S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.02.2023 um 10.30 UTC

Zunehmend trockenes und freundliches Winterwetter mit mäßigem, teils strengem
Nachfrost, in Gipfellagen zeitweise Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.02.2023

Im mittelfristigen Zeitraum ab Mittwoch dominiert bei der
Wetterlagenklassifikation nach James über nahezu alle Member des EPS hinweg das
a für antizyklonal bzw. Hoch oder Hochdruckbrücke, die diese
Strömungsbedingungen ebenfalls induzieren. Unterschiede werden nur bei der Lage
des bzw. der Hochschwerpunkte gezeigt, indem die Strömungsbedingungen das EPS
aufspalten in West-, Südwest- oder Nordwest antizyklonal bzw. Hoch bzw. Brücke
Mitteleuropa. Was heißt das nun im Detail?

Recht einheitlich wird ab Mittwoch ein kräftiges Höhenhoch über dem Ostatlantik
und ein Rücken über Ostereuropa von den IFS-Läufen simuliert. Zum Start in die
Mittelfrist am Mittwoch sowie auch wieder ab Samstag kann sich bei den aktuellen
Berechnungen ausgehend vom Höhenhoch ein breiter Rücken ostwärts bis ins
östliche Mitteleuropa ausbreiten und somit mit dem mehr oder weniger stark
amplifizierten und ausgeprägten Rücken über Osteuropa interagieren. Bodennah
induziert der Rücken schließlich eine Hochdruckbrücke, die vom Atlantik über
Frankreich und Deutschland hinweg bis in den Balkanraum reicht. Als Gegenpart
kann sich in genannten Zeiträumen von den Kanarischen Inseln über den gesamten
Mittelmeerraum hinweg bis in den Osten der Türkei tiefes Geopotential
aufspannen, welches bodennah mit Tiefs über Marokko sowie dem zentralen und
östlichen Mittelmeerraum korreliert. Resultierend stellt sich somit die typische
Situation High-over-Low ein. Eine kleine, aber feine Unterscheidung bei der
Verteilung und somit der entsprechenden Prozesse gibt es dennoch. Ist am
Mittwoch zu Beginn in die Mittelfrist der Schwerpunkt des kräftigen, Deutschland
beeinflussenden Hochs über Osteuropa, liegt er ab Samstag eher über
Ostfrankreich und dem Alpenraum. Daher kann anfangs bodennah auch kalte
Festlandsluft aus Osten nach Deutschland gelangen, während ab dem Wochenende
zunehmend mäßig kalte Luft von der Nordsee ins Land steuert. Auch bezüglich
potentieller Niederschläge gibt es zwischen dem Start und dem Ende des
mittelfristigen Zeitraums Abweichungen. Demnach sorgen die antizyklonalen
Verhältnisse samt bodennaher Kaltluft am Mittwoch für trockenes und kühles
Winterwetter. Am Wochenende gelangt dagegen der Norden und Nordosten in den
Bereich der Frontalzone, sodass trotz hochreichender antizyklonaler Bedingungen
geringe frontale Hebungsimpulse mit kleinen kurzwelligen Anteilen im Norden und
Nordosten zu einer gewissen Niederschlagneigung führen. Gleichermaßen ergeben
sich aufgrund der Strömungsverhältnisse auch Unterschiede beim Temperaturniveau.
Werden am Mittwoch in 850 hPa von Nordwest nach Südost 0 bis -8 Grad gezeigt,
liegen diese am Sonntag zwischen -1 Grad nahe Dänemark und bis +6 Grad über der
Mitte des Landes.

Kommen wir nun zu den Tagen Donnerstag und Freitag, an denen das EPS kaum
Konsistenz aufweist und somit durchaus gewisse Unsicherheiten vorherrschen. Der
aktuelle IFS-Lauf lässt analog zum gestrigen Mittagslauf den Rücken über
Mitteleuropa schwächeln, wenngleich die Entwicklungen bei den gestrigen
Berechnungen weniger intensiv ausfallen. Dennoch kann das Höhentief aus dem
nördlichen Mittelmeerraum bis in den Alpenraum schwenken und Kontakt zu dem Trog
über Skandinavien aufnehmen, sodass eine kleine Rinne von tiefem Geopotential
entsteht. Bodennah korreliert der skandinavische Trog mit einem Tief über dem
Norden Norwegens, von welchem sich ein okkludiertes Frontensystem von der
Nordsee her bis nach Deutschland schiebt. Da sich der Rücken aber rasch
regeneriert und auch am Boden der hohe Luftdruck wieder erstarkt, kann die
frontale Hebung meist nur wenig ausrichten. Allenfalls von der Ostsee bis in den
Nordwesten und westen gibt es am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag geringe
Niederschlagssignale. Die Impulse durch das beschriebene Höhentief über der
Schweiz bzw. Italien sorgen auch nur dort für Regen oder Schneefälle. Allenfalls
ein paar Wolkenfelder erreichen den Südwesten. Ansonsten sind aufgrund
beschriebener Prozesse vor allem im Norden und Nordosten, am Donnerstag und
Freitag auch im Westen dichtere Wolkenfelder unterwegs. Vor allem in der
Südhälfte ist aber auch viel Sonnenschein möglich, sofern regionaler Nebel oder
Hochnebel nicht stören.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden insgesamt
vergleichbar abgebildet. Da aber genau über Mitteleuropa in den vergangenen
Modellläufen signifikante Abweichungen zu verzeichnen sind, ist die
Vorhersagegüte und auch die Konsistenz als mäßig zu bezeichnen. Ab Freitag
beschreiben vor allem der gestrige 00-UTC-Lauf sowie die aktuelle Berechnung
ähnliche Strukturen. Von Mittwoch bis Freitag gibt es insgesamt Unterschiede in
Lage und Ausprägung eines Höhentiefs über Mitteleuropa bzw. dem zentralen
Mittelmeerraum. Entsprechend werden auch bodennah die zyklonalen Verhältnisse
verschieden stark simuliert. Der gestrige 12-UTC-Lauf weicht über den gesamten
Zeitraum mehr oder weniger deutlich vom aktuellen IFS-Lauf ab. Durch den
Einfluss eines Höhentiefs über Mitteleuropa samt bodennahem Trog mit stark
zyklonalen Bedingungen konnten sich im gestrigen Mittagslauf potentielle
Niederschläge bis weit in die Mitte Deutschlands vorarbeiten. Der gestrige
00-UTC-Lauf ließ über den gesamten mittelfristigen Zeitraum bei hochreichend
hohem Luftdruck keine nennenswerten Niederschläge zu. Der aktuelle IFS-Lauf
lässt die Frontalzone ab Freitag den Norden streifen, sodass in der Nacht zum
Freitag und am Freitag im Norden und Westen, am Samstag und Sonntag meist nur im
Norden geringe Niederschlagshinweise zu verzeichnen sind.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass überwiegend ein kräftiger Rücken
eine Hochdruckzone induziert. Die genaue Lage und Ausbreitung dieser ist derzeit
aber noch nicht sicher, sodass am Rand Höhentiefs und Tiefdruckeinfluss
zeitweise mitmischen dürfen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle zeigen zum IFS vergleichbare Geopotential- und
Luftdruckstrukturen. Dennoch gibt es im Detail auf kleinerer Skala durch
Abweichungen, die auch das Wetter in Deutschland beeinflussen. Demnach ist
Strömung beim GFS am Donnerstag und Freitag durch eine größere Amplitude des
Troges im Norden und Osten zyklonal geprägt. Entsprechend sind die
Hebungsimpulse sowie die resultierenden Niederschläge intensiver simuliert.
Genau das Gegenteil zeigt das ICON, indem es den Trog rascher und mit geringer
Amplitude ostwärts wandern lässt. Daher ist in der zweiten Wochenhälfte nach
Leseart des ICON kaum oder keine Niederschläge zu erwarten. Ab dem Wochenende
zeigen alle Globalmodelle das Höhenhoch über Nordwestfrankreich bzw. dem
Seegebiet zwischen Frankreich und England. Unterschiedlich fällt dann aber die
Ausrichtung des hohen Geopotentials sowie die Ausdehnungen des korrelierenden
Bodenhochs aus. Während das IFS wie im ersten Abschnitt beschrieben einem
breiten Rücken weit nach Osten zeigt, weist der hochreichend hohe Luftdruck beim
ICON vom Nordostatlantik zur Adria und beim GFS vom von der Nordsee und in den
Britischen Inseln in den zentralen Mittelmeerraum. Diese Ausrichtung beeinflusst
die Strömungsrichtung. Beim IFS ist dabei eine westliche, beim ICON eine
nordwestliche und beim GFS nahezu eine nördliche Grundströmung gezeigt.
Resultierend unterscheiden sich auch die berechneten Temperaturniveaus. Während
beim IFS am Sonntag im Westen bis in die Mitte in 850 hPa teils über +5 Grad zu
verzeichnen sind, berechnet das GFS fast in der gesamten Osthälfte des Landes
noch Werte unter 0 Grad. Zudem sind beim GFS am Erzgebirge und dem östlichen
Alpenrand geringe Stauniederschläge möglich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen am Mittwoch bei noch
meist geringem Spread eine recht hohe Vorhersagegüte. Doch schon ab Donnerstag
spannen vor allem Ausreißer den ENS-Raum signifikant auf. Während die Mehrzahl
der Member bei der Temperatur in 850 hPa analog zum Haupt- und Kontrolllauf ein
Auf und Ab abbilden, gibt es Lösungen, die durchweg entweder mildere oder
kältere Verhältnisse aufweisen. Tendenziell wird dabei über das gesamte EPS
hinweg im Verlauf eine leichte Milderung gezeigt. Der Spread ist etwa
gleichbleibend und bei rund 14 Grad recht groß. Somit besteht bezüglich der
Temperaturen durchaus noch Spielraum für Überraschungen.
Beim Geopotential wird von den Membern ebenfalls eine leicht wellenförmige
Entwicklung gezeigt. Die Mehrzahl der ENS-Mitglieder lässt die Amplitude der Auf
und Abs jedoch geringer als im Haupt- oder Kontrolllauf ausfallen. Gespreizt
wird der ENS-Raum beim Geopotential vor allem durch Ausreißen hin zu tieferen
Werten. Vor allem am Donnerstag und Freitag wird so ein Spread von rund 40 hPa
erzeugt. Diese Unsicherheit stützt auch die Beobachtungen im Modellvergleich
bzw. bei der Konsistenz der IFS-Hauptläufe.
Auch beim Niederschlag gibt es keine Einigkeit, wenngleich die Mehrheit der
Member durchweg trockene Verhältnisse prognostiziert. Doch ab Donnerstag gibt es
auch einzelne Member die Niederschläge zeigen.

Bei der Klassifizierung der Geopotential- und Luftdruckstrukturen des EPS werden
im Zeitraum +72 bis +96h drei Lösungen benötigt, um die Unsicherheiten
ausreichend zu beschreiben. Alle Cluster werden dabei dem Schema Blocking
zugeordnet und zeigen Bedingungen der High-over-Low Struktur. Unterschiede
zwischen den Varianten werden durch den skandinavischen Trog induziert, der in
Verlagerung und auch bei der Amplitude abweichend gezeigt wird. Das erste
Cluster mit Haupt- und Kontrolllauf und insgesamt 22 Member beschreibt die
größte Trogamplitude. Gleichzeitig prognostizieren die Member dieses Clusters
ein signifikantes Höhentief über Norditalien und dem Alpenraum, was die anderen
Lösungen so nicht im Programm haben. Cluster 2 ist eher auf den Spuren der GFS
Lösung und Cluster 3 scheint dem det. ICON zu ähneln. Grundsätzlich sind die
Abweichungen aber überschaubar.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden dann schon sechs Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum zu erklären. Dabei bleibt die Mehrzahl der
Zeitschritte über alle Cluster hinweg dem Schema Blocking zugeordnet. Einzelne
Lösungen machen vor allem zu Beginn dieser Periode aber einen Abstecher hin zu
einem atlantischen Rücken (Cluster 1) oder zu einer pos. NAO (Cluster 2 und 4).
Diese Unterschiede liegen in den Strukturen über dem Atlantik begründet und sind
für das Wetter in Mitteleuropa nur bedingt aussagekräftig. Über Mittel- und
Westuropa wird über die Cluster hinweg nahezu übereinstimmend hohes Geopotential
simuliert. Abweichungen gibt es dabei beim Schwerpunkt, der Ausrichtung der
hohen Geopotentialfläche sowie der Ausprägung. Der Kontrolllauf wird zusammen
mit 10 Member in Cluster 3 einsortiert, welches der ICON-Lösung nahesteht.
Cluster 1 zeigt dagegen mit 13 Mitgliedern zum GFS vergleichbare Strukturen. Das
vierte Cluster enthält den Hauptlauf sowie 8 Member und weist als einziges
Cluster einen breiten Rücken in West-Ost-Richtung auf. Die zweite Lösung mit
ebenfalls 10 Member ist dem ersten Cluster ähnlich, zeigt den Schwerpunkt des
hohen Geopotentials allerdings nordwestlich verschoben über dem Seegebiet
zwischen England und Frankreich. Bei Cluster 5 mit 7 Member liegt der
Schwerpunkt über der Ostsee. Dabei spannt das hohe Geopotential eine große
Fläche auf und induziert ein Bodenhoch über dem östlichen Mitteleuropa.
Entsprechend der prägenden Struktur beschreibt Cluster 2 die kälteste und
Cluster 5 die wärmste Lösung.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum +192 bis +240h beschreiben ebenfalls
sechs Cluster die Unsicherheiten im ENS-Raum. Entweder wechseln nahezu alle
Cluster zwischen Blocking und pos. NAO oder werden wie Cluster 1, 3 und 4
komplett einer pos. NAO zugeordnet. Prägend für das Wetter in Deutschland bleibt
das hohe Geopotential, welches mit Schwerpunkt Clusterübergreifend zunehmend
über dem östlichen Mitteleuropa oder Osteuropa gezeigt wird. Entsprechend würde
das Land vor allem nach Leseart der ersten drei Cluster inklusive Haupt- und
Kontrolllauf (Cluster 2) auf die Vorderseite eines Langwellentroges über dem
Ostatlantik bzw. Westeuropa gelangen. Die Folge wäre eine signifikante
Milderung. Dieses Szenario ist aber noch nicht in Stein gemeißelt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Vom EFI gibt es allenfalls zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums geringe
Hinweise für unterdurchschnittliche Temperaturen im Alpenraum bzw. dem Vorland.
Von Seiten der Probabilistik gibt am Donnerstag und Freitag für die Gipfellagen
der Mittelgebirge und ab dem Wochenende zunehmend auch für die Alpen Hinweise
bis 10%, im Erzgebirge bis 20% für stürmische Böen, in Hochlagen der Alpen auch
Sturmböen.
Zudem zeigt eine Mehrzahl der Member im zentralen und östlichen
Mittelgebirgsraum, im Schwarzwald- und Albumfeld sowie in Teilen Bayerns in der
Nacht zum Donnerstag sowie etwas schwächer ausgeprägt in der Nacht zum Freitag
Signale von 10 bis 75%, im Alpenraum bis 100% für strengen Frost unter -10 Grad.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, anfangs auch det. IFS/ICON, TT teils mit MosMix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel