SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.12.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Heute Abend im Süden vereinzelt Gewitter mit stürmischen Böen. Im Allgäu anfangs
Dauerregen. An den nächsten Tagen an der See und im Bergland zeitweise
stürmisch, auf exponierten Bergen teils schwere Sturmböen oder Böen Bft 11 bis
12.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … nachts schwenken Trog und Kaltfront rasch ostsüdostwärts durch,
wobei die Kaltfront später an den Alpen ins Schleifen kommt. Postfrontal flutet
kältere Meeresluft ganz Deutschland und es erfolgt in der unteren Troposphäre
ein Temperaturrückgang in 850 hPa auf Werte zwischen -2 Grad am Alpenrand und -5
bis -6 Grad in der Nordhälfte Deutschlands. Die Niederschläge gehen oberhalb 500
bis 900 m, in den Alpen oberhalb 1000 m in Schnee über, lassen aber in der
postfrontal einfließenden polaren Meeresluft rasch nach, sodass kaum Neuschnee
fällt. Nur im Norden werden durch schwache Tröge weiterer leichte Schauer
ausgelöst.
Im Alpenraum oberhalb 1000 m können 1 bis 5 cm, in Staulagen vereinzelt bis 10
cm Schnee fallen. Insgesamt kommen wohl in Staulagen 10 bis 20 mm Niederschlag
zusammen, im Allgäu auch mehr (anfangs Dauerregen).
Gestützt durch die kräftige Kaltluftadvektion schiebt sich von Frankreich ein
Bodenhochkeil nach Süddeutschland. Hierdurch bleibt ein kräftiger Druckgradient
bestehen. Abseits der Küste sollten aber im Tiefland keine warnrelevanten Böen
mehr auftreten, an der See sind Wind- und stürmische Böen (anfangs an der
Nordsee sowie in exponierten Lagen an der
Ostseeküste Böen Bft 8 zu erwarten. Auf den Bergen treten 9er Böen, auf
exponierten Gipfeln Böen Bft 10 (Brocken darüber).
Aufgrund des Gradienten bleibt leichter Frost meist auf Mittelgebirgslagen
oberhalb 600 bis 800 m beschränkt und auch Nebel sollte nicht zustande kommen.

Dienstag … Der oben erwähnte Trog zieht in der gut ausgeprägten Westdrift
nach Osteuropa ab und es folgt ein flacher Rücken. Der nachfolgende
Kurzwellentrog erreicht die Britischen Inseln. Das mit dem Trog verbundene
Bodentief wird an den Hebriden vorbei nordostwärts gesteuert. Dessen Warmfront
streift den Nordwesten Deutschlands, was aber selbst in Nordseenähe nur geringe
Regenfälle ergibt.

Ansonsten hält sich dank des sich zum östlichen Alpenraum verlagernden
Bodenhochs Zwischenhocheinfluss, wodurch es, abgesehen von Restniederschlägen zu
Beginn des Tages im Alpenraum, weitgehend niederschlagsfrei bleibt. Im Norden
und in der Mitte Deutschlands lässt der dort nach wie vor kräftige Gradient die
Luftmasse nicht so recht zur Ruhe kommen. Im Nordosten und in den mittleren
Gebieten, dort aber vor allem im Lee der Mittelgebirge sowie an der Nordsee
kommen Windböen Bft 7 zustande, an der Ostsee sind stürmische Böen möglich.
In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es durchweg Sturmböen Bft
8/9, auf dem Brockenplateau schwere Sturmböen.
Immerhin sind größere Auflockerungen wahrscheinlich, die im Norden aus der
Durchmischung und im Süden aus Absinken im Bereich des Bodenhochs resultieren.
In Alpennähe sind sonnige Abschnitte möglich.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 4 Grad im mittleren Bergland und 9 Grad am
Rhein (T850 -1 bis -7°C) wird es kühler als bisher.

In der Nacht zum Mittwoch entwickelt sich am Okklusionspunkt des ins Seegebiet
nördlich von Schottland ziehenden Tiefs ein Teiltief, das bei leichter
Verstärkung zum Skagerrak zieht und dessen Ausläufer auf den Nordwesten
übergreifen. An dessen Südflanke legt über dem Westen und Nordwesten
Deutschlands der Gradient zu, so dass im Nordwesten Deutschlands steife Windböen
aufkommen. In den mittleren Regionen sind Windböen Bft 7 hauptsächlich auf die
Leegebiete der Mittelgebirge sowie freie Lagen beschränkt. An der Küste kommen
Wind- und stürmische Böen, an und über der Nordsee Böen bis Sturmstärke auf. In
den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen, westlichen und zentralen Mittelgebirge
kommen Sturmböen Bft 8/9 in Gang, auf dem Brocken sind dann zumindest schwere
Sturmböen zu erwarten.
Zudem setzen in der Nordwesthälfte Deutschlands, resultierend aus kräftiger
Warmluftadvektion, Regenfälle ein. Relativ windschwach bleibt es im Südosten, so
dass dort (wie auch in höheren Berglagen) leichter Frost auftreten kann.
Ansonsten sollte es meist frostfrei bleiben. Die Nebelneigung ist aufgrund der
relativ trockenen Luftmasse selbst in den südöstlichen Landesteilen relativ
gering.

Mittwoch … zieht der schwache Trog von Deutschland rasch nach Ostpolen. Der
nachfolgende flache Rücken wölbt sich durch Warmluftadvektion wieder etwas
stärker auf und zieht ebenfalls über uns ostwärts.
Regenfälle, die aus Warmluftadvektion und über Norddeutschland schleifenden
Tiefausläufern resultieren, erfassen zunächst auch die mittleren Gebiete, werden
aber mit Passage der Warmfront und der nachfolgend südwestlichen Strömung wieder
nach Nordosten gesteuert.

Ein weiterer, etwas kräftigerer Trog erreicht bis zum Abend Irland. Das mit
diesem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich zum Seegebiet knapp
nördlich von Irland. Dessen Kaltfront erreicht bis zum Abend die englische
Ostküste. Der Gradient verstärkt sich von Nordwesten her wieder etwas, so dass
sich nach vorübergehendem Abflauen des Windes eine leichte Windzunahme ergibt.
Wie bereits in der Nacht zuvor sind im Nordwesten bis ins Binnenland hinein, im
Westen und in den mittleren Regionen bevorzugt in den Leelagen der Mittelgebirge
Windböen Bft 7 zu erwarten. In Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge treten
Sturmböen Bft 8/9 (Brocken schwere Sturmböen, Bft 10) auf. In den östlichen
Mittelgebirgen und auch in den Alpen ist die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen
nur gering.

Auflockerungen zeichnen sich am ehesten im Lee der zentralen und östlichen
Mittelgebirge ab. Im Süden, etwa vom Schwarzwald bis nach Niederbayern, sind
durchaus auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Gegenüber dem Vortag
erfolgt dann ein leichter Temperaturanstieg auf 6 bis 11 Grad, am Oberrhein bis
13 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das Tief bei den Hebriden nur langsam nach
Nordosten zu den Shetlandinseln. Die Kaltfront ist schneller und greift auf
Westdeutschland über. Außer im Süden und Südosten kommt daher schauerartiger
Regen auf. Mit der Gradientzunahme frischt auch der Südwestwind weiter auf und
erreicht über dem gesamten Westen und über die Mitte ausgreifend nach Osten in
Böen Stärke 7. An der Nordsee und im höheren Bergland werden Sturmböen
wahrscheinlicher und exponiert sind in Kamm- und Gipfellagen schwere Sturmböen
bis orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.
Im Südosten Bayerns gibt es nochmal leichten Frost, in der trockener Luft dort
kaum Nebel oder Glätte; sonst bleibt es frostfrei, im Nordwesten bei Minima
teilweise um +8°C.

Donnerstag … Während das hoch reichende Tief über den Shetlandinseln nur sehr
langsam nach Nordosten zieht, erreicht sein Höhentrog am späten Abend den
äußersten Westen Deutschlands. Trogvorderseitig schwenkt die Kaltfront langsam
zum Donaugebiet, verliert aber an Kontur. Dabei werden im Süden aber nur wenige
Millimeter Regen ausgelöst, im Schwarzwald vielleicht örtlich gut 10 mm.
Frontrückseitig gibt es in der Mitte, im Westen und im Norden bei wechselnder
bis starker Bewölkung einzelne Schauer.
Der Gradient bleibt auch postfrontal recht kräftig, so dass von Rheinland-Pfalz
und NRW bis zur westlichen Ostsee mitunter steife Windböen auftreten können, an
der Nordsee Sturmböen, vom nördlichen Emsland bis nach Schleswig-Holstein
stürmische Böen. Auf exponierten Bergen können teils schwere Sturmböen, auf dem
Brocken auch Orkanböen auftreten. Hinter der Kaltfront sinken die Temperaturen
in 850 hPa bis zum Abend lediglich auf Werte zwischen 2 Grad über der Alb und an
die -3 Grad in Schleswig-Holstein.
Die Luft ist aber gut durchmischt, so dass Höchstwerte zwischen 10 und 14 Grad
für einen ungewöhnlich milden Tag sorgen. In den Mittelgebirgen und im
Küstenbereich ist es mit Werten um 8 oder 9 Grad nur wenig kühler.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden