#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag, den 19.12.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.12.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Weihnachtstauwetter mit sich allmählich entspannender Glatteislage. Im Osten.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
Aktuell … liegt Mitteleuropa vorderseitig eines kräftigen quasistationären
Langwellentroges über dem Atlantik. Der Kerndruck des steuerenden Zentraltiefs
über dem Atlantik liegt bei etwa 965 hPa. Dem gegenüber steht ein
osteuropäisches Hoch mit einem Druck bis 1045 hPa. Dazwischen wird mit einer
kräftigen südwestlichen subtropischen Luft mit 850-hPa-Temperaturen um 7 °C
advehiert. Dabei wird die bodennahe Kaltluftschicht aus der kalten Hochdrucklage
der vergangenen Tage weiter ausgeräumt. Während am Niederrhein schon
Temperaturen über 10 °C gemessen werden, hält sich südlich der
Mittelgebirgsschwelle (südlich von Rhön und Thüringer Wald bis hin zum
Erzgebirge und Oberlausitz, teils auch in Hessen) noch leichter Frost. Die
Warmfrontniederschläge haben sich in den Osten zurückgezogen. Vom Osterzgebirge
bis in die Oberlausitz fällt noch gefrierender Regen. Ansonsten gefriert der
Regen nur im äußersten Nordosten und Osten auf noch kalten Böden.
In der Nacht ziehen dann die Niederschläge weiter ostwärts ab. Nachfolgend kann
es im zentralen Mittelgebirgsraum, vor allem Richtung Oberfranken bis zum
nördlichen Bayerischen Wald noch zu gefrierenden Nieselregen kommen. Dort
besteht auch noch Restglätte vor allem auf Fußwegen und Nebenstrecken wegen des
abgezogenen gefrierenden Regens. Weiter südlich ist es abgesehen von dichterer
Cirrusbewölkung meist aufgelockert, wodurch hier die Temperaturen wieder in den
Frostbereich gehen, beziehungsweise dort verharren. Vor allem Richtung Franken
Südhessen bis nach Baden-Württemberg bleibt der Temperaturanstieg hinter den
Erwartungen der Modelle zurück. Hier beginnen die Temperaturen wieder nahe des
Frostbereiches zu sinken. In diesen Regionen sollte nicht auf MOSMIX bzw. auf
die Belagstemperaturprognose gesetzt werden. Wahrscheinlich bleibt es kälter.
Entsprechende Warnungen vor Glätte durch überfrierende Nässe laufen, müssen aber
eventuell im Nowcasting noch angepasst werden.
Des Weiteren hat sich durch den starken Gradienten ein kräftiger Höhenwind mit
teils 50 kt auf 850 hPa entwickelt. Durch die stabil geschichtete Grenzschicht
können Windböen nur in den Leelagen der Mittelgebirge heruntergemischt werden.
Besonders hervorzuheben ist hier das Lausitzer Bergland und das Zittauer
Gebirge. Dort sorgt Böhmischer Wind für Böen bis 70 km/h. Bei etwa 10 cm Schnee
können dort noch Schneeverwehungen auftreten. Allerdings sollten diese durch die
sich bildende Eisschicht in den letzten Stunden abgenommen haben. In den
Kammlagen der Mittelgebirge treten weiterhin Sturmböen bis schwere Sturmböen
auf. Auf den Brocken wurden sogar Orkanböen beobachtet. Diese dürften aber in
den nächsten Stunden nachlassen, da das Low-Level-Jetmaximum nach Norden
abzieht.
Dienstag … ändert sich an der Großwetterlage recht wenig. Das Atlantiktief
kommt immer mehr ostwärts voran und beginnt sich aufzufüllen. Die Kaltfront des
Atlantiktiefs wird durch eine Wellenbildung zurückgehalten und kommt kaum
ostwärts voran. Somit verharren wir weiterhin in einer kräftigen Südwestströmung
im weit geöffneten Warmsektor. Vorderseitig der Kaltfront zieht eine
Feuchteschliere über den Nordwesten. Einige Kurzwellentröge (in der oberen
Troposphäre sichtbar als IPV-Anomalie auf der 330 K-Fläche im linken Jetausgang,
sonst kaum zu erkennen) sorgt für die nötige Hebung, um in dem Bereich der
Feuchteschliere mäßigen Regen auszulösen. Die Temperatur erreicht dort Werte bis
12 °C. Im Südosten bleibt die Höhenströmung leicht antizyklonal konturiert.
Absinken in der unteren Troposphäre sorgt dafür, dass sich zwischen dichten Cs-
und As-feldern auch ab und zu mal die Sonne zeigen kann. Die immer noch kalte
Grundschicht wird dabei südlich der Donau (abgesehen vom Alpenrand) vor allem
aber in Niederbayern immer noch nicht durchmischt. So steigt dort die Temperatur
kaum über 0 °C. An der Windsituation ändert sich wenig. In den Leelagen der
Mittelgebirge wird der kräftige Höhenwind heruntergemischt. Der Böhmische Wind
in der Lausitz hält weiter an. Des Weiteren gibt es Sturmböen auf exponierten
Berggipfeln.
In der Nacht zum Mittwoch schwächen sich die Amplitude und das steuernde Tief
des atlantischen Kurzwellentroges weiter ab, wodurch die Ostwärtsverlagerung des
Tiefs beschleunigt wird. Allmählich richtet sich die Frontalzone zonaler aus,
sodass die höhenwärmste Luft ostwärts abzieht. Vorderseitig des Troges greift
der Regen weiter ostwärts bis zur Mitte aus. In den Südweststaulagen der
westlichen Mittelgebirge simuliert ICON-D2 bis zu 20 mm Niederschlag. SuperHD
sogar bis zu 30 mm. Im Westen nimmt der Gradient dabei etwas ab. Während im
Westen bei mäßiger Durchmischung milde 7 Grad vorherrschen, wird im noch leicht
antizyklonal geprägte Südosten nochmals Frost erwartet.
Mittwoch … zonalisiert die Höhenströmung weiter. Dadurch greift der ehemalige
Langewellentrog, der seine Amplitude deutlich verkürzt hat auf Deutschland mit
Regen über. Die Gefahr von gefrierenden Regen besteht dabei nur noch lokal in
den Niederungen Niederbayerns und in der Oberlausitz, wo sich Reste der Kaltluft
halten konnten. Rückseitig der Front fließt erwärmte Polarluft mit
850-hPa-Temperaturen um 1 °C ein. Bei recht guter Durchmischung bedeutete dies
Höchstwerte von etwa 7 bis 10 °C. Im Westen lockert nachfolgend die Wolkendecke
auf.
Ein zweiter „Schwall“ Kaltluft folgt in der Nacht mit schauerartigem Regen an
einem Bodentrog, wobei auch die Achse des Höhentroges durchzieht. Die
850-hPa-tempertur sinkt dabei auf -3 °C. Bei stärkerer Durchmischung bleibt es
weitestgehend frostfrei. Auch nimmt der Gradient weiter zu, sodass es im höheren
Bergland wieder Sturmböen gibt.
Donnerstag … setzt sich die leicht mäandrierende Westwetterlage fort. Der Trog
zieht nach Osten ab und von Westen setzt sich ein flacher Höhenkeil durch. Er
wölbt sich auf der Vorderseite eines neuen atlantischen Cut-Off-Tief auf. Dieses
Cut-Off-Tief entwickelt sich südlich des abgeschwächten, aber immer noch
existenten Grönlandblockings(,das eventuell zwischen den Feiertagen für unser
Wetter interessant werden könnte). In Deutschland setzt zunächst von Setzt von
Südwesten her wieder WLA ein. Im Norden allerdings wird auf der Rückseite eines
Skandinavientiefs kältere Luft heran geführt (T850 ~ 0 °C). wodurch sich der
Temperaturgradient am Donnerstag verschärft. Niedertroposphärisch sind einige
Wellen in die Strömung eingelagert die tagsüber ziehen meist nur leichte
Niederschläge bringen. Dabei nimmt der Gradient aber wieder merklich zu sodass
im Tiefland mit Windböen, im Bergland und in einigen Leelagen mit Sturmböen
gerechnet werden muss. Auch die letzten Kaltluftreste in Niederbayern ausgeräumt
sein, zumal auch der Leitplankeneffekt mit stürmischen Böen im Alpenvorland
greift.
In der Nacht zum Freitag verschärft sich der Temperaturgradient weiter. Die sich
über Deutschland befindliche Frontalzone wird durch eine weitere Welle
aktiviert, wodurch kräftiger Regen auf die Mitte Deutschlands übergreift. Dabei
können dauerregenschwellen gerissen werden.
Modellvergleich und -einschätzung
Zu beachten gibt für die kommende Nacht, dass MOSMIX, ICON-D2, sowie auch Metro
zu hohe Temperaturen bzw. Belagstemperaturen vor allem in den
Auflockerungsgebieten prognostiziert. Daher ist die Gefahr von Glätte deutlich
höher, als es die Modelle erwarten lassen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold