S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.12.2022 um 10.30 UTC

Meist unbeständig, zeitwindig windig und mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.01.2023

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag liegt Deutschland
auf der Vorderseite eines langwelligen Troges über dem Ostatlantik. Die
Trogachse erreicht im Tagesverlauf die Britischen Inseln, Westfrankreich und die
Iberische Halbinsel. Dadurch steilt sich bei uns die südwestliche Höhenströmung
weiter auf. Im Bodendruckniveau wird der Norden von einer Frontalwelle passiert
und auf der Rückseite kommt die Kaltfront bis in den Westen voran. Der frontale
Regen beeinflusst vor allem den Norden und den Westen. Dabei muss vor allem im
Westen und Nordwesten auch mit Regenfällen von über 10 l/qm, in Staulagen auch
mit über 20 l/qm gerechnet werden. Weiterhin gibt es in den westlichen
Mittelgebirgen sowie auf den Alpengipfeln stürmische Böen oder Sturmböen. Die
Temperaturen steigen am Montag nochmals verbreitet und deutlich über 10 Grad.
Die Nacht bleibt frostfrei. Mit Voranschreiten der Kaltfront sinkt die T850
allerdings ab. Die 0-Grad-Isotherme in 850 hPa erstreckt sich am Tagesende von
der Odermündung bis in die Pfalz. Präfrontal wird es vor allem im Südosten
nochmals ein recht freundlicher Tag.

Am Dienstag schwenkt der Trog über unseren Vorhersagebereich hinweg und liegt am
Abend mit der Achse bereits östlich von uns. In der westlichen Strömung folgt
daraufhin ein Rücken der am Tagesende bereits die westliche Nordsee erreicht.
Infolgedessen steigt der Druck bei uns an und es bildet sich über dem Alpenraum
und Süddeutschland ein kräftiges Hoch mit einer Kernisobare von 1030 hPa aus. Am
Boden passiert uns die Kaltfront des inzwischen zum Baltikum abgewanderten Tiefs
südostwärts. Die Frontreste beeinflussen vor allem noch Süddeutschland südlich
der Donau und den Alpenraum mit etwas Regen und oberhalb von etwa 1200 m Schnee.
Die Temperaturen haben sich gegenüber den Vortagen deutlich abgekühlt.
Zweistellige Werte sind allenfalls am Oberrhein zu erwarten.

Am Mittwoch passiert uns der Keil ostwärts und auf seiner Rückseite schwenkt ein
flacher kurzwelliger Trog von den Britischen Inseln in die Nordsee. Auf seiner
Vorderseite erreicht den Nordwesten in der zweiten Tageshälfte das okkludierte
Frontensystem des Tiefs nördlich von Schottland. Sein Regenband erfasst vor
allem die Nordhälfte. Größere aber nicht warnwürdige Mengen werden von IFS vor
allem im Bereich der schleswig-holsteinischen Westküste simuliert. Durch den
Keil wird auch wieder etwas wärmere Luft (T850 > 0 Grad) geführt, zweistellige
Höchsttemperaturen sind allerdings nur im Südwesten und Süden zu erwarten. Die
Nacht bleibt abgesehen von höheren Lagen der Mittelgebirge frostfrei.

Am Donnerstag setzt sich nach Abzug des Randtrogs schon wieder von Westen her
wieder Druckanstieg durch. Zuvor passiert das Frontensystem noch die Nordhälfte,
wird aber durch eine Wellenbildung über den Britischen Inseln wieder rückläufig.
An der Front gibt es Regen, meist nur wenige l/qm. Ausnahme dabei sind die
Mittelgebirge, wo in den Staulagen auch über 10 l/qm bis Tagesende fallen
können. Die Temperaturen steigen wieder an und in der Westhälfte sind fast
überall zweistellige Tageshöchstwerte zu erwarten. Es bleibt windig, der
Südwestwind ist allerdings nur auf den Bergen und auf den Inseln warnwürdig.

Am Freitag wird der Norden von der schon angesprochenen Welle erreicht. Sie
weist ein abgeschlossene Kernisobare von 1005 hPa. Somit ist vor allem im
Küstenbereich mit einer Sturmlage zu rechnen. Im Bereich Schleswig-Holstein sind
zudem kräftige Regenfälle über 30 l/qm in 24 Stunden zu erwarten. Weiter südlich
sind vor allem die Mittelgebirge von den Regenfällen betroffen, warnwürdige
Mengen stehen jedoch nicht auf der Karte. Es bleibt mild, in Süddeutschland
ungewöhnlich mild mit Spitzenwerten bis 14 Grad.

Auch das nächste Wochenende wird es recht unbeständig mit raschen Passagen von
Tiefausläufern, unterbrochen durch kurze Phasen mit Wetterberuhigung. Eine
durchgreifende Abkühlung oder sogar eine Einwinterung ist nicht in Sicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Prinzip stimmt der aktuelle Lauf mit den Vorläufen bis Donnerstag recht gut
überein. Den Durchgang des Wellentiefs am Freitag wird allerdings von den
Vorläufen nicht simuliert. Dort wird aus einem Wellentief über dem Ostatlantik
auch ein kräftiges Tief simuliert, seine Zugbahn verläuft jedoch deutlich weiter
nördlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen globalen Modelle stimmen bis Donnerstag mehr oder weniger gut
mit dem IFS überein. Die Entwicklung und der südliche Verlauf der Frontalwelle
am Donnerstag und Freitag wird auch vom GFS so simuliert. Sowohl ICON als auch
UK10 lassen die Entwicklung etwas weiter nordwärts ablaufen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen zeigen für Montag und Dienstag 3 Cluster, die alle dem
klimatologischen Regime positive NAO zugeordnet sind. Im Zeitraum Mittwoch bis
Freitag wurden 4 Cluster gerechnet, wobei der aktuelle Lauf dem Cluster 1
zugeordnet wurde. Er unterscheidet sich von den anderen Cluster dahingehend,
dass er für Mittwoch und Donnerstag dem klimatologischen Regime „Blocking“
zugeordnet wurde. Die meisten anderen Cluster werden dagegen dem positiven NAO
zugerechnet. Für den anschließenden Zeitraum von Samstag nächster Woche bis
Montag übernächster Woche werden wieder 4 Cluster berechnet. Der aktuelle Lauf
ist dem Cluster 2 zugeordnet, der wie der Cluster 1 ausschließlich der Regime
positive NAO zugeordnet ist.

Die Rauchfahne einer Station aus dem mittleren Bereich von Deutschland zeigt von
Sonntag auf Montag einen starken Temperaturrückgang. Danach steigt die
Temperatur bis Donnerstag wieder langsam an. Danach erfolgt ein sehr „dezenter“
Temperaturrückgang. Niederschlagssignale werden für jeden Tage der Woche
gerechnet, wobei Einzellösungen auch bis nahe 10 mm/6 Stunden kommen. Das
Geopotential hält sich bis Donnerstag auf einem Niveau, sinkt aber zum
Wochenende bei einer gleichzeitigen Vergrößerung des Spreads leicht ab. Die
Rauchfahne aus dem Norden und dem Süden weichen von diesem Schema kaum ab.

Betrachtet man sich den 2 m-Temperaturverlauf so fällt die deutliche Abweichung
nach oben am Wochenende auf. Die Werte befinden sich im Bereich des
Maximalspitze des Kerzendiagramms. Insgesamt liegen die Höchsttemperaturen auch
im weiteren Verlauf über dem Modellklima. Selbst die Mediane der
Minimumtemperaturen reichen fast an das Modellklimamittel heran und liegen damit
deutlich über dem mittleren Modellminimum.

Insgesamt gesehen gibt es keine Anzeichen bei den Ensembles, die auf einen
alternativen Verlauf der Entwicklung hindeuten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Temperatur:
Der EFI deutet am Montag noch ein teilweise deutlich über Modellklimatologie
liegendes Temperaturniveau an (Indexwert 0,75 bis 1), am Donnerstag dann einen
Index im gelben Bereich, d.h. 0,5 bis 0, 75.

Wind
Von EFI gibt es keine Signale für ein Windereignis. Von Mittwoch bis
Donnerstagvormittag geben die Ensembles hohe Wahrscheinlichkeiten für Bft 8 bis
im Bereich der Nordsee und auf den Ostseeinseln. Am Freitag besteht zudem die
geringe Wahrscheinlichkeit für markante Böen im nordwestdeutschen Binnenland.

Niederschlag:
Die Wahrscheinlichkeiten für ein markantes Niederschlagsereignis (RR24 > 30 mm)
gibt es nur sehr regional und auch nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit (P <
1-9 %).

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EZMW-IFS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich