SXEU31 DWAV 121800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.01.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Rasche Abfolge von Tiefausläufern, daher unbeständig und nass (Dauerregen),
windig/stürmisch und mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland in der sehr kräftigen Frontalzone, auf der in
rascher Folge ein Tiefausläufer nach dem anderen ostwärts verlagert wird. So
auch in der kommenden Nacht. Das hochreichende Tief EGBERT wandert von
Schottland über die Nordsee hinweg zur Norwegischen Südküste. Die Warmfront
seines Frontensystems hat zwar schon Deutschland überquert und in der Nacht
erreicht die Kaltfront den Nordwesten. Die Kaltfront schwenkt rasch über den
Norden hinweg und liegt am Morgen etwa auf einer Linie von der Odermündung zur
Pfalz. Dahinter wird erwärmte Meereskaltluft zugeführt und die T850 sinkt im
Norden und Nordwesten auf Werte knapp unter 0°C ab. Weiterhin trocknet es
rückseitig ab und im Norden kommt es sogar zu Auflockerungen.
Zuvor aber gibt es weitere Regenfälle, im Stau der Mittelgebirge meist über 10
l/m² bis morgen früh. Diese Niederschläge sind bereits in den existierenden
Dauerregenwarnungen berücksichtigt.

Der Südwestwind ist auch in der Nacht ein Thema. Zwar lässt er an der Küste
vorübergehend etwas nach, aber mit der Ostwärtsverlagerung des Tiefs EGBERT
nimmt er in der zweiten Nachthälfte wieder zu und bis ins Binnenland gibt es
Böen der Stärke 7 bis 8, auf den Inseln auch Sturmböen Bft 9. Ansonsten gibt es
auf den Bergen stürmische Böen oder Sturmböen, exponiert auch darüber (z.B.
Feldberg/Schwarzwald).
Die Nacht bleibt recht mild, Frost ist nur in höheren Berglagen ein Thema.

Freitag … erreicht der Trog, der ausgehend vom Höhentief bei der norwegischen
Küste sich weiter nach Süden ausdehnt, unseren Vorhersageraum. Am Boden schwenkt
die Kaltfront südostwärts in Richtung Alpen. Auf der Rückseite flutet uns
maritime und labil geschichtete Polarluft, die in 500 hPa Temperaturen unter
-30°C in 500 hPa aufweist, in unseren Raum geführt. Die T850 liegt dann bei
Werten um -2 Grad.

Der frontale Regen verlagert sich in die Südhälfte und die Mengen erreichen im
Süden in der Fläche 2 bis 5 l/m² in 12 Stunden, in Staulagen bis 10 l/m², im
Allgäu und im Stau des Bayerischen Waldes über 10 l/m² bis fast 20 l/m². Die
Schneefallgrenze sinkt gegen Abend auf etwa 1000 m ab und so kann es vor allem
in den Alpen zu Schneeschauern kommen.

Ansonsten dominiert windiges Schauerwetter mit rasch wechselnder Bewölkung.
Dabei kann es auch kurze Auflockerungen geben. Die Schauer sind teilweise
staffelartig organisiert und daher sind auch Graupel und einzelne Gewitter nicht
ausgeschlossen.

Der Wind bleibt warnwürdig und mit Ausnahme einiger Regionen im Osten und
Südosten gibt es Böen der Stärke Bft 7 bis 8, im Norden in den
Schauern/Gewittern auch Sturmböen Bft 9, da durch die Labilität auch recht
kräftige Höhenwinde mit nach unten gemischt werden können. Auf den exponierten
Berggipfeln sind auch schwere Sturmböen (Bft 10) oder orkanartige Böen (Bft 11)
zu erwarten.

Die Temperaturen steigen auf 7°C an der Ostsee und bis auf 12°C im Südwesten.

In der Nacht zu Samstag schwächt sich der Trog ab und die Achse wandert ostwärts
ab. Auf der Rückseite wird ein flacher Rücken in unseren Vorhersagebereich
geschoben. Das sorgt für einen kurzen Zwischhocheinfluss und führt zu einem
Abklingen der Schauerneigung. Bevor es soweit kommt, sorgen die Schauer
allerdings noch in den Hochlagen des Bayerischen Waldes und der Alpen über etwa
800 m für etwas Schnee und bei Temperaturen im leichten Frostbereich mit der
entsprechenden Glätte, auch durch überfrierende Nässe.

Der Wind lässt nach, allerdings gibt es an den Küsten weiterhin steife, anfangs
auch teilweise stürmische Böen aus West bis Südwest. Auf den Bergen bleibt es
windig bis stürmisch, allerdings auch hier mit abnehmender Tendenz.

Samstag … steht das nächste Tiefdruckgebiet, FREDERIC, ante portas. Es liegt
zur Mittagszeit mit etwas über 980 hPa unweit von Schottland (evtl. schon mit
Teiltiefkern an der Okklusion über der nördlichen Nordsee), ausgestattet mit
einem okkludierenden Frontensystem. Dieses läuft mit weit nach Osten
ausgreifender kräftiger WLA ziemlich rasch auf Mitteleuropa respektive
Deutschland zu, was nicht zuletzt daran liegt, dass der o.e. Höhenrücken unter
Abflachung rasch nach Osten durchgewunken wird und nachfolgend die Höhenströmung
zonalisiert. Außerdem nimmt sie zu, was daran zu erkennen ist, dass sich ein
Jetstreak bis zur Nordsee vorarbeitet.

Lange Rede, kurzer Sinn, schon am Morgen setzt im Westen neuer stratiformer
Regen ein, der sich im Tagesverlauf rasch nach Osten ausbreitet. Dabei kommen im
Westen und Nordwesten 5 bis 10, in Staulagen der westlichen Mittelgebirge und
vielleicht auch im Harz um oder etwas über 15 l/m² innert 12 Stunden zusammen.
Weitgehen trocken hingegen bleibt es bis zum Abend in der Oder-Neiße-Region, im
Osterzgebirge/Zittauer Gebirge sowie im Südosten Bayerns. Dort ist es auch noch
längere Zeit aufgelockert mit Sonnenschein, insbesondere vom Werdenfelser Land
bis hinüber zum Chiemgau.

Der vorübergehend auf südliche Richtungen rückdrehende Wind frischt von West
nach Ost merklich auf und erreicht in Böen Stärke 7, vereinzelt 8 Bft. Böen 8
bis 9 Bft sind es an der Küste, wo an der Nordsee zum Abend hin mit
Kaltfrontdurchgang eine Drehung auf Südwest bis West erfolgt. Stürmisch einmal
mehr auch das höhere Bergland mit Böen 10 bis 12 Bft in exponierten Kamm- und
Gipfellagen. Am wenigsten windig wird es im Südosten, wo wahrscheinlich keine
Warnungen nötig sind.

Temperaturmäßig gehtŽs hoch auf rund 6°C in Teilen Ostbayerns und bis zu 12°C am
Oberrhein.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Tief zur nördlichen Nordsee, während sich die
Kaltfront sich süd-südostwärts verlagert. Zwar wird sie von
mitteltroposphärische KLA überlagert, die zügig nach Südosten vorstößt. Dies
wird jedoch durch PVA überkompensiert, so dass in der Mitte und im Süden unter
dem Strich 5 bis 10, in den Mittelgebirgen 10 bis 25 l/m² und in einigen
Staulagen (z.B. im Schwarzwald) vielleicht noch mehr fällt. Nicht
ausgeschlossen, dass wieder eine Dauerregenwarnung benötigt wird, allerdings
sind die Modelle aktuell noch uneins hinsichtlich der Intensität. Postfrontal
lockert es im Nordwesten postfrontal auf und trocknet ab.

Der Wind bleibt ein abzuwarnender Parameter, im höheren Bergland und an der
Nordsee (dort bis 10 Bft) gibt es Sturm. Im nordwestdeutschen Tiefland werden
Böen der Stärke 7 Bft und auch vor der Kaltfront kann es im Süden und in der
Mitte steife Böen geben.

Abgesehen von höheren Lagen in den Mittelgebirgen bleibt es frostfrei.

Sonntag … schwenkt der langwellige Höhentrog, der sich von dem Höhentief beim
Skagerrak nach Südwesten ausdehnt, ostwärts und erreicht mit seiner Achse am
Abend die Bretagne. Das Bodentief verlagert sich vom Skagerrak nach
Mittelschweden und sein okkludiertes Frontensystem überquert den Südosten
Deutschland ostwärts, wird allerdings von einer Wellenbildung im Bereich Golf
von Genua zurückgehalten. Im Bereich der Front, ganz im Süden, gibt es noch
Niederschläge, die vor allem im Bereich zwischen Schwarzwald und Allgäu auch
ergiebiger ausfallen können (über 10 mm/m² in 12 Stunden). Allerdings sinkt auch
die Schneefallgrenze auf etwa 700 m bis 500 m ab. Somit können in den Hochlagen
des Schwarzwaldes und des Allgäus über 5 cm Schnee fallen, in Staulagen evtl.
auch darüber.

Im Rest des Landes gibt es Schauer, im Norden gibt es auch gebietsweise
Auflockerungen.
Der Wind weht weiterhin frisch bis stark und an der Küste und im Bereich der
norddeutschen Tiefebene in Böen stürmisch aus Südwest bis West. Auf den
Nordseeinseln und in exponierten Küstenlagen sind auch schwere Sturmböen (Bft
10) möglich. Gegen Abend schwächt sich der Wind ab. An der Küste und in
Gipfellagen der Berge bleibt es bei Böen Bft 8 bis Bft 9.

Die Temperaturen steigen auf 7 bis 10 Grad mit den höchsten Werten im Süden.

In der Nacht zum Montag wandert ein weiteres Sturmtief von Schottland nach
Lesart von ICON bis zur mittleren Nordsee. Damit zusammen hängt ein
Frontensystem, dass am Morgen Benelux erreicht. Das dazugehörige
Niederschlagsgebiet erreicht die Westhälfte, weist aber im 12-stündigen Zeitraum
meist nur Mengen um oder knapp über 5 mm/m² auf. Allerdings liegen die
Niederschlagsprognosen der Modelle noch deutlich auseinander. Die
Schneefallgrenze liegt bei etwa 400 m, sodass bei Temperaturen um den
Gefrierpunkt mit Glätte durch überfrierenden Nässe und auch durch Schnee
gerechnet werden muss.

Der Wind schwächt sich an der Küste ab, sodass am Morgen nur noch an der Ostsee
steife bis stürmische Böen aus Südwest zu erwarten sind. Weiterhin sind bleibt
es auch auf den Bergen noch windig, teils auch stürmisch.

Die Temperaturen gehen auf 4°C an der Küste und bis – 2°C am Alpenrand zurück.
In der gesamten Südhälfte gibt es verbreitet leichten Bodenfrost mit der
entsprechenden Glätte.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle zeigen alle einen ähnlichen Ablauf, von daher ist die Entwicklung
unstrittig. Unterschiede gibt es noch bei den Niederschlagsprognosen, die im
Text bereits angesprochen wurden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich