SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.01.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zeitweise windig bis stürmisch. In einigen Staulagen der Gebirge Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … liegen wir unter einer strammen westlichen Strömung mit der
feuchtmilde Meeresluft zu uns geführt wird. Vor einem Höhentrog, der nachts nach
Osten durchschwenkt, hat die Strömung vorübergehend nach Südwest zurückgedreht,
was die Kaltfront über dem Südosten zunächst leicht schleifen lässt, mit Passage
des Troges wird sie dennoch nach Osten aus dem Vorhersageraum abgedrängt.
Im Osten und Süden ziehen die Niederschläge damit ab, nachdem es vor allem im
Stau der Alpen noch bis Mitternacht regnet, oberhalb 1200m auch schneit mit 1
bis 5, vereinzelt 10 cm in höheren Staulagen. Die zweite Nachthälfte geht vor
allem im Süden ruhig über die Bühne mit einigen Auflockerungen.

Die postfrontale Wetterberuhigung mit nur lokal schwachen Schauern, ist
ansonsten lediglich von kurzer Dauer, da von der Nordsee ein kurzer, scharf
konturierter Sekundärtrog folgt. Starke PVA auf der Vorderseite induziert ein
schauerartiges Regengebiet, dass vor allem die Nordhälfte nach Osten überquert.
Im Nordwesten sind kurze Gewitter möglich; bei hohen SRH und Scherungswerten
sowie niedrigen HKN’s sind dort Tornados nicht ausgeschlossen.

Kaum ist der eine (schauerartige) Regen durch, setzt von Westen her
(stratiformer) Regen an einer Warmfrontwelle, die in die südliche Nordsee zieht,
ein. Kräftige WLA überlagert mit PVA an weiteren kurzen Wellen löst kräftige
Hebung aus, wobei die zugehörigen Regenfälle schwerpunktmäßig über die
Landesmitte nach Osten ausgreifen mit stellenweise 5 bis 10 l/m² in 6 Stunden.

Der Wind frischt in der Nordwesthälfte wieder auf. Zunächst gemäßigt mit
Trogdurchgang, zum Morgen etwas stärker mit Annäherung der Warmfrontwelle. Dabei
muss in tiefen Lagen von steifen Böen, an der See und im Bergland von Sturmböen
ausgegangen werden. In Gipfellagen treten schwere Sturmböen bis hin zu Orkanböen
auf dem Brocken auf. Zum Morgen muss im Westen häufiger mit stürmischen Böen bis
70 km/h (Bft 8) aus Südwest gerechnet werden.

Donnerstag … zieht die Warmfrontwelle rasch über Norddeutschland nach Osten.
Die zugehörige Kaltfront gerät über der Mitte ins Schleifen und wird später als
Warmfront des nächsten Tiefs bei den Hebriden (18 UTC, ICON) rückläufig. In
erster Linie durch Warmluftadvektion, gestützt nach wie vor durch kurze Wellen
wird Hebung ausgelöst, die kompakte Bewölkung und verbreitet Regen zur Folge
hat. Die Zufuhr sehr milder Luftmassen verstärkt sich kurzer Pause wieder.
Die Sonne lässt derweil sich kaum blicken. Auflockerungen gibt es allenfalls auf
der kurzen Rückseite, am wahrscheinlichsten am Alpenrand, wo der Regen nur in
stark abgeschwächter Form hinkommt. Oft steht somit ein trüber, verregneter und
generell viel zu milder Tag an.

Verbreitet muss mit 5 bis 10, im Westen und Nordwesten mit 10 bis örtlich um 20
(in Staulagen punktuell etwas mehr) l/m² gerechnet werden. Das
Maximum wird wohl im Bergischen Land erreicht, wo gerade externe Modelle, Arome,
UKMO um 30 l/m² simulieren, was aber nach Lage der Dinge höchstens punktuell
erreicht wird. Angesichts der nassen Vorgeschichte sind die markanten, bis oben
ausgereizten Warnungen voll gerechtfertigt.
Im äußersten Süden und Südwesten sowie von der südlichen Magdeburger Börde bis
nach Sachsen gibt es teils fast nichts, oder nur wenige l/m².

Bei Oberwinden um 50 kt in 850 hPa treten auf dem Brocken anhaltend Böen 11 bis
12 Bft auf, im höheren Bergland Sturmböen 8 bis 10 Bft. Das markante Sturmfeld
am Südrand der Warmfrontwelle verlagert sich von NRW und Niedersachsen im
Tagesverlauf über die Mitte ostwärts und schwächt sich ab. Für Böen 7 Bft reicht
es auch nach Osten hin dennoch verbreitet. Nach kurzer Abschwächung legt der
Wind im Warmsektor des nächsten Tiefs abends im Nordwesten wieder etwas zu.

Bei guter Durchmischung und Temperaturen um oder später wieder meist über 0°C in
850 hPa werden vielfach Temperaturen um 10°C erreicht.

In der Nacht zum Freitag kann sich durch KLA über den Britischen Inseln der
nachfolgende Trog etwas amplifizieren. Somit gerät die stramme Strömung ins
Schlingern und dreht in der Höhe kurzzeitig wieder nach Südwest. Während das
Tief unter leichter Auffüllung vor die Südküste Norwegens zieht, verlässt die
Warmfront den Nordosten Richtung Polen und Ostsee und die Kaltfront passiert
ebenso schnell den größten Teil Deutschlands, kommt aber über dem Süden ins
Schleifen.

Dahinter wird die feucht-milde Atlantikluft des Warmsektors (+2°C in 850 hPa)
durch wenig kühlere ehemalige Polarluft (-1°C in 850 hPa) ersetzt. Sonderlich
baroklin ist das Ganze also nicht und die Kaltfront kommt thermisch eher
schwächlich daher. Aufgrund der guten Durchmischung schlägt sich das sowieso
nicht in 2m Höhe nieder; überall milde 4 bis 8°C.
In der Nordwesthälfte stehen mit Passage der Kaltfront nochmal 5 bis 10, örtlich
15 l/m² an Regen an; bis zum Morgen ist das Dauerregenereignis dann aber in den
westlichen Mittelgebirgen vorbei mit 30 bis 50 l/m² in 24 bis 36 Stunden.
Der Wind bleibt lebhaft mit Sturmböen im höheren Bergland und an der Nordsee und
Windböen, vereinzelt stürmischen Böen in der Westhälfte aus Südwest bis West.
Exponierte Gipfel kriegen Böen 11-12 Bft ab.

Freitag … schwenkt der Höhentrog über uns nach Osten, dessen Achse liegt
abends mitten über uns. Dabei weitet er sich bis in den Alpenraum aus und
Deutschland wird posfrontal der nach Österreich abziehenden Kaltfront von
erwärmter Meereskaltluft polaren Ursprungs mit -3°C in 850 hPa, und -33°C in 500
hPa geflutet. Die Labilität steigt und die Niederschläge nehmen
Schauercharakter an. Das Tief, das seinen Höhepunkt längst überschritten hat,
zieht zum Oslofjord und hat abends laut ICON ca. 990 hPa Kerndruck.

Dabei ergeben sich zwei Niederschlagsschwerpunkte:

Zum einen der Süden, wo die Kaltfront aus der Vornacht zunächst leicht schleift
und sich am Alpenrand staut. Dabei sinkt die Schneefallgrenze bis zum Abend auf
1000 Meter und es fallen vor allem südlich der Donau 5 bis 10, stellenweise in
Staulagen um 15 l/m² Niederschlag.

Zum anderen im Nordwesten und Westen, wo am Rand des Tiefs immer wieder
Schauerstaffeln durchziehen. Sonst gibt es einzelne Schauer und lokale Gewitter,
teils mit Graupel.

Erneut muss nahezu landesweit mit Windböen (Bft 7), im Nordwesten und bei
kräftigen Schauern mit Sturmböen gerechnet werden. An der Nordsee und im
höheren Bergland treten diese anhaltend auf. Mehr noch: An der Nordsee sind im
Trogbereich Böen 100 km/h (Bft 10) gering wahrscheinlich und laut ICON, 12 UTC
und ICON EU EPS, die 11 Bft zumindest nicht ganz ausgeschlossen.
Wenigstens lässt sich zwischen den Schauern die Sonne ab und zu sehen. Die
Höchstwerte von 7 bis 11 Grad werden sich im Wind und der etwas kühleren
Meeresluft nicht ganz so mild anfühlen wie tags zuvor.

In der Nacht zum Samstag beruhigt sich das Wetter kurzzeitig. Die höhenkalte
Luft wird nach Osten abgedrängt; Wind und Schauer lassen nach und die
Wolkendecke bekommt im Bereich eines angedeuteten Zwischenhochs größere Lücken.
Außer auf einigen Berggipfeln bleibt es frostfrei. An der See und im Bergland
allerdings teilweise windig.
Ausgangs der Nacht könnte die Warmfront des nächsten „Hebridentiefs“ auf den
Südwesten mit Regen übergreifen. Das will zumindest ICON so, extern wird
langsamer simuliert.

Samstag … zieht auch dieses Tief in der westlichen Strömung zur nördlichen
Nordsee (Fair Isle, Viking). Etwas abseits des Jets in 300 hPa erfolgt nur eine
leichte Verstärkung auf ca. 980 hPa (ICON). Das okkludierende Frontensystem
erfasst uns von Nordwesten mit verbreiteten Regenfällen und auffrischendem Wind.

Der Osten und Südosten werden vom Regen noch nicht erreicht, hier zeigen sich
noch einige Auflockerungen. Ansonsten fallen gebietsweise 5 bis 10 l/m², in
Staulagen etwas mehr. Mit der in der Folgenacht nach Südwesten hin schleifenden
Kaltfront deutet sich in Staulagen der Gebirge die nächste Dauerregenlage an (30
bis 40 l/m² in 12 bis 24h), die aber südlicher als die aktuelle ansetzt. Eifel
und Bergisches Land werden wahrscheinlich ausgespart, der Schwarzwald dafür
mitgenommen.
Der Süd- bis Südwestwind legt zu mit Windböen Bft 7 nach Westen hin und
stürmischen Böen oder Sturmböen im Bergland. Gipfellagen sind wieder mit Bft 10
bis 12 dabei.
Luftmasse und Temperaturen ändern sich kaum.

Modellvergleich und -einschätzung

Abgesehen einiger Timingunterschiede simulieren die Modelle ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner