S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.12.2022 um 10.30 UTC

Winterlich, meist leichter Dauerfrost. In der Nacht zum Mittwoch im Südwesten
Gefahr einer Glatteislage. Erst nach Wochenmitte zumindest im Norden nicht mehr
ganz so kalt.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.12.2022

Am Montag wird das Wettergeschehen durch einen Höhentiefkomplex bestimmt, der
aus mehreren Kernen besteht. Der östlichste, eigentlich das Drehzentrum dieses
Komplexes, verlagert sich über Polen hinweg nordwärts. An der Westflanke des mit
diesem Kern korrespondierenden Bodentiefs sind noch leichte Schneefälle zu
erwarten, die über dem Osten Deutschlands ein paar Zentimeter (im Erzgebirge um
10 cm) Schnee bringen, aber im Tagesverlauf nachlassen. Bei ansonsten geringen
Luftdruckgegensätzen ist meist leichter Dauerfrost zu erwarten. Die Frontalzone
liegt relativ weit südlich und erstreckt sich vom Azorenraum über das Mittelmeer
hinweg in das westliche Schwarzmeergebiet. Eine darin eingelagerte flache Welle
wird am Dienstag bis vor die Bretagne gesteuert. Über Mitteleuropa hält sich
noch schwacher Hochdruckeinfluss, wobei die Lage nach wir vor schwachgradientig
ist. Die kalte Grundschicht wird daher konserviert.
In der Nacht zum Mittwoch erfasst die Welle, die einen gut ausgeprägten
Warmsektor aufweist, bereits den Südwesten. Niederschläge breiten sich dann auch
den Westen und Teile der Mitte aus, wobei meist Schnee fällt, aber im äußersten
Südwesten, d.h. vor allem vom Schwarzwald bis nach Oberschwaben, auch ein
Übergang in die flüssige Phase vorstellbar ist. Dabei besteht vorübergehend
Gefahr von Glatteis. Allerdings ist diese Entwicklung noch unsicher.
Am Mittwoch wird diese Welle, die sich rasch zu einem Tief entwickelt, nach
Nordosten zum Riesengebirge gesteuert. Dies lässt die Niederschläge, die
durchweg in fester Phase fallen, auf den gesamten zentralen und östlichen
Mittelgebirgsraum bis zur Niederlausitz ausgreifen. Rückseitig stößt arktische
Polarluft nach Süden vor, wodurch die Niederschläge im Südwesten wieder in
Schnee übergehen. In den Staulagen der Mittelgebirge können mehr als 10, im Stau
des Schwarzwaldes bis über 20 cm Neuschnee fallen. In freien Hochlagen sind
Verwehungen nicht auszuschließen.
Gleichzeitig wandelt sich der Höhentiefkern, der zuvor über der Nordsee lag, in
einen Trog um, der in den Nordosten Deutschlands schwenkt. Dieser Trog lässt in
Nordseenähe die Schauertätigkeit aufleben. Weitgehend niederschlagsfrei bleibt
es nur im Norden und Nordwesten abseits der Küste. In der Nacht zum Donnerstag
dauern die Niederschläge im Süden und Osten noch an, wobei an den Alpen, bedingt
durch Stau, über 10 cm Neuschnee hinzukommen können. Ansonsten reicht es meist
nur für wenige Zentimeter.
Am Donnerstag und Freitag bleibt die Troglage über Mitteleuropa bestehen, wobei
der Haupttrog sich im Laufe des Freitags nach Osteuropa verlagert. Der Trog
bildet sich in Form eines Tiefdruckkomplexes im Bodendruckfeld ab, wodurch sich
im Norden und zum Teil auch in der Mitte eine westliche bis südwestlich
bodennahe Windkomponente durchsetzt. An der Küste können dann Windböen
aufkommen, aber auch weiter im Binnenland dürfte sich zumindest eine
Frostabschwächung bemerkbar machen. Der Süden verbleibt unter einem
Bodenhochkeil, wobei dort die Luftdruckgegensätze gering sind. Abgesehen vom
Küstenbereich bleibt es ansonsten weitgehend niederschlagsfrei.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt die Frontalzone weiter
nördlich an, wobei am Samstag ein markanter Trog Mitteleuropa nach Osten
überquert. Dies dürfte erneut und relativ großflächig mit Schneefällen
einhergehen, zumindest in den Staulagen der Mittelgebirge können mehr als 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden hinzukommen. Außerdem frischt der Wind auf,
in Hochlagen sind dann Verwehungen möglich.
Danach erfolgt Zwischenhocheinfluss, wobei das Hoch durch einen
hereinschwenkenden Rücken zusehends gestützt wird. Von einer Milderung kann
daher noch nicht die Rede sein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich zu den
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich Unterschiede,
was die auf den Südwesten Deutschlands übergreifende Welle betrifft. Der
gestrige 00 UTC-Lauf hatte diese Struktur noch nicht im Programm, der
nachfolgende 12 UTC-Lauf schon.
Bereits ab Freitag kann von einer Konsistenz keine Rede mehr sein. Während der
gestrige 12 UTC-Lauf noch einigermaßen mit der aktuellsten Modellrechnung
vergleichbar ist, hatte der 00 UTC-Lauf des Vortages eine Trogvorderseite und
zumindest oberhalb der Grundschicht eine deutliche Erwärmung zu bieten.
Den am Samstag übergreifenden Trog hatte der gestrige 00 UTC-lauf wesentlich
rascher nach Osten verlagert als die aktuelleren beiden Modellläufe, so dass
sich dann ein Phasenunterschied von annähernd 1000 km ergibt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Dienstag stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten.
Größere Unterschiede ergeben sich hinsichtlich des Wellentiefs in der Nacht zum
Mittwoch. Neben EZMW lässt auch noch UK10 dieses Tief auf den Südwesten und
Süden Deutschlands übergreifen, wobei UK10 sogar eine etwa 200 km weiter
nördliche Zugbahn prognostiziert. ICON, GFS und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes erwarten die Passage dieses Tiefs weiter südlich. Rückseitig
dürfte sich nach allen Modellen wieder arktische Polarluft (mit Temperaturen,
die im 850 hPa-Niveau zum Teil unter -10 Grad liegen) durchsetzen.
Das Einsetzen einer westlichen bis südwestlichen bodennahen Strömung, was sich
ab Donnerstag im Norden Deutschlands abzeichnet, wird mit unterschiedlicher
Ausprägung simuliert. Am schwächsten ist die westliche bodennahe Windkomponente
neben ICON beim kanadischen Modell ausgeprägt. Am Freitag lässt ICON die
bodennahe Windkomponente sogar auf Südwest drehen und den Gradienten zunehmen,
was im Norden und Westen Deutschlands einen Temperaturanstieg zur Folge hätte.
Die anderen Modelle zeigen weiterhin eine westliche Strömung, die beim
kanadischen Modell am schwächsten ist.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt GFS über Mitteleuropa
ein Hochbrücke bestehen, unter welcher die kalte Grundschicht konserviert wird.
Ab Sonntag weitet sich von Westeuropa her ein kräftiges Hoch bis nach
Deutschland aus. Bei EZMW verabschiedet sich dann dieses Hoch bereits nach
Südosteuropa. Das kanadische Modell lässt bis Montagfrüh eine straffe
Westströmung über Mitteleuropa aufkommen, die sich auch weiter nach Osten
durchsetzt und einen merklichen Temperaturanstieg zur Folge hätte. Dieses
Szenario ist am wenigsten wahrscheinlich anzusehen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS lässt nach einer Trogpassage ab dem dritten Dezemberwochenende
eine Blockierungslage über dem Nordmeer auferstehen. Dies hätte bereits im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum eine erneute Abkühlung zur Folge.
Bereits am Mittwoch wächst der Spread der Einzellösungen signifikant, wobei sich
im Vergleich zu weiter zurückliegenden Modellläufen kein eindeutiger Trend
herausarbeiten lässt. Eindeutig ist lediglich, dass im Norden Deutschlands nur
eine geringe Anzahl der Member auf eine Milderung in Richtung Weihnachten setzt,
wogegen im Süden etwa die Hälfte der Einzelläufe einen Temperaturanstieg zeigen,
aber die andere Hälfte die Kälte andauern lassen. Die sich ab dem dritten
Dezemberwochenende abzeichnende Hochdrucklage wird jedoch von der übergroßen
Mehrzahl der Member prognostiziert, wobei ein derartiges Szenario nach dem
jüngsten Modelllauf wahrscheinlicher wird.
Das EPS des EZMW stützt mit reichlich der Hälfte der Member, die in zwei
Clustern zusammengefasst werden, die Version des deterministischen Laufes. Etwa
ein Drittel der Lösungen setzen einen kräftigen Trog über Mitteleuropa fest. Und
nur ganze 2 Member favorisieren die Variante des GFS (mit der über dem Nordmeer
sich regenerierenden Blockierung). Wie beim EPS des GFS ergibt sich auch beim
EPS des EZMW ab Mittwoch ein rasch wachsender Spread. Allerdings sind im Norden
kaum und in der Mitte Deutschlands nur einzelne Member zu finden, die zum
dritten Dezemberwochenende auf eine Milderung setzen. Im Süden ist dies bei
deutlich mehr Membern der Fall, wobei fraglich ist, ob dieser Temperaturanstieg
sich auch in den bodennahen Schichten bemerkbar macht oder ob die kalte
Grundschicht bestehen bleibt. Das Clustering gemäß Großwetterlagen favorisiert
antizyklonale Lagen. Bis einschließlich drittes Dezemberwochenende beschränkt
sich die Anzahl der Member, die auf eine Milderung setzen, auf Einzelfälle. Erst
zu Wochenbeginn bringen mehr EPS-Member West- und Südwestlagen ins Spiel, aber
diese sind weiterhin in der Minderheit. Eine durchgreifende Milderung im Sinne
eines Weihnachtstauwetters, wie es in den vergangenen Jahren fast die Regel war,
ist daher nicht in Sicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Montag und Dienstag ist größtenteils leichter Dauerfrost zu erwarten. In den
Nächten muss bei Aufklaren über Schnee, in einigen Regionen Ostdeutschlands
sowie im Bergland mit teils strengem Frost gerechnet werden. Sonst gibt es
wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren.

In der Nacht zum Mittwoch kommen im Südwesten und Süden Niederschläge auf, die
anfangs meist Schnee, später in Schneeregen oder Regen übergehen, dabei besteht
vorübergehend Gefahr von Glatteis. Am Mittwoch greifen diese Niederschläge rasch
auf den zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum über, dort fällt durchweg
Schnee, in Staulagen können mehr als 10, im Schwarzwald bis über 20 cm Neuschnee
zusammenkommen und es besteht in freien Hochlagen Gefahr von Verwehungen. In der
Nacht zum Donnerstag lassen die Schneefälle allmählich nach. Weiterhin herrscht
meist leichter Dauerfrost.
Am Donnerstag tritt an den Alpen noch leichter Schneefall auf, wahrscheinlich
kommen nicht mehr als 10 cm Neuschnee zusammen. Außerdem frischt an der Küste
der Wind auf, dabei sind stürmische Böen nicht auszuschließen. Zumindest im
Süden und in Teilen der Mitte hält sich noch leichter Dauerfrost, der auch am
Freitag wahrscheinlich noch bestehen bleibt.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann