#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Sonntag den 15.01.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.01.2023 um 10.30 UTC
Kühl mit zeitweiligem Schneefall und verbreitetem, teils mäßigem Nachtfrost, zum
Wochenende überwiegend Wetterberuhigung, im Südosten zeitweise Schneefall.
Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.01.2023
Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch liegt Deutschland auf der Vorderseite
eines markanten und weit nach Süden ausgreifenden Höhentroges. Am Boden befinden
sich noch die Ausläufer des Tiefkomplexes über dem östlichen Mitteleuropa, die
im Süden und Osten Deutschlands noch für zeitweilige Niederschläge sorgen. Diese
Niederschläge fallen in Anbetracht des Temperaturniveaus von etwa -5 bis -7 Grad
in 850 hPa weitgehend als Schnee, nennenswerte Neuschneehöhen werden dabei aber
meist nur im Bergland zu erwarten sein (um 5 cm in den vor allem östlichen
Mittelgebirgen, nach Süden hin im Schwarzwald um 10 bis 15 cm und am Alpenrand
in Staulagen vielleicht au mal 20 cm). Im Nordwesten kommt es im Bereich eines
durchschwenkenden Bodentroges (evtl. Kommatief) und unter Beteilung der
Höhenkaltluft (um -35 Grad in 500 hPa) im Bereich des Höhentroges zu Schauern
(vielleicht auch mal einem Gewitter), über Nordsee als Regen/Schneeregen, im
angrenzenden Binnenland teils als Schnee bis in tiefe Lagen. Zudem frischt vor
allem im Nordseeumfeld der auf West drehende Wind mit Böen Bft 8 bis 9 teils
deutlich auf. Zwischen diesen beiden Schauplätzen herrscht ruhiges und
weitgehend trockenes Wetter. Nachts verbreitet leichter, am Alpenrand und
allgemein im Bergland mäßiger Frost.
Am Donnerstag verlagert sich der Langwellentrog nur wenig ostwärts, da er sich
nach Süden streckt und über dem Mittelmeer abtropft. Am Boden zieht das kleine
Kommatief über die Ostsee nordostwärts ab und kann zunächst im Ostseeumfeld noch
für einzelne (Schneeregen-)Schauer sorgen. Zudem weht der Wind vorübergehend in
Böen stark bis stürmisch (Bft 7, exponiert 8) Von der Nordsee her folgt ein
weiterer Bodentrog, der nach Süden hin etwa bis zum Main ausgreifen und für
Schauer sorgen kann. Meist in Form von Schnee, im Nordseeumfeld teils Regen oder
Schneeregen. Nennenswerte Neuschneemengen werden in der Fläche nicht erwartet,
meist innerhalb der Schauer nur vorübergehend eine dünne Schneedecke, im (vor
allem westlichen) Bergland können lokal vielleicht mal um 5 cm zusammenkommen.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Bodentrog unter Abschwächung noch in
die mittleren Landesteile, im Osten und im Süden bleibt es voraussichtlich
trocken. Im Süden/Südosten herrscht weitgehend kompensierendes Absinken zwischen
dem Trogresiduum im Norden und dem abgetropften Höhentief über dem Mittelmeer.
Am Freitag verlagert sich der Nordteil des Höhentroges nordostwärts Richtung
Baltikum, insgesamt schnürt über Mitteleuropa weiter ein und tropft sozusagen
vollends ab. Das entstehende Höhentief kommt dann über Italien zu liegen. Der
breite Keil über dem Atlantik streckt sich über die Britischen Inseln in
Richtung Skandinavien. Am Boden zieht der Bodentrogrest über dem Nordosten ab,
einzelne Schneeschauer/im östlichen Bergland leichter Schneefall können dabei
zunächst noch auftreten. Nachfolgend steigt der Luftdruck über Deutschland an,
von Westen lockert es gelegentlich auf, aus der dichten Bewölkung über der
Südosthälfte können ein paar Schneeflocken fallen. Am Temperaturniveau ändert
sich kaum etwas, die 850 hPa-Temperaturen liegen im Norden um -6, im Süden um -9
Grad, nachts herrscht mit Ausnahme des direkten Küstenumfeldes und auf den
Inseln leichter bis mäßiger Nachtfrost.
Am Samstag neigt sich der atlantische Höhenkeil noch etwas positiver und
erstreckt sich dann über die Britischen Inseln Richtung Dänemark und
Südskandinavien. Damit einhergehend steigt auch der Luftdruck über Deutschland
weiter an und es bildet sich eine Hochdruckzone von Frankreich bis nach
Nordwestrussland. Auf dessen Südflanke wird durch das Höhentief über dem
Mittelmeer zunehmend feuchte Luft über Südosteuropa auch in den Südosten
Deutschlands geführt. In welchem Umfang und mit welcher Ausdehnung es dabei zu
teils auch anhaltenden Schneefällen kommt, ist noch unsicher, mindestens dürfte
davon aber wohl de Region vom Alpenraum bis nach Niederbayern (Bayerischer Wald)
betroffen sein. Im Rest des Landes dürfte es trocken bleiben, in wie fern es zu
Auflockerungen unter Hochdruckeinfluss kommt, bleibt abzuwarten, da es
inversionsbedingt wohl häufig trüb bleiben dürfte, die größten Sonnenchancen
gibt es sicher im höheren Bergland (abgesehen natürlich vom Südosten). Im
Dauergrau nach Süden hin kann es Dauerfrost geben.
Am Sonntag ändert sich an der Grundkonstellation wenig. Warmluftadvektion zum
einen von Nordwesten her und zum anderen „herumgeholt“ um das Höhentief über dem
Mittelmeer von Osten sorgt dafür, dass die 850 hPa-Temperaturen im Norden und
der Mitte wieder etwas ansteigen, bodennah ändert das aber nicht unmittelbar
etwas am Temperaturniveau und auch auf die Niederschlagsphase im Südosten hat
das keinen Einfluss, da dort weiterhin die kältere Luft lagert. Das
Mittelmeerhöhentief sorgt im Südosten weiterhin für zeitweilige Schneefälle im
Südosten, ein weiteres Drehzentrum entsteht über Südosteuropa, so dass sich die
Aufgleitniederschläge wohl noch etwas nach Norden ausdehnen und so wohl auch das
Erzgebirge/Lausitzer Bergland ggf. die Lausitz erfassen können. Ansonsten bleibt
Hochdruckeinfluss wetterbestimmend und es herrscht ruhiges, häufiger aber
neblig-trübes Wetter. Im äußersten Nordwesten werden durch die erwähnte
Warmluftadvektion die Wolken dichter, es bleibt aber trocken. Im Dauergrau vor
allem in der Süd-/Südosthälfte leichter Dauerfrost möglich.
In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich der atlantische Keil noch etwas
mehr nach Westeuropa herein, flacht aber allmählich etwas ab, so dass Ausläufer
der Frontalzone eventuell Norddeutschland streifen können. Das über dem
Mittelmeerraum herumeiernde Höhentief verlagert sein Zentrum wohl
ost-/südostwärts, so dass es seinen Einfluss auf das Wettergeschehen im Südosten
Deutschlands verliert. Am Boden dominiert leichter Hochdruckeinfluss und
abgesehen von streifenden Fronten im Norden wohl auch weitgehend störungsfreies
Wetter. In 850 hPa setzt sich überwiegend etwas mildere Luft durch (mit Ausnahme
des Osten > 0 Grad), bodennah dürfte sich aber kaum etwas am Temperaturniveau
ändern, so dass die Tageshöchstwerte meist im positiven, aber deutlich
einstelligen Bereich zu finden sind, nachts gibt es überwiegend leichten bis
mäßigen Frost.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist zunächst gut. Demnach stellt sich
zu Beginn der Mittelfrist eine Troglage über Mitteluropa mit einer überwiegend
nördlichen Grundströmung ein, in der eine subpolare Luftmasse einfließt und
somit ein kühlerer Witterungsabschnitt ansteht. Unsicherheiten bestehen dann vor
allem zum Wochenende im Zusammenhang mit dem abgetropften Höhentief über dem
Mittelmeer und dessen Einfluss auf das Wetter im Südosten Deutschlands. Dass
dabei Schnee fallen kann, scheint klar, Intensität und Ausdehnung (vor allem
nach Norden) werden noch unterschiedlich simuliert.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Samstag simulieren auch ICON und GFS sehr ähnlich, zum Ende
der Mittelfrist werden auch hier die Unterschiede größer. Insbesondere GFS zeigt
ein umfangreiches Mittelmeertief, das mit seinen Niederschlägen teils auch
Vb-artig weiter nach Norden ausgreift.
In der erweiterten Mittelfrist ist GFS ist weiterhin zyklonaler aufgestellt und
zeigt weitern Einfluss des umfangreichen Tiefs über Süd-/Südosteuropa, nach
Norden hin lässt es die Frontalzone hingegen zögerlicher reinschleifen. Die
Entwicklung wird zum Ende des Vorhersagehorizontes von IFS und GFS zunehmend
unterschiedlich simuliert.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-Clusteranalyse zeigt für den ersten Zeitraum von Mi 00 UTC bis Do 00 UTC
(+72 bis +96 h) fünf Cluster mit 14, 12, 11, 7 und 7 Membern, sowohl Haupt- als
auch Kontrolllauf werden in Cluster 1 einsortiert. Prognoserelevante
Unterschiede muss man schier mit der Luft suchen: der markante Trog wird teils
etwas weniger intensiv, teils etwas schmaler und teils mit etwas mehr positiver
Neigung dargestellt, letzteres könnte man mit einem längeren Schleifen des für
Mittwoch noch über dem Osten/Südosten Deutschlands wirksamen Frontenzug in
Zusammenhang bringen. Grundsätzlich zeigen aber alle Cluster eine sehr ähnliche
Situation. Im Folgezeitraum von Fr 00 UTC bis Sonntag 00 UTC (+120 bis + 168 h)
werden sechs Cluster mi 12, 9, 9, 8, 7 und 6 Membern angeboten. Dabei werden
Haupt- und Kontrolllauf Cluster 3 zugeordnet. Vom Regime her werden die meisten
Cluster zum Blocking entwickelt, der am schwächsten besetzte Cluster 6 zum NAO
positiv: der atlantische Keil wird als flache Brücke deutlich schwächer
simuliert und damit wäre bereits am Sonntag die Frontalzone weiter südlich zu
finden und Ausläufer des Islandtiefs würden nach Deutschland vordringen können.
Die Mehrheit setzt aber ganz klar auf weitgehenden Hochdruckeinfluss, mit
Ausnahmen des Südostens (Einfluss Mittelmeerhöhentief).
In der erweiterten Mittelfrist (vier Cluster) wird überwiegend auf ein Blocking
und weitgehend störungsfreies Wetter gesetzt, wobei diese vor allem im Norden
unterschiedlich stark behandelt wird.
Die Rauchfahnen spiegeln die bisher gemachten Aussagen wieder:
Niederschlagsmengen insgesamt gering, Schwerpunkt vor allem zum Wochenende im
Süden/Südosten. Spread hinsichtlich Temperatur in 850 hPa bis einschließlich
Freitag ganz gut gebündelt, dann deutlich zunehmend, tendenziell/im Median
ansteigend, Anstieg im Süden verzögert und geringer. Mehrheit der Member bleibt
unter 0 Grad in 850 hPa, Haupt- und Kontrolllauf eher im wärmeren Drittel.
Geopotenzialkurve in 500 hPa mit sehr geringem Spread bis einschließlich
Freitag, Spread dann leicht zunehmend, daher also recht eindeutiger Trend zu
höherem Geopotenzial.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
SCHNEE:
Zeitweise leichte Schneefälle bzw. Schneeschauer, dabei meist nur geringe
Neuschneehöhen. Leichte Signale (EFI, EPS) für markante Schneemengen (> 5 cm) am
Mittwoch vom Schwarzwald bis zum östlichen Bergland und am Alpenrand und dann
erst wieder am Samstag/Sonntag im Südosten (Alpenrand/Oberbayern bis
Bayerwald/Niederbayern, zum Sonntag evtl. auch Erzgebirge/Lausitzer Bergland).
Dort könnten jeweils 24-stündig 10 bis 20, in Staulagen vielleicht auch mal um
30 cm Neuschnee zusammenkommen, im Erzgebirge eher weniger. Hinsichtlich
Ausdehnung und Intensität bestehen aber durchaus noch Unsicherheiten.
WIND:
Im Zusammenhang mit einem Bodentrog bzw. kleinräumigen Tief am Mittwoch im
Nordseeumfeld deutlich auffrischender Wind mit Böen Bft 7 bis 8, exponiert/auf
den Inseln zeitweise Bft 9 nicht ausgeschlossen. Am Donnerstag an der Ostsee
noch zeitweise Böen Bft 7, exponiert 8.
Ab Freitag, vor allem Samstag und Sonntag im Zusammenhang mit dem Mittelmeertief
und der Hochdruckzone über Mitteleuropa in den südlichen Landesteilen auf Ost
drehender und insbesondere im Bergland stark böiger Wind mit Spitzenböen Bft 8
bis 9 in Hochlagen (EFI-Signal).
FROST:
In den Nächsten verbreitet leichter bis mäßiger Frost, bei Aufklaren über Schnee
lokal strenger Frost unter -10 Grad.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger