S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.01.2023 um 10.30 UTC

Mäßig-kalt mit örtlichem Schneefall und verbreitetem, teils mäßigem Nachtfrost.
Zum Wochenende wahrscheinlich ruhiges Winterwetter, im Südosten mögliche
Schneefälle sehr unsicher.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.01.2023

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag befindet sich Deutschland unter einem
Langwellentrog, der sich mit seiner Hauptachse vom Nordmeer über uns bis nach
Algerien erstreckt (TrM). Bei solchen Mustern finden sich die großräumigen
Hebungsvorgänge eher am Rande statt, sodass es in Deutschland nicht viel zu
erwartet ist. Störenfriede werden meist von mesoskaligen Entwicklungen erzeugt,
die nicht immer gut zu erfassen sind, vor allem in der Mittelfrist. Der
Störenfried ist dann am Donnerstag ein kleinräumiges Bodentief über der
südlichen Nordsee, das unter Abschwächung nach Südschweden zieht. Das Tief
entsteht durch diabatische Prozesse aufgrund des starken Temperaturunterschieds
zwischen der Wassertemperatur der Nordsee und der oberen Troposphäre (-38°C in
500 hPa). Mit dem Tief greifen schauerartige Niederschläge auf Nordwest-, später
auf Westdeutschland über, die in Binnenland und besonders in den Nachtstunden
bis in tiefere Lagen als Schnee fallen. An der Nordsee sind auch Graupelgewitter
möglich. Nennenswerte Neuschneemengen werden in der Fläche nicht erwartet, meist
innerhalb der Schauer nur vorübergehend eine dünne Schneedecke, im (vor allem
westlichen) Bergland können lokal vielleicht mal um 5 cm zusammenkommen. Der
Süden und Osten bleiben zwischen den Stühlen (Nordseetief und Genuatief) unter
schwachem Hochdruckeinfluss. Dort gibt es kaum Schauer. Der Wind ist nur an der
Nordsee spürbar mit stürmischen Böen, sonst weht er schwach bis mäßig aus West
bis Nordwest, im Nordosten anfangs aus Süd- bis Südwest.

Am Freitag verbleit Deutschland voll im Trogbereich, aber es gibt kaum
großräumige Hebungsvorgänge und am Boden steigt der Luftdruck weiter an.
Lediglich an der Nord- und Ostsee gibt es noch die Reste des Nordseetiefs und
die Alpen werden vom Tiefdrucksystem im zentralen Mittelmeerraum gestreift, wo
auch der Langwellentrog dort langsam zum Abtropfen beginnt. Somit, außer ein
paar Schauer an der See und ein paar Schneeflocken an den Alpen, bleibt es in
großen Teilen Deutschlands meist trocken.

Am Samstag kommt es im zentralen Mittelmeerraum zu einem kompletten
Abtropfprozess des Langwellentrogs. Ein atlantischer Höhenkeil erstreckt sich
dann über die Britischen Inseln Richtung Dänemark und Südskandinavien und stützt
dann die Hochdruckzone, die sich von der iberischen Halbinsel über Mitteleuropa
bis nach Russland verläuft (BM). Der Luftdruck über Deutschland steigt auf Werte
um 1035 hPa an. Alle Tiefdruckgebiete im Nordatlantik oder im Mittelmeer bzw. in
Südosteuropa werden dann aus Deutschland ferngehalten.

Am Sonntag ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Der Hochdruckeinfluss
und somit das ruhige Winterwetter bleibt uns erhalten. Lediglich der äußerste
Nordwesten und der äußerste Südosten werden jeweils von Tiefdruckgebieten
gestreift, die für mehr Bewölkung sorgen. Im Südostbayern gibt es etwas Schnee,
und im Nordwesten fällt etwas Regen.

Die neue Woche verstärkt sich weiter der Hochdruckeinfluss: Aus dem atlantischen
Rücken spaltet sich ein Höhenhoch mit Schwerpunkt bei den Britischen Inseln ab.
Um das Hoch wird mildere und feuchtere Luft zu uns advehiert, die für leichte
Niederschläge in Norddeutschland sorgt. Diese können auf die frostige Luft bzw.
auf den gefrorenen Boden weiter landeinwärts eintreffen und zu Glatteisbildung
führen. Weiter südlich herrscht weiterhin ruhiges Winterwetter.

Zusammengefasst: Zu Beginn der Mittelfrist ist es noch leicht unbeständig mit
einigen Niederschlägen. Am Ende der Woche stellt sich wahrscheinlich eine
Hochdrucklage ein. Eine gewisse Unsicherheit gibt es allerdings für den Südosten
des Landes. In der neuen Woche setzt sich das ruhige Winterwetter fort.

Vor allem im Südosten und im Bergland herrscht tagsüber leichter Dauerfrost. In
den Nächten tritt vielfach leichter bis mäßiger Frost, bei längerem Aufklaren
über Schnee strenger Frost auf. Am Wochenende und in der neuen Woche kommt es im
Norden zu einer leichten Milderung und selbst nachts bleibt es frostfrei.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist zunächst gut, aber auch im
weiteren Verlauf sind die Diskrepanzen meist gering. Demnach stellt sich zu
Beginn der Mittelfrist eine Troglage über Mitteleuropa mit einer überwiegend
nordwestlichen Grundströmung ein, in der eine polare Luftmasse einfließt, die
sich niedertroposphärisch auf dem langen Weg über Wasser erwärmt. Eingebettet im
langwelligen Trog befindet sich kleinräumige Tiefdruckgebiete, die eher nur
kleinräumig für Niederschläge sorgen (Donnerstag). Die großen Hebungsvorgänge
finden meist am Rande des Langwellentroges und somit außerhalb Deutschlands
statt.

Im weiteren Verlauf tropft der Langwellentrog über den zentralen Mittelmeerraum
ab, wo sich dadurch ein umfangreiches Tiefdrucksystem bildet. Über Mitteleuropa
stellt sich demnach eine Hochdruckbrücke, die genau über Deutschland verläuft.
Die Tiefdruckgebiete bleiben außen vor über Südosteuropa. Am ehesten können die
Ausläufer am nächsten Wochenende den Südosten des Landes streifen, sonst bleibt
es bei einer ruhigen und mäßig-kalten Hochdrucklage.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Hier ist zu erwähnen, dass ICON (00 UTC Lauf) konträr zu IFS und GFS das Tief
aus dem zentralen Mittelmeerraum eine westlichere Zugbahn aufweist, sodass auch
Teile Deutschlands direkt vom Tief beeinflusst wird und das zugehörige
Niederschlagsgebiet auch auf Deutschland übergreift. Ansonsten ist die
Entwicklung – Übergang von einer zyklonalen in eine antizyklonale Lage – relativ
sicher.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Laut Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte ist der Spread hinsichtlich der
Temperatur in 850 hPa und des Geopotentials in 500 hPa bis zum Wochenende
zunächst gering. Die Temperatur liegt im Norden um -5 und an den Alpen um -9
Grad. Auch das Geopotential ist zunächst niedrig. Ab dem Wochenende nimmt der
Spread zu, aber man erkennt einen Anstieg der Temperatur und des Geopotentials.
Dies deutet auf den Übergang zu einer Hochdrucklage hin.
Hinsichtlich des Niederschlags gibt es vor allem für den Nordwesten am
Donnerstag Signale und am Wochenende im Südosten, wobei dort der Haupt- und
Kontrolllauf keine Niederschläge simulieren. Jedoch gibt es einzelne Members die
starken Niederschlagssignale aufweisen, die als Schnee fallen werden.

Die IFS-Clusteranalyse zeigt für den ersten Zeitraum von Do 00 UTC bis Fr 00 UTC
(+72 bis +96 h) 2 Cluster mit einem Trog über Mitteleuropa und Blocking über dem
Nordatlantik bzw. im Osten.
Im Folgezeitraum von Sa 00 UTC bis Mo 00 UTC (+120 bis + 168 h) werden 4 Cluster
angeboten. Alle zeigen ein ähnliches Muster: das Abtropfen des Langwellentroges
über den zentralen Mittelmeerraum und eine sehr weit nach Norden verschobene
Frontalzone mit einem Blocking (Brücke), das quer durch Mitteleuropa verläuft.
In der erweiterten Mittelfrist (drei Cluster) wird überwiegend auf ein Blocking
und weitgehend störungsfreies Wetter gesetzt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

SCHNEE:
Am Donnerstag im Nordwesten einige Schneeschauer, vor allem in en westlichen
Mittelgebirge bis 5 cm Neuschnee, in der Nacht auch im Flachland vorübergehend
Ausbildung einer dünnen Schneedecke. Am Wochenende im Südosten Schneefall
möglich, unsicher.

WIND:
Am Donnerstag an der Nordsee stürmische Böen bis 8 Bft möglich.

FROST:
In den Nächsten verbreitet leichter bis mäßiger Frost, bei Aufklaren über Schnee
lokal strenger Frost unter -10 Grad.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta