S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.12.2022 um 10.30 UTC

Winterlich, meist leichter Dauerfrost. In der Nacht zum Mittwoch im Südwesten
Gefahr einer Glatteislage oder Starkschneelage. Erst nach Wochenmitte zumindest
im Norden nicht mehr ganz so kalt.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.12.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Dienstag wird die
Wetterlage bestimmt von einem umfangreichen Höhentiefkomplex über Mittel- und
Westeuropa. Das Hautdrehzentrum halt sich am Mittag bereits ins Baltikum
verlagert. Dieser umfangreiche Höhentief-Zusammenschluss ist angefüllt mit
hochreichender Meereskaltluft, wobei die 850-hPa Temperaturen sich in
Deutschland zwischen -5 und -10 Grad bewegen. Die Frontalzone liegt relativ weit
südlich und erstreckt sich vom Azorenraum über das Mittelmeer hinweg in das
westliche Schwarzmeergebiet. Eine darin eingelagerte flache Welle wird am
Dienstag bis vor die Bretagne gesteuert. Über Mitteleuropa hält sich noch
schwacher Hochdruckeinfluss, wobei die Lage noch schwachgradientig ist. In der
Nacht zum Mittwoch erfasst die Welle, die einen gut ausgeprägten Warmsektor
aufweist, bereits den Südwesten. Niederschläge breiten sich dann auch den Westen
und Teile der Mitte aus, wobei meist Schnee fällt, aber im äußersten Südwesten,
d.h. vor allem vom Schwarzwald bis nach Oberschwaben, auch ein Übergang in die
flüssige Phase vorstellbar ist. Dabei besteht vorübergehend Gefahr von Glatteis.
Allerdings ist diese Entwicklung noch unsicher. Die einzelnen Modelle weisen
noch erheblich Unterschiede auf. Gebietsweise kann es auch zu starken
Schneefällen kommen. Relativ sicher scheint, dass in Norddeutschland keine
starken Niederschläge zu erwarten sind.

Am Mittwoch wird diese Welle, die sich rasch zu einem Tief entwickelt, nach
Nordosten zum Riesengebirge gesteuert. Dies lässt die Niederschläge, die
durchweg in fester Phase fallen, auf den gesamten zentralen und östlichen
Mittelgebirgsraum bis zur Niederlausitz ausgreifen. Rückseitig stößt arktische
Polarluft nach Süden vor, wodurch die Niederschläge im Südwesten wieder in
Schnee übergehen. In den Staulagen der Mittelgebirge können mehr als 10, im Stau
des Schwarzwaldes bis über 20 cm Neuschnee fallen. In freien Hochlagen sind
Verwehungen nicht auszuschließen.
Gleichzeitig wandelt sich der Höhentiefkern, der zuvor über der Nordsee lag, in
einen Trog um, der in den Nordosten Deutschlands schwenkt. Dieser Trog lässt in
Nordseenähe die Schauertätigkeit aufleben. Weitgehend niederschlagsfrei bleibt
es nur im Norden und Nordwesten abseits der Küste.
In der Nacht zum Donnerstag dauern die Niederschläge im Süden und Osten noch an,
wobei an den Alpen, bedingt durch Stau, über 10 cm Neuschnee hinzukommen können.
Ansonsten reicht es meist nur für wenige Zentimeter.

Am Donnerstag beleibt die Troglage über Deutschland bestehen. Bei 850-hPa
Temperaturen um -5 Grad, kommt es bei wechselnder Bewölkung zu einzelnen Schnee-
und Graupelschauern. Bei Höchsttemperaturen um etwas über dem Gefrierpunkt,
kommt es zu einer leichten Frostabschwächung.

Am Freitag hat sich der Hauptrog erstmal nach Osten verlagert, ein weiterer
folgt von den Britischen Inseln nach, zuvor setzt sich in Deutschland schwacher
Hochdruckeinfluss durch. Nur im Küstenbereich kommt es noch zu Schauern, sonst
gibt es ein Wechsel aus Sonne und Wolken. Die Höchsttemperaturen erreicht meist
Werte um 2 Grad, nur über den Schneeflächen Süddeutschlands bleiben sie im
leichten Frostbereich.
Im Küstenbereich sind steife bis stürmische Böen möglich, ansonsten ist es eher
windschwach.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagebereich kommenden Samstag setzt sich
zunächst eher schwacher Hochdruckeinfluss durch. Bei wechselnder Bewölkung kommt
es im Küstenbereich zu lokalen Schauern, die teils in fester wie auch in der
flüssigen Phase auftreten können. Nachts kommt es noch leichtem Frost. Tagsüber
liegen die Temperaturen meist im positiven Bereich. Ab Dienstag nächster könnte
von Westen her eine weitere Milderung eintreten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich aber geringe
Unterschiede. Der etwas anti-zyklonalere Verlauf ab Donnerstag und Freitag
scheint sich nun zu manifestieren. Dies hatte der gestrige Lauf noch nicht auf
der Agenda.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die anderen globalen Modelle wie ICON, GFS, GEM und UKMO zeigen ähnliche
Ergebnisse. Vor allem die antizyklonalere Entwicklung nach dem kommenden
Wochenende haben alle globalen unisono im Programm.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS lässt nach einer Trogpassage ab dem dritten Dezemberwochenende
eine Blockierungslage über dem Nordmeer auferstehen. Dies hätte bereits im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum eine erneute Abkühlung zur Folge.
Bereits am Mittwoch wächst der Spread der Einzellösungen signifikant, wobei sich
im Vergleich zu weiter zurückliegenden Modellläufen kein eindeutiger Trend
herausarbeiten lässt. Eindeutig ist lediglich, dass im Norden Deutschlands nur
eine geringe Anzahl der Member auf eine Milderung in Richtung Weihnachten setzt,
wogegen im Süden etwa die Hälfte der Einzelläufe einen Temperaturanstieg zeigen,
aber die andere Hälfte die Kälte andauern lassen. Die sich ab dem dritten
Dezemberwochenende abzeichnende Hochdrucklage wird jedoch von der übergroßen
Mehrzahl der Member prognostiziert, wobei ein derartiges Szenario nach dem
jüngsten Modelllauf wahrscheinlicher wird.
Das EPS des EZMW stützt mit reichlich der Hälfte der Member, die in zwei
Clustern zusammengefasst werden, die Version des deterministischen Laufes. Etwa
ein Drittel der Lösungen setzen einen kräftigen Trog über Mitteleuropa fest. Und
nur ganze 2 Member favorisieren die Variante des GFS (mit der über dem Nordmeer
sich regenerierenden Blockierung). Wie beim EPS des GFS ergibt sich auch beim
EPS des EZMW ab Mittwoch ein rasch wachsender Spread. Allerdings sind im Norden
kaum und in der Mitte Deutschlands nur einzelne Member zu finden, die zum
dritten Dezemberwochenende auf eine Milderung setzen. Im Süden ist dies bei
deutlich mehr Membern der Fall, wobei fraglich ist, ob dieser Temperaturanstieg
sich auch in den bodennahen Schichten bemerkbar macht oder ob die kalte
Grundschicht bestehen bleibt. Das Clustering gemäß Großwetterlagen favorisiert
antizyklonale Lagen. Bis einschließlich drittes Dezemberwochenende beschränkt
sich die Anzahl der Member, die auf eine Milderung setzen, auf Einzelfälle. Erst
zu Wochenbeginn bringen mehr EPS-Member West- und Südwestlagen ins Spiel, aber
diese sind weiterhin in der Minderheit.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Montag und Dienstag ist größtenteils leichter Dauerfrost zu erwarten. In den
Nächten muss bei Aufklaren über Schnee, in einigen Regionen Ostdeutschlands
sowie im Bergland mit teils strengem Frost gerechnet werden. Sonst gibt es
wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren.

In der Nacht zum Mittwoch kommen im Südwesten und Süden Niederschläge auf, die
anfangs meist Schnee, später in Schneeregen oder Regen übergehen, dabei besteht
vorübergehend Gefahr von Glatteis. Am Mittwoch greifen diese Niederschläge rasch
auf den zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum über, dort fällt durchweg
Schnee, in Staulagen können mehr als 10, im Schwarzwald bis über 20 cm Neuschnee
zusammenkommen und es besteht in freien Hochlagen Gefahr von Verwehungen. In der
Nacht zum Donnerstag lassen die Schneefälle allmählich nach. Weiterhin herrscht
meist leichter Dauerfrost.
Am Donnerstag tritt an den Alpen noch leichter Schneefall auf, wahrscheinlich
kommen nicht mehr als 10 cm Neuschnee zusammen. Außerdem frischt an der Küste
der Wind auf, dabei sind stürmische Böen nicht auszuschließen. Zumindest im
Süden und in Teilen der Mitte hält sich noch leichter Dauerfrost, der auch am
Freitag im Süden voraussichtlich noch bestehen bleibt. Im Norden und in der
Mitte setzt sich ab Freitag hingegen eine deutliche Frostabschwächung durch.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS-MIX, MOS-ECMWF

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer