SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.12.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Mildes Weihnachtstauwetter. Teils Dauerregenunwetter in Staulagen der
Mittelgebirge und im Allgäu. Dazu im Süden sehr windig, im Bergland stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … zonalisiert die Strömung über West- und Mitteleuropa zunehmend
zwischen Tiefdruckgebieten über Nord- und Nordwesteuropa und hohem Druck bzw.
Geopotential über Südwesteuropa. Zunächst mit einem kurzwelligen Trog, dann an
einer von Nordfrankreich über die Mitte Deutschlands nach Osten ziehenden Welle,
jeweils überlagert von Warmluftadvektion kommt von Westen her teils länger
anhaltender Regen auf. Dieser bringt nachts in 12 Stunden im Westen und über der
Mitte gebietsweise 5 bis 10, in Staulagen um 15 l/qm Regen. Da mit kurzen Pausen
weitere Regengebiete folgen, setzt im Stau der Gebirge eine Dauerregenlage ein,
die bis in die Nacht zum Samstag anhält und 30 bis 50 l/qm Regen in ca. 48h
bringt. Neben den deterministischen Modellen stützen auch die probabilistischen
Verfahren diese Aussagen.
Dazu frischt vor allem wenn die Welle kommt, auf deren Südseite der Südwest- bis
Westwind kräftig auf mit steifen bis exponiert stürmischen Böen, im Bergland mit
teils schweren Sturmböen, exponiert orkanartigen Böen.
In sehr feuchter und milder Meeresluft liegen die Nachttemperaturen meist
zwischen +9 und +4°C, lediglich im Südosten noch darunter und in Südostbayern
ist stellenweise nochmal leichter Frost möglich, und wenn der Regen ankommt
vorübergehend auch gefrierender Regen. Für eine überregionale Glatteislage
sollte es aber nicht mehr reichen.

Donnerstag … geht die zyklonale Westlage weiter. Begleitet von einem markanten
Kurzwellentrog zieht die Frontalwelle über die Mitte Deutschlands nach Osten.
Nach deren Abzug gibt es nur eine kurze Regenpause, da der linke Ausgang eines
Jetstreaks über Westeuropa weitere Hebung forciert, darüber hinaus bleibt die
Warmluftadvektion über dem Süden, später verstärkt auch von Westen her erhalten.

Somit kommt über Frankreich und Benelux zum Nachmittag wieder vermehrt Regen
auf. Vor allem in breitem Streifen vom Westen in den Südosten regnet es längere
Zeit, erneut mit 10 bis 15 l/qm bevorzugt im Bergland und in Staulagen. Im
Norden ist die Niederschlagsneigung geringer, im Nordwesten ist es teils auch
niederschlagsfrei, aber auch dort stehen die Chancen auf Sonne nicht sonderlich
gut. Am ehesten setzt sich diese ganz im Süden mal durch bei föhnigen
Auflockerungen am Alpenrand und im Alpenvorland.
Während der Norden vorübergehend von weniger milder Meeresluft gestreift wird,
und bei 6 bis 9°C die Maxima erreicht werden, sind ansonsten 9 bis 13°C an der
Tagesordnung, mit den höchsten Werten im Südwesten.
Daran hat auch die gute Durchmischung ihren Anteil, denn der Südwestwind
erreicht in tiefen Lagen über der Südhälfte Bft 7, exponiert im Alpenvorland
auch mal die Bft 8 und im Bergland sind Sturmböen Bft 9 bis 10, exponiert
Orkanböen möglich. Der Wind lässt nach Abzug der Welle im Tagesverlauf wieder
nach.
Damit ist auch für Reste der Kaltluft in Südostbayern die Zeit abgelaufen. Die
Glätte ganz im Südosten dürfte somit zügig vorbei sein.

Die Regenfälle erfassen dabei zusehends Staulagen im Südwesten (Schwarzwald) und
Süden (Allgäu, Alpenrand), wo sie sich in der Nacht zum Freitag verstärken,
dabei aber auch, da die nächste Welle übergreift, über weite Landesteile bis in
den Norden ausbreiten. Rückseitig eines Troges über Skandinavien gelängt etwas
kältere Meeresluft in den Norden (-2°C in 850 hPa), während sich die Advektion
milder Luft in den Süden ebenfalls verstärkt, dort liegt die Schneefallgrenze
bei über 2000m, sodass die feste Phase keine große Rolle spielt. Vor allem die
deutsche Modellkette simuliert in Staulagen über dem Südwesten und an den Alpen
in 12 Stunden Mengen an den Warnschwellen, die externen liegen meist etwas
darunter. Nimmt man aber die Regenfälle, die auch dort bis in die Nacht zum
Samstag anhalten, dazu, sind in Staulagen um 40, exponiert 60 bis 80 l/qm
möglich, womit die Grenze zum Unwetter erreicht wäre. Mangels Schneedecke ist
der Anteil an Schmelzwasser nicht groß, sodass Dauerregenwarnungen ausgegeben
werden sollten. Es bleibt in milder Meeresluft überall frostfrei.
Der Südwest- bis Westwind frischt im Südwesten wieder auf mit steifen Böen, im
Bergland sind ausgreifend bis in die nördlichen Mittelgebirge Sturmböen zu
erwarten, exponiert auf Gipfeln im Süden schwere Sturmböen bis Orkanböen.

Freitag … zieht auch die nächtliche Welle nach Osten ab und die kräftige
westliche Höhenströmung gestaltet sich danach nur kurzzeitig mal etwas
antizyklonaler. Viel hilft das aber auch nicht, da vor den nächsten
Tiefausläufern von Westen her rasch wieder Warmluftadvektion und Hebung
einsetzt. Ausgehend vom Zentraltief über dem Nordatlantik schiebt sich derweil
eine Rinne über Norddeutschland nach Osten vor, deren Achse abends etwa vom
Münsterland bis nach Sachsen reicht.

Nach erneut nur kurzer Unterbrechung kommt wieder, teils länger anhaltender
Regen auf, der sich von Südwesten bis etwa zur Elbe hin ausbreitet. Hier nehmen
aber die Unsicherheiten durch Modellunterschiede zu. Gebietsweise fallen 10 bis
20 l/qm, exponiert in Staulagen des Schwarzwaldes und an den Alpen 30 bis 50
l/qm in 12 Stunden. Ganz im Norden und Nordosten kommt davon nichts an, hier
zeigt sich bei Auflockerungen ab und zu die Sonne und in kühlerer Luft werden 4
bis 7°C als Höchstwert erwartet. Auch im Westen sind nachmittags wieder ein paar
Auflockerungen möglich.

Im Südwesten sind es bei sehr guter Durchmischung bis zu +15°C am Oberrhein.
Südlich der Rinne frischt der Südwest- bis Westwind nach kurzer Abnahme erneut
auf und erreicht Bft 7, exponiert 8, im Bergland Sturmstärke und auf einigen
Gipfeln im Süden sind wohl wieder Orkanböen dabei (Feldberg, Schwarzwald und
Alpengipfel).

In der Nacht zum Samstag wird die Höhenströmung wieder leicht antizyklonal, da
sich über Südwesteuropa ein breiter flacher Rücken aufwölbt, gleichzeitig dreht
sie etwas nach Nordwest und generiert an den Alpen eine Staukomponente. Vor
allem dort regnet es teilweise kräftig weiter, während sonst die Niederschläge
über dem Süden und der Mitte zum großen Teil von Westen her abklingen.
Aber auch an der Tiefdruckrinne über Norddeutschland fällt weiterer Regen, wobei
nicht ausgeschlossen ist, dass sich an der Grenze zur kälteren Luft, die dort
von Nordosten einsickert, ein paar Schneeflocken unter den Regen mischen. Schnee
oder Glätte sind aber unwahrscheinlich, an die 0°C geht es wohl nur noch weiter
nördlich bei Auflockerungen.
Sonst ist es frostfrei, teils auch sehr mild und windig bis stürmisch, wobei im
Laufe der Nacht der Wind eher wieder nachlässt.

Samstag … Heiligabend, wölbt sich der Höhenrücken von Südwesteuropa stärker
nach Nordosten auf und sorgt in weiten Landesteilen für Druckanstieg und den
Aufbau eines Zwischenhochs mit Schwerpunkt über Süddeutschland.
Staubedingt regnet es zunächst aber noch ganz im Süden, wobei die Intensitäten
aber stark nachlassen, bzw. der Niederschlag gänzlich zum Erliegen kommt. Die
Dauerregenlage dürfte damit auch an den Alpen, nachdem sie nachts zuvor auch in
Staulagen der Mittelgebirge zu Ende ging, ebenfalls beendet sein. An der
Tiefdruckrinne im Norden und Nordosten fällt ebenfalls noch leichter Regen,
wobei im Nordosten noch etwas kältere Luft einfließt, in der meist nur noch 3
bis 4°C zu erwarten sind. Die feste Phase bleibt aber wohl nach Norden und Osten
außen vor.

Ansonsten zeigen sich eher wenige Auflockerungen, meist überwiegt wolkiger, oder
stark bewölkter Himmel, es regnet aber kaum noch.

Im Bergland bleibt es zunächst windig, in einigen Gipfellagen stürmisch, im
Flachland reicht es nicht mehr für warnrelevante Böen.
In der milden Luftmasse zeigen sich die Temperaturen wenig winterlich mit
maximal +7 bis +13°C, die höheren Werte wie gehabt gibt es nach Westen und
Südwesten hin.

Modellvergleich und -einschätzung

Der Fahrplan steht in groben Zügen, vor allem die Niederschlagsmengen in den
warntechnisch interessanten Staulagen sind unsicher. ICON hat für das Allgäu bis
Samstag jetzt 140 l/qm im Programm und schraubt die Mengen von Lauf zu Lauf
etwas nach oben. Die anderen Modelle simulieren weniger als 100 l/qm. Die
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 90 l/qm in 48h liegen aber auch im ICON EPS
bei fast 60%, was Richtung extremes Unwetter geht. Da der Hauptniederschlag erst
in der Nacht zum Freitag beginnt, bleibt noch etwas Zeit, um die Ergebnisse der
nächsten Läufe abzuwarten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner