S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.01.2023 um 10.30 UTC

Ab Mittwoch unbeständiger, in den Mittelgebirgen wieder Schnee. Winterlich.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.01.2023

Zu Beginn der Mittelfrist am Montag geschehen gleich mehrere Dinge, ein Randtrog
des umfangreichen Höhentiefkomplexes über dem Mittelmeerraum verlässt deutschen
Raum nach Südwesten, gleichzeitig kräftigt sich eine Hochdruckbrücke über
Nordeuropa, die das Azorenhoch und eine russische Hochdruckzelle verbindet, nach
Süden. Dies bedeutet, dass es anfangs besonders an den Mittelgebirgen bei 850
hPa Temperaturen zwischen -3 und -10 Grad noch etwas Schneefall geben kann. Im
Tagesverlauf steigen die Temperaturen von Nordwesten her leicht an und die
Niederschläge werden mit zunehmenden Absinkprozessen unterdrückt. Die Bewölkung
bleibt aber am Montag weitgehend erhalten, nur im äußersten Norden gibt es die
Chance auf etwas Auflockerung. Nachts kann sich vielfach Nebel bilden und hie
und da kann auch etwas raus flöckeln. Vor allem im Süden hält sich noch der
Einfluss des Höhentiefkomplexes mit starker Bewölkung und vielleicht etwas
Schneefall hie und da.

Am Dienstag kann sich ausgehend von dem Azorenhoch die Hochdruckbrücke über
Nordeuropa noch etwas stärken und dessen Divergenzachse rückt noch etwas nach
Süden voran und erstreckt sich Dienstag 12 UTC etwa von der Keltischen See über
Norddeutschland bis nach Polen. Auch wenn im Norden die Chancen auf Sonne
ungleich höher als im Süden sind, nähert sich an der Nordflanke des Azorenhochs
neues Ungemach in Form eines Troges der allmählich von Island südostwärts
strebt. Die dazugehörigen Tiefausläufer greifen bereits im Laufe des Dienstags
rasch auf die Nordsee über, werden dann aber von der Hochdruckbrücke blockiert.
Im Nordseeumfeld nimmt in der Nacht zu Mittwoch die Bewölkung zu und auch der
Druckgradient verstärkt sich etwas. Niederschläge sollen aber von dem
vorherrschenden Hochdruckeinfluss anfangs noch unterdrückt werden.
Insgesamt ist aber die Vorhersage der Interaktion des neuen Troges und der
Hochdruckbrücke bzw. des Azorenhochs noch sehr unsicher. Auch der Einfluss auf
den südeuropäischem Höhentiefkomplex ist noch nicht gänzlich geklärt.

Nach dem aktuellen IFS Lauf amplifiziert sich der Trog am Mittwoch nach
Westeuropa, so dass die Hochdruckbrücke abgeschnürt wird und der
Höhentiefkomplex von Sudeuropa nach Nordosteuropa ausgreift. Dabei kann das
teilokkludierte Frontensystem auch auf die Mitte von Deutschland übergreifen und
der auffrischende Wind dreht zunehmend nach Nord. An der Frontalzone kommt es zu
leichten bis mäßigen Niederschlägen, wobei die Phase noch nicht gesichert ist.
Dabei wird das Timing, aber auch die am Montag einsetzende regionale Erwärmung
bestimmend sein. Aktuell gestalten sich die Niederschläge so, dass im Bergland
wohl Schnee fällt und in tiefen Lagen Regen, jedoch kann auch lokal gefrierender
Regen, vor allem nach Süden hin, wo sich die Kaltluft am längsten hält, nicht
ausgeschlossen werden.

Am Donnerstag greift die Frontalzone weiter nach Süden über, wobei der eher
schmal konturierte Trog von der Barentssee bis zum Löwengolf ausgreift. Dort
setzt erneut Zyklogenese ein, was das Geopotential im Mittelmeerraum erneut
herabsetzt. Gleichzeitig entwickelt sich entlang der Frontalzone, die sich
zwischen den Langwellentrog über Westeuropa und dem Höhentief über
Südost-/Osteuropa befindet eine hochreichende Tiefdruckrinne, die sich nun
diagonal von Finnland bis nach Italien erstreckt. Innerhalb der Tiefdruckrinne
gibt es verschiedene Drehzentren, die unter anderen auch das Wetter über
Deutschland unbeständig gestallten dürften. Und auch am Donnerstag ist die Frage
der Phase des Niederschlags nicht geklärt. Hinter der Frontalzone fließen wieder
kalte Luftmassen ein, im Übergangsbereich sind somit wieder alle Phasen denkbar.

Am Freitag ist zunächst noch der Langwellentrog und die Frontalzone
wetterwirksam, im Laufe des Tages kippt aber die Divergenzachse des Azorenhochs
nach Osten und greift auf Nordeuropa, später auch auf Mitteleuropa über. Die
Tiefdruckrinne füllt sich zunehmend auf und die Niederschläge lassen über
Deutschland nach bzw. ziehen nach Südosten ab. Der Langwellentrog verbindet sich
mit den Höhentiefkomplex über Osteuropa, besitzt aber weiterhin mehrere
Drehzentren in der Höhe.
Mit super Hochdruckwetter ist aber in der erweiterten Mittelfrist nicht zu
rechnen, es deutet sich an, dass an der Nordflanke des Azorenhochs immer wieder
Kurzwellentröge bis nach Deutschland gelenkt werden und des Wetter winterlich
unbeständig gestalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Konsistenz ist vor allen Mittwoch und Donnerstag nicht so gut, da der Trog von
dem europäischen Nordmeer nun etwas langsamer auf West bzw. Mitteleuropa
übergreift, da die Hochdruckbrücke im Norden im aktuellen Lauf etwas stärker
simuliert wird.
Im aktuellen Lauf wird kein Höhentief simuliert, das rasch nach Süden abzieht,
sondern ein schmaler Langwellentrog mit mehreren Drehzentren, der sich von dem
europäischen Nordmeer bis zum Löwengolf erstreckt. Auch wenn keine Sturmlage
ansteht, die Niederschläge könnten interessant werden, aber in der Art und der
räumlichen Verteilung gibt es große Unsicherheiten. Von leichten bis starken
Schneefällen, einer Glatteislage oder normaler Regen ist alles drin.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Montag und Dienstag simulieren die betrachteten Globalmodelle ähnlich. Am
Mittwoch gibt es aber größere Unterschiede wie der Langwellentrog und die
vorlaufende Frontalzone auf Deutschland übergreifen. GFS lässt die
Hochdruckachse am Freitag schon eher auf Deutschland übergreifen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Auch in den Rauchfahnen ist der große Unsicherheitsbereich, der Mittwoch und
Donnerstag betrifft gut zu erkennen, auch die Annäherung des Ensembles ab
Freitag (wieder kleiner werdender Spread) ist zuerkennen. Auch die Rauchfahne
von GFS gibt ähnliches wieder.

In der Clusteranalyse des IFS bis 120h wurden 5 Cluster erkannt. Der
Operationelle und der Kontrolllauf befinden sich mit insgesamt 14 Membern in
Cluster 1. Die größten Unsicherheiten erkennt man in der genauen
Trogkonfiguration des am Mittwoch übergreifenden Troges und seiner Interaktion
mit dem Höhentiefkomplexes über dem Mittelmeer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Montag und Dienstag gibt es keine Signale für markante Wettererscheinungen.

SCHNEE/GLATTEIS
Ab der Nacht zu Mittwoch bis in die Nacht zu Freitag hinein kann es immer mal
wieder zu leichten bis mäßigen Niederschlägen kommen. Teils fallen diese als
Schnee, jedoch kann auch die gefrierende Phase nicht ausgeschlossen werden.

WIND
Auch der Wind frischt am Mittwoch und Donnerstag auf, vor allem an der Küste und
auf den Mittelgebirgen kann es stürmische Böen anfangs aus Südwest, später aus
Nord geben.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, MOSMIX, IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher