SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.01.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Bis in den morgigen Donnerstag noch Starkwindlage (an den Küsten stürmisch, auf
den Berggipfeln Sturm, Brocken: Orkanböen). Auch danach unbeständig, zeitweise
windig und mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … reicht die nur leicht mäandrierende Frontalzone vom mittleren
Nordatlantik und GB bis nach Osteuropa. Darin eingebettet, verlagert sich ein
anfangs noch markant ausgeprägter Kurzwellentrog bis Donnerstagfrüh von
Südnorwegen bzw. vom Skagerrak unter Konturverlust nach Südschweden. An dessen
Südflanke stößt im Laufe der Nacht ein Jetstreak über die Nordhälfte
Deutschlands bis ins östliche Mitteleuropa (Südpolen, Slowakei) vor.
Das ehemals mit dem Trog korrespondierende Bodentief vor der Südwestspitze
Norwegens wurde inzwischen vom Trog „überlaufen“ und beginnt sich aufzufüllen,
während sich durch Umströmungseffekte über dem Skagarrak am Okklusionspunkt ein
Teiltief gebildet hat, das bis Donnerstagfrüh nach Südschweden zieht. Aber auch
diesem Tief ist kein allzu großes Entwicklungspotenzial beschert, zumal sich der
für dynamische Hebung günstige Jetausgang bereits weiter südöstlich befindet,
und es beginnt sich ebenfalls aufzufüllen. Etwas nördlich vom Jetausgang
abgesetzt, entwickelt sich somit rasch ein weiteres Teiltief, das morgens mit
einem Kerndruck von etwa 995 hPa über Litauen aufschlägt. Aus diesem Konstrukt
ergibt sich eine langgestreckte, dipolartige Tiefdruckrinne, die auch morgens
noch westwärts bis nach Dänemark zurückreicht und an dessen Südflanke auch über
dem Vorhersagegebiet weiterhin ein scharfer Gradient aufrecht bleibt.
Die Kaltfront des Tiefs dringt nach Süddeutschland vor, wo sie ins Schleifen
gerät. Sie ist thermisch quasi gar nicht vorhanden, da ihr nach wie vor erwärmte
Meeresluft folgt und wird auch dynamisch immer weniger gestützt. Dennoch fällt
im Frontbereich innerhalb der bis etwa 600 hPa feuchtgesättigten und milden
Meeresluftmasse (PPW 15 bis 20 mm) verbreitet leichter Regen oder Nieselregen,
der im Stau des Schwarzwaldes, des westlichen Oberallgäus und des Bayerwaldes
intensiver ausfällt. ICON-EU hat in exponierten Staulagen bis Donnerstagmittag
sogar warnrelevante Mengen über 30 l/qm auf der Agenda; die anderen Modelle
ziehen diesbezüglich aber nicht mit, so dass sich eine Warnung vor Dauerregen
nicht wirklich aufdrängt.
Da nicht wirklich ein Luftmassenwechsel stattfindet, entwickeln sich auch
postfrontal noch weitere Schauer, vor allem dort, wo noch dynamische Hebung am
Start ist, nämlich im Nordosten. Mangels Höhenkaltluft hält sich die Labilität
der Luftmasse aber sehr in Grenzen, so dass die Schauer nicht allzu intensiv und
teilweise als Nieselregen ausfallen, Gewitter sind keine zu erwarten. Insgesamt
kommen im Norden und Nordosten gebietsweise mehr als 5 l/qm zusammen, im Westen
und in der Mitte dagegen deutlich weniger; dort bleibt es gebietsweise auch
trocken.
Von Warnrelevanz bleibt der Wind. Im Laufe der Nacht beginnt sich durch WLA ein
Höhenrücken über den Britischen Inseln aufzuwölben und die Höhenströmung über
dem Vorhersagegebiet steilt somit etwas auf. Dynamisches Absinken führt über
Frankreich zu Druckanstieg und auch nach Südwestdeutschland schiebt sich im
Laufe der Nacht ein flacher Hochkeil. Somit bleibt der scharfe Druckgradient vor
allem im Norden und Osten des Landes erhalten und kann sich im Ostseeumfeld
sogar noch ein wenig verschärfen. Während sich der Wind vor allem im Laufe der
zweiten Nachthälfte im Südwesten allmählich abschwächt und dort in den
Niederungen nur noch vereinzelt starke bis steife Böen aus Südwest bis West
auftreten, sind diese im restlichen Land noch verbreitet zu erwarten, nach
Nordosten zu kann es in freien Lagen und im Lee einiger Mittelgebirge auch noch
stürmische Böen geben. An den Küsten – zunehmend auch der Ostsee – gibt es
verbreitet stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen aus Nordwest (Nordsee) bis
West. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen bleibt es
ebenfalls stürmisch mit Sturm- und schweren Sturmböen, auf dem Brocken auch noch
einzelnen Orkanböen. Aufgrund der vielen Wolken und des Windes fällt die Nacht
überall frostfrei aus mit örtlich zweistelligen Tiefstwerten im Westen.

Donnerstag … nähert sich vom Ostatlantik her der nächste markante
Kurzwellentrog den Britischen Inseln an. Vorderseitig stützt kräftige WLA den
Höhenrücken, der im Tagesverlauf die Nordsee allmählich ostwärts überquert. Auf
dessen Vorderseite steilt die nordwestliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet noch etwas auf und durch dynamisches Absinken kann sich in etwa
700 hPa eine Inversion etablieren.
Im Bodenfeld schenkt von Frankreich und Benelux her ein Hochkeil nach
Deutschland, während das Tief über Litauen allmählich Richtung Südwestrussland
abzieht. An dessen Westflanke reicht der nach wie vor markante Bodentrog anfangs
noch bis zur südwestlichen Ostsee, so dass über der Osthälfte, insbesondere über
dem Nordosten, der kräftige Gradient zunächst aufrechterhalten wird. Somit
beginnt der Tag im Norden und Osten sowie im Südosten noch windig mit steifen,
im Nordosten mit allmählich durchschwenkenden Trog auch bis weit ins Binnenland
reichend stürmischen Böen aus West bis Nordwest. In den Kamm- und Gipfellagen
der östlichen Mittelgebirge und der Alpen gibt es Sturm- und schwere Sturmböen
(Fichtelberg eventuell auch Bft 11). Im Westen und Südwesten flaut der Wind
dagegen bereits am Vormittag deutlich ab, am Nachmittag und Abend dann
allmählich auch im Nordosten, in den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge und
der Alpen gibt es noch bis in die erste Nachthälfte hinein stürmische Böen bzw.
Sturmböen.
Die Kaltfront löst sich am Alpennordrand auf, so dass die Niederschläge dort
zögernd nachlassen, im Stau der Alpen aber noch bis zum späten Nachmittag bzw.
Abend anhalten. Die Schneefallgrenze schwankt aber nach wie vor um 1500 m oder
knapp darüber.
Auch sonst bleibt es trotz Absinken und Hochkeil eher stark bewölkt, zumal
unterhalb der sich etablierenden Absinkinversion von Nordwesten her weiterhin
feuchtmilde Luft einströmt. Vor allem nach Osten und Südosten zu fallen dabei
noch einzelne leichte Schauer, teilweise auch als Nieselregen. Im Westen des
Landes kündigt mitteltroposphärische WLA, die den Rücken überläuft, bereits die
nächste Warmfront eines bis zum Abend ins Seegebiet westlich der Hebriden
ziehenden Sturmtiefs an, die abends die Nordsee und Benelux erreicht. Vor allem
nachmittags und abends fällt dort aus überwiegend dichter Bewölkung gebietsweise
etwas Regen oder Nieselregen.
Die Sonne zeigt sich nur selten, und wenn, dann nur kurz, am häufigsten wohl im
Ostseeumfeld, wo niedertroposphärisch in den Bereich der abziehenden Rinne etwas
kühlere und trockenere Luft einströmt. Dort sinkt die 850 hPa-Temperatur auf
etwa -2 bis -5 Grad, während sie sonst zwischen -1 Grad an der Elbe und +4 Grad
im Südwesten verharrt. Entsprechend liegen die Höchstwerte zwischen 6 bis 7 Grad
an der Ostsee und 14 Grad am Oberrhein.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Höhenrücken über das Vorhersagegebiet
hinweg ostwärts. Der folgende Kurzwellentrog zieht auf nördlicherer Zugbahn als
sein Vorgänger über die Britischen Inseln zur Nordsee, dessen Drehzentrum
befindet sich in den Frühstunden nördlich von Schottland. Das korrespondierende
Sturmtief bei den Hebriden kann sich noch etwas verstärken und schlägt morgens
mit einem Kerndruck von etwa 977 hPa im Bereich der Shetlands auf. Die Warmfront
überquert im Laufe der Nacht weite Teile des Vorhersagegebietes mit allerdings
nur leichten Regenfällen ostwärts (im Südwesten und Süden sowie im Lee der
meisten Mittelgebirge kommt so gut wie gar nichts mehr an, aber auch ganz im
Norden fallen meist nur 1 bis 5 l/qm), die Kaltfront erreicht morgens die
Deutsche Bucht bzw. die Westgrenze des Landes.
Nach vorübergehender Abnahme frischt der auf Süd bis Südwest zurückdrehende Wind
im Nordwesten wieder etwas auf. Im Nordseeumfeld sowie in höheren Lagen
Westdeutschlands gibt es einzelne steife, auf Helgoland und auf dem Brocken
eventuell auch stürmische Böen.
Die Warmfront erreicht den Nordosten erst in den Frühstunden, vorderseitig
befindet sich dort noch die eingeflossene kühlere Luftmasse, innerhalb der es
auf nahe 0 Grad abkühlen kann. Ob es anfangs für ein paar Schneeflocken dort
reicht, ist aber mehr als fraglich und gefrierender Regen dürfte aufgrund der zu
warmen Böen auch kein Thema sein.
Werte nahe dem Gefrierpunkt kann es auch in einigen Alpentälern geben, ansonsten
verläuft die Nacht mild und frostfrei.

Freitag … kommt das Drehzentrum des Kurzwellentroges nur noch wenig
nordostwärts bis zum Seegebiet südwestlich der Haltenbank voran, während der
Trog selbst sich weiterhin als Kurzwelle rasch über die Nord- und Osthälfte
Deutschlands nach Polen verlagert. Das korrespondierende Sturmtief ist zunehmend
achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefs positioniert und füllt sich auf. Die
Kaltfront überquert Norddeutschland noch rasch ostsüdostwärts, gerät dann aber
über der Mitte mangels Schubkomponente ins Schleifen und geht in die Warmfront
einer Welle nordwestlich der Biskaya über. Mit Annäherung eines flachen, aber
breit angelegten Höhenrückens, der abends Benelux und die Nordsee erreicht, wird
sie von kräftigen Druckanstieg überlaufen und gerät unter großräumiges Absinken,
so dass sie erheblich an Wetterwirksamkeit verliert.
Vor allem im Norden und Nordosten erweist sie sich bis um die Mittagszeit aber
noch als einigermaßen wetteraktiv mit schauerartigen Regenfällen, mehr als 1 bis
5 l/qm, in Teilen von Schleswig-Holstein und Vorpommern auch bis nahe 10 l/qm
haben die Modelle aber nicht auf der Agenda.
Postfrontal klingen die Niederschläge dann aber rasch ab und es bleibt trocken,
auch in der Mitte kommen nur noch wenig Niederschläge an. Im präfrontalen
Bereich bleibt es in Süddeutschland ebenfalls weitgehend trocken.
Der Wind dreht mit Frontpassage auf Südwest bis West und frischt vorübergehend
auf, in der Nordhälfte kann es in freien Lagen einzelne steife Böen geben, über
der Nordsee eventuell auch stürmische Böen. In den Kamm- und Gipfellagen (außer
im Süden) gibt es stürmische Böen und Sturmböen.
Vor allem postfrontal im Nordwesten, aber auch präfrontal südlich der Donau
kommt zeitweise die Sonne durch, sonst bleibt es meist stark bewölkt.
Nach wie vor – auch postfrontal – gelangt maritim erwärmte Subpolarluft ins
Vorhersagegebiet, die Temperatur in 850 hPa erreicht Werte zwischen -1 Grad im
Norden und +3 Grad im Süden. Entsprechend werden im Nordosten Höchstwerte
zwischen 6 und 10 Grad erreicht, sonst bleibt es mit 9 bis 14 Grad sehr mild.

In der Nacht zum Samstag kommt es über dem nahen Ostatlantik knapp westlich der
Britischen Inseln zu einem markanten Trogvorstoß. Korrespondierend dazu hat sich
im Seegebiet westnordwestlich Irlands ein veritables Sturm- bzw. Orkantief
entwickelt, das zeitweise einen Kerndruck von etwa 950 hPa oder sogar knapp
darunter aufweisen dürfte. Vorderseitig wölbt sich über GB ein flacher
Höhenrücken auf und schwenkt rasch zur Nordsee bzw. ins Vorhersagegebiet, wird
aber bereits von WLA überlaufen.
Im Bodenfeld verlagert sich eine Hochdruckzone über die Alpen bzw.
Süddeutschland hinweg ostwärts, so dass auch niedertroposphärisch die Strömung
allmählich auf Südwest dreht. Die ehemalige Kaltfront über der Mitte
Deutschlands wird somit als wenig wetteraktive Warmfront allmählich wieder etwas
nach Nordosten geführt, vor allem im präfrontalen Bereich kann es dabei
gebietsweise etwas regnen oder nieseln.
Sowohl im Nordosten, vor allem aber im Süden lockern die Wolken zeitweise
stärker auf, von Südbaden bis ins Alpenvorland ist es eventuell auch längere
Zeit gering bewölkt, so dass es dort Nebel und leichten Frost geben kann.
Ansonsten bleibt es unter oft starker Bewölkung frostfrei.
Der anfangs vor allem an den Küsten und auf einigen Bergen noch lebhafte Wind
schwächt sich weiter ab und dreht auf Südwest bis Süd zurück. Warnrelevante Böen
sind kaum mehr zu erwarten.

Samstag … greift der umfangreiche Langwellentrog über dem Ostatlantik
allmählich auch auf die Britischen Inseln über. Der vorgelagerte Höhenrücken
kann sich noch etwas nach Norden, über Norwegen bis zum Nordmeer, aufwölben und
überquert mit seiner Achse das Vorhersagegebiet nur zögernd ostwärts. Rückseitig
dreht die Höhenströmung auf Südwest und ist westlich von uns zunehmend diffluent
konturiert. Somit dominiert über Mitteleuropa mitteltroposphärisch weiterhin
WLA, die sich aber allmählich abschwächt.
Im Bodenfeld kommt das nun zentralsteuernde Sturmtief nordwestlich von Irland
kaum nach Osten voran. Dessen okkludierendes Frontensystem überquert allerdings
die Britischen Inseln ostwärts und greift abends auf die Nordsee über, so dass
sich auch hierzulande der Druckfall verstärkt. Der Wind dreht allgemein auf Süd
bis Südost zurück und lebt vor allem ganz im Westen, über der Nordsee und in
höheren Lagen auf, über der offenen Nordsee sowie im Lee einiger Mittelgebirge
im Westen des Landes reicht es eventuell wieder für steife Böen, in einigen
Hochlagen für stürmische Böen. An den Alpen stellt sich leichter Föhn ein.
Die inzwischen über dem Norden und Osten des Landes angelangte Warmfront zieht
allmählich nordostwärts ab, vor allem präfrontal fällt hier und da etwas Regen
oder Nieselregen. Rückseitig lockern die Wolken dagegen gebietsweise stärker
auf, am ehesten lässt sich die Sonne im Lee einiger Mittelgebirge, vor allem
aber an den Alpen und im Vorland länger blicken. Die 850 hPa-Temperatur steigt
allmählich auf Werte zwischen 2 Grad im Nordosten und nahe 8 Grad am Alpenrand.
Vor allem im Südosten bleibt es bodennah aber gradientschwach und bei schwachem
Wind aus östlichen Richtungen kann sich die Milderung nicht durchsetzen. Somit
liegen die Höchstwerte meist zwischen 6 bis 7 Grad im Nordosten sowie in Teilen
von Ostbayern und 13, vielleicht 14 Grad im Westen. Auch am Alpenrand können mit
Föhn zweistellige Werte erreicht werden.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognose- und auch kaum
warnrelevanten Unterschiede ausmachen.
Nach wie vor hat das ICON-EU im Vergleich zu den meisten anderen Modellen die
höchsten RR-Mengen im Schwarzwald und Oberallgäu auf der Agenda, allerdings
lediglich in exponierten Staulagen warnrelevante Mengen, so das von einer
Dauerregenwarnung abgesehen werden kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff