folge würde sich bei zyklonalen Verhältnissen unbeständiges Westwetter
durchsetzen. Die anderen beiden Cluster wollen da aber nicht bzw. nur zögerlich
mitgehen. Bei Beiden wehrt sich der Rücken mit Kräften. Beim zweiten Cluster
rutscht Deutschland allerdings auf die Rückseite der Achse, sodass der
nachstoßende Trog durchaus schon beim Wettergeschehen mitmischt. Resultierend
stellt sich eine milde Südwestströmung ein, die vor allem in der Südosthälfte
noch antizyklonal geprägt ist. Das dritte Cluster lässt den Rücken stabil und
auch recht ortsfest. Trogstrukturen prallen alle mehr oder weniger ab. Eine
breite Hochdruckzone über dem gesamten Mittelmeerraum reicht dabei nach Norden
bis nach Norddeutschland. Zyklonaler Einfluss wäre bei dieser Lösung auf
Osteuropa und Nordwesteuropa beschränkt.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt am Wochenende für den Norden im Vergleich zum vieljährigen
Modellklima leicht überdurchschnittliche Temperaturen. Von der Probabilistik
gibt es in der Nacht zum Samstag und am Samstag im Norden und Nordosten sowie
auf exponierten Berggipfeln Hinweise von 20 bis 80% für stürmische Böen oder
Sturmböen. Am Sonntag sind allenfalls im Ostseeumfeld geringe Signale von 5 bis
15% für markante Böen zu verzeichnen. Ab Dienstag nehmen die Hinweise für
Sturmböen im Nordwesten sowie im Nordseeumfeld allgemein zu. Allerdings ist das
Timing der potentiell übergreifenden Front noch nicht abschließend geklärt. In
der Nacht zum Samstag und Samstagmorgen gibt es zudem vom IFS-EPS sowie auch von
Seiten der Wettererscheinung und der Prognosetemps im Mittelgebirgsraum geringe
Hinweise für gefrierenden Regen.
Basis für Mittelfristvorhersage
ICON-EPS, IFS-EPS, det. ICON/IFS anfangs, für TT auch MosMix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel