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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.01.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Fortsetzung der West- bis Südwestlage. Dabei sehr mild, ab Montag etwas kühler.

Nur wenig markantes Wetter: Auf den Bergen mitunter teils schwere Sturmböen, am
Dienstag an der Nordsee stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … In der Nacht zum Sonntag schwenkt Der Höhenrücken vom Odergebiet
nach Ostpolen und wir gelangen auf die umfangreiche Trogvorderseite des
steuernden Zentraltiefs dicht westlich von Schottland.

Damit greift die vorgelagerte Kaltfront auf den Westen über. Die Regenfälle
schwächen sich zunächst ab, im Verlauf der Nacht verstärken sie sich vor einer
Welle über Frankreich im Südwesten wieder. Sonst hält sich noch leichter
Hochdruckeinfluss mit aufgelockerter Bewölkung bzw. klarem Himmel sowie
örtlichem Nebel und Frost nach Südosten hin.

Der südliche Wind bleibt im Westen und Nordwesten recht kräftig mit steifen Böen
in der Nordeifel und an der Nordsee. Gegen Morgen frischt der Wind im
Schwarzwaldbereich auf und bringt oberhalb 1000 m Sturmböen. Auf Alpengipfeln
setzt Föhn ein (Sturmböen auf exponierten Gipfeln).

Im Westen ist es unter starker Bewölkung sehr mild bei Werten um 8 Grad, im
Südosten sind bei entkoppelter Grundschicht Werte bis -2°C möglich (aber kaum
Glätte), der Rest rangiert dazwischen. Zudem kann sich in Südbayern das ein oder
andere Nebelfeld bilden.

Sonntag … nähert sich von Westen der Haupttrog. Seine Achse erreicht um 18
UTC England. Vorderseitig ist bei uns die Höhenströmung zyklonal konturiert,
wenn man will, könnte man das auch als Randtrog bezeichnen. Vorderseitig kommt
die schwache Kaltfront langsam bis nach Westpolen bzw. Südostbayern voran, ist
aber nur wenig definiert, da die Luft postfrontal nur wenig kühler ist.

Schleifend eingebettet wird sich das Regengebiet vor allem auf Bereiche zwischen
dem Schwarzwald und Saarland bis zur Ostsee erstreckend konzentrieren. Im
Tagesverlauf lässt der Regen im Nordwestteil dieses Gebietes nach. Postfrontal
setzt doch allmählich eine Labililiserung ein. Die 500hPa Temperaturen gehen auf
-25 bis -29 Grad im Westen und Nordwesten zurück. Die potentiell feucht-labile
Schichtung ist punktuell sogar für geringe Spuren von ML CAPE (bis 600 hPa) gut.
Daher wird es im Laufe des Nachmittags im Westen neben kurzen Aufheiterungen
durchaus einzelne Schauer geben. Ein Gewitter kann gegen Abend ganz im Westen
nicht ganz ausgeschlossen werden. Gegen Abend setzt im Südwesten vorderseitig
einer flachen Wellenstörung Regen ein.

Beim Gradienten tut sich insgesamt nicht viel. In unmittelbarer Nähe zur Front
gibt es 30, strichweise auch 40 Knoten in 850 hPa. Das schlägt sich vor allem in
den Bergen wieder mit Böen 7 bis 8, auf dem Brocken und auf dem Feldberg im
Schwarzwald kann es kurz Böen 10 Bft. In tiefen Lagen sind im Westen – gerade in
Verbindung mit Schauern – angesichts der Durchmischung und des Oberwindes
durchaus einzelne steife Böen möglich (in der Deterministik nicht gezeigt). Die
Wahrscheinlichkeit für steife Böen liegen nur bei 10 bis 20 Prozent (CosmoLEPS).
Nur in der Nordeifel sind sie nach ICON-D2-EPS sehr wahrscheinlich. Zeitweise
gibt es durch den Böhmischen Wind 7er Böen.

Von der Oberlausitz bis nach Niederbayern und Berchtesgaden bleibt es noch meist
trocken. Die Nebelfelder können sich teils zäh bis in den Nachmittag hinein in
Niederbayern halten. Dort bleibt es dann auch mit teilweise „nur“ 3 bis 6 Grad
am kühlsten. Sonst werden die fast schon gewohnt milden 7 Grad in der Oberpfalz
und 12 Grad im Rheinland erreicht.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Trog unter Abschwächung nach NRW und über
Westeuropa zieht ein weiterer Trog nach England. Die südliche Trogspitze
erreicht das westliche Mittelmeer. In der Folge kommt es klassisch zur
Genuazyklogenese.

Derweil zieht die Frontalwelle mit Regen von Südwestdeutschland nach
Mecklenburg-Vorpommern und ihre Kaltfront erreicht Südostbayern mit Regen.
Ansonsten gibt es bei wechselnder bis starker Bewölkung örtlich Regen oder
Schauer, wobei die Schneefallgrenze in der rückseitig einfließenden erwärmten
Polarluft mit T850 von 0 bis -2 Grad allmählich bis nahe 1000 Meter absinkt.
Eine gewisse Grundlabilität bleibt aufgrund der nun großen Nähe zum Haupttrog
auch über die Nacht hinweg immer da, die sich in steilen Lapse Rates vor allem
zwischen 900 und 750 hPa wiederspiegelt. Bei hochreichend guter Scherung sind
auch einige gut organisierte „Kommas“ wahrscheinlich, aus denen vor allem in der
Westhälfte die Wahrscheinlichkeit sukzessive ansteigt, dass es daraus auch mal
rausblitzt.

Die Temperaturen gehen in den übrigen Landesteilen auf 7 bis 1 Grad zurück,
womit winterliche Erscheinungen erneut ausbleiben. Nur im Bayerischen Wald ist
vorübergehend gefrierender Regen nicht ganz ausgeschlossen.

Montag … bricht kräftige KLA weiter südwärts über Sardinien bis vor die
nordafrikanische Küste und Sizilien aus, wodurch sich der Trog ebenfalls weiter
südwärts ausweitet. Über der nördlichen Adria entsteht auf dessen Vorderseite
ein kräftiges Tief mit an die 1000 hPa im Kern.

Bei uns dreht die Strömung am Rande des sich weiter abschwächenden Tiefs bei den
Färöer auf Südwest bis West und es fließt ein weiterer Schwall erwärmter
Meereskaltluft ein mit T850 bei -3 Grad. Zusammen mit der höhenkalten Luft im
Trogbereich (T500 im Osten -29, im Westen -32 Grad) gibt es einige Schauer,
vereinzelt auch kurze Graupelgewitter. Die Wolkenobergrenzen können sich laut
Vorhersagetemps bis an die -30 Grad hinaufquälen. CAPE-Flächen sind nämlich
allenfalls marginal skinny.

Zwischendurch zeigt sich aber auch zeitweise die Sonne bei zwar gut
durchmischten, sich aber deutlich kühler anfühlenden Höchstwerten von „nur“ noch
6 bis 9 Grad, im mittleren Bergland um 5 Grad. Der Wind bleibt ein Thema mit
Böen 7 Bft in der Südwesthälfte in Schauernähe, sowie generell an der Nordsee
und auf den Bergen.

Oberhalb etwa 1000 Meter gibt es im Schwarzwald und den Alpen endlich mal etwas
Schnee. Binnen 12 Stunden meist 3 bis 10, in Staualgen bis 20 Zentimeter.

In der Nacht zum Dienstag rücken winterliche Begleiterscheinungen (Frost,
Schnee, Glätte) zumindest vorübergehend wenigstens mal bis in mittlere Lagen in
den Fokus. In der 2. Nachthälfte beruhigt sich das Wetter im Einflussbereich
eines Zwischenhochkeiles etwas und bei Aufklaren könnte es vor allem im
Mittelgebirgsraum geringen Frost oder zumindest Bodenfrost auch in den tiefen
Lagen geben.

Dienstag … Während der Höhentrog nach Polen abzieht, schwenkt der nächste
Höhenkeil bis zum Abend zum westlichen Deutschland. Dieser wird aber von
kräftiger Warmluftadvektion überlaufen, die zu der Warmfront eines zum Seegebiet
nordwestlich von Schottland ziehenden Sturmtiefs gehört. Diese Warmfront
erreicht um 18 UTC den äußersten Westen Deutschlands. Das zugehörige Regengebiet
überdeckt dann die Westhälfte Deutschlands, wobei meist nur 1 bis 7 mm Regen
fallen. Im äußersten Nordwesten sind bis 24 UTC über 10 mm möglich. Anfangs
können in den Kammlagen ein Paar Schneeflocken dabei sein. Im Osten und Südosten
startet der Tag noch mit heiteren Abschnitten, ehe Aufzugsbewölkung ankommt.
Ganz im Westen steigen in 850 hPa die Temperaturen schon auf +5 Grad, während
sie im Osten noch im negativen Bereich liegen. Die Temperaturen im
2-Meter-Neveau steigen ähnlich wie am Vortag auf 6 bis 9 Grad, im mittleren
Bergland auf Werte um 5 Grad.
Der Wind frischt mit Übergreifen der Warmfront wieder auf, so dass im Westen und
an der Ostsee steife Windböen auftreten können. an der Nordsee sind stürmische
Böen wahrscheinlich. Auf den Bergen gibt es im Tagesverlauf teils schwere
Sturmböen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Basisfelder werden von den externen Modellen recht ähnlich simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden