#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag, den 30.01.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.01.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Zyklonale Nordwestlage, im Norden, Osten, in Teilen der Mitte und am Alpenrand
zeitweise Sturmböen Bft 8/9.
GLÄTTE/SCHNEE/VERWEHUNGEN:
In den Mittelgebirgen oberhalb etwa 600 m und an den Alpen meist oberhalb 800 m
bis einschließlich Mittwoch leichte Schneefälle, nur in exponierten Staulagen
mehr als 10 cm Neuschnee. Außerdem in den Kamm- und Gipfellagen insbesondere von
Thüringer Wald und Erzgebirge Schneeverwehungen. Dann erst ab der Nacht zum
Donnerstag, am Donnerstag und darüber hinaus an den Alpen wieder kräftigere
Schneefälle. Wahrscheinlich in Staulagen jeweils mit teils deutlich mehr als 20
cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden.
GEWITTER:
Im Norden und in den mittleren Landesteilen einzelne Gewitter mit Graupel und
Sturmböen (Bft 8 bis 9) aus Nordwest. Am Dienstag mit geringer
Wahrscheinlichkeit im Küstenbereich kurze Gewitter, am Mittwoch im Norden, Osten
und in Teilen der Mitte erneut kurze Gewitter, dabei Gefahr von Sturmböen Bft
8/9.
WIND/STURM:
Im Norden, in der Mitte und im Osten stürmische Böen Bft 8 aus West bis
Nordwest, besonders in Schauernähe Sturmböen Bft 9. Im Küstenumfeld sowie im
Bergland Sturmböen (Bft 9, exponiert schwere Sturmböen Bft 10). Auf dem Brocken
und Fichtelberg Orkanböen (Bft 12) aus West bis Nordwest.
Im Südwesten nur im Bergland Böen Bft 8 bis 10 aus West bis Südwest.
In der Nacht zum Dienstag an den Küsten und im Bergland weiterhin Sturmböen Bft
8/9, auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen. In den Niederungen keine
warnrelevanten Böen mehr.
Am Dienstag im Norden und in der Mitte, wieder auffrischender Südwest- bis
Westwind, nachmittags und abends in Schleswig-Holstein und im küstennahen
Binnenland mit stürmischen Böen (Bft 8). Am Mittwoch auch in den mittleren
Gebieten sowie am Alpenrand wieder vermehr stürmische Böen. An den Küsten
häufiger stürmische Böen, im Nordseeumfeld jeweils ab nachmittags auch
Sturmböen. In den Kamm- und Gipfellagen der meisten Mittelgebirge und auch der
Alpen Sturmböen, auf exponierten Gipfeln schwere Sturm- oder orkanartige Böen.
Am Donnerstag in freien Lagen im Nordosten, im Bergland und an den Alpen erneut
Sturmböen Bft 8/9, auf höheren Berggipfeln Gefahr schwerer Sturmböen. Im
Tagesverlauf abgesehen vom Erzgebirgskamm abflauend.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
Aktuell … liegt der Nordosten Deutschlands im Randbereich eines Troges, der
von einem Zentraltief über Finnland ausgeht. Hebung, die durch kurzwellige, nach
Südosten ablaufende Teiltröge induziert wird, löst in der labil geschichteten
maritimen Polarluft kurze Gewitter aus, die mit Sturmböen Bft 8/9 einhergehen
können. Aber auch abseits von Schauern sorgt der kräftige Gradient an der
Südflanke des über Finnland liegenden Zentraltiefs für Wind- und stürmische
Böen, an der See und im Bergland für Sturmböen. In exponierten Kamm- und
Gipfellagen treten schwere Sturmböen bis hin zum Böen von Orkanstärke (Brocken,
Fichtelberg) auf. Im Süden sind Sturmböen Bft 8/9 auf höhere Berglagen und auf
den Alpenrand (Leitplankeneffekt) beschränkt.
Von Westen und Südwesten her setzt im Bereich eines flachen Höhenrückens und
gestützt durch kräftige Warmluftadvektion rasch Stabilisierung ein, die in der
Nacht zum Dienstag dann auch die östlichen Landesteile erfasst. Dies macht sich
in einem Nachlassen der Böigkeit bemerkbar. Zudem wird der Gradient
auseinandergezogen, so dass ab der zweiten Nachthälfte in tieferen Lagen abseits
der Küste keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten. An der Küste sind
jedoch weiterhin Wind- und stürmische Böen, im östlichen Bergland Sturmböen Bft
8/9 und dort auf exponierten Berggipfeln schwere Sturmböen zu erwarten.
Leichter Frost sollte auf höhere Berglagen, den äußersten Südwesten und den
Alpenrand beschränkt bleiben.
In den Mittelgebirgen und an den Alpen in Lagen über 600 m treten diese Schauer
in fester Phase auf. Meist reicht es nur für wenige Zentimeter Neuschnee, in
Staulagen können 10 bis 20 cm Neuschnee zusammenkommen. Allerdings können in den
Hochlagen der östlichen Mittelgebirge oberhalb von etwa 800 m Schneeverwehungen
auftreten. Eine entsprechende Warnung ist aktiv.
Dienstag … nähert sich in der relativ zonal ausgerichteten, von Neufundland
bis nach Mitteleuropa verlaufenden Frontalzone ein weiterer Kurzwellentrog.
Dieser überläuft ein flaches, über die Faröer hinweg ziehendes Randtief, wodurch
dieses sich nicht wesentlich intensivieren kann und als Bodentrog auf
Südschweden übergreift. Das Frontensystem dieses einstigen Randtiefs erfasst das
Vorhersagegebiet, wodurch vom Norden über die Mitte Deutschlands hinweg
übergreifend erneut Niederschläge einhergehen. Im Bereich des sich allmählich
schließenden Warmsektors steigt die Schneefallgrenze in den nördlichen und
westlichen Mittelgebirgen vorübergehend auf 800 bis 1000 m, um bis zum Abend
wieder auf etwa 600 m abzusinken. In den östlichen Mittelgebirgen liegt die
Schneefallgrenze durchweg bei 400 bis 600, an den Alpen bei etwa 600 bis 800 m.
Meist reicht es jedoch nur für wenige, in Staulagen für Neuschneehöhen um 5 cm.
Im Südwesten und an den Alpen macht sich noch leichter antizyklonaler Einfluss
bemerkbar, der aus einem am Alpenrand liegenden Bodenhochkeil resultiert.
Abgesehen vom östlichen Alpenrand bleibt es dort weitgehend niederschlagsfrei.
In diesen Gebieten sind auch Auflockerungen am wahrscheinlichsten. Ansonsten
hält sich meist geschlossene mehrschichtige Bewölkung.
Mit dem Übergreifen des Frontensystems zieht der Gradient an, so dass in der
zweiten Tageshälfte der Wind auffrischt. Allerdings mit Böen, die um ca. 1 Bft
unter den heutigen Windspitzen liegen, d.h. Windböen sind auf den Norden und die
Mitte und dort vor allem die Leelagen beschränkt. An der Küste und in den
Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge besteht die Gefahr von
Sturmböen Bft 8/9, auf exponierten Berggipfeln sind schwere Sturm- oder
orkanartige Böen nicht auszuschließen. Hierdurch können dann im Thüringer Wald
und Erzgebirge weiterhin Verwehungen zustande kommen. Zudem sind ganz im Norden
zum Abend hin einzelne kurze Gewitter nicht auszuschließen, die mit Sturmböen
einhergehen können.
Während im Norden, Westen und in Rheinnähe ein Temperaturanstieg auf 5 bis 8
Grad erfolgt, kann ansonsten bei Höchsttemperaturen zwischen 0 Grad im höheren
Bergland und 2 bis 5 Grad in tieferen Lagen die Milderung noch nicht so recht
durchgreifen.
In der Nacht zum Mittwoch folgt dem Kurzwellentrog nach kurzer und nur leichter
Wetterberuhigung ein weiterer Trog, wodurch ausgangs der Nacht in Nordseenähe
kurze Gewitter aufziehen können. Daher ist die Windabnahme im Binnenland nur
vorübergehend, d.h. Windböen treten im Norden und in der Mitte Deutschlands
nicht mehr so verbreitet auf wie tagsüber; meist sind derartige Böen auf das
küstennahe Binnenland beschränkt. An der Küste und im Bergland muss jedoch
weiterhin mit stürmischen Böen, in exponierten Küstenlagen, über der offenen See
sowie auf höheren Berggipfeln mit Sturmböen Bft 9 gerechnet werden.
Mit der nach Süden vordringenden Kaltfront konzentrieren sich die Schneefälle
bei nahezu unveränderter Schneefallgrenze auf den Bayerischen Wald und den
Alpenrand, wo in Staulagen 5 bis 10 cm Neuschnee hinzukommen können. Im
Erzgebirge und im Thüringer Wald reicht es nur für wenige Zentimeter Neuschnee,
wobei die Wahrscheinlichkeit für Verwehungen geringer wird als bisher.
Abgesehen von höheren Berglagen bleibt es ansonsten durchweg frostfrei.
Mittwoch … erfasst von der Nordsee kommend ein weiterer Trog das
Vorhersagegebiet und regeneriert den über Osteuropa liegenden Langwellentrog.
Hierdurch ergibt sich über Mitteleuropa eine aufsteilende nordwestliche und
zyklonal geprägte Strömung. Abgesehen vom Südwesten und vom äußersten Westen
setzt sich erneut labil geschichtete Luft durch, so dass zum Teil wiederholt
kurze Gewitter auftreten können. Grob gesagt ähnelt das Szenario der heutigen
Situation. In Verbindung mit Gewittern können Sturmböen auftreten, der Oberwind,
der im 850 hPa-Niveau 50 bis 55 kt erreicht, ergibt sogar ein Potential für
schwere Sturmböen. Bedingt durch die kräftige Scherung, die in den untersten
1000 m bis über 20 m/s und hochreichend bis etwa 40 m/s beträgt, sind auch
organisiertere und zumindest staffelartige konvektive Strukturen vorstellbar.
Das mit dem Trog korrespondierende kräftige Bodentief wird über den Skagerrak
hinweg nach Südschweden gesteuert und füllt sich nur sehr zögernd auf.
Hinsichtlich der Zugbahn und Positionierung dieses Tiefs bestehen noch
signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen, wobei die Ergebnisse
auch von Modelllauf zu Modelllauf variieren. Die Position dieses Tiefs
Mittwochabend variiert zwischen der nördlichen Nordsee vor der Südspitze
Norwegens (GFS) und dem südlichen Kattegat unmittelbar nördlich der dänischen
Inseln (ICON), was weit jenseits der üblichen Unschärfe der Vorhersagen ist.
Demzufolge ist die Windentwicklung noch mit Unsicherheiten behaftet.
So lässt sich bisher nur herausarbeiten, dass an der Südflanke dieses Tiefs eine
erneute Gradientzunahme erfolgt, wodurch im Norden und in der Mitte Deutschlands
auch abseits der Küste und der Mittelgebirge stürmische Böen zustande kommen. An
der Nordsee und im Bergland sind Böen bis Sturmstärke, in exponierten Kamm und
Gipfellagen schwere Sturmböen (Brocken darüber) zu erwarten. Im Süden ist
dagegen die Windzunahme nicht so ausgeprägt, dort sind Windböen auf freie Lagen
und Sturmböen Bft 8/9 auf höhere Berggipfel beschränkt.
Durch wiederholte Schneeschauer, im Bergland teils schauerartigen Schneefall,
kommen oberhalb etwa 600 bis 800 m (am Alpenrand, aber auch dort mit tendenziell
absinkender Schneefallgrenze) einige, in Staulagen 5 bis über 10 cm Neuschnee
hinzu. In freien Kammlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge besteht
dann wieder eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Verwehungen.
Ein paar Wolkenlücken kommen aufgrund der kräftigen Durchmischung allenfalls in
Nordseenähe sowie in den Leegebieten einiger Mittelgebirge zustande. Ansonsten
hält sich mehrschichtige und weitgehend geschlossene Bewölkung. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen deutschlandweit 3 bis 8, in den Kammlagen der
Mittelgebirge Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag erfolgt ein weiteres Aufsteilen der zyklonalen
nordwestlichen Strömung. Der o.g. Kurzwellentrog wird in dem über Osteuropa
liegenden Trog einbezogen, überläuft dabei das korrespondierende Bodentief, das
sich bis Donnerstagfrüh Vorpommern streifend, nach Nordwestpolen verlagert.
Demzufolge flaut nur im Binnenland der Wind ab, Böen Bft 7 treten aber nach wie
vor in den Leegebieten der Mittelgebirge sowie im küstennahen Binnenland auf. An
der See und im Bergland muss weiterhin mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden,
in exponierten Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge sowie in
Hochlagen der Alpen sind auch schwere Sturmböen (Fichtelberg und exponierte
Alpengipfel darüber) vorstellbar. Mit der Verlagerung des Bodentiefs nach
Nordwestpolen werden in der zweiten Nachthälfte dann auch wieder bis weit ins
nordöstliche Binnenland hinein Windböen wahrscheinlicher.
Aufgrund der Nähe zum Trog erfolgt nur im äußersten Westen eine leichte
Stabilisierung, wobei etwas Warmluftadvektion stützend wirkt. In den anderen
Gebieten bleibt die labile Schichtung bestehen, so dass weitere schauerartige
Niederschläge zu erwarten sind, die oberhalb etwa 400 m, in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen in Lagen über 600 bis 800 m als Schnee fallen. Bedingt durch das
Aufsteilen der Strömung ergibt sich eine ausgeprägte Stausituation, so das in
den östlichen Mittelgebirgen und auch am Alpenrand länger andauernder und
schauerartig verstärkter Schneefall in Gang kommt. In den östlichen
Mittelgebirgen sind dann 10 bis 15, in Staulagen bis über 20 cm Neuschnee zu
erwarten, wobei dann wieder verstärkt mit Verwehungen gerechnet werden muss. In
den Hochlagen der südwestdeutschen Mittelgebirge sind dann bis 10, am Alpenrand
und dort vor allem im Allgäu und am östlichen Alpenrand 15 bis 25 cm Neuschnee
innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Für den Alpenrand würde sich eine länger
laufende Schneefallwarnung (ggf. sogar Unwetter) anbieten, da dort dieses
Ereignis bis über den Donnerstag hinaus andauert.
Wie bereits in den Nächten zuvor ist leichter Frost auf höhere Berglagen
beschränkt.
Donnerstag … weitet sich, ausgehend von einem Höhenhoch westlich der Biskaya,
ein breiter Rücken nach Westeuropa aus. Warmluftadvektion, die in Verbindung mit
der auf Deutschland übergreifenden Warmfront eines Tiefs bei Island steht,
bewirkt auch über Mitteleuropa Geopotentialgewinn. Zudem erfolgt landesweit
Stabilisierung, so dass die Niederschläge dann eher einen skaligen Charakter
annehmen.
Das Hereindrücken des Höhenrückens lässt die Strömung noch etwas aufsteilen und
auf Nord-Nordwest drehen. Hierdurch dauert die Stausituation an den Alpen
unverändert an, wo weitere 10 bis 20, in ausgewiesenen Staulagen (Allgäu,
östlicher Alpenrand) auch bis über 25 cm innerhalb von 12 Stunden hinzukommen
können. Ein schwacher, nach Süden ablaufender Bodenhochkeil sorgt für ein
Nachlassen der Niederschläge in den Mittelgebirgen, meist kommen dort nur noch
wenige, im Erzgebirge auch mehr als 5 cm Neuschnee hinzu. Nach wie vor bleibt
aber in den östlichen Mittelgebirgen die Gefahr von Verwehungen bestehen.
Durch den vom Bodenhoch über der Biskaya ausgehenden und am Alpennordrand nach
Osten vorstoßenden Bodenhochkeil weicht der Gradient nur allmählich auf. Der von
dem zunächst über Nordwestpolen liegenden Tief ausgehende Bodentrog schwenkt
über den Osten Deutschlands hinweg südostwärts. Hierdurch sind bis in den
Vormittag hinein an der Küste und in den Leegebieten der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge noch stürmische Böen und bis weit ins nördliche und
östliche Binnenland hinein sowie zum Teil auch in den mittleren Gebieten
Windböen zu erwarten. In den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge sowie auf Alpengipfeln gibt es Sturm- und schwere Sturmböen. In
den Gipfellagen der südwestdeutschen Mittelgebirge sind in der ersten
Tageshälfte noch stürmische Böen vorstellbar, danach flaut dort der Wind alsbald
ab. Bis zum Abend ist dies auch weitgehend in den anderen Gebieten der Fall,
warnrelevante Böen (dort aber immerhin bis Sturmstärke) treten dann nur noch auf
dem Erzgebirgskamm sowie in den Gipfellagen der Alpen auf.
Gegenüber den Vortagen erfolgt keine wesentliche Temperaturänderung.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Auf die Unsicherheiten in Bezug auf das am Mittwoch vom
Skagerrak südostwärts ziehende Bodentief ist bereits weiter oben hingewiesen
wurden.
Die staubedingt ab der Nacht zum Donnerstag beginnenden und vor allem am
Alpenrand lange andauernden Schneefälle lassen sich anhand aller verfügbarer
Modelle ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann