S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.01.2023 um 10.30 UTC

Zunächst ruhiges Hochdruckwetter, im Verlauf zeitweise meist leichte
Niederschläge, im Süden und im Bergland als Schnee, im Tiefland meist Regen.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 28.01.2023

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums befindet sich in der Höhe ein Hoch über
dem Atlantik und ein Höhentiefkomplex über dem westlichen und zentralen
Mittelmeer, sodass man andeutungsweise von einer „high-over-low“ Lage sprechen
kann. Auch über Osteuropa und Russland herrscht hohes Geopotential vor, sodass
sich im Bodendruckfeld eine ausgedehnte Hochdruckzone mit mehreren Zentren vom
Ostatlantik über Mitteleuropa bis nach Russland erstreckt. Die für Deutschland
wetterbestimmende Hochdruckzelle befindet sich mit ihrem Schwerpunkt über
Norddeutschland. Daher stellt sich recht ruhiges Hochdruckwetter ein, wobei
direkt unter dem Hoch die Chancen auf sonnige Auflockerungen am größten sind. In
den meisten Regionen kann sich aber voraussichtlich zäher Hochnebel halten. Die
Temperaturen liegen tagsüber abgesehen von den höchsten Mittelgebirgslagen
wieder im Plusbereich, am Mittelrhein sind sogar bis 5 Grad möglich.

Am Mittwoch verlagert sich der Schwerpunkt des Höhenhochs allmählich nach Westen
Richtung Zentralatlantik. Dadurch wandert auch das Bodenhoch nach Westen und
liegt zur Mittagszeit südwestlich von Irland. Die Hochdruckbrücke bleibt zwar
noch erhalten, es deutet sich aber etwa über Belarus eine „Sollbruchstelle“ an.
Zudem amplifiziert sich über der Norwegischen See ein Trog, sodass dort die
Strömung zunehmend auf Nordwest kippt und mit einer Kaltfront polare Kaltluft
allmählich nach Süden vorankommt. In Deutschland ändert sich am ruhigen, aber
von Hochnebel geprägten, Hochdruckwetter zunächst wenig, gegen Abend kommen im
Norden aber erste Niederschläge auf, die mit der herannahenden Kaltfront
verbunden sind.

Am Donnerstag stellt sich zumindest nach Lesart des aktuellen IFS-Laufs zwischen
dem kräftigen Hoch über dem Atlantik und dem über Schweden bis nach Polen nach
Süden vorstoßendem Trog eine stark meridionale Konfiguration ein. Hinter der
Kaltfront die von Nord nach Süd über Deutschland hinweg zieht, gelangt mit einer
nördlichen Strömung erwärmte polare Kaltluft mit Temperaturen um -4 Grad im
850hPa-Niveau zu uns. Allerdings ist hierbei noch nicht das letzte Wort
gesprochen, vielmehr könnte es sich bei dieser Variante auch um eine
Außenseiterlösung handeln (s.u.). Mit der Kaltfront verlagern sich Niederschläge
vom Norden bis in den Süden Deutschlands, wobei im Süden sowie im Bergland
Schnee fällt, während es sich in den Niederungen allerdings eher um Regen
handelt. Im Übergangsbereich ist gerade in den Morgenstunden auch gefrierender
Regen möglich.

Am Freitag stößt nach IFS der Trog bis in den Balkan vor und über Mitteleuropa
bliebe demnach die Nordströmung erhalten, sodass zunehmend kalte Polarluft nach
Mitteleuropa gelangen würde und Richtung Oder/Neiße sogar die -10-Grad-Isotherme
deutsches Bundesgebiet ankratzen würde. Wahrscheinlicher ist aber, dass der
Einfluss des Hochs bis nach Skandinavien reicht, sodass sich der Trog deutlich
weiter östlich befindet und mit einer nordöstlichen Strömung nicht ganz so kalte
Luftmassen nach Deutschland gelangen. Die Niederschläge der Kaltfront ziehen
sich an die Alpen zurück und es stellt sich wieder vielfach ruhiges Winterwetter
ein. Im Westen und Nordwesten kann es allerdings ausgelöst durch WLA
gebietsweise etwas regnen. Dort wird es mit bis zu 6 Grad auch am mildesten,
sonst werden meist 1 bis 5 Grad erreicht.

Am Samstag zieht auch bei IFS der Trog allmählich ostwärts ab. Von Nordwesten
her greift auf Deutschland eine Warmfront mit Niederschlägen über, die sich im
Tagesverlauf bis nach Süden ausbreiten und dort zumeist als Schnee oder
Schneeregen fallen; ansonsten fällt nur in den Mittelgebirgen Schnee und im
Tiefland überwiegend Regen.

In der erweiterten Mittelfrist zieht sich das Hoch über dem Atlantik
voraussichtlich allmählich nach Südwesten zurück, sodass sich über Mitteleuropa
zunehmend eine Troglage mit einer nordwestlichen Strömung einstellt. Nasskaltes
Wetter mit Schnee in den Mittelgebirgen und Regen im Tiefland wären die Folge.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Mittwoch ist der aktuelle 00UTC-Lauf noch auf Kurs mit den Vorläufen. Ab
Donnerstag verstärken sich die Unterschiede. Die stark meridionale Konfiguration
mit dem Trogvorstoß über dem östlichen Mitteleuropa wird erst seit dem gestrigen
12UTC-Lauf angeboten. Der gestrige 00UTC-Lauf lässt das Höhenhoch bis nach
Großbritannien und ins westliche Skandinavien ausweiten, wodurch sich statt der
Nordströmung eher eine nordöstliche Strömung einstellt und den effektiven
Trogvorstoß verhindert. Damit ähnelt der gestrige 00UTC eher den heutigen Läufen
von ICON und GFS (s.u.). Auch am Freitag setzt sich diese Entwicklung fort. Beim
heutigen 00UTC-Lauf ist die Nordströmung über Mitteleuropa am stärksten
ausgeprägt, im gestrigen 12UTC-Lauf ist sie schwächer und der Trog etwas weiter
östlich und im gestrigen 00UTC-Lauf ist der Trog noch weiter östlich. Dass die
-10-Grad-Isotherme den Osten Deutschlands ankratzt, ist demnach eher
unwahrscheinlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON und GFS stützen – wie bereits angedeutet – eher den gestrigen IFS-Lauf als
den heutigen. Bis Mittwoch sind die Unterschiede noch gering. Am Donnerstag
reicht der Einfluss des Höhenhochs bei ICON am weitesten nach Osten, sodass der
Trogvorstoß gar nicht stattfinden kann. GFS rechnet den Trog über dem östlichen
Mitteleuropa schwächer und den Einfluss des Hochs stärker. Zudem wird die
Warmfront bei ICON und GFS stärker gerechnet, sodass die 850hPa-Temperaturen im
Norden auf -2 Grad steigen, während es bei IFS kälter bleibt. Am Freitag kann
sich bei ICON und GFS das Hoch bis nach Skandinavien ausdehnen und über
Mitteleuropa stellt sich eine nordöstliche Strömung ein, wodurch sich die beiden
Modelle doch recht deutlich von IFS abgrenzen, sodass der aktuelle IFS-Lauf eher
eine Außenseiterrolle einnimmt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Bei den Rauchfahnen (Beispiel Offenbach) zeigt sich die ruhige Hochdrucklage bis
Mittwoch durch hohes Geopotential, keine Niederschlagssignale und hohe
Temperaturen zwischen 0 und +3 Grad in 850hPa (Inversion!). Danach geht das
Potential zurück, bei einigen Ensembles (inklusive Haupt- und Kontrolllauf)
recht schnell, was auf den Trogvorstoß über dem östlichen Mitteleuropa
zurückzuführen ist. Bei vielen Membern geht das Geopotential aber nur zögerlich
zurück, wodurch sich ein großer Spread ergibt und klar wird, dass der oben
beschriebene Trogvorstoß noch recht unsicher ist. Auch die Temperaturen in
850hPa zeigen bei den meisten Membern einen deutlichen Rückgang, teils auf bis
-9 Grad, der Spread nimmt aber auch hier ab Donnerstag/Freitag zu. Ab Donnerstag
gibt es auch wieder vermehrt Niederschlagssignale, was das Ende des ruhigen
Hochdruckwetters untermauert.

Die Clusteranalysen zeigen im Zeitraum t120h-168h 5 Cluster mit Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1 (14 Member). In allen Clustern bleibt es bei den
Blocking- oder Atlantic-Ridge-Regimen. Während Cluster 1 die oben beschriebene
stark meridionale Strömung aufzeigt, ähneln Cluster 2 und 3 (jeweils 11 Member)
eher der simulierten Geopotential-Verteilungen von ICON und GFS. Das allmähliche
Zurückziehen des Hochs über dem Atlantik nach Südwesten ab dem Wochenende zeigen
alle Cluster mehr oder weniger.

Im Zeitraum t192h-240h werden nur noch 3 Cluster angeboten, die alle dem
Atlantic-Ridge-System zuzuordnen sind. Es ist allerdings noch unklar inwiefern
ein Langwellentrog für das Wetter in Mitteleuropa verantwortlich wird oder ob
doch noch der Rücken über dem Atlantik Einfluss auf unser Wetter hat.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis Mittwoch bleibt es beim ruhigen Hochdruckwetter. Erst ab der Nacht zum
Donnerstag kommen aus Norden Niederschläge auf, die vor allem in der Nacht sowie
Donnerstagvormittag ab den Mittelgebirgen und weiter südwärts bei frostigen
Temperaturen gebietsweise als gefrierender Regen fallen können mit erhöhter
Glatteisgefahr. In höheren Lagen der Mittelgebirge, nach Süden und Südosten zu
auch bin in tiefere Lagen, fällt der Niederschlag am Donnerstag und auch an den
Folgetagen überwiegend als Schneeregen oder Schnee, markante Schneemengen können
aber allenfalls in Staulagen auftreten. Ansonsten fällt der Niederschlag meist
in der flüssigen Phase. Wind spielt mit Ausnahme von vereinzelten stürmischen
Böen auf Nordseeinseln keine wesentliche Rolle.

Basis für Mittelfristvorhersage
ICON, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel