#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch den 11.01.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.01.2023 um 10.30 UTC
Unbeständig teils mit Dauerregen, im Verlauf im Bergland mäßiger Schneefall,
windig bis stürmisch, langsam kühler
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.01.2023
Wenn es nach dem IFS geht, bleibt uns bis einschließlich Sonntag die Westdüse
erhalten. Mit Blick auf die prognostizierten Wetterlagen zeigt bis dahin weiter
mit großer Mehrheit im IFS-Ensemble West zyklonal. Am Wochenende gibt es dann
einen auch kleinen Anteil an Südwest zyklonal. Grundsätzlich dominiert daher
weiter milde Atlantikluft die durch das z wie zyklonal auch ausreichend
Hebungsprozesse generiert.
Zur neuen Woche kommt dann eine neue Komponente in den Fokus. Allmählich nimmt
im EPS die Tendenz für eine Troglage über Mittel- oder Westeuropa zu. Am
Dienstag und Mittwoch zeigen sogar die Mehrzahl der EPS-Member eine derartige
Wetterlage. Sollte sich der Trog über Mitteleuropa durchsetzen, würde rückseitig
mal etwas kühlere Luft angesaugt und auch nach Deutschland geführt. Dagegen
würde der Trog über Westeuropa erneut sehr milde Luft aus Südwesteuropa nach
Deutschland steuern. Ab Donnerstag nehmen dann die potentiellen Möglichkeiten an
Wetterlagen weiter zu, sodass kaum eine Aussage über entsprechende Strukturen
getroffen werden können. Eines kann aber über den mittelfristigen Zeitraum
festgehalten werden, egal ob West- oder Südwest zyklonal bzw. Trog West- oder
Mitteleuropa, es bleibt unbeständig, teils nass. Aber nun in Kürze der Reihe
nach mit Blick auf den aktuellen det. IFS-Lauf.
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Samstag liegt ein Rücken
mit recht kurzer Wellenlänge über Deutschland. Seine Achse erstreckt sich dabei
in einem Bogen von Nordostspanien über Deutschland hinweg bis nach Norwegen.
Doch ein Höhentief bei Schottland schiebt schon einen Trog ostwärts, der die
Wellenlänge des Rückens weiter drückt und nach Norden abhobelt, sodass
Deutschland wieder auf die Vorderseite des Troges gelangt. Gleichzeitig liegt
über Osteuropa und Südosteuropa ein Langwellentrog, dessen Amplitude bis nach
Afrika reicht. Am Boden korreliert das Höhentief mit einem Bodentief etwa an
gleicher Stelle. Ausgehend von diesem ist in einem markanten Bodentrog ein teils
okkludierter Frontenzug eingebettet. Die Warmfront sowie die Vorderseitige WLA
greift dabei im Tagesverlauf auf Deutschland über und überquert das Land
ostwärts. Ab dem Abend folgt von Nordwesten schließlich die Kaltfront des
Systems. Durch PVA aus der Höhe sowie frontogenetische Prozesse werden teils
kräftige Niederschläge ausgelöst, die sich über das Land ausbreiten. Während im
Umfeld der Warmfront sowie im Warmsektor skalige Niederschläge dominieren,
nehmen die mit der Kaltfront einen schauerartigen Charakter an. Im Warmsektor
steigen die Temperaturen in 850 hPa auf -1 bis +7 Grad, hinter Kaltfront sinken
die Werte wieder auf 0 bis -5 Grad ab. Mit Übergreifen lebt auch der Wind wieder
auf und erreicht starke bis steife Böen, im Bergland und an der See Sturmböen.
Hinter der Kaltfront flaut dieser dann aber rasch ab.
Am Sonntag bleibt Deutschland noch auf der Vorderseite des Kurzwellentroges mit
Höhentief vor Norwegen. Allerdings kann der Trog an Wellenlänge und Amplitude
zulegen. Die Vorderseitige WLA stützt bzw. intensiviert dabei den Rücken, der
sich von Italien über Ungarn bis zum Baltikum bzw. Nordwestrussland zieht.
Bodennah ist es zunächst weiter die Kaltfront, die in Deutschland durch
frontogenetische Hebung für Niederschläge im Süden und Osten sorgt. Allerdings
nimmt die Front zunehmend quasi Isobarenparallele Bedingungen ein, sodass sie
über Süddeutschland zu schleifen beginnt. Der Zum Haupttrog gehörende Bodentrog
erstreckt sich von der Nordsee noch nach Nordwestfrankreich und liegt somit
zunächst noch westliches von Deutschland und greift in der Nacht zum Montag
langsam auf das Land über. PVA stützt dabei schauerartige Niederschläge im
Westen und Nordwesten, während die Front nachts an den Alpen allmählich abzieht.
Die Temperaturen in 850 hPa liegen im Zustrom erwärmter Polarluft nun landesweit
zwischen 0 und -7 Grad. Vor allem im Westen und Norden bleibt es bei einer
strammen Südwestströmung windig bis stürmisch.
Am Montag überquert der Haupttrog Deutschland ostwärts. Dabei verlagert sich das
korrelierende Bodentief über Dänemark hinweg in die Ostsee. Resultierend werden
vom IFS zwei Niederschlagsschwerpunkt gezeigt. Zum einen soll es im Umfeld des
Bodentiefs im Küstenumfeld sowie Schleswig-Holstein kräftig und teils länger
regnen, zum anderen sind auf Basis von PVA im Südwesten und Westen bis in die
Mitte schauerartige Regenfälle erwarten. Aufgrund der Temperatur in 850 hPa von
-1 bis -7 Grad fällt in höheren Lagen leichter, teils mäßiger Schneefall. In der
Nacht kann sich auf der Westflanke des Langwellengtroges ein neuer
Kurzwellentrog ausbilden und mit der Strömung zu den Britischen Inseln
verlagern. Am Boden zieht das dazu gehörende Tief vom Atlantik Richtung
Ärmelkanal. Die WLA auf der Vorderseite der Warmfront kann dabei ausgangs der
Nacht auf den Westen übergreifen und erneut länger anhaltende skalige
Niederschläge auslösen.
Der Dienstag steht dann voll im Einfluss des neuen Kurzwellentroges, der den
Langwellentrog regeneriert. Deutschland liegt zunächst auf der Vorderseite in
einer südwestlichen bis westlichen Höhenströmung mit der das Bodentief von
Nordwestfrankreich über Deutschland hinweg bis zur Ostsee ziehen soll. Da der
Trog seine Amplitude stetig nach Süden vergrößert und in der Nacht zum Mittwoch
schon bis nach Nordafrika reicht, kommt die Achse allerdings nicht nach
Deutschland voran. Somit kann PVA aus der Höhe mit den frontogenetischen
Prozessen des Bodentiefs interagieren. Dabei werden in Teilen des Landes, im
Umfeld des Bodentiefs, teils kräftige Niederschläge generiert. Während das Tief
auf der Vorderseite im Warmsektor mildere Luft mit Werten von 0 bis +6 Grad in
850 hPa in den Süden und Osten schiebt, drückt auf der Ostflanke Kaltluft mit 0
bis -6 Grad ins Land. Somit sind auf der kalten Seite in höheren Lagen, teils
auch bis in mittlere Lagen leichte bis mäßige Schneefälle möglich. Die Zugbahn
ist natürlich noch unsicher, das Tief verspricht aber Spannung.
Am Mittwoch liegt Deutschland komplett im Trogbereich, wobei die Trogachse
langsam über das Land hinweg ostwärts schwenkt. Das Bodentief zieht dabei von
der Ostsee nordostwärts Richtung Finnland, sodass hierzulande Rückseitenwetter
einsetzt. Mit einer nordwestlichen Strömung gelangt dabei noch etwas kühler Luft
nach Deutschland, sodass die Temperaturen auf 850 hPa bei -4 bis -10 Grad
liegen. Entsprechend fallen die schauerartigen Niederschläge teils bis in
tiefere Lagen als Schnee oder Schneeregen. Doch nachhaltig sind diese
Temperaturen nicht, da schon in der Nacht die Strömung auf West dreht und über
dem Atlantik das nächste Frontensystem mit milderer Luft in den Startlöchern
steht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckverteilungen werden von IFS recht
konsistent abgebildet. Bis einschließlich Sonntag werden auch im Detail
vergleichbare Strukturen gezeigt. Ab Montag sind jedoch durchaus signifikante
Abweichungen zu erkennen. Demnach wird die Amplitude des Langwellentroges über
Europa in den letzten Modellläufen deutlich verschieden simuliert, wobei ein
Trend hin zum aktuellen Lauf zu erkennen ist. Während der gestrige 00 UTC
IFS-Lauf noch eine größere Amplitude zeigte, die ab Dienstag in einem
Abtropfprozess über dem zentralen Mittelmeerraum mündete, ist die Amplitude beim
heutigen 00 UTC Lauf bei größerer Wellenlänge zunächst geringer. Dafür wird bei
den neusten Berechnungen ein zweiter Kurzwellentrog prognostiziert, der sich
zeitlich versetzt entwickelt und ebenfalls bei kürzerer Wellenlänge und großer
Amplitude ostwärts schwenkt und dabei über Mitteleuropa auch ein eigenständiges
Höhentief ausbildet, welches ab Donnerstag Abtropftendenzen aufweist.
Zusammenfassend bleibt Deutschland mittelfristig im Einflussbereich eines
Langwellentroges. Dabei verlagern sich wiederholt Kurzwellentröge, die sich
teilweise zu einem eigenständigen Höhentief entwickeln welches schließlich im
Mittelmeerraum Abtropfprozesse anstößt. Die Frage ist dabei derzeit beim IFS
nur, wann und wo sowie in welcher Ausprägung. Entsprechend zeigen ab Montag auch
die Luftdruckverhältnisse am Boden vor allem zum gestrigen 00 UTC-Lauf kaum eine
Konsistenz.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bei Betrachtung anderer Globalmodelle zeigt vor allem das GFS über den gesamten
mittelfristigen Zeitraum zum IFS vergleichbare Strukturen. Abweichungen gibt es
bei diesen beiden Modellen bevorzugt im Bodenfeld, wo das GFS etwas intensivere
Tiefs zeigt und auch die Lage der Zentren etwas unterschiedlich ist. Das ICON
zeigt schon ab Sonntag eine stärkere Trogentwicklung über dem Nordostatlantik
und den Britischen Inseln. Im Verlauf wird dann die Amplitude unter abnehmender
Wellenlänge weiter vergrößert. Aufgrund dieser Entwicklungen verlagert ICON das
System deutlich langsamer, sodass Deutschland bis Dienstag auf der
Trogvorderseite verbleibt. Durch einen schwachen Rücken kann es nach Leseart des
ICON sogar etwas trockener zugehen. Das GEM beschreibt einen Mittelweg zwischen
IFS und ICON und das UKMO beschreibt eine Lösung analog zum gestrigen
00-UTC-IFS-Lauf.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigt bis einschließlich
Samstag bei einem recht geringen Spread ein hohe Vorhersagegüte. Ab Sonntag
spreizt sich das IFS-EPS langsam. Bis einschließlich Mittwoch sind Unterschiede
von rund 10 Grad bzw. 30 bis 50 hPa zu verzeichnen. Recht sicher scheinen aber
die unbeständigen Witterungsbedingungen, da die überwiegende Zahl an Member
nahezu täglich signifikante Niederschläge simuliert. Insgesamt zeigt die
Mehrzahl der Member von Sonntag bis Donnerstag zudem einen leichten Trend zu
niedrigeren Temperaturen sowie tieferem Luftdruck. Der Haupt- und der
Kontrolllauf liegen bis auf kurzzeitige Ausnahmen im Bereich der größten
Auftrittswahrscheinlichkeit.
Bei der Einordnung der Strukturen in Cluster werden im Zeitraum von +72h bis
+96h vier Lösungen benötigt, um alle Unsicherheiten zu beschreiben. Alle Cluster
werden zunächst in das Schema einer positiven NAO eingeordnet. Während die
ersten beiden Cluster bei dieser Einschätzung bleiben, wechseln Cluster 3 und 4
zu negativen NAO. Egal welche der beiden Schemata vorliegen, auf dem Atlantik
werden recht zonale Bedingungen simuliert. Abweichungen zwischen den Clustern
gibt es bei der Amplitude und Wellenlänge des Haupttroges. Cluster 1 mit Haupt-
und Kontrolllauf und mit 14 Mitgliedern kommt dabei mit den flachsten
Strömungsverhältnissen daher. Besonders Cluster 3 und 4 zeigen bei kürzerer
Wellenlänge schon in diesem Zeitraum eine größere Amplitude. Mit diesen Lösungen
werden somit auch die vergangenen det. Läufe des IFS wie auch da ICON
eingefangen.
Im Zeitraum von +120 bis +168h erklären schon sechs Cluster die Unsicherheiten
im ENS-Raum des IFS. Dabei starten alle Schemata mit einer negativen NAO. Bis
auf Cluster 5 und 6 hat diese Grundverteilung auch über den gesamten Zeitraum
bestand. Der Haupt- und der Kontrolllauf werden in Cluster 4 eingeordnet und
werden schließlich nur von sieben Member gestützt. Diese Lösung zeigt nach
Cluster 5 die größte Wellenlänge des Langwellentroges. Eine Amplifizierung nach
Süden beginnt dabei erst relativ spät. Cluster 3 beschreibt die Bedingungen des
gestrigen 00 UTC IFS-Laufes mit einem raschen Abtropfprozess ab Montag.
Entsprechend kann sich kein mächtiger Trog ausbilden. Das Residuum schwenkt
schließlich Mittwoch über Deutschland hinweg. Das zweite Cluster amplifiziert
sich ab Dienstag signifikant in südwestliche Richtung und kommt daher der
ICON-Lösung nahe. Allerdings ist der ICON-Trog bei geringerer Wellenlänge
markanter aufgestellt. Das erste Cluster ist mit 17 Mitglieder deutlich am
stärksten aufgestellt. Dieses zeigt ebenfalls eine deutliche Amplifizierung ohne
Abtropfprozess. Die Ausrichtung ist allerdings in südöstliche Richtungen. Somit
sollte diese Lösung neben Cluster 2 vorübergehend die kälteste Lösung sein.
Im Zeitraum von +192 bis +240h werden fünf Cluster benötigt die Unsicherheiten
im ENS ausreichend zu beschreiben. Das bestimmende Schemata wird dabei wild
durcheinander gewirbelt. Die Cluster zeigen insgesamt alle Möglichkeiten.
Festzuhalten ist, dass die ersten beiden Cluster mit der Mehrzahl an Member in
diesem Zeitraum eine Abtropfung über dem zentralen Mittelmeerraum zeigen.
Hierzulande würde sich bodennah resultierend eine Hochdruckbrücke ausbilden.
Insgesamt sind die Entwicklungen aber sehr unsicher.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI zeigt am Wochenende im Südwesten, anfangs auch im Westen im Vergleich
zum vieljährigen Modellklima überdurchschnittliche Niederschlagsmengen. Zudem
sind am Sonntag im Mordwesten größere Windgeschwindigkeiten aufgeführt.
Der EFI wird beim Niederschlag zumindest regional auch von der Probabilitstik
des IFS und ICON gestützt. Sowohl das ICON-EPS als auch das IFS-EPS zeigen am
Samstag im Schwarzwald 20 bis 40% für Dauerregen über 30 l/qm/24h, örtlich sogar
bis 5% für ergiebigen Dauerregen über 50 l/qm/24h. Ansonsten sind auch im Stau
des Rothaargebirges, der Eifel, des Vogelsberg und des Thüringer Waldes
Wahrscheinlichkeiten bis 15% für Dauerregen über 30 l/qm/24 gegeben.
Am Sonntag werden im Schwarzwaldumfeld weiter Wahrscheinlichkeiten von 10 bis
20% für Dauerregen über 30 l/qm/24h angegeben.
Beim Wind zeigen die EPS-Verfahren des ICON und IFS am Samstag vor allem an der
Nordsee und im Bergland signifikante Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 80% für
stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9). Auf den Gipfeln von Harz und
Schwarzwald gibt es zudem geringe Werte für orkanartige Böen. Im Tiefland
Nordwestdeutschland sowie in einigen Leelagen werden stürmische Böen ebenfalls
von Wahrscheinlichkeiten zwischen 5 und 30% gestützt.
Am Sonntag weisen im Küstenumfeld sowie im höheren Bergland 50 bis 100% der
Member stürmische Böen oder Sturmböen aus. Direkt an der Küste sowie auf
einzelnen Berggipfeln gibt es geringe Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 15% für
orkanartige Böen. Im Norden und Nordwesten sind zudem auch im Binnenland sowie
in Leelagen für stürmische Böen Werte von 20 bis 60% zu verzeichnen.
Am Montag gibt es nur im Küstenumfeld und höheren Bergland noch signifikante
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen und Sturmböen. Ab Dienstag gelangt der
Alpenraum mit Sturmböen, in Gipfellagen auch schweren Sturmböen bis Orkanböen in
den Fokus.
Ab Sonntag muss auch der Schnee wieder berücksichtigt werden. Vor allem im
Schwarzwald und an den Alpen zeigt der Median einen Schneeanteil von 5 bis 10
l/qm/12h, das Maximum 10 bis 30, im Allgäu örtlich bis 40 l/qm/12h.
Am Montag wird vom Median in den Hochlagen aller Mittelgebirge 2 bis 5 l/qm/12
gezeigt. Im weiteren Verlauf der Woche gibt es auch Potential für Schneefälle
bevorzugt im Bergland. Bei der IFS-Lösung mit dem Tief über Deutschland wären
auch mäßige Schneefälle bis in tiefe Lagen möglich.
Basis für Mittelfristvorhersage
Anfangs det. IFS, später IFS-/ICON-EPS, für TT auch MosMix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel