S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.01.2023 um 10.30 UTC

Nasskalt und windig. Im Bergland winterlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.02.2023

Am Sonntag erstreckt sich ausgehend von einem Hoch über dem Atlantik ein Keil
über Mitteleuropa nach Osten. Dieser wird durch die Norden her übergreifende
Frontalzone nach Süden abgedrängt und macht Platz für erste Tiefausläufer, die
im Tagesverlauf mit leichten Niederschlägen und auffrischendem Westwind auf den
Norden übergreifen. Über der Mitte und dem Süden hält sich noch antizyklonaler
Einfluss mit Grenzschichtwetter.
Am Montag entwickelt sich vor einem markanten Trog über dem Nordmeer ein
Sturmtief, das über Mittelskandinavien nach Osten zieht. Auf seiner Rückseite
stößt in zyklonaler nordwestlicher Strömung ein Schwall Meereskaltluft südwärts
vor, was den Trog stützt, der unter Verstärkung über Mitteleuropa nach Südosten
vordringt.
Das zugehörige Sturmfeld erfasst auch Deutschland mit stürmischen Böen und
einzelnen Sturmböen, an den Küsten und im Bergland mit schweren Sturmböen. In
instabiler Kaltluft, die in 500 hPa -35°C bringt, in 850 hPa sind es -5°C,
entwickeln sich zahlreiche Regen-, Schneeregen- und Graupelschauer sowie kurze
Gewitter. Im Bergland gehen die Niederschläge in Schnee über. In Staulagen sind
kräftige Schneefälle möglich, teils mit 5 bis 10 cm Neuschnee und in Hochlagen
mit Verwehungen. Im Tiefland bleibt es nasskalt.
Am Dienstag folgen nach kurzer nächtlicher Wetterberuhigung, rasch aus
Nordwesten die nächsten Ausläufer eines ins Nordmeer ziehenden Tiefs. Ein
flacher Höhenrücken entpuppt sich als kaum wetterwirksam und mit kräftiger
Warmluftadvektion greifen wieder Niederschläge über, die vor allem im Bergland
und im Südosten eventuell bis in tiefere Lagen weiter als Schnee fallen. Erneut
sind in Staulagen auch kräftigere Schneefälle nicht ausgeschlossen. Die
Windzunahme fällt diesmal moderater aus, reicht es doch nur an den Küsten und im
Bergland zu stürmischen Böen oder Sturmböen, die Niederungen kommen mit
einzelnen Windböen davon.
Am Mittwoch kräftigt sich der Rücken über dem Atlantik wieder und an dessen
Ostflanke reicht ein Jetstreak von GB und der Nordsee nach Mitteleuropa. Etwas
abseits davon zieht ein Randtief über die Nordsee und Dänemark nach Osten bis
Südosten, es interagiert zumindest nach Lesart IFS nicht optimal mit den
Divergenzen in der Höhe und verstärkt sich nur leicht. Erneut kommen Hebung und
Niederschläge auf. Höchstens vorübergehend wird mildere Meeresluft aus Westen
eingesteuert und rasch folgt der nächste Schwall Meereskaltluft. Die
wiederholten Niederschläge fallen in tiefen Lagen teilweise, im Bergland meist
als Schnee oder Graupel und erneut sind kurze Gewitter dabei. Im Norden frischt
der Wind in Böen stürmisch auf, an der See und im Bergland sind Sturmböen
wahrscheinlich. Gut durchmischt ist es im Tiefland weiter nasskalt, im Bergland
teilweise winterlich. GFS und ICON simulieren eine Sturmlage; dazu aber im
übernächsten Abschnitt mehr.
Am Donnerstag kräftigt sich der atlantische Höhenrücken noch und nähert sich dem
Kontinent. Die Höhenströmung dreht auf nördliche Richtungen, womit sich zunächst
die Zufuhr kalter Luftmassen noch verstärkt. Da nahe dem Trog die Luft noch
labil geschichtet ist, kommt es zu weiteren schauerartigen Niederschlägen, teils
kurzen Gewittern und im Bergland in Nordwest- bis Nordstaulagen auch zu
kräftigen Schneefällen mit möglichen Verwehungen, da der Gradient nur langsam
auffächert.
In der erweiterten Mittelfrist soll laut IFS der Rücken langsam auf Mitteleuropa
übergreifen mit dem Aufbau eines Hochdruckgebietes über Frankreich und
Deutschland.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells (IFS) ist bis Montag gut, wobei die
Brückenlage endet und einer zyklonalen Nordwestlage Platz macht. Danach
simuliert der neue Lauf zyklonaler und lässt in rascher Folge weitere
Tiefausläufer durchziehen. Es wird windig, an der See und im Bergland teils
stürmisch und häufig nasskalt, im Bergland auch winterlich. In (Nordwest-)
Staulagen sind kräftige Schneefälle möglich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle simulieren ähnlich, im Wesentlichen nasskalt, zyklonal
Nordwest.
Auffällig ist die Sturmentwicklung in GFS und ICON zum Mittwoch. Hier passen
Jetausgang und Bodenfrontalzone offensichtlich besser zusammen und die Welle
entwickelt sich zu einem Sturmtief, das über Norddeutschland nach Osten ziehen
soll. Demnach wären an dessen Südflanke Sturmböen 9 bis 10 Bft möglich, an den
Küsten und im Bergland teilweise orkanartige Böen oder Orkanböen. Allerdings
sind weder ICON noch GFS zu den jeweiligen Vorläufen konsistent und von daher
wäre die mögliche Sturmlage mit Fragezeichen zu versehen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles des europäischen Modells springen auf die Sturmlage am Mittwoch
nicht an. Es sind gerade mal leichte Hinweise auf 9 Bft über Norddeutschland
vorhanden, die bringt dann auch das Randtief und die Konvektion zustande. Auch
in den EPS des GFS liegt der operationelle Lauf beim Wind ganz oben mit dabei.
Ansonsten folgen in den Rauchfahnen des IFS EPS die meisten Member der Version
des Hauptlaufs. Das Auf und Ab bei Temperatur 850 hPa und Geopotential 500 hPa
wird von wiederholten Niederschlagssignalen ab Montag begleitet. Zum Ende nimmt
die Streuung deutlich zu.
Die Clusterung fördert bis +168h auch keine neuen Erkenntnisse zu Tage. Die
Unterschiede sind im ersten Zeitschritt gering (3 Cluster, HL Cluster 2), danach
werden 6 Cluster gebildet, die aber alle den Übergang in eine Nordwestlage
zeigen und deren Unterschiede wohl in kleineren Abweichungen in Phase und
Amplitude der Wellen begründet liegen.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen zwar Hauptlauf (HL) und Kontrolllauf den
Übergang in ein meridionales Strömungsregime mit Hochdruckeinfluss bei uns,
nimmt man die 26 Member aus Cluster 2, 4 und 5 zusammen, ergibt sich aber eine
kleine Mehrheit (26 Member) die dann auf West zyklonal setzen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Mittelfristig begleitet uns hauptsächlich der Wind, der ab Montag wenigstens
lebhaft unterwegs ist aus West bis Nordwest und zeitweise stürmisch auffrischt.
Signale auf eine mögliche Sturmlage am Mittwoch gibt es seitens der Ensembles
und EFI kaum.
Dazu kommen wiederholte Niederschläge, die in flüssiger Form nicht warnrelevant
werden, als Schnee im Bergland aber zeitweise markant sein dürften, vor allem in
Staulagen. Im höheren Bergland, oberhalb 600 bis 800m sind auch
Schneeverwehungen nicht unwahrscheinlich.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS + EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner